Papst erinnert Glaubenskongregation an pastorale Dimension ihres Wirkens

Papst Franziskus hat an diesem Freitag den Mitgliedern der Glaubenskongregation für ihren Einsatz auf den sensiblen Feldern des Glaubens gedankt. Derzeit tagt die Glaubenskongregation, seit vergangenem Juli unter der Leitung ihres bisherigen Sekretärs Luis Francisco Ladaria Ferrer, zu ihrer Vollversammlung im Vatikan.

Christine Seuss – Vatikanstadt.

Der Papst ging auf verschiedene Themenbereiche ein: Behandlung von Fällen, die einer gründlichen pastorale Unterscheidung bedürfen, Vertiefung bestimmter Aspekte der Heilsgeschichte sowie Richtlinien im Hinblick auf Fragen der Wirtschaftsethik und des Umgangs mit dem Lebensende. „Der Mensch heute weiß nicht mehr, wer er ist – deshalb fällt es ihm schwer, zu erkennen, wie er gut handeln kann,“ betonte Franziskus in seiner Ansprache an die Mitglieder dieses Vatikan-Dikasteriums. Er danke ihnen deshalb für ihre Arbeit und die tägliche Unterstützung der „Lehre der Bischöfe, im Schutz des rechten Glaubens und der Heiligkeit der Sakramente, bei all den verschiedenen Fragen, die heute eine wichtige pastorale Unterscheidung verlangen, wie das Studium der Fälle, die graviora delicta (also die „schwerwiegenderen Straftaten“, Anm.) betreffen oder die Fragen von Eheauflösungsverfahren in favorem fidei (Spezielles Eheauflösungsverfahren „zugunsten des Glaubens“, bei dem beispielsweise einer der beiden Ehepartner nicht getauft ist, Anm.).“

Papst schätzt Vertiefung auf christliche Heilsgeschichte

Die Aufgabe der Kongregation, auf die jenseitige Hinwendung des Menschen und die Verbindung „seiner Vernunft mit der Wahrheit und dem Guten, zu denen der Glaube an Jesus Christus hinführt,“ erscheine in diesem Sinn „entscheidend“, würdigte der Papst die Arbeit seiner Gäste. Er schätze insbesondere die Vertiefung, die im Hinblick auf einige Aspekte der christlichen Heilsgeschichte vorgenommen worden seien, um Antworten auf agnostische Tendenzen der heutigen Zeit zu geben, betonte er.

„Diese Tendenzen sind Ausdruck eines Individualismus, der sich für die Rettung auf die eigenen Kräfte verlässt. Wir hingegen glauben, dass das Heil in der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus liegt, der, dank der Gabe seines Geistes, uns in eine neue Ordnung der Beziehungen zwischen dem Vater und den Menschen eingeführt hat.“

Besondere Bedeutung komme auch den Untersuchungen zu, die die ethischen Auswirkungen einer angemessenen Anthropologie im wirtschaftlich-finanziellen Bereich betreffe. „Nur eine Vision des Menschen als Person, also grundsätzlich als Wesen, das Beziehungen sucht und mit einer eigenen und breit angelegten Vernunft ausgestattet ist, kann im Einklang mit den objektiven moralischen Anforderungen handeln,“ betonte Franziskus mit Blick auf die Lehre der Kirche, die dieses Prinzip stets „klar vertreten“ habe.

Einige delikate Fragen

Ein weiterer Schwerpunkt der thematischen Beratungen während der Plenarsitzung habe auf „einigen delikaten Fragen“ im Hinblick auf die Begleitung Sterbender gelegen, lenkte Franziskus den Blick auf ein weiteres Feld, das immer stärker in den Fokus der gesellschaftlichen Diskussion rückt. Die „Prozess der Säkularisierung“ und eine Verabsolutierung von Konzepten der Selbstbestimmung und Autonomie habe in einigen Ländern zu einem Anstieg von Euthanasie-Bestrebungen als „ideologische Bestätigung“ des Willens nach „Macht des Menschen über das Leben“ geführt, beklagte der Papst. Der freiwillige Abbruch des menschlichen Lebens als Ausdruck von Zivilisation? Auch diese Betrachtungsweise werde mittlerweile vertreten, führte der Papst aus:

„Es ist klar, dass dort, wo das Leben nicht aufgrund seiner Würde, sondern wegen seiner Effizienz und seine Produktivität wertgeschätzt wird, all dies möglich wird. In diesem Bild ist es nötig, zu wiederholen, dass das menschliche Leben, von seiner Zeugung bis hin zu seinem natürlichen Ende, eine Würde besitzt, die es unantastbar macht.“

Es sei für den Menschen heutzutage schwierig geworden, den misslichen und schmerzlichen Situationen des Lebens mit einem Blick der Hoffnung gegenüberzutreten. Doch genau hier setze eine wichtige Aufgabe der Kirche an, betonte der Papst, der die Glaubenskongregation abschließend an die pastorale Dimension ihrer Arbeit erinnerte:

“ Wahre Hirten sind diejenigen, die den Menschen nicht sich selbst überlassen ”

 „Wahre Hirten sind diejenigen, die den Menschen nicht sich selbst überlassen, noch ihn in den Fängen seiner Desorientierung und seiner Fehler lassen, sondern die ihn mit Wahrheit und Barmherzigkeit dahin zurückführen, sein authentisches Antlitz im Guten wieder zu finden. Wahrhaft pastoral ist also jede Handlung, die darauf zielt, den Menschen an der Hand zu nehmen, wenn dieser den Sinn seiner Würde und seiner Bestimmung verloren hat, um ihm mit Vertrauen dorthin zu führen, die liebevolle Vaterschaft Gottes wiederzuentdecken, seine gute Bestimmung und die Wege, eine menschlichere Welt zu schaffen. Das ist die große Aufgabe, die eure Kongregation und eine jede andere pastorale Einrichtung in der Kirche erwartet.“ (vatican news)

Papst: „Kirche muss überall präsent sein

Die Kirche muss „überall dort präsent sein, wo die Menschen leben: in ihren Städten, ihren Häusern, an ihren Arbeitsplätzen“.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Auf immer neue Weise soll sie versuchen, „Gottes Segen an seine ganze Schöpfung zu übermitteln“. Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief an das Päpstliche Theologische Institut für Ehe und Familie.

Das Institut, das an der Päpstlichen Lateranunversität angesiedelt ist und von Franziskus vor kurzem neu eingerichtet wurde, hat einen neuen Lehrstuhl geschaffen. Er ist nach der Konzilserklärung Gaudium et Spes benannt, dem herausragenden Text zum Thema Kirche in der Welt von heute. Das gibt dem Papst die Gelegenheit, Gaudium et Spes ausführlich zu würdigen. Sein „wertvolles Erbe“ bestehe in einem „missionarischen Impuls“, der auch nach Jahrzehnten noch spürbar sei. Auch mit seiner Aufmerksamkeit für das „Evangelium der Familie“ bleibe Gaudium et Spes bahnbrechend.

“ Räume zu Begegnung und Dialog schaffen ”

Während des synodalen Wegs, der 2016 zu Franziskus Schreiben „Amoris Laetitia“ über eine Neuausrichtung der Ehe- und Familienpastoral führte, hat das Institut kaum eine Rolle gespielt. Manche sahen es als Gralshüter der Lehren Johannes Pauls II., der es einst gegründet hat, und beschrieben es als eine Art Gegenspieler zu der von Franziskus gewollten Neujustierung.

Franziskus erinnert in seinem Brief kurz an den synodalen Weg und an „Amoris Laetitia“, hält sich dabei aber nicht lange auf. Er sei „zuversichtlich“, dass das Institut „angesichts der neuen pastoralen Herausforderungen, auf die die christliche Gemeinschaft antworten muss, in vorderster Linie stehen“ werde.

Dem Bund zwischen Mann und Frau kommt in der Darstellung des Papstes weiterhin „eine außerordentliche anthropologische und soziale Relevanz“ zu. Besonders wichtig sei es, dass die Kirche „Räume zu Begegnung und Dialog“ schaffe, um ihre Lehre zu Ehe und Familie in der heutigen Lebenswirklichkeit der Menschen wirklich präsent zu machen. (vatican news)

Papst: Gemeinsames Reformationsgedenken war erst der Anfang

Das gemeinsame Reformationsgedenken im letzten Jahr hat die Gemeinschaft zwischen Lutheranern, Katholiken und ihren Partnern „verstärkt und vertieft“. Das hat Papst Franziskus an diesem Freitag einer Gruppe finnischer Lutheraner gesagt, die er im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen im Vatikan empfing.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Das gemeinsame Gedenken an 500 Jahre Reformation, so der Papst, bleibe „eine fruchtbare Gelegenheit für die Ökumene, weil es kein Endpunkt war, sondern ein Anfangspunkt in der ökumenischen Suche nach der vollen und sichtbaren Einheit zwischen uns“. Franziskus benannte vor seinen lutherischen Gästen drei Haltungen, die „alle drei unerlässlich sind, wenn wir wirklich unser Gedächtnis heilen wollen“: Dankbarkeit, Reue und Hoffnung.

Beim gemeinsamen Reformationsgedenken gab es „keine Spur der Konflikte der Vergangenheit“, sagte der Papst, „denn wir haben die Reform als Einladung aufgefasst, dem Verlust der Glaubwürdigkeit des Christentums entgegenzutreten.“

Als eine „vorrangige Frage der Ökumene“ heute bezeichnete der Papst eine genauere Untersuchung über die Natur der Kirche, die bereits in Arbeit sei. Er würdigte das jüngst erschienene Dokument der finnischen lutheranisch-katholischen Kommunion über Kirche, Eucharistie und Amt und sagte, darin seien „alle entscheidenden Themen erkennbar, über die der ökumenische Dialog vorangebracht werden kann und muss.“ So seien nach dem erzielten Konsens über die Rechtfertigungslehre nun deren ekklesiologische Auswirkungen zu vertiefen.

Finnische Lutheraner kommen seit bald 20 Jahren jeweils rund um den Gedenktag des finnischen Schutzheiligen Heinrich von Uppsala nach Rom und tauschen sich in einer Audienz mit dem Papst aus. Den Anfang machte 1999 der frisch ernannte Erzbischof von Turku, Jukka Paarma, den Johannes Paul II. mit seiner Delegation empfing. Der polnische Papst war im Jahr zuvor in der lutherischen Kathedrale von Turku zu Gast gewesen, ein Ereignis, das die Beziehungen zwischen der katholischen und der finnischen lutherischen Kirche entscheidend bestärkte.

Die Gruppe aus Finnland nimmt jeweils auch an der Papstvigil zum Abschluss der ökumenischen Gebetswoche der Einheit der Christen in Sankt Paul vor den Mauern teil. (vatican news)

Enormer Anstieg an Exorzismus-Anfragen: Irischer Priester bittet um Unterstützung

DUBLIN – Aufgrund eines dramatischen Anstiegs „dämonischer Aktivitäten im Land“ bittet ein irischer Priester und Exorzist die Bischöfe seines Landes um mehr Unterstützung.

In einem Interview mit „The Irish Catholic“ sagte Pater Pat Collins, er sei überwältigt mit Anfragen nach Exorzismen. In einem offenen Brief hat er die irischen Bischöfe aufgefordert, mehr Priester auszubilden, um mit der Nachfrage fertig zu werden.

„Allein in den letzten Jahren ist die Nachfrage exponentiell gestiegen“, sagte Collins dem „Irish Catholic“.

Die Bitte des irischen Exorzisten ist kein Einzelfall. Weltweit wird von einem dramatischen Anstieg dämonischer Aktivitäten berichtet, von einzelnen Exorzisten wie von der Internationalen Vereinigung der Exorzisten (IAE), einer Gruppe von 400 katholischen Geistlichen.

Im Jahr 2014 teilte die IAE mit, dass die dämonischen Aktivitäten auf der ganzen Welt einen „pastoralen Notstand“ darstellten.

Collins sagte, er sei „verblüfft“, dass die Bischöfe nicht mehr Exorzisten für Irland ausgebildet hätten, und fügte hinzu, dass jeder, der keine Notwendigkeit für mehr Exorzisten sieht, „keinen Kontakt zur Realität“ habe.

Ob zurecht oder nicht: Er stelle „verzweifelt fest“, dass Menschen glauben, von einem bösen Geist befallen zu sein, so Collins.

Schlimmer noch: Die Kirche sei oft überfordert. Selbst in den sehr häufigen Fällen, in denen keine Besessenheit bestehe, wisse die Kirche nicht, wie zu verfahren sei, sagte der Priester. Mit einem Empfehlungsschreiben für einen Psychologen oder eine ähnliche Person werde das Problem nicht gelöst. Oft blieben Hilfesuchende auf der Strecke.

Ein Sprecher der Bischofskonferenz in Maynooth sagte dem „Irish Catholic“, dass jede Diözese einen ausgebildeten Exorzisten haben müsse, der in der Lage sei, den Unterschied zwischen Anzeichen echter dämonischer Besessenheit und Zeichen mentaler oder psychischer Krankheit zu erkennen.

„Exorzismen sind sehr selten und unseres Wissens hat es in den letzten Jahren keinen Exorzismus in Irland gegeben“, so der Sprecher.

Der Katechismus der Katholischen Kirche betont die Wichtigkeit, zwischen dämonischer Aktivität und psychischer Krankheit zu unterscheiden.

„Der Exorzismus dient dazu, Dämonen auszutreiben oder vom Einfluß von Dämonen zu befreien und zwar kraft der geistigen Autorität, die Jesus seiner Kirche anvertraut hat. Etwas ganz anderes sind Krankheiten, vor allem psychischer Art; solche zu behandeln ist Sache der ärztlichen Heilkunde. Folglich ist es wichtig, daß man, bevor man einen Exorzismus feiert, sich Gewißheit darüber verschafft, daß es sich wirklich um die Gegenwart des bösen Feindes und nicht um eine Krankheit handelt (KKK, 1673)“.

Im April 2015 veranstaltete die Kongregation für den Klerus zusammen mit der Universität Regina Apostolorum in Rom ein Seminar, das speziell Priester und Laien darin schulte, die Unterschiede zwischen psychologischen Problemen und dämonischem Besitz zu erkennen.

Bei der Konferenz sprachen praktizierende Exorzisten, Mediziner, Psychologen, Juristen und Theologen.

Kürzlich aktualisierte Regeln für die Austreibung von Dämonen besagen auch, dass eine Person, die glaubt, besessen zu sein, zuerst Geisteskrankheit ausschließen muss, bevor sie einen Exorzismus sucht. Wenn der Ritus des Exorzismus noch benötigt wird, können sie einen Priester suchen, der von seinem Bischof als Exorzisten für seine Diözese ausgebildet und ernannt wurde.

Egal ob Exorzismus oder andere Probleme: Der Gesprächsbedarf ist hoch und in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, betont Collins.

Pater Vincent Lampert, ein vom Vatikan ausgebildeter Exorzist und Pfarrer der Erzdiözese Indianapolis, sagte bereits vor einiger Zeit gegenüber CNA, dass die beste Verteidigung gegen dämonische Besessenheit sei, sich an die Sakramente zu halten.

In seinem offenen Brief an die irischen Bischöfe schrieb Collins: „… Es gibt immer mehr Beweise für das niederträchtige Treiben des Bösen.“ (CNA Deutsch)

 

Die Logik der Desinformation: Das sagt Papst Franziskus über „Fake News“

VATIKANSTADT – CNA dokumentiert den Wortlaut, wie ihn der Heilige Stuhl veröffentlicht hat.

BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM 52. WELTTAG DER
SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL

»Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32).
Fake News und Journalismus für den Frieden

Liebe Brüder und Schwestern,

im Plan Gottes ist die Kommunikation eine wesentliche Art und Weise, Gemeinschaft zu leben. Der Mensch, Abbild und Ebenbild des Schöpfers, hat die Fähigkeit, das Wahre, das Gute und das Schöne zum Ausdruck zu bringen und es mit den anderen zu teilen. Er hat die Fähigkeit, von seiner Erfahrung und von der Welt zu erzählen, und so die Grundlagen für das Gedächtnis und das Verständnis der Ereignisse zu schaffen. Wenn sich der Mensch aber von Hochmut und Egoismus leiten lässt, kann es passieren, dass er seine Kommunikationsgabe auf eine entstellte Weise nutzt, wie schon die biblischen Erzählungen von Kain und Abel oder vom Turm zu Babel zeigen (vgl. Gen 4,1-16; 11,1-9). Diese Entstellung kommt in einer Verdrehung der Wahrheit auf individueller wie auch kollektiver Ebene zum Ausdruck. Dabei wird die Kommunikation doch erst in der Treue zur Logik Gottes zum Raum, in dem die eigene Verantwortung für die Wahrheitssuche und den Aufbau des Guten zum Ausdruck kommt! In einem zusehends von Schnelllebigkeit geprägten und in ein digitales System eingebetteten Kommunikationskontext, können wir heute das Phänomen der „Falschmeldungen“ beobachten, der sogenannten Fake News: ein Phänomen, das nachdenklich stimmt und mich dazu veranlasst hat, diese Botschaft dem Thema der Wahrheit zu widmen, wie es meine Vorgänger seit Paul VI. schon mehrere Male getan haben (vgl. Botschaft 1972: Die sozialen Kommunikationsmittel im Dienst der Wahrheit). So möchte ich einen Beitrag zu unserer gemeinsamen Verpflichtung bringen, der Verbreitung von Falschmeldungen zuvorzukommen, den Wert des Journalistenberufes neu zu entdecken und uns wieder auf die persönliche Verantwortung zu besinnen, die ein jeder von uns bei der Mitteilung der Wahrheit trägt.

  1. Was ist an „Falschmeldungen“ falsch?

Fake News ist ein umstrittener, vieldiskutierter Begriff. Normalerweise ist damit die im Internet oder in den traditionellen Medien verbreitete Desinformation gemeint: gegenstandslose Nachrichten also, die sich auf inexistente oder verzerrte Daten stützen und darauf abzielen, den Adressaten zu täuschen, wenn nicht gar zu manipulieren. Die Verbreitung solcher Nachrichten kann gezielt erfolgen, um politische Entscheidungen zu beeinflussen oder Vorteile für wirtschaftliche Einnahmen zu erlangen.

Die Wirksamkeit der Fake News liegt vor allem in ihrer mimetischen Natur, in ihrer Fähigkeit der Nachahmung also, um glaubhaft zu erscheinen. Darüber hinaus sind solche Meldungen, die zwar falsch, aber plausibel sind, verfänglich: indem sie sich Stereotype und Vorurteile zunutze machen, die in einem bestimmten sozialen Gefüge vorherrschen, ist es ihnen nämlich ein Leichtes, die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen auf sich zu lenken und Gefühle anzusprechen, die schnell und unmittelbar ausgelöst werden können: Angst, Verachtung, Wut und Frustration. Die Verbreitung solcher Meldungen erfolgt durch manipulative Nutzung der sozialen Netzwerke und dank deren spezifischer Funktionsweise: so erhalten auch Inhalte, die eigentlich jeder Grundlage entbehren, eine so große Sichtbarkeit, dass der Schaden selbst dann nur schwer eingedämmt werden kann, wenn von maßgeblicher Seite eine Richtigstellung erfolgt.

Die Schwierigkeit, Fake News aufzudecken und auszumerzen, hat auch mit dem Umstand zu tun, dass die Interaktion der Personen oft innerhalb homogener digitaler Räume erfolgt, zu denen divergierende Meinungen oder Blickwinkel nicht durchdringen können. Diese Logik der Desinformation führt also nicht nur dazu, dass es zu keiner gesunden Auseinandersetzung mit anderen Informationsquellen kommt, welche Vorurteile in Frage stellen und einen konstruktiven Dialog entstehen lassen könnte, sondern dass man sogar riskiert, sich zum unfreiwilligen Verbreiter parteiischer Meinungen zu machen, die jeder Grundlage entbehren. Das Drama der Desinformation ist die Diskreditierung des anderen, seine Stilisierung zum Feindbild bis hin zu einer Dämonisierung, die Konflikte schüren kann. Falschmeldungen gehen also mit intoleranten und zugleich reizbaren Haltungen einher und führen nur zur Gefahr, dass Arroganz und Hass eine immer weitere Verbreitung finden. Denn das ist es, wozu die Falschheit letztlich führt.

2. Wie erkennt man Fake News?

Niemand von uns kann sich der Verantwortung entziehen, solchen Unwahrheiten entgegenzutreten. Das ist kein leichtes Unterfangen, da sich die Desinformation oft auf sehr gemischte Inhalte stützt, die gewollt evasiv und unterschwellig irreführend sind, und sich mitunter raffinierter Mechanismen bedienen. Lobenswert sind daher Bildungsinitiativen, die lehren, wie man den Kommunikationskontext einordnen und beurteilen kann, ohne sich dabei zum ungewollten Verbreiter von Desinformation zu machen, sondern diese stattdessen aufdeckt. Lobenswert sind ebenso institutionelle und rechtliche Initiativen, die die Eindämmung dieses Phänomens durch entsprechende normative Maßnahmen vorantreiben, wie auch das Bestreben seitens der Technologie- und Medienunternehmen, mit Hilfe neuer Kriterien nachzuweisen, wer sich hinter den Millionen von digitalen Profilen versteckt.

Der Schutz vor den Mechanismen der Desinformation und das Erkennen derselben macht jedoch auch eine sorgfältige Unterscheidung erforderlich. Es geht hier nämlich darum, das aufzudecken, was man als die „Logik der Schlange“ bezeichnen könnte, die sich überall verstecken und jederzeit zubeißen kann. Es handelt sich um die Strategie der »schlauen Schlange«, von der das Buch Genesis spricht und die sich an den Anfängen der Menschheit zum Urheber der ersten „Fake News“ (vgl. Gen 3,1-15) gemacht hat. Die tragische Konsequenz war der Sündenfall, der dann den ersten Brudermord zur Folge hatte (vgl. Gen 4) und zahllose andere Formen des Bösen gegen Gott, den Nächsten, die Gesellschaft und die Schöpfung. Die Strategie dieses gerissenen »Vaters der Lüge« (Joh 8,44) ist nichts anderes als eben die Mimesis: eine gefährliche Verführung, die sich mit vielversprechenden, aber unwahren Argumenten ins Herz des Menschen schleicht. So wird im Bericht vom Sündenfall ja auch erzählt, wie sich der Verführer der Frau nähert und vorgibt, ein Freund zu sein und ihr Wohl am Herzen zu haben. Das Gespräch mit ihr beginnt er mit einer Aussage, die zwar wahr ist, aber doch nur zum Teil: »Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?« (Gen 3,1). In Wahrheit hatte Gott dem Adam aber nicht gesagt, dass er von keinem Baum essen dürfe, sondern nur von einem nicht: »Vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen« (Gen 2,17). Das stellt die Frau der Schlange gegenüber zwar richtig, auf ihre Provokation geht sie aber dennoch ein: »Nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben!« (Gen 3,3). Diese Antwort hat einen legalistischen, pessimistischen Beigeschmack: Nachdem die Frau dem Fälscher Glauben geschenkt hat, lässt sie sich von seiner Darlegung der Fakten anziehen und wird in die Irre geführt. So schenkt sie ihm zunächst Aufmerksamkeit, als er ihr versichert: »Nein, ihr werdet nicht sterben!« (Gen 3,4). Danach erhält die Dekonstruktion des Verführers einen glaubhaften Anstrich: »Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse« (Gen 3,5). Und so wird die väterliche Ermahnung Gottes, die das Gute zum Ziel hatte, am Ende diskreditiert, um der verlockenden Versuchung des Feindes nachgeben zu können: »Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war …« (Gen 3,6). Diese biblische Erzählung lässt uns also eine Tatsache erkennen, die für unser Thema wesentlich ist: keine Desinformation ist harmlos. Im Gegenteil: dem zu vertrauen, was falsch ist, hat unheilvolle Folgen. Schon eine scheinbar leichte Verdrehung der Wahrheit kann gefährliche Auswirkungen haben.

Was hier ins Spiel kommt, ist nämlich unsere Gier. Fake News verbreiten sich oft rasend schnell, wie ein Virus, der nur schwer eingedämmt werden kann. Und der Grund dafür liegt nicht so sehr in der für die sozialen Netzwerke typischen Logik der Weitergabe, sondern eher in der unersättlichen Gier, von der sich der Mensch nur allzu leicht beherrschen lässt. Die wahre Wurzel der wirtschaftlichen und opportunistischen Hintergründe der Desinformation ist unser Hunger nach Macht und Besitz, unsere Vergnügungssucht – eine Gier, die uns letztlich auf einen Schwindel hereinfallen lässt, der noch viel tragischer ist als jede seiner Ausdrucksformen: den Schwindel des Bösen, der sich von Falschheit zu Falschheit seinen Weg bahnt in unser Herz und es seiner Freiheit beraubt. Und das ist auch der Grund, warum Erziehung zur Wahrheit Erziehung zur Unterscheidung bedeutet: Erziehung dazu, das Verlangen und die Neigungen, die uns bewegen, einordnen und abwägen zu lernen, damit es uns nie an Gutem fehlen möge, sodass wir dann auf die erstbeste Versuchung hereinfallen.

3. »Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32)

Durch die ständige Verunreinigung mit einer irreführenden Sprache wird die Innerlichkeit des Menschen letztendlich verdunkelt. Dostojewski hat hierzu etwas Bemerkenswertes geschrieben: »Wer sich selbst belügt und an seine eigene Lüge glaubt, der kann zuletzt keine Wahrheit mehr unterscheiden, weder in sich noch um sich herum; er achtet schließlich weder sich selbst noch andere. Wer aber niemand achtet, hört auch auf zu lieben und ergibt sich den Leidenschaften und rohen Genüssen, um sich auch ohne Liebe zu beschäftigen und zu zerstreuen. Er sinkt unweigerlich auf die Stufe des Viehs hinab, und all das, weil er sich und die Menschen unaufhörlich belogen hat« (Die Brüder Karamasow, II, 2).

Was also tun? Das radikalste Mittel gegen den Virus der Falschheit ist es, sich von der Wahrheit reinigen zu lassen. Aus christlicher Sicht ist die Wahrheit nicht nur eine begriffliche Realität, die das Urteil über die Dinge betrifft und sie als wahr oder falsch definiert. Bei der Wahrheit geht es nicht nur darum, verborgene Dinge ans Licht zu bringen, „die Realität zu enthüllen“, wie der altgriechische Begriff für die Wahrheit nahelegt: aletheia (von a-lethès, das „Unverborgene“). Wahrheit hat mit dem ganzen Leben zu tun. In der Bibel hat sie auch die Bedeutung von Stütze, Beständigkeit, Zuversicht, worauf schon die Wurzel ‘aman schließen lässt, von der sich auch das liturgische Amen herleitet. Die Wahrheit ist das, worauf man sich stützen kann, um nicht zu fallen. In diesem relationalen Sinn ist das einzig Zuverlässige und Vertrauenswürdige; das einzige, worauf wir zählen können; das einzig „Wahre“ der lebendige Gott. So kann Jesus ja auch sagen: »Ich bin die Wahrheit« (Joh 14,6). Der Mensch entdeckt nun die Wahrheit immer wieder neu, wenn er sie in sich selbst als Treue und Zuverlässigkeit dessen, der ihn liebt, erfährt. Das allein befreit den Menschen: »Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32).

Befreiung von der Falschheit und Suche nach Beziehung: das sind die zwei Elemente, die nicht fehlen dürfen, wenn unsere Worte, unsere Gesten wahr, authentisch und glaubwürdig sein sollen. Wenn wir die Wahrheit erkennen wollen, müssen wir zwischen dem unterscheiden, was der Gemeinschaft und dem Guten zuträglich ist, und dem, was dagegen dazu neigt zu isolieren, zu spalten, Gegensätze zu schüren. Die Wahrheit erlangt man also nicht, wenn man sie als etwas auferlegt, das fremd und unpersönlich ist; sie entspringt vielmehr den freien Beziehungen zwischen den Personen, im gegenseitigen Zuhören. Zudem muss die Wahrheit immer wieder neu aufgespürt werden, weil sich überall etwas Falsches einschleichen kann, auch wenn man Dinge sagt, die wahr sind. So mag eine schlüssige Argumentation zwar auf unleugbare Fakten gestützt sein – wird sie aber dazu genutzt, den anderen zu verletzten, ihn in den Augen Dritter abzuwerten, dann wohnt ihr nicht die Wahrheit inne, wie richtig diese Argumentation auch erscheinen mag. Die Wahrheit der Aussagen erkennt man an ihren Früchten: daran also, ob sie Polemik, Spaltung und Resignation auslösen – oder eine gewissenhafte und reife Diskussion, einen konstruktiven Dialog und ein fruchtbares Schaffen.

4. Der Friede liegt in der wahren Nachricht

Das beste Mittel gegen die Falschheit sind nicht die Strategien, sondern die Personen: Personen, die frei von Begierde sind und daher die Bereitschaft haben, zuzuhören und die Wahrheit durch die Mühe eines ehrlichen Dialogs zutage treten lassen. Personen, die – vom Guten angezogen – bereit sind, die Sprache verantwortungsvoll zu gebrauchen. Wenn der Ausweg aus der Verbreitung von Desinformation also die Verantwortung ist, dann sind hier vor allem jene auf den Plan gerufen, denen die Verantwortung beim Informieren schon von Berufs wegen auferlegt ist: die Journalisten, die die Hüter der Nachrichten sind. In der Welt von heute übt der Journalist nicht nur einen Beruf aus: er hat eine Mission. Trotz der Kurzlebigkeit der Nachrichten und im Strudel der Sensationspresse darf er nie vergessen, dass im Zentrum der Nachricht der Mensch steht – und nicht, wie schnell eine Nachricht verbreitet wird und welche Wirkung sie auf das Publikum hat. Informieren hat mit „formen“ zu tun, betrifft das Leben der Menschen. Das ist auch der Grund, warum die Sorgfalt bei den Quellen und der Schutz der Kommunikation eigenständige Prozesse sind, die wirklich zur Entwicklung des Guten beitragen, Vertrauen schaffen und Wege der Gemeinschaft und des Friedens erschließen.

Ich möchte daher alle dazu einladen, einen Journalismus für den Frieden voranzutreiben, womit ich nicht einen Journalismus meine, dem es nur um „Schönfärberei“ geht, der das Vorhandensein schwerwiegender Probleme leugnet und einen süßlichen Tonfall annimmt. Nein, ich meine einen Journalismus, der sich nicht verstellt; der der Unwahrheit, der Effekthascherei und dem prahlerischen Reden den Kampf ansagt; ein Journalismus, der von Menschen und für Menschen gemacht ist; der sich als ein Dienst versteht, der allen Menschen zugutekommt, vor allem jenen – und das ist in unserer heutigen Welt der Großteil –, die keine Stimme haben; ein Journalismus, dem es nicht nur darum geht, Nachrichten so schnell und lukrativ wie möglich „an den Mann zu bringen“, sondern der die tatsächlichen Ursachen der Konflikte zu erforschen sucht, um ihre Wurzeln verstehen und durch die Anregung guter Handlungsweisen überwinden zu können; ein Journalismus, der sich nicht vom Strudel der Sensationsgier und der verbalen Gewalt mitreißen lässt, sondern lieber nach alternativen Lösungen sucht.

Lassen wir uns also von einem Gebet im Geiste des heiligen Franziskus inspirieren und wenden wir uns an Den, der die Wahrheit selbst ist:

Herr, mache uns zum Werkzeug deines Friedens.
Lass uns das Böse erkennen, das sich in eine Kommunikation einschleicht, die nicht Gemeinschaft schafft.
Gib, dass wir das Gift aus unseren Urteilen zu entfernen wissen.
Hilf uns, von den anderen als Brüder und Schwestern zu sprechen.
Du bist treu und unseres Vertrauens würdig; gib, dass unsere Worte Samen des Guten für die Welt sein mögen:
wo Lärm ist, lass uns zuhören;
wo Verwirrung herrscht, lass uns Harmonie verbreiten;
wo Zweideutigkeit ist, lass uns Klarheit bringen;
wo es Ausschließung gibt, lass uns Miteinander schaffen;
wo Sensationssucht herrscht, lass uns Mäßigung wählen;
wo Oberflächlichkeit ist, lass uns wahre Fragen stellen;
wo es Vorurteile gibt, lass uns Vertrauen verbreiten;
wo Aggressivität herrscht, lass uns Respekt bringen;
wo es Falschheit gibt, lass uns Wahrheit schenken.
Amen. (CNA Deutsch)

Kommunikationspräfekt: Gemeinsam gegen „Fake News“

 

Neue Allianzen zwischen Bürgern und Institutionen gegen die Verbreitung so genannter „Fake News“ hat der Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariates Dario Edoardo Viganò gefordert.

Hierbei seien angefangen bei den Schulen über Berufsverbände bis hin zur Politik alle Glieder der Gesellschaft gefordert, betonte der Präfekt in einem Interview mit Vatican News anlässlich der Veröffentlichung der Papstbotschaft zum 52. Tag der Sozialen Kommunikationsmittel. Insbesondere Journalisten seien gefragt, gegen das Phänomen vorzugehen, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren sowie den eigenen Berufsethos zu beschädigen.

Es gehe darum, „die Verantwortung der Kommunikation“ wieder ins Zentrum zu stellen, appellierte Viganò. „Dieser Wert kann gemeinsam mit der Meinungsfreiheit die Kommunikation selbst zum Ort des Zuhörens, des Dialoges und auch der Meinungsverschiedenheiten machen“, so der Präfekt. Fake News verbreiteten sich ja gerade dort, wo vorschnell geurteilt und nicht zugehört werde. Kommunikation sei nicht allein die Verbreitung von Nachrichten, sondern meine Hilfsbereitschaft, gegenseitige Bereicherung, Beziehung und habe die Aufgabe, Brücken zu bauen und dem Frieden zu dienen. (vatican news)

Nach neuer Gewalt im Kongo: Schicksal verhafteter Katholiken unklar

KINSHASA – Die genaue Zahl der Todesopfer, sowie die Lage der am Sonntag im Kongo festgenommenen Katholiken, darunter zehn Priester, ist weiter unklar.

Polizei und Streitkräfte gingen nach Angaben zahlreicher Augenzeugen am 21. Januar unter anderem mit scharfer Munition gegen die meist katholischen Demonstranten an mehreren Orten vor. Die UN-Mission im Land meldete fünf neue Tote und mehrere Dutzend Verletzte – sowie zahlreiche Festnahmen.

Hintergrund der Konflikte im Kongo ist die Verzögerung der Wahlen durch Staatschef Joseph Kabila seit Dezember 2016.

Die katholische Kirche im Land hatte am 31. Dezember zu friedlichen Demonstrationen aufgerufen. Darauf reagierten Autoritäten mit blutiger Gewalt gegen Katholiken. Mehrere Menschen wurden bereits damals getötet.

In einer Pressemitteilung bestätigt unterdessen die Apostolische Nuntiatur in Kinshasa, dass die Polizei gegen Demonstranten in der Hauptstadt Kinshasa und in den Städten Kisangani (Nordosten), Goma und Bukavu (Nord- und Süd-Kivu, im Osten), Lubumbashi (Süd-Ost) und Mbuji-Mayi (Zentrum) scharfe Munition benutzte.

Das berichtet der Pressedienst der Päpstlichen Missionswerke, „Fides“.

In mehreren Kirchen kam es zu dramatischen Szenen: Nach Angaben der Nuntiatur wurde „mindestens ein Priester verletzt und drei weitere in Kinshasa festgenommen“. Unter den sechs Opfern, die die Nuntiatur bestätigt, befindet sich auch eine Ordenskandidatin. Sie wurde vor der Kirche des heiligen Franziskus niedergeschossen.

Am letzten Tag seines Apostolischen Besuchs in Peru hatte Papst Franziskus am Sonntag die Verantwortlichen in Politik und Institutionen aufgefordert, die Regierung der Demokratischen Republik Kongo zu einem Ende der Gewalt gegen die Menschen im Land zu bewegen.

„Die Regierung macht die Veranstalter der Kundgebung für die Gewalt am vergangenen Sonntag verantwortlich“, zitiert „Fides“ einen Beobachter aus Kreisen der katholischen Kirche im Kongo.

Trotzdem wollen die katholischen Laien nicht aufgeben, so der Beobachter, und „weitere Protestkundgebungen organisieren“.

„Das liegt daran, dass inzwischen ganz klar der Eindruck entsteht, dass die Machthaber auf ihre Macht nicht verzichten wollen. Die Kundgebungen sind daher die einzige Form des – wenn auch schwachen – Protestes, um weiterhin Druck auszuüben in der Hoffnung, dass sich etwas ändert“.

„Katholische Laien führen heute die Proteste gegen Kabila an“, so der von „Fides“ zitierte Augenzeuge abschließend. „Es nahmen zwar auch Priester an den Protestaktionen teil, aber diese Initiativen gingen nicht von der Bischofskonferenz (CENCO) oder von einzelnen Bischöfen aus. Es muss erneut ausdrücklich betont werden, dass es sich um die Initiativen katholischer Laien handelt“. (CNA Deutsch)

China: Opfert der Vatikan katholische Bischöfe der kommunistischen Regierung?

Quelle: AsiaNews (Screenshot am 23. Januar)

Der Vatikan unterhält schon seit Jahrzehnten keine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China. Besonders die Bischofsernennungen waren in der Vergangenheit stets ein besonderes Ärgernis. Durch Rom ernannte Bischöfe konnten nur im Untergrund arbeiten – im Gegensatz zu den durch die kommunistische Regierung Pekings ernannten Bischöfe. Diese wiederum wurden häufig durch den Heiligen Stuhl nicht anerkannt und exkommuniziert.

Heute veröffentlichte das mediale Organ des Vatikans, vatican.news, eine schier unglaubliche Meldung basierend auf einem Artikel der Nachrichtenagentur AsiaNews, die zum päpstlichen Institut für Auslandsmission in Mailand gehört, unter der Überschrift „China: Vor einem Abkommen mit dem Heiligen Stuhl?“:

„Der Heilige Stuhl soll sogenannte Untergrundbischöfe in China gebeten haben, sich zugunsten sogenannter offizieller Bischöfe zurückzuziehen. …

Sie deutet die Demarche des Vatikans als Hinweis auf ein möglicherweise in die Nähe rückendes Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China. Nach AsiaNews-Angaben hat sich im Dezember eine Vatikandelegation in Peking mit Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou getroffen. Dabei habe sie ihn bereits zum zweiten Mal gebeten, zugunsten von Joseph Huang Bingzhang zurückzutreten. Dieser ist im Unterschied zu Jianjian bisher nicht offiziell vom Vatikan anerkannt. Der jetzt 88-jährige Jianjian ist nach den Angaben der Agentur 2006 mit Erlaubnis des Papstes geheim zum Bischof geweiht worden.

Nach Darstellung von AsiaNews ist die Causa Jianjian kein Einzelfall. Insgesamt gebe es derzeit sieben Bischöfe, die von der Pekinger Regierung ernannt, vom Vatikan aber nicht anerkannt seien. Umgekehrt spricht AsiaNews von etwa zwanzig sogenannten Untergrundbischöfen, die zwar mit Erlaubnis Roms geweiht, vom Regime aber nicht anerkannt seien“.

Das der Vatikan mit unliebsamen Geschehnissen nur zögerlich oder gar nicht an die Öffentlichkeit geht ist bekannt. In diesem Fall, der bereits durch die internationalen Medien publiziert wird, zitiert vatican.news lediglich AsiaNews und enthält sich vorerst einer eigenen Darstellung.

Wenn die Informationen der Nachrichtenagentur AsiaNews der Wahrheit entsprechen, muss sich der Heilige Stuhl einige Fragen gefallen lassen. Um ein Abkommen mit der kommunistischen Regierung der Volksrepublik China zu erreichen, werden offenbar durch Rom ernannte und geweihte Bischöfe in China zum Rücktritt aufgefordert.

Das Papst Franziskus sich stark in Politik einmischt und Regierungen in aller Welt nach seinen eigenen Vorstellungen versucht zu beeinflussen, ist lange bekannt. Das er jetzt aber eigene Bischöfe opfert um diplomatische Beziehungen zu einem kommunistischen Staat aufzubauen ist wohl einzigartig in der Neuzeit der katholischen Kirche. Der chinesische Kardinal Zen Ze-kiun, bis 2009 Bischof von Hongkong, hat schon vor langer Zeit den Heiligen Stuhl davor gewarnt, sich auf Kompromisse einzulassen. (vh)

Interviewbuch: Kardinal Beniamino Stella und „Viri probati“

Neben Kardinal Hummes und Bischof Kräutler meldet sich jetzt auch der Kurienkardinal Stella als Wegbereiter für „Viri probati“ zu Wort.

Benjamino Kardinal Stella hält es für sinnvoll, über die Weihe von Priestern für ältere verheiratete Männer nachzudenken. In einem Interviewbuch mit dem Titel „Tutti gli uomini di Francesco“ (Alle Männer von Franziskus) des italienischen Vatikanjournalisten Fabio Marchese Ragona sagte er:

„Die sogenannten „Viri probati“ seien eine Hypothese, die aufmerksam zu bewerten ist, durchaus offen und ohne Engstirnigkeit“.

Ferner ermahnt Stella die Kirche:

„Den richtigen Moment zu erkennen, in dem der Geist ihr so etwas empfiehlt“.

Kardinal Stella, seit 2013 Präfekt der Kongregation für den Klerus und vorher Apostolischer Nuntius in Kuba und Kolumbien ist eine Kreatur von Papst Franziskus. Im Jahr 2014 hatte ihn der Papst in den Kardinalsstand erhoben. Bisher ist Stella kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten. Nun stellt er sich offen auf die Seite von Papst Franziskus und unterstützt dessen Vorhaben, das Zölibat in der katholischen Kirche zu verändern. Anfang 2017 mit der Ankündigung der http://www.vaticanhistory.de/wordpress/?p=13347Amazonassynode 2019 hatte Franziskus geäußert:

“Wir müssen darüber nachdenken, ob „Viri probati“ eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden.”

Somit hat der Papst einen weiteren Unterstützer neben Kardinal Hummes und Bischof Kräutler für sein Vorhaben in Lateinamerika erhalten. Kräutler war Co-Autor der zweiter Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Seither ist er zusammen mit Kardinal Hummes, der einer der Vorgänger von Kardinal Stella im Amt des Präfekten der Kleruskongregation war, ein Verfechter das Zölibat für das Amazonasgebiet außer Kraft zu setzen. In der Vergangenheit und Gegenwart haben sich auch in Deutschland Kardinäle wie Walter Kasper, Reinhard Marx und Karl Lehmann für eine Diskussion darüber stark gemacht.

Der jüngste Papstbesuch in Chile und Peru hat durchblicken lassen, das Franziskus durchaus willens ist beim Zölibat einen neuen Weg zu beschreiten. (vh)

Papst präzisiert: Wollte mit Aussagen zum Fall Barros niemanden verletzen

VATIKANSTADT – Auf dem Rückflug von Peru nach Rom hat Papst Franziskus seine Aussagen präzisiert, die er am 18. Januar gegenüber einem chilenischen Journalisten machte. Er habe damit den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche nicht Schmerzen bereiten wollen, betonte der Pontifex.

Er habe den Chilenen nur erklären wollen, dass es aus seiner Sicht ungerecht sei, Bischof Juan Barros dafür zu verurteilen, vom sexuellen Missbrauch an Kindern durch einen befreundeten Priester gewusst und dies vertuscht zu haben.

Der Papst sagte, dass seine Verwendung des „Beweises des Wortes“ nicht der beste sei, um sich einem leidenden Herzen zu nähern, und bat um Vergebung von Opfern, die er verletzt haben könnte. Der Gedanke, Opfer unbeabsichtigt verletzt zu haben, habe ihn „entsetzt“, besonders nachdem er Opfer in Chile getroffen habe, so wie er es auch auf anderen Reisen wie 2015 in Philadelphia getan habe.

Er habe den Chilenen nur erklären wollen, dass es aus seiner Sicht ungerecht sei, Bischof Juan Barros dafür zu verurteilen, vom sexuellen Missbrauch an Kindern durch einen befreundeten Priester gewusst und dies vertuscht zu haben.

Vier Opfer sexuellen Missbrauchs des überführten Kinderschänders Fernando Karadima beschuldigen Barros, von den Verbrechen seines langjährigen Freundes und Mentors gewusst zu haben. Ihre Aussagen sind öffentlich wiederholt publiziert und bekräftigt worden.

Karadima, der einst eine Laienbewegung leitete, wurde 2011 in einem vatikanischen Prozess wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt. Im Alter von 84 Jahren wurde er zu einem Leben in Gebet und Einsamkeit verurteilt.

Während seines Besuches in Chile vom 15. bis 18. Januar traf Papst Franziskus auch mit Missbrauchsopfern zusammen. Als er jedoch am letzten Tag im Land von Journalisten über Barros befragt wurde, sagte er:

„An dem Tag, an dem sie mir Beweise gegen Bischof Barros bringen, werde ich sprechen“, und weiter: „Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Das ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Barros, der seine Unschuld beteuert, ist seit seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Osorno im Jahr 2015 umstritten. Papst Franziskus verteidigt Barros seit Jahren.

Nun räumte der Pontifex ein, mit dem Begriff „Beweise“ sei es schwer, „sich einem leidenden Herzen zu nähern“.

Er sei sich auch dessen bewusst, dass Opfer möglicherweise gar nicht beweisen können, was ihnen zugestoßen ist – sei es, weil es keine Beweise mehr dafür gibt, oder aus Scham oder Angst.

„Barros ‚Fall wurde untersucht, er wurde erneut untersucht, und es gibt keine Beweise“, sagte Franziskus Journalisten im Flieger am 21. Januar. „Das wollte ich sagen. Ich habe keine Beweise, um ihn zu verurteilen. Und wenn ich ihn ohne Beweise oder ohne moralische Gewissheit verurteile, würde ich das Verbrechen begehen, das ein schlechter Richter begeht.“

„Wenn eine Person kommt und mir Beweise gibt“, fuhr er fort, „bin ich der erste, der ihm zuhört. Wir sollten gerecht sein.“

Die Aussagen des Papsts in Chile waren international auf heftigen Widerstand gestoßen. Kritiker warfen Franziskus vor, seine Aussagen seien Opfern gegenüber unsensibel.

Der derzeitige Präsident der Kinderschutzkommission des Vatikans bezeichnete die Worte des Papstes als schmerzhaft und befremdlich für Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Kardinal Sean O’Malley, Erzbischof von Boston und einer von neun Mitgliedern des Kardinalrates des Papstes, gab am 20. Januar eine Erklärung ab. Darin heißt es:

„Es ist verständlich, dass die Äußerungen von Papst Franziskus (…) eine Quelle großer Schmerzen für Überlebende sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder andere Täter waren“.

Der Kardinal weiter:

„Wenn gesagt wird, ‚wenn Du Deine Aussagen nicht beweisen kannst, dann wird man Dir nicht glauben‘, dann werden damit diejenigen im Stich gelassen, die schwerste, kriminelle Verletzungen ihrer menschlichen Würde erlitten haben, und es wird ihnen ein schlechter Ruf angehängt“.

Da er nicht persönlich in die chilenischen Fälle verwickelt war, sagte O’Malley, er könne nicht darüber sprechen, warum der Papst die spezifischen Worte gewählt habe, die er als Reaktion auf die Reporter verwendet habe.

„Ich weiß jedoch, dass Papst Franziskus das ungeheuerliche Versagen der Kirche und ihres Klerus, die Kinder missbrauchten, und die verheerenden Auswirkungen, die diese Verbrechen auf die Überlebenden und ihre Angehörigen hatten, voll und ganz zur Kenntnis nimmt.“

„Ich begleitete den Heiligen Vater bei zahlreichen Treffen mit Überlebenden“, so O’Malley weiter. Er habe erlebt, wie sehr dem Papst der oft lebenslange Schmerz der Opfer betroffen habe.

Während der Pressekonferenz im Flieger sagte der Papst, dass er O’Malleys Aussage gesehen habe und dass er Wertschätzung für den Kardinal habe: „Ich danke ihm für seine Aussage, weil sie sehr gerecht war.“

„[O’Malley] hat alles gesagt, was ich getan habe und was ich tue, dass die Kirche tut, und dann hat er von der Trauer der Opfer gesprochen“, so Franziskus. „Weil viele Opfer denken, dass sie nicht in der Lage sind, ein Dokument oder eine Zeugenaussage machen können.“

Unklar ist, ob der Papst das Mandat O’Malleys als Leiter der Kinderschutzkommission verlängern wird – dessen dreijährige Amtszeit ist im vergangenen Dezember eigentlich ausgelaufen.

In der Pressekonferenz sagte Franziskus lediglich, er habe vor der Abreise nach Latein-Amerika eine Liste von Empfehlungen für neue Mitglieder erhalten, die er jetzt studiere.

Alvaro de Juana, der den Papst im Flieger begleitete, und Hannah Brockhaus in Rom trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)