Marx: „Deutschland dreht sich nicht um eine einzige Partei“

Nicht nur auf die AfD starren, sondern „verbal abrüsten“: Dazu lädt Kardinal Reinhard Marx ein, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die Debatten in Deutschland dürften sich nicht ausschließlich um eine Partei drehen, sagte er zum Beginn der Herbstvollversammlung der Bischöfe am Montagnachmittag in Fulda.

„Deutschland dreht sich nicht nur um eine Partei! Sechs Parteien sind im Bundestag vertreten; es geht nicht nur um den Blick auf eine Partei, sondern um den Blick auf Lösungen für Probleme. Nicht von vornherein die Fixierung auf ein einziges Thema und eine einzige Partei – das wäre kontraproduktiv!“

Zwar mache ihm der „Rechtsruck“, der bei der Bundestagswahl zutage getreten sei, durchaus Sorge, sagte der Kardinal. Doch das sei „ein Trend, der generell durch Europa geht, nichts typisch Deutsches“.

„Jeder Abgeordnete ist dem ganzen deutschen Volk verpflichtet. Ich appelliere, verbal abzurüsten und jetzt zur Sachdiskussion zu kommen. Das Parlament hat auch seine Würde. Ich bitte alle Abgeordneten darum, zwar zu streiten, aber mit Respekt vor dem anderen, in der Form eines Dialogs, im Streit um das bessere Argument und in der Suche nach dem Gemeinwohl.“

Aus seiner Sicht gebe es in allen Parteien „Menschen, die sich auf den christlichen Glauben berufen“, fuhr Marx fort. Er hoffe auch im neuen Bundestag auf eine anständige Form der Auseinandersetzung. „Es geht darum, dass der Stil auch deutlich macht: Wir ringen um einen guten Weg. Da ist es sehr wichtig, dass man keine Sprache des Hasses in eine politische Kultur hineinbringt.“

Der Erzbischof von München und Freising nannte ein paar Themenfelder, die auch künftig in der Politik wichtig sein werden und denen das besondere Augenmerk der deutschen Bischöfe gehöre. „Wie gehen wir mit den Fremden um, wie gehen wir mit den Armen um? Wie gehen wir mit Menschen um, die wegen einer Notsituation zu uns gekommen sind? Das sind Fragen, die für Christen in allen politischen Gruppierungen bedeutsam sein sollten.“ Er könne verstehen, dass sich bei den Menschen in Deutschland angesichts von Migranten Ängste entwickelten. „Dass wir die Sorgen der Menschen ernst nehmen, ist klar; diesen Sorgen können wir nur durch eine gute Integration der Menschen begegnen.“ (rv)

Papst empfängt Unterstützer der Schweizergarde

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat Mitglieder der Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde getroffen. Die im Schweizer Fribourg ansässige Einrichtung unterstützt die vatikanische Wache finanziell, materiell und sozial.

„Im Ausüben ihrer Aktivität drücken sie den Gemeinschaftsgeist und den Zusammenhalt aus, der typisch ist für die Präsenz von Katholiken in der Gesellschaft“, sagte Papst Franziskus. „Diese Haltung hat ihre Wurzeln im evangelikalen Anspruch der Nächstenliebe und bevorzugt die Überwindung von Schwierigkeiten und sozialer Spannungen unter verschiedenen Gruppen.“

Franziskus betonte: „durch Ihre Arbeit legen sie konkret Zeugnis ab für die evangelischen Ideale und, im Schweizer Kontext, sind Sie ein Beispiel für Brüderlichkeit und Zusammenhalt“.

Der Papst sprach in seiner Rede über die Nächstenliebe, die vom Ursprung her die Funktion und Zielsetzung der Stiftung darstelle.

Laut der Website der Schweizergarde sind Schwerpunkte der Stiftungsarbeit die Rekrutierung neuer Gardisten, die Aus- und Weiterbildung, die Verbesserung der Infrastruktureinrichtungen und Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit sowie die Wiedereingliederung austretender Gardisten in das Erwerbsleben. (CNA Deutsch)

Vatikandiplomatie: Lob des Multilateralismus

In einer immer komplexer werdenden Welt können nur gemeinsame Anstrengungen zu politischen Lösungen führen: Dieses Grundprinzip der Vatikandiplomatie betonte deren Chef, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, an diesem Freitag sehr deutlich. Gerade mit Blick auf aktuelle Krisen wie etwa um Nordkorea könne man diese Komplexität sehen: „Wir leben in einem multipolaren Kontext, in dem es ganz verschiedene Instanzen gibt. Aber genau deswegen, weil die Welt enorm komplex geworden ist, müssen wir die Wichtigkeit des Instruments des Multilateralismus betonen, um auf eine friedliche Weise die Schwierigkeiten lösen zu können.“ Das sagte Parolin am Rand einer Buchvorstellung in Rom.

Multilateralismus ist das Prinzip, möglichst viele Partner an der Lösung politischer Probleme zu beteiligen. „Ich möchte bei dieser Gelegenheit diese Wichtigkeit des Multilateralismus noch einmal betonen“, so der Kardinal gegenüber Radio Vatikan. „Und das besonders in einer Zeit, in der dieser Multilateralismus in vielerlei Hinsicht in einer Krise steckt.“ Die Atomwaffen Nordkoreas fallen einem da ein, aber auch das multilaterale Abkommen mit dem Iran, das US-Präsident Donald Trump einseitig – unilateral – aufzukündigen droht, was ihm Kritik etwa aus Europa einbringt.

Kardinal Parolin ist eindeutig: Multilateralismus sei dem Einzelgängertum auf der globalen Bühne vorzuziehen. Dieser Unilateralismus sei eine „Versuchung“, so Parolin, der selber lange Jahre als Vatikandiplomat im aktiven Dienst war. „Der Heilige Stuhl sieht im Multilateralismus das Instrument, um die komplexen Probleme der Welt von heute zu lösen,“ bekräftigt Parolin.

Dazu gehöre für den Vatikan aber auch, konkrete Vorschläge zu machen. „Es reicht nicht aus, die Prinzipien in Erinnerung zu rufen, sondern es ist auch wichtig, auf mögliche Wege hinzuweisen, die man gehen kann.“

Die Krise des Multilateralismus müsse ebenfalls ganz konkret angegangen werden. „Man kann da an die Institutionen denken, welche dieses Prinzip umsetzen und die vielleicht eine Modernisierung gebrauchen können. Wie lange schon reden wir etwa über eine Reform der UNO und so weiter?“ In den Händen der dort im Augenblick in Vollversammlung tagenden Staats- und Regierungschefs liege das Schicksal der Menschheit: „Der Papst appelliert an ihre Verantwortung“, so Kardinal Parolin.Diese Verantwortung könnten sie nur gemeinsam wahrnehmen, wenn es um Frieden und die Entwicklung der ganzen Welt gehe. (rv)

Vatikan: Gendarmerie hat Obdachlose „mit Respekt“ behandelt

Eine plötzliche Kehrtwende im Vatikan? Viele Medien – auch im deutschsprachigen Raum – haben über die Räumung auf und um den römischen Petersplatz von Freitagmorgen berichtet und behauptet, dass die vatikanische Gendarmerie die Obdachlosen grundlos weggeschickt habe. Einige Berichterstattungen haben immerhin auch die Vatikan-Erklärung gebracht, in der erläutert wurde, dass die vatikanische Sicherheitsbehörde es für angebracht hielt, wenn morgens und tagsüber keine Obdachlose – vor allem bei den Säulengängen rund um den Petersplatz – campieren. Radio Vatikan hat darüber mit dem Hauptverantwortlichen der Gendarmerie gesprochen. Kommandant Domenico Giani erläutert uns, dass es drei Gründe gab, weshalb „seine Männer“ die Obdachlosen beim Petersplatz am Freitag „wegschickten“.

„Am Petersplatz gab es zwei Probleme, und zwar sowohl ein Sicherheitsproblem als auch ein Ansehensproblem. Was die Sicherheit betrifft: Der Vatikan ist nun mal ein Ort voller Symbole und deshalb eine Zielscheibe. Wohlgemerkt, derzeit haben wir keine konkreten Androhungen, aber die Gefahr ist dennoch da.“

Es sei in letzter Zeit immer wieder vorgekommen, dass Obdachlose tagsüber ihre Taschen unter den Säulengängen liegen ließen; jedes Mal führte dies zu Kontrollen, die viel Zeit in Anspruch genommen hätten. „Das konnten wir nicht länger hinnehmen, auch aus Respekt gegenüber unseren Kollegen der italienischen Polizei, die unnötig in Anspruch genommen wurden“, so Giani.

Der zweite Aspekt betrifft das Ansehen des Ortes: Der Platz und die Säulen seien nicht als Schlafstellen oder Campingplatz erbaut worden.

„Auf Wunsch des Heiligen Vaters und seit seinem Pontifikatsbeginn wurden neue Toiletten, Duschen und sogar Frisöre den Obdachlosen am Petersplatz zur Verfügung gestellt. Jeden Abend können sie bei den Mutter-Teresa-Schwestern neben dem Petersplatz eine Mahlzeit abholen. Wir haben auch eigene Freiwilligendienste, um den Bedürftigen materiell beizustehen. Wir geben in dieser Hinsicht unser Bestes.“

Jeder Mensch, ob obdachlos oder als sonstiger Gast im Vatikan, werde als Mensch von den Gendarmen wahrgenommen und behandelt, präzisiert Giani. Es habe ihn sehr verletzt, dass man die Räumung als „ruppige Aktion“ beschrieben habe. Dies sei nicht der Fall gewesen. „Im Gegenteil, es gab eine gute Zusammenarbeit mit den Betroffenen und wir haben ihnen geholfen, zusammen mit der Gemeinschaft von Sant´Egidio geeignetere Plätze in Rom aufzusuchen“, fügt der Kommandant der Gendarmerie an. Man habe ihnen sogar ein Frühstück offeriert und habe ohne Einsatz von Waffen gehandelt.

„Ein weiterer Grund für die Räumung betrifft die Hygiene. Das ist auch ein Sicherheitsaspekt für alle Gäste, die sich tagsüber auf dem Petersplatz aufhalten. Zusammen mit der italienischen Polizei und der römischen Müllabfuhr, die für die Hygiene auf den öffentlichen Straßen und Plätzen zuständig ist, sowie der vatikanischen Gärtnerei und der Vatikan-Feuerwehr haben wir beschlossen, dass man tagsüber dort nicht campieren soll.“ (rv)

Papst Franziskus wiederholt: In der Kirche gilt „Null-Toleranz-Prinzip“ für Missbrauch

VATIKANSTADT – In einer geschriebenen, aber nicht gehaltenen Rede hat Papst Franziskus am heutigen Donnerstag bekräftigt, dass die Katholische Kirche sich im Fall sexuellen Missbrauchs Minderjährige zum Null-Toleranz-Prinzip bekenne.

Die Rede des Papstes wurde an die Anwesenden der Kinderschutzkommission verteilt. Darin betont der Pontifex, „dass sexueller Missbrauch eine furchtbare Sünde ist“. Die Kirche wolle auf allen Ebenen entschieden gegen Täter vorgehen. Der Redetext betont:

„Die Hauptverantwortung liegt bei den Bischöfen, den Priestern und Ordensleuten, bei denen also, die vom Herrn die Berufung zu einem Leben des Dienstes empfangen haben. Zu diesem Dienst gehört auch der wachsame Schutz der Kinder, junger Leute und Erwachsener.“

Das Treffen mit dem Papst markierte den Auftakt der Vollversammlung der Päpstlichen Kommission am heutigen Donnerstag. Bis Sonntag werden die Mitglieder des Gremiums unter der Leitung des US-amerikanischen Kardinals Sean O’Malley eine Bilanz ihrer bisherigen Arbeit ziehen und nächste Schritte klären, auch in der Präventionsarbeit.

Neben dem Vorsitzenden, Kardinal O’Malley, sprachen heute auch zwei Mitglieder der Kommission, Schwester Hermenegild Makoro CPS und der Laie Bill Kilgallon über die Projekte der sechs Arbeitsgruppen der 2014 gegründeten Kommission. Aus dem deutschen Sprachraum ist in der Kommission der Jesuitenpater Hans Zollner vertreten.

Der Papst lobte die Arbeit der von ihm selber eingesetzten Kommission. Zum Abschluss erinnerte er an sein Bild der Kirche als Feldlazarett, in das man sich hinsetzen könne, anderen zuhören und mit ihnen „unsere Kämpfe und unseren Glauben an die Frohe Botschaft Jesu Christi teilen“, so Franziskus. Er vertraue fest darauf, dass die Kommission ein Ort bleibe, an dem weiter Stimmen der Opfer angehört werden. (CNA Deutsch)

Missbrauch: Papst bekräftigt „Null-Toleranz-Prinzip“

Sexueller Missbrauch an Kindern ist ein „schreckliches Verderbnis für die ganze Menschheit“. Das hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag vor den Mitgliedern der Päpstlichen Kinderschutzkommission im Vatikan unterstrichen. Für die Kirche sei die Flut an Missbrauchsskandalen, die in den letzten Jahren publik wurden, „eine sehr schmerzhafte Erfahrung“ gewesen, sagte er in seiner Rede, die er nicht verlas, sondern seinen Zuhörern aushändigen ließ.

„Wir schämen uns für den Missbrauch, den geweihte Diener der Kirche begangen haben – Menschen, denen man eigentlich am ehesten vertrauen können sollte. Aber wir haben auch einen Ruf gehört, der – da sind wir uns sicher – direkt von unserem Herrn Jesus Christus kommt: den Auftrag des Evangeliums zu erfüllen, indem wir alle gefährdeten Kinder und Jugendlichen schützen!“

Franziskus empfing die 2014 von ihm selbst eingesetzte Kinderschutzkommission zum Auftakt ihrer Vollversammlung an diesem Donnerstag. Bis Sonntag wollen die Mitglieder des Gremiums über einen opferzentrierten Ansatz bei der Aufarbeitung und in der Präventionsarbeit sprechen und eine Bilanz ihrer bisher geleisteten Arbeit ziehen.

„Kirche muss auf allen Ebenen gegen Missbrauch vorgehen“

„Erlauben Sie mir, in aller Klarheit zu sagen, dass sexueller Missbrauch eine furchtbare Sünde ist“, heißt es im Redetext des Papstes. „Ich habe hier in Rom mehrmals mit Opfern und Überlebenden von Missbrauch gesprochen; dabei haben sie offen darüber geredet, welche Folgen der sexuelle Missbrauch für ihr Leben und das Leben ihrer Familien hatte. Ich weiß, dass auch Sie Gelegenheit zu solchen Begegnungen hatten und darin einen Ansporn finden, persönlich wirklich alles zu tun, um dieses Übel zu bekämpfen und aus unserer Mitte auszurotten.“

Franziskus bekräftigt in dem Text, dass die Kirche „auf allen Ebenen“ entschieden gegen Missbrauchstäter vorgehen wolle. Diese Täter seien „Verräter an ihrer Berufung“. „Die Disziplinarmaßnahmen, die die Ortskirchen beschlossen haben, müssen auf alle angewandt werden, die in kirchlichen Einrichtungen arbeiten! Die Hauptverantwortung liegt bei den Bischöfen, den Priestern und Ordensleuten, bei denen also, die vom Herrn die Berufung zu einem Leben des Dienstes empfangen haben. Zu diesem Dienst gehört auch der wachsame Schutz von Kindern, jungen Leuten und Erwachsenen. Darum bekennt sich die Kirche unwiderruflich und auf allen Ebenen im Fall sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zum Null-Toleranz-Prinzip.“

„Best practice“ in allen Ortskirchen durchsetzen

Der Papst erinnert in seinem Redetext explizit daran, dass er auf Vorschlag der Kinderschutzkommission ein „Motu Proprio“ veröffentlicht hat; dieses erlaubt es dem Vatikan, Bischöfe oder Ordensobere abzusetzen, wenn sie Missbrauchsfälle vertuscht haben. Er lobt die Hartnäckigkeit, mit der die Kommission Ortskirchen in vielen Teilen der Welt für das Thema Missbrauch sensibilisiert. Es freue ihn besonders, dass viele Ortskirchen einen Tag des Gebets für Missbrauchsopfer durchgeführt und Treffen mit Opfern und Opferverbänden organisiert hätten.

„Es ist auch ermutigend zu sehen, wie viele Bischofskonferenzen und Ordensoberen-Konferenzen Ihren Rat beim Erstellen von Kinderschutz-Regelwerken eingeholt haben. Ihre Mitarbeit, um eine „best practice“ durchzusetzen, ist wirklich wichtig – speziell bei den Ortskirchen, die für Kinderschutz nicht so viel Geld zur Verfügung haben. Ich würde Sie gern dazu ermuntern, in Ihrer Arbeit weiter mit der Glaubens- und der Missionskongregation zusammenzuarbeiten…“

Ein Lob für Marie Collins

Genau bei dieser Zusammenarbeit mit Dikasterien der Römischen Kurie hat es in der Vergangenheit dem Vernehmen nach immer wieder mal geknirscht. Die Irin Marie Collins, selbst ein Opfer von Missbrauch und Kommissionsmitglied der ersten Stunde, hat das Gremium im Protest gegen einzelne Einrichtungen der Kurie, die sich nach ihrem Eindruck einer Zusammenarbeit entzogen, verlassen. Allerdings arbeitet Frau Collins in verschiedenen Belangen weiter mit der Kommission zusammen. Vor diesem Hintergrund war es bemerkenswert, dass der Papst sie in seinem Text von diesem Donnerstag namentlich nennt.

„Ich möchte die vielen Initiativen der Aus- und Weiterbildung loben, die Sie in vielen Ortskirchen weltweit und genauso hier in Rom in den verschiedenen Dikasterien des Heiligen Stuhls, im Kurs für neugeweihte Bischöfe und auf verschiedenen internationalen Kongressen angeboten haben. Es freut mich zu hören, dass der Kurs, den Kardinal O’Malley und Frau Marie Collins, eines der Gründungsmitglieder, letzte Woche den neuen Bischöfen angeboten haben, auf so viel Interesse gestoßen ist!“

„Kommission muss auch künftig Stimmen der Opfer hören“

Die Gründung der Kinderschutzkommission war das erste Arbeitsergebnis des neunköpfigen Kardinalsrates gewesen, der den Papst bei der Kurienreform berät. Präsident der Kinderschutzkommission ist der eben erwähnte US-Kardinal Sean O’Malley. Aus dem deutschen Sprachraum ist der Jesuit und Psychologe Hans Zollner SJ vertreten, der auch das Kinderschutzzentrum an der römischen Universität Gregoriana leitet.

„Die Kirche ist dazu aufgerufen, ein Ort des Mitleids und Mitgefühls zu sein, speziell für alle, die Schweres durchgemacht haben. Für uns alle bleibt die katholische Kirche ein Feldlazarett, das uns auf unserem spirituellen Weg unterstützt. Da können wir uns hinsetzen, anderen zuhören und mit ihnen unsere Kämpfe und unseren Glauben an die Frohe Botschaft Jesu Christi teilen. Ich vertraue fest darauf, dass die Kommission ein Ort bleiben wird, an dem wir auch künftig den Stimmen der Opfer und der Überlebenden zuhören. Denn wir haben viel zu lernen von ihnen und ihren persönlichen Geschichten des Muts und des Durchhaltens.“

Keine Minderung des Strafmaßes

In einer kurzen, improvisierten Ansprache räumte der Papst ein, die Kirche sei „etwas spät“ auf die Missbrauchs-Problematik aufmerksam geworden, die „Gewissen“ hätten „geschlafen“. Dabei müsse die Kirche dem Thema „ins Auge sehen“. Zur Kommission der Glaubenskongregation, bei der verurteilte kirchliche Täter Berufung einlegen können, bemerkte er, es dürfe keine Minderung des Strafmaßes geben, wenn es erwiesenermaßen zu Missbrauch gekommen sei. „Wenn es dafür Beweise gibt, dann ist das (Urteil) definitiv.“ Missbrauchs-Täter seien „krank“. (rv)

Jesuiten und Medienreform: Neue Form der Zusammenarbeit

Der Heilige Stuhl setzt bei seiner Medienarbeit weiter auf das „Know-how“ der Jesuiten. An diesem Donnerstag unterzeichneten der Orden und das vatikanische Kommunikationssekretariat eine Vereinbarung, die das Wirken der Jesuiten in der Vatikankommunikation verankert. Der Schritt ist Teil der vatikanischen Medienreform. Wir haben darüber mit dem Jesuiten Pater Bernd Hagenkord gesprochen, der die deutschsprachige Redaktion von RV leitet.

Welche Rolle sollen die Jesuiten fortan in der Vatikankommunikation haben? Was schwebt dem Papst da wohl vor?

Hagenkord: „Wir werden weiterhin arbeiten, als Journalisten oder in der Koordination, also in der Leitung, aber dem Orden ist nicht mehr als solchem das Radio anvertraut, wie früher. Der Papst will – und das hat er auch gesagt – unseren Einsatz im Rahmen der vatikanischen Kommunikation. Das musste aber im Rahmen der Reform juristisch neu gefasst werden und genau das ist nun geschehen.

Pater Juan Antonio Guerrero, der Obere der Jesuiten hier in Rom, der die Übereinkunft auch unterschrieben hat, hat noch einmal betont, dass der Orden den Einsatz als Dienst an der Weltkirche sieht und das deswegen auch weiter tun will. Diese Zusammenarbeit hat nun ihre neue Form bekommen.“

RV: Wer bestimmt fortan, wer wo eingesetzt wird?

Hagenkord: „Das ist so ganz einfach nicht zu beantworten, es gibt ein Verfahren. Natürlich kann sich das Mediensekretariat jetzt nicht Leute aussuchen und dann nach Rom holen, genauso wenig aber können wir als Jesuiten nun entscheiden, dass Pater X diesen oder jenen Job erhält, das muss abgestimmt sein. Das war nicht ganz einfach, aber ist jetzt ein für beide Seiten zufriedenstellendes Ergebnis erreicht worden, sonst hätte ja keiner unterschrieben.“

RV: Ganz praktisch gesehen – wie ändern sich die Arbeitsbedingungen für die Jesuiten dadurch?

Hagenkord: „Erst einmal nicht viel, und das ist die gute Nachricht. Wir wollen ja weiter machen und uns weiterhin engagieren, das aber auch mit Rechten und Pflichten, wie alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch. Natürlich wird sich unsere Arbeit ändern, aber das hat weniger mit dem Vertrag zu tun als vielmehr mit der Reform der Medienarbeit im Vatikan und überhaupt der Medienwelt als Ganzer.“ (rv)

„Ende des Tunnels in Sicht“ für die Kurienreform: Kardinal Gracias

„Der Papst ist eine sehr effektive Führungskraft“ – Ziel sei die Umsetzung der „Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils“

VATIKANSTADT – Nur noch ein paar Sitzungen, dann soll die „Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils“ umgesetzt sein: Knapp vier Jahre nach der Gründung des als K9 bekannten Kardinalsrates durch Papst Franziskus zur Unterstützung seiner Pläne einer Kurienreform hat einer der Mitglieder der Gruppe gesagt, dass der Rat seine Arbeit bald beenden wird.

Der andauernde Reformprozess befinde sich in verschiedenen Entwicklungsstufen, so der Erzbischof von Bombay (Indien) gegenüber CNA am 14. September. „Ich hoffe, dass wir alle bald abschließen können“.

„Noch zwei oder drei Sitzungen werden vonnöten sein“, so Kardinal Gracias weiter. „Bis Juni haben wir vielleicht das Ende des Tunnels in Sicht“.

Der indische Würdenträger ist Vorsitzender der Asiatischen Bischofskonferenz. IM Jahr 2013 wählte ihn Franziskus zusammen mit acht weiteren Kardinälen aus aller Welt, um ihn in Fragen der Kurienreform zu beraten.

Kardinal Gracias sprach mit CNA in einem langen Interview nach Abschluss der letzten „K9“-Runde vergangene Woche.

Was die Reform betreffe, so der Kardinal, werde es keine sehr großen Änderungen geben; es handele sich um die Führung der Kirche, da können wir nicht einfach alles auf den Kopf stellen“. Vielmehr werde es „einen allmählichen Wandel, einen Wandel der Mentalität, einen Wandel der Herangehensweise, eine geringfügige Umstrukturierung der Abteilungen, damit sie für die Anforderungen von heute besser geeignet sind“, geben.

Ein Hauptziel der K9 sei die Umsetzung der „Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils“, so Kardinal Gracias, besonders was die Wichtigkeit der Rolle von Frauen und der Laien betreffe, sowie Raum für mehr Synodalität und Kollegialität in den Strukturen der Kirche.

Papst Franziskus sei von Anfang an „sehr klar darüber gewesen, was er von dieser Gruppe erwartete“. „Er hat nicht gezögert, er ist ein guter Anführer. Er hatte eine klare Vision“, so der indische Erzbischof.

Er habe anfänglich Bedenken gehabt, räumte Kardinal Gracias ein, ob sich alles in die richtige Richtung entwickeln würde. Er habe sich auch Sorgen darüber gemacht, wie die Arbeit des Rates von außen wahrgenommen werde, und ob der Eindruck entstand, dass die Dinge sich „zu langsam“ entwickelten.

Doch nach der Weihnachtsansprache des Papstes an die Kurie habe sich für ihn alles gewendet. Vor allem eine Änderung der Mentalität sei vonnöten, und diese werde länger brauchen als eine Änderung der Strukturen des Vatikans. Er sei „sehr zuversichtlich, dass es so passieren wird, denn der Papst ist eine sehr effektive Führungskraft“. (CNA Deutsch)

Italien/Vatikan: Fake News zum Fall Orlandi

Vatikansprecher Greg Burke hat die jüngsten Veröffentlichung bei italienischen Medien im Fall der in den 80er Jahren entführten Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi als „Falschmeldungen“ bezeichnet. Der italienische Journalist Emiliano Fittipaldi behauptet, er habe Vatikan-Dokumente in der Hand, in denen der Vatikan zugäbe, fast eine halbe Milliarde italienischer Lira von 1983 bis 1997 in dem Fall Orlandi ausgegeben zu haben. Das entspräche in etwa 250.000 Euro. Der angebliche Brief sei an die Kardinälen Giovanni Battista Re und Jean-Louis Tauran adressiert gewesen, die im Staatssekretariat tätig waren. Kardinal Re bestritt gegenüber italienischen Medien, ein solches Dokument jemals erhalten zu haben.

Emanuela Orlandi war am 22. Juni 1983 spurlos verschwunden. Seither gab es etliche Spekulationen und Verschwörungstheorien. Da sie Vatikanbürgerin war und zwei Jahre zuvor das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübt worden war, brachte man immer wieder diese Elemente zusammen und als Gründe für das Verschwinden der jungen Vatikanbürgerin an. Fest steht, dass sie an jenem Tag nicht mehr von der Musikschule in Rom nach Hause zurückkehrte. Aus Sicht der Vatikan-Justiz sei der Fall längst abgeschlossen, ohne konkrete Beweise, dass sie von der Mafia oder einer anderen kriminellen Organisation entführt worden sei. Auch mögliche Auftragsgeber wurden nie offiziell genannt oder angeklagt. Falls die Dokumente, die der Journalist nun vorlegt, echt wären, würde es bedeuten, der Vatikan habe gewusst, wo Orlandi nach ihrem Verschwinden verblieben sei. Genau das sei die Falschmeldung, so Burke.

Der italienische Journalist Fittipaldi stand vor einem Jahr vor dem Vatikan-Richter, da er einer der beiden Mitangeklagten Journalisten war, der im sogenannten Vatileaks-Zwei-Prozess die internen Vatikandokumente der Wirtschaftsprüfstelle Cosea in einem Buch veröffentlicht hatte. Fittipaldi wurde freigesprochen von der Anklage, die Dokumente erpresst zu haben. (rv)