Anti-Pädophilie-Aktivist nimmt sich Auszeit

VatikanPeter Saunders nimmt sich bei der Päpstlichen Kommission zum Schutz von Minderjährigen eine Auszeit. Das hat die Kommission an diesem Samstag bekannt gegeben, nachdem der englische Anti-Pädophilie-Aktivist den australischen Kurienkardinal George Pell öffentlich kritisiert hatte und ihm „Abneigung“ gegenüber Missbrauchsopfern vorwarf. Saunders wolle während der Auszeit darüber nachdenken, wie er am besten der Kommission künftig helfen könne.

Der englische Aktivist ist selber ein ehemaliges Missbrauchsopfer. Bei dem Treffen der Päpstlichen Kinderschutzkommission ging es um eine Klärung über Ziel und Zweck dieser vatikanischen Einrichtung, so eine Note des Vatikans von diesem Samstag.

Saunder war als Kind sowohl von Familienmitgliedern als auch von Geistlichen missbraucht worden und traf im Sommer 2014 mit fünf Leidensgenossen den Papst, dem er von seinen Erlebnissen berichtete. Nach Saunders' Freistellung arbeitet vorerst nur noch ein Missbrauchsopfer in der Kommission: Die Irin Marie Collins, an der sich in ihrer Kindheit ein Priester vergangen hatte. (rv)

350 Wirtschaftsprüfungen, 58 Diebstähle und 64 Autounfälle

AIFIm vergangenen Jahr hat die vatikanische Finanzaufsichtsbehörde AIF rund 350 Finanzaktivitäten geprüft. Das sagte der vatikanische Generalstaatsanwalt Gian Pietro Milano bei der Eröffnung des neuen Gerichtsjahres an diesem Samstag im Vatikan. „Das ist eine bedeutende Zahl und zeigt, wie groß das Bewusstsein für die Aufarbeitung von Wirtschaftsdelikten ist“, so Milano in seiner Rede. Er nannte weitere Zahlen: So hat die vatikanische Gendarmerie 58 Diebstähle angezeigt, wobei es insgesamt 128 Diebstahluntersuchungen durch die vatikanische Polizei gab. 19 Fälle davon sind vor Gericht gelandet. Es gab drei Betrugsfälle, mit denen sich die vatikanische Justiz auseinandersetzten musste. Insgesamt gab es 2015 64 Autounfälle auf den Vatikanstraßen und die Gendarmerie hat 88 Strafzettel verteilt. (rv)

Reisemarschall erläutert Mexiko-Besuch des Papstes

Pater Lombardi PressekonferenzSechs Tage, sechs Städte, 15 Reden und viele Themen: das ist, auf den kleinsten Nenner gebracht, das Programm von Papst Franziskus bei seinem bevorstehenden Besuch in Mexiko von 12. bis 18. Februar. Der päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri stellte den Ablauf der Reise an diesem Freitag bei Radio Vatikan im Detail vor. Die weitaus bedeutendste Abweichung vom ursprünglich vorgesehenen Programm ist die historische Begegnung von Papst Franziskus mit dem russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill I. in Havanna, für die Franziskus den Beginn seiner Mexiko-Reise um einen halben Tag vorzieht.

Die sechs Städte, die Franziskus in dem mittelamerikanischen Land ansteuert, sind: Mexiko-Stadt und Ecatepec de Morelos im Ballungsraum der Millionenmetropole; Tuxtla Gutiérrez und San Cristóbal de Las Casas im südlichsten Bundesstaat Chiapas mit hohem Anteil an Indigenen, die Drogenkartell-Hochburg Morelia im Zentrum sowie die nördliche Grenzstadt Ciudad Juárez direkt am Zaun zu den USA. Mexikos Präsident Peña Nieto hatte Franziskus mehrmals sowohl schriftlich als auch telefonisch in sein Land eingeladen, erklärte Gasbarri. Der Papst habe darauf bestanden, Mexiko nicht im Zug einer anderen Reise in die Region, sondern einzeln und für mehrere Tage am Stück zu besuchen. Abgesehen von der Madonna von Guadalupe, der hochpopulären Patronin Amerikas, habe Franziskus Orte ansteuern wollen, an denen noch nie zuvor ein Papst war. Einzig in Tuxtla Gutiérrez war bereits der heilige Johannes Paul II. im Mai 1990.

Franziskus fliegt am Freitag, den 12. Februar morgens in Rom ab und landet – nach seinem gewichtigen Zwischenstopp in Kuba – am selben Abend in Mexiko-Stadt, wo er ohne offizielle Begrüßungsfeier im Papamobil direkt zur Nuntiatur fährt, die ihm während des gesamten Mexiko-Aufenthaltes als Unterkunft dient. Am 13. empfängt Peña Nieto den Gast mit allen Ehren. Der Präsident habe Franziskus auch zu einer Rede im mexikanischen Parlament eingeladen, erklärte Gasbarri, doch habe dieser dankend abgelehnt mit der Begründung, seine Rede vor dem US-Kongress vom vergangenen September sei eine Ausnahme gewesen. In der Kathedrale von Mexiko City trifft der Papst am Samstag die rund 150 mexikanischen Bischöfe, danach fährt er zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe, die er mit einem Diadem aus Silber und Gold bekrönen wird, eher er mit den Gläubigen die Messe feiert.

Die Sonntagsmesse am 14. Februar zelebriert der Papst im nahegelegenen Ecatepec. Ein Helikopter bringt das Kirchenoberhaupt in die Drei-Millionen-Stadt, die auf einem Hochplateau liegt. Weil es dort nachts sehr kalt ist und der Papst den Gläubigen aus diesem Grund keine nächtliche Anreise zumuten wollte, wurde die Messe auf 11:30 Uhr verschoben. Wegen dieser Verzögerung entfällt am Sonntag das ursprünglich vorgesehene Treffen mit der Welt der Kultur in Mexiko-Stadt. Franziskus habe hingegen unbedingt an seinem Besuch im Kinderkrankenhaus am selben Tag in Mexiko-Stadt festhalten wollen, wo er schwer leidende Buben und Mädchen in ihren Zimmern auf der Krebsstation aufsuchen werde.

Am 15. Februar begibt sich Franziskus in Mexikos Süden nach Tuxtla Gutiérrez und San Cristóbal de Las Casas. Die Messe feiert er in San Cristóbal mit Indigenen, wobei Franziskus selbst einige Worte in einer Indigenensprache sprechen will, informierte Gasbarri. Der Papst wird mit acht mexikanischen Ureinwohnern zu Mittag essen, ehe er die Kathedrale besucht; am Ausgang erwarten ihn Kranke zu einem kurzen Gruß. In Tuxtla Gutiérrez, der Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas, begegnet Franziskus mexikanischen Familien, wobei drei von ihnen in verschiedenen Lebenslagen über ihre Realitäten, ihre Hoffnungen und Sehnsüchte sprechen werden. Chiapas ist nicht nur das Land der Indigenen, sondern auch der Migration: durch diesen Bundesstaat an der Grenze zu Guatemala passieren zahllose Migranten aus Mittel- und Südamerika, die in den USA eine Zukunft suchen.

Am 16. Februar fliegt der Papst in den zentralen Bundesstaat Michoacán, wo er in Morelia die Messe in einem Stadion mit 20.000 Priestern und Ordensleuten feiern will. Das Mittagessen nimmt er mit dem Kardinal von Morelia Alberto Suárez Inda ein, der ihm seine Kathedrale zeigt und Hunderte Erstkommunionkinder vorstellt. In einem anderen Stadion von Morelia begegnet Franziskus am Nachmittag Tausenden Jugendlichen.

Am Mittwoch, den 17. Februar, bricht der Papst wiederum von Mexiko City aus zu seiner letzten Reisestation Ciudad Juárez auf. Dort an der Nordgrenze besucht er eines der größten Gefängnisse Mexikos, trifft im Sportpalast die Welt der Arbeit – Arbeiter, Arbeitgeber und Arbeitslose gleichermaßen – und feiert am Nachmittag auf einem ehemaligen Messegelände direkt am Grenzzaun zu den USA die Heilige Messe. Auf der anderen Seite der Grenze, in den USA, würden bis zu 50.000 Gläubige, meist Mexikaner, die Papstmesse mitfeiern und dort auch die Kommunion empfangen, bestätigte der Reisemarschall. Vor Beginn des Gottesdienstes werde Franziskus direkt an den wenige Meter von der Altarbühne vorbeiführenden Grenzzaun gehen und vor einem dort aufgestellten Kreuz im Gebet verharren. Nach der Messe ist bereits der Abschiedsgruß des Papstes vorgesehen, da er ohne weitere Zeremonie vom Flughafen von Ciudad Juárez zurück nach Rom fliegt. Eine Begegnung mit mexikanischen Missbrauchsopfern durch Kleriker ist – anders als andere Quellen verbreiten – an keiner Station vorgesehen, sagte Gasbarri.

Im Gefolge des Papstes reist diesmal – neben Kardinalstaatssekretär Parolin und Substitut Angelo Becciu – unter anderem der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet in seiner Eigenschaft als Präsident der Kommission für Lateinamerika. Als Laienbediensteten nimmt Franziskus diesmal einen vatikanischen Feuerwehrmann mit.

Für Alberto Gasbarri ist es das letzte Mal, dass er eine Papstreise betreut. Nach 125 päpstlichen Visiten einschließlich der letzten in Mexiko, die er in allen Erdteilen vorbereitet hat, geht der Laienmitarbeiter im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand. Seine Nachfolge übernimmt der aus Kolumbien stammende Priester Mauricio Rueda Beltz, ein vatikanischer Diplomat, der zuletzt im Staatssekretariat arbeitete. (rv)

Durchbruch: Der Papst trifft Kyrill

Papst FranziskusZu einer historischen Begegnung wird es am 12. Februar auf Kuba kommen: Dort wollen sich Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. von Moskau treffen. Das gaben der Vatikan und das Moskauer Patriarchat an diesem Freitagmittag in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt. Es wird die erste Begegnung der Oberhäupter dieser beiden Kirchen überhaupt in der Geschichte sein. Schon Johannes Paul II. hatte einst vergeblich auf ein Treffen mit dem damaligen russisch-orthodoxen Patriarchen gehofft. Die Bemühungen scheiterten bisher immer an Meinungsverschiedenheiten über das kanonische Territorium der beiden Kirchen und an einem Streit um mit Rom unierte Kirchen des Ostens wie beispielsweise in der Ukraine.

Kyrill wird sich am 12. Februar zu einem offiziellen Besuch auf Kuba aufhalten; Franziskus will auf dem Flug nach Mexiko, dem er eine Apostolische Visite abstattet, einen Zwischenstopp in Havanna einlegen. Auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt wollen Papst und Patriarch zunächst ein Gespräch führen. Anschließend ist die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung geplant. Kardinal Kurt Koch, als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates für die Ökumene zuständig, wird dabei anwesend sein, wie aus dem Einheitsrat zu erfahren war.

Der Heilige Stuhl und das Moskauer Patriarchat betonen, die Begegnung der beiden Kirchenführer sei „schon seit langer Zeit vorbereitet worden“. Sie werde eine „wichtige Etappe in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen darstellen“. Beide Seiten hofften, dass das Treffen auch „als Zeichen der Hoffnung für alle Menschen guten Willens“ diene: „Sie laden alle Christen dazu ein, inständig darum zu beten, dass Gott diese Begegnung segnen möge, damit sie gute Früchte bringt.“

Auch wenn das persönliche Treffen der beiden Kirchenchefs eine Premiere ist, so unterhält der Vatikan doch schon seit langem gute Arbeitsbeziehungen zum orthodoxen Patriarchat von Moskau. Der Leiter des Moskauer Außenamtes, Metropolit Hilarion, ist häufig im Vatikan zu Gast; erst im vergangenen Juni hat ihn Franziskus wieder zu einem Gespräch empfangen. Besser als zur russisch-orthodoxen Kirche sind die Beziehungen des Vatikans zum griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., der in Istanbul residiert. Johannes Paul II., Benedikt XVI. und auch Franziskus haben einige Monate nach ihrem Amtsantritt den Sitz des Ökumenischen Patriarchen – so sein Ehrentitel – besucht.

Etwa vier Stunden Gespräch geplant

Das Treffen zwischen Papst und Patriarch findet nur wenige Monate vor einem geplanten panorthodoxen Konzil statt; zu ihm wollen orthodoxe Kirchenführer im Juni auf der Insel Kreta zusammentreten.

Kyrill wird, wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitagmittag erläuterte, bereits am 11. Februar auf Kuba eintreffen, wo er eine Pastoralreise nach Lateinamerika beginnt. Franziskus will, anders als ursprünglich geplant, schon am frühen Morgen und nicht erst am Mittag des 12. Februar von Rom aus aufbrechen. Nach Angaben von Reisemarschall Alberto Gasbarri landet der Papst gegen 14 Uhr Ortszeit in Havanna und wird dort von Kubas Staatschef Raúl Castro empfangen, der den Gast in einen Saal des Flughafens begleitet, ihn offiziell begrüßt und sich dann zurückzieht. Auf 14.15 Uhr ist die private Unterredung zwischen Franziskus und Kryrill in einem anderen Saal des Flughafengebäudes angesetzt. Die beiden Kirchenführer werden durch getrennte Türen gleichzeitig in den Saal eintreten, kündigte Gasbarri an; die Begegnung sei bis in die kleinsten Details abgestimmt.

Aufhorchen ließ, dass für die Unterredung zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill volle zwei Stunden geplant sind. Metropolit Hilarion und Kurienkardinal Koch werden dabei anwesend sein, zuzüglich zweier Dolmetscher: die Gespräche werden auf Russisch und Spanische geführt, so Gasbarri. Im Anschluss tauschen der Papst und der Patriarch Geschenke aus. Gegen halb fünf gehen beide miteinander in einen anderen Saal des Gebäudes, in dem sie Präsident Castro bereits erwartet. Dort werden Franziskus und Kyrill die rund sechs Seiten lange Erklärung unterzeichnen, deren Original auf Spanisch bzw. auf Russisch verfasst ist. Das Dokument wird bei der Gelegenheit nicht verlesen, aber veröffentlicht. Anschließend werden sowohl der Papst als auch der Patriarch in freier Rede in ihrer jeweiligen Muttersprache ihre Eindrücke von dem Treffen schildern, sagte Gasbarri.

Die historische Begegnung endet ungefähr um 17 Uhr mit einer gegenseitigen Vorstellung der Delegationen, die den Patriarchen und den Papst begleiten. Präsident Castro wird Franziskus dann zum Flugzeug zurückbegleiten, und der Papst setzt seinen Flug nach Mexiko fort. Änderungen am Reiseprogramm von Franziskus für Mexiko gibt es keine, er trifft planmäßig um 19.30 Uhr in Mexiko Stadt ein. (rv)