Die Teile einer Reise: Ein Kommentar

Bernd HagenkordWas haben die USA und Kuba gemeinsam? Was verbindet die beiden Länder, die beide in einer Reise von Papst Franziskus besucht werden? Gar nicht so einfach zu sagen. Die schnelle Antwort wäre natürlich die Öffnung der beiden Staaten füreinander, bei der der Papst Hilfestellung geleistet hat. Die Reise betont, der Papst hat die Gelegenheit wahrgenommen, deswegen die beiden Staaten in einer Reise.

Das stimmt, und doch ist es zu kurz. Papst Franziskus hatte ja nicht nur eine Absicht, sondern er hat auch gesprochen. Wenn man den Doppelbesuch nun nach dem Ereignis, in der Rückschau, betrachtet, dann ergeben sich noch andere Bilder als im Blick von vorne.

Der Vatikanist John Allen hat die Botschaft des Papstes an das Regime in Kuba so formuliert: die Herausforderung des Papstes lag darin, dass er den Menschen ein „alternatives Narrativ“ darüber angeboten habe, was es heißt, Kubaner zu sein. Kurz: die Revolution ist nicht alles. So kann man das natürlich für die USA nicht übertragen, und doch liegt darin eine Brücke der beiden Besuche. Vor dem US Kongress hat der Papst über das Machen von Politik gesprochen, von Träumen, die sich in politisches Handeln übersetzen durch die Verantwortung, die Menschen – er nannte Lincoln, King, Day und Merton – wahrnehmen. Auch hier liegt die Frage nach Identität versteckt: lasse ich mich in der parteipolitischen Polarisierung gefangen nehmen oder schaffe ich als Politiker den Blick über all das hinaus? In der Struktur ist die Anfrage nicht sehr viel anders als das, was er in Kuba sagte, nur dass es in den USA konstruktiv war, in Kuba eher subversiv.

Obwohl: direkt nach der Rede des Papstes ging das normale politische Tagesgeschäft weiter und der Senat hatte erst einmal mit einem Filibuster zu tun, einem Instrument das Debatte und Abstimmung verhindern soll. Vielleicht täte etwas Subversivität auch den USA ganz gut.

Eine zweite Klammer gibt es: die Familie. Das ist eine Klammer, die der Papst ganz bewusst schon vorher gesetzt hat, als er seine Kuba-Reise auch mit einem Familientreffen enden ließ. In der Wahrnehmung außerhalb der USA ist dieses Thema kaum aufgegriffen worden, was erstaunlich ist, beginnt doch eine Woche nach Ende der Reise die Versammlung der Bischofssynode zu diesem Thema, die mit riesigen Erwartungen aufgeladen ist. Der Papst will aber nicht nur über Familie sprechen, sondern auch bei den Treffen von Familien dabei sein. Das ist die Botschaft, die ich darin lese.

Emotional liegt Kuba bereits weit in der Vergangenheit, was natürlich Unsinn ist, bei der Intensität einer solchen Reise aber verständlich. Da tut es gut, sich die verbindenden Linien noch einmal vor Augen zu führen, bevor der Papst in Philadelphia in die Zielgerade seiner Reise einbiegt.

Aus Philadelphia Pater Bernd Hagenkord (rv)

Neue Aufgaben für die Kardinäle Caffarra und Burke

CaffarraPapst Franziskus hat zwei neue Mitglieder der Kongregation für die Heiligsprechungen ernannt. Demnach werden in Zukunft der Erzbischof von Bologna, Kardinal Carlo Caffarra, sowie der Patron des Souveränen Malteser Ritterordens Kardinal Raymond Leo Burke über den Fortgang von Prozessen zur Selig- und Heiligsprechung mitbestimmen. Beide Kardinäle gelten als der Tradition verbunden. Der US-Amerikaner Burke leitete in früheren Jahren das Höchstgericht der katholischen Kirche, die Apostolische Signatur, ehe Franziskus ihn zum Patron des Malteserordens bestimmte. Sämtliche Kardinäle der Weltkirche haben je nach ihrer Kompetenz Aufgaben in den verschiedenen Kurienbehörden inne, die Ernennungen nimmt der Papst vor. (rv)

Papst vor dem Kongress: Die Krisen und die Lösungen

USAEin historischer Moment in der Geschichte der Päpste: Als erster Papst sprach Franziskus, nach einem privaten Treffen mit dem Sprecher des Repräsentantenhauses John Boehner, an diesem Donnerstagnachmittag (deutscher Zeit) vor dem US-Kongress. In einer langen englischsprachigen Rede wandte er sich an die vielen Abgeordneten und sprach von der Flüchtlingskrise, der Todesstrafe, dem Dialog mit Kuba und Iran bis hin zum Fundamentalismus. Vier Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte können in ihrer Vorbildfunktion die Lösung einiger Krisen sein: Abraham Lincoln, Martin Luther King, Dorothy Day und Thomas Merton.

Zu allererst wandte er sich an die Abgeordneten als „Repräsentanten“ des amerikanischen Volkes. An die „Söhne und Töchter“ dieses großen Kontinents, denn auch er sei ein Sohn dieses großen Kontinents. Die Arbeit der Politiker im Kongress verglich er mit der Gestalt von Mose, der einerseits Gesetzgeber des Volkes Israel war und andererseits die Gestalt sei, die direkt zu Gott führe und damit zur „transzendenten Würde des Menschen.“ Franziskus verwies auf die kulturellen Reserven des Landes – die als Vorbilder für eine Kultur dienen können: Persönlichkeiten, die auf unterschiedliche Art und Weise die Kultur und Geisteshaltung prägten und die auch jetzt an Aktualität aufweisen würden.

„Eine Nation kann als bedeutend angesehen werden, wenn sie wie Abraham Lincoln die Freiheit verteidigt; wenn sie eine Kultur pflegt, welche die Menschen befähigt, vom vollen Recht für alle ihre Brüder und Schwestern zu „träumen“, wie Martin Luther King es ersehnte; wenn sie so nach Gerechtigkeit strebt und sich um die Sache der Unterdrückten bemüht, wie Dorothy Day es tat in ihrer unermüdlichen Arbeit, der Frucht eines Glaubens, der zum Dialog wird und Frieden sät im kontemplativen Stil Thomas Mertons.“

Abraham Lincoln und die Wege der Freiheit

Franziskus sprach zuerst über Präsident Abraham Lincoln; nannte ihn „den Hüter der Freiheit“, der sich unermüdlich dafür einsetzte, dass die „Nation der Freiheit“ geboren werde. Dieses Jahr feiere man den hundertfünfzigsten Jahrestag seiner Ermordung . Der Weg zu einer Zukunft der Freiheit, sei ein Weg der Zusammenarbeit und der Solidarität. Heute sei die Welt geprägt von Hass, Gewalt, Terror – oft auch im Namen „von Gott, einer Ideologie oder eines Wirtschaftssystems“ ausgeübt.

Das Problem sei jedoch die Polarisierung und die Schwarz-Weiß-Malerei. Gewalt sei keine passende Antwort: „Wir wissen, dass wir in dem Bestreben, uns von dem äußeren Feind zu befreien, in die Versuchung geraten können, den inneren Feind zu nähren. Den Hass von Tyrannen und Mördern nachzuahmen ist der beste Weg, um ihren Platz einzunehmen. Das ist etwas, das Sie als Volk zurückweisen.“

Die passende Antwort sei, die der „Hoffnung, Heilung, des Friedens und der Gerechtigkeit.“ Nur mit Intelligenz und Mut und mit dem richtigen Sinn für das Gemeinwohl, sei es möglich eine Lösung zu finden. „Wenn die Politik wirklich im Dienst des Menschen stehen soll, folgt daraus, dass sie nicht Sklave von Wirtschaft und Finanzwesen sein kann. Die Politik ist hingegen ein Ausdruck unserer dringenden Notwendigkeit, in Einheit zusammenzuleben, um gemeinsam das bestmögliche Gemeinwohl zu schaffen: das einer Gemeinschaft, die Einzelinteressen zurückstellt, um in Gerechtigkeit und Frieden ihre Güter, ihre Interessen und ihr gesellschaftliches Leben zu teilen.“

Martin Luther King und das Gehör des Glaubens

Viele verschiedene Religionsgemeinschaften sind in der USA beheimatet. Sie haben Amerika zu dem gemacht, was es heute sei. So beschreibt Franziskus die Rolle der Religionen im „Land der Freiheit“. Daher müsse auch in Zukunft dem Glauben Gehör geschenkt werden, denn dieser versuche das Beste jedes Menschen und jeder Gesellschaft hervorzubringen. Hier erwähnte der Papst den US-amerikanischen Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King, der für seinen Traum der vollen bürgerlichen und politischen Rechten für Afro-Amerikaner verwirklichte. „Ein Traum, der immer noch in unseren Herzen nachklingt. Ich freue mich, dass Amerika weiterhin für viele ein Land der „Träume“ ist. Träume, die zum Handeln führen, zur Beteiligung, zum Engagement. Träume, die das Tiefste und Wahrste im Leben eines Volkes erwecken.“

Das „Land der Träume“ habe viele Menschen in den letzten Jahrhunderten angelockt, auch sie wollen ihren Traum leben. Papst Franziskus spricht von der derzeitigen Flüchtlingskrise. Er betonte, dass Fremdenhass nur ein Hass gegen sich selbst sei, denn die meisten Bürger der Vereinigten Staaten stammten selbst von Einwanderern ab. Hier spricht er konkret auch die Mitglieder des Repräsentantenhauses an. Genau aus diesem Grund müsse die USA die Rechte der Flüchtlinge wahren, betonte Franziskus. Er spricht nicht nur von der europäischen Flüchtlingssituation, sondern geht auch auf die Lage an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten ein.

„Unsere Welt steht vor einer Flüchtlingskrise, die ein seit dem Zweiten Weltkrieg unerreichtes Ausmaß angenommen hat. Das stellt uns vor große Herausforderungen und schwere Entscheidungen. Auch in diesem Kontinent ziehen Tausende von Menschen nordwärts auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und ihre Lieben, auf der Suche nach größeren Möglichkeiten. Ist es nicht das, was wir für unsere eigenen Kinder wünschen?“

Die goldene Regel: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen“ (Mt 7,12) sei gültig nicht nur auf Bezug der flüchtenden Menschen, sondern auf alles und jeden und betreffe unserer Verantwortung für „jedes Leben in jedem Stadium“. Mit dieser Überleitung betonte der Papst auch sein Engagement und seinen Wunsch nach der weltweiten Abschaffung der Todesstrafe.

Dorothy Day und der Kampf gegen Armut und Hunger

Dorothy Day, eine US-amerikanische Sozialaktivistin und Journalistin, welche die katholische Sozialbewegung Catholic Worker Movement gegründet hatte, sei für den Papst ein wichtiges Symbol für das soziale Engagement im Dienste der Unterdrückten. Auch heute, in Zeiten der Krise, sollten sich Politiker und Amerikaner dieser Initiative annehmen und gegen Armut und Hunger der Welt kämpfen. „Es versteht sich von selbst, dass ein Teil dieser großen Bemühung darin besteht, Wohlstand zu schaffen und zu verteilen. Die rechte Nutzung der natürlichen Ressourcen, die angemessene Anwendung der Technologie und der Einsatz des Unternehmergeistes sind wesentliche Elemente einer Wirtschaft, die bestrebt ist, modern, solidarisch und nachhaltig zu sein.“

In seinem päpstlichen Schreiben „Laudato Si“, ginge der Papst genau auf diese Themen ein – auf eine „Kultur der Achtsamkeit“, die darauf pocht die Ressourcen mit Behutsamkeit zu nutzen, die Umwelt zu schützen und die Armut zu bekämpfen. Nachhaltigkeit sei also das oberste Ziel. Er sei überzeugt, dass Amerikas hervorragende Wirtschaft- und Forschungsinstitute in den kommenden Jahren einen entscheidenden Beitrag liefern können.

Thomas Merton und die Pflicht zum Dialog

Ein weiteres Beispiel als amerikanische Leitfigur nannte der Papst den Zisterziensermönch Thomas Merton. Er sei eine „bleibende Quelle spiritueller Inspiration und eine Leitfigur für viele Menschen. Er sei ein „Mann des Dialogs, ein Förderer des Friedens zwischen Völkern und Religionen“ gewesen. Auch der Papst sehe sich in dieser Funktion, betonte er und daher sei auch sein Engagement im Bereich des Dialogs in den letzten Monate so groß gewesen. Ohne es wörtlich zu nennen, ging er hier auf sein Engagement und die Annäherung von Kuba und USA ein. Denn es gehe um die „Überwindung historischer Unstimmigkeiten beizutragen, die mit schmerzlichen Geschehnissen aus der Vergangenheit verbunden waren“. Hier deutet er auch die Verhandlungen mit dem Iran an.

„Es ist meine Pflicht, Brücken zu bauen und allen Menschen zu helfen, auf jede mögliche Weise dasselbe zu tun. Wenn Länder, die miteinander im Konflikt standen, den Weg des Dialogs einschlagen – eines Dialogs, der aus sehr legitimen Gründen unterbrochen sein mag –, öffnen sich neue Möglichkeiten für alle.“ Schließlich betonte Papst auch noch dass der Waffenhandel enden müsse. Das Geld, das aus diesem Business komme sei in „unschuldiges Blut“ getränkt und er wiederholte die Wichtigkeit der vier Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte.

Als letzten Punkt erwähnte der Papst seinen Besuch in Philadelphia, wo er den Weltfamilientag besuchen wird und die Bedeutung der Familie, bevor er die berühmten Worte sprach: „God bless America.“ Im Anschluss an seine Rede trat er auf den Balkon des Kapitols und grüßte die tausenden Zuschauer, die die die Rede von draußen verfolgt hatten.

Spontane Segnung des amerikanischen Volkes

Nach dem historischen Ereignis sprach der Papst noch, vom Balkon des US-Kongress aus, zu den zahlreichen Menschen, die sich am Kapitol versammelt hatten. In seiner Muttersprache segnete er alle Menschen von Amerika – vor allem die Kinder und die Familien. Er bat die vielen Menschen darum für ihn zu beten und die jenige, die nicht glauben oder für ihn beten können, sollen „Glückwünsche" an ihn richten.

Gleich darauf traf Papst Franziskus mit Obdachlosen im Caritas-Zentrum der Pfarrei St. Patrick zusammen, bevor er von Washington aus weiter nach New York reiste. Dort konzelebriert er eine Vesper mit dem Klerus in der St. Patricks Kathedarale. (rv)

Papst an US-Bischöfe: Vorsicht vor Spaltungen

Logo_USA_2015Papst Franziskus hat die Dynamik der katholischen Kirche in den USA gelobt. In einer langen Grundsatzansprache in der Kathedrale von Washington erinnerte er die US-Bischöfe am Mittwochvormittag (Ortszeit) daran, dass der Einsatz für die Umwelt und für Einwanderer ebenso zu den Kernaufgaben der Kirche gehöre wie etwa das Engagement gegen Abtreibung oder „die Verkündigung des Evangeliums der Familie“.

Man dürfe diesen Fragen nicht ausweichen noch zu ihnen schweigen, denn da gehe es immer um Gottes Schöpfungsplan, dessen „Verwalter“ und nicht etwa „Herren“ wir seien. Deutlich wurde das Bemühen des Papstes, Polarisierungen zu vermeiden; deutlich mahnte er die Bischöfe, keine kriegerische Sprache zu führen. Es gebe schon genug Spaltungen in der Welt: Die Kirche dürfe sich nicht auseinanderdividieren lassen, dürfe nicht in kleine Grüppchen zerfallen.

Franziskus unterstrich die vielfältige, auch finanzielle Hilfe, die die US-Kirche in vielen Teilen der Weltkirche leiste, und ihren von der US-Gesellschaft oft unterschätzten Beitrag im Schul- und Gesundheitswesen. Er stellte sich ausdrücklich hinter den Kampf „für die Sache des Lebens und der Familie“; das sei im übrigen auch eines der Hauptmotive seiner Reise. Der Papst ging aber auch ausdrücklich auf den Missbrauchsskandal ein, der die US-Kirche ebenso gebeutelt hat wie die Kirchen in Europa: Er wisse um die „Wunde der letzten Jahre“ und ermuntere, alles für eine Heilung der Opfer zu tun – und dafür, dass sich solche „Verbrechen“ niemals wiederholten.

Als Amerikaner wie sie und als langjähriger Erzbischof von Buenos Aires bringe er viel Verständnis für ihre Situation auf, betonte Franziskus. Er bat sie, keine „komplexen Lehren“ zu predigen, sondern Christus freudig zu verkünden; und nicht „sich selbst zu weiden“, sondern „die Familie Gottes“. Die Kirche dürfe nicht ständig um sich selbst kreisen, sondern den Horizont auf Gott hin offenhalten. „Kultur der Begegnung“ und Dialog seien keine „Strategie“, sondern entsprechen nach Auffassung des Papstes der „Methode“ Jesu.

Die USA hätten angesichts ihrer riesigen „materiellen und geistlichen Ressourcen“ weiterhin wichtige „moralische Verantwortungen“ der Welt gegenüber. Das Feuer dieses „Leuchtturms“ dürfe nicht erlöschen, es gehe um „die Zukunft von Freiheit und Würde unserer Gesellschaften“. Eindringlich bat Franziskus auch um stärkeren Einsatz für Einwanderer aus Lateinamerika; er tue das auch „in eigener Sache“, so der Sohn italienischer Einwanderer nach Argentinien. Vielleicht sei es für US-Bistümer nicht immer leicht, mit dem Ansturm und der Integration von ‚Hispanics’ klarzukommen, doch diese könnten „Amerika und seine Kirche bereichern“, wie das schon bei früheren Einwanderungs-Wellen der Fall gewesen sei.

Zu Beginn seiner Rede grüßte der Papst die jüdischen Gläubigen zum Neujahrsfest Jom Kippur. Von den US-Bischöfen erhielt er ein Gemälde und eine Geldspende für seinen Einsatz für Bedürftige. (rv)

Armenien: Kardinal im Auftrag des Papstes unterwegs

Kardinal SandriKardinal Leonardo Sandri wird den Papst in dieser Woche in Armenien vertreten. Der Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen wurde von Papst Franziskus damit beauftragt, ihn am kommenden Sonntag in der westarmenischen Stadt Etschmiadsin bei der Zeremonie der Weihe von Santo Myron, dem Sitz des Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, Karekin II. Nersissian, zu vertreten. Der sich alle sieben Jahre wiederholender Weihe-Ritus wird von der Bischofkonferenz der armenisch-katholischen Kirche sowie von vielen ökumenischen Delegationen aus aller Welt begleitet.

Auf dem Programm seiner Reise zwischen dem 23. und 28. September stehen außerdem Besuche der armenischen katholischen Gemeinde, von Flüchtlingslagern, Schulen und ein Zusammentreffen mit den Barmherzigen Schwestern.Dem Programm rund um die Zeremonie wird eine ökumenische Feier am Samstagabend sowie eine Liturgiefeier am Sonntagmorgen vorausgehen. Die Weihe findet am Sonntag statt.

Neben Kardinal Sandri besteht die Delegation des Heiligen Stuhls aus Marek Solczyński, apostolischer Nuntius in Armenien, Gabriel Quicke vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und Don Flavio Pace von der Kongregation für die orientalischen Kirchen. (rv)

Papst in Santiago: Die Familie als Schule der Menschlichkeit

Papst FranziskusBei seinem letzten offiziellen Termin in Kuba widmete sich Papst Franziskus dem zentralen Thema der kommenden Weltbischofssynode in Rom, einem Thema, das ihm selbst besonders am Herzen liegt: der Familie.

„Wir sind „in der Familie“! Und wenn man in der Familie ist, fühlt man sich zu Hause. Danke, liebe kubanische Familien, danke, liebe Kubaner, dass ihr mir in all diesen Tagen das Gefühl vermittelt habt, ‚in der Familie‘ zu sein, das Gefühl, zu Hause zu sein.“

Bei einer Begegnung mit Familien in der Kathedrale von Santiago rief Papst Franziskus dazu auf, der Familie mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn dies sei die wahre Schule der Menschlichkeit. Die Familie sei das „Zentrum der Menschlichkeit“, das als solches gewahrt bleiben müsse. Hochzeiten, Hausbesuche und Abendessen, diese Momente seien etwas Besonderes im Leben der Menschen, betonte der Papst vor den versammelten Familien in der Kathedrale von Santiago. Vor allem unser Zuhause sei ein Ort der Zusammenkunft, der geschützt werden müsse.

„Im Hause lernen wir die Geschwisterlichkeit, die Solidarität, lernen wir, die anderen nicht zu überfahren. Im Hause lernen wir, das Leben als Segen zu empfangen und dafür zu danken, und wir lernen, dass jeder den anderen braucht, um voranzukommen. Im Hause erfahren wir Vergebung und sind ständig aufgefordert, zu vergeben und uns verwandeln zu lassen. Im Hause gibt es keinen Platz für „Masken“; wir sind die, die wir sind, und so oder so sind wir eingeladen, nach dem zu streben, was das Beste für die anderen ist.“

Die Räume der Geborgenheit und der Familie gingen immer öfter verloren, sagte Papst Franziskus. Immer mehr Kulturen verlören diese Tradition isolierten und sich selbst immer mehr. Ohne familiäre Strukturen verliere der Mensch seine Basis und dies führe zur Spaltung der Gesellschaft und zu einer Uniformierung. Gespaltene, zerbrochene, berührungslose oder stark uniformierte Gesellschaften seien die Folge des Zerreißens der familiären Bindungen – wenn die Beziehungen verloren gingen, die uns zu Personen machten. Dafür sei vor allem das Abendessen ein wichtiger Fixpunkt des familiären Lebens.

„Ich möchte nicht schließen, ohne die Eucharistie zu erwähnen. Ihr werdet bemerkt haben, dass Jesus die Feier seines Gedächtnisses in den Rahmen eines Abendmahls legen wollte. Als Rahmen für seine Gegenwart unter uns wählt er einen konkreten Moment im Familienleben. Einen Moment, den alle erleben und den alle verstehen können: das Abendessen.“

Schließlich verließ er in Begleitung seiner Entourage, unter ihnen auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die gut gefüllte Kathedrale.

Menschenmassen warteten vor der Kathedrale, fächerwehende Besucher und blitzende Smartphones bildeten ein stimmiges Bild des letzten Punkts des Kuba-Programms, während Franziskus von einem Balkon der Kathedrale aus, die Stadt segnete, und nochmals an die wichtigsten „Säulen“ der Gesellschaft erinnerte:

„Ich möchte euch noch ein Wort der Hoffnung mitgeben, für den Blick nach vorn und zurück. Wenn ihr nach hinten blickt, seht ihr die Erinnerung. Die Erinnerung der Großeltern. Einen speziellen Gruß an die Großeltern, vergessen wir sie nicht. Sie sind die lebende Erinnerung. Und wenn wir nach vorne seht, so sehen wir die Kinder und die Jugendlichen, sie sind die Kraft des Volks. Ein Volk, dass auf die Älteren und Jüngeren achtet, wird mit Sicherheit triumphieren.“

Nach dem Treffen mit den Familien in der Hafenstadt Santiago reist Papst Franziskus weiter nach Washington, wo er von US-Präsident Barack Obama und First Lady Michelle Obama empfangen. (rv)

Papstbesuch bei den Castros

Papstreise KubaPapst Franziskus hat an diesem Sonntag Fidel Castro einen Besuch abgestattet.Das bestätigte Vatikanspecher Pater Federico Lombardi nach dem Treffen. Die beiden hätten sich in Anwesenheit einiger Familienmitglieder Castros über eine halbe Stunde lang unterhalten Franziskus wiederholt damit einen Besuch, den bei seiner Reise 2012 Papst Benedikt XVI. gemacht hatte. Castro war Revolutionsführer und bis 2008 Vorgänger seines Bruders Raúl als Präsident des Landes. Der 89-jährige habe dem Papst einen Interviewband geschenkt, den er gemeinsam mit einem brasilianischen Theologen vor Jahren geschrieben habe, berichtete Lombardi.

Nach der Mittagspause machte Papst Franziskus dann seinen offiziellen Besuch bei Kubas Staatspräsident Raúl Castro. Die Delegationen wurden einander vorgestellt, danach unterhielten sich Castro und der Papst, die sich schon früher einmal im Vatikan sowie bei der Ankunft des Papstes in Havanna begegnet sind. Ansprachen wurden nicht gehalten. Der Papst schenkte Castro ein Mosaik der Virgen del Cobre, während dieser dem Gast aus Rom ein großes Kruzifix aus Bootsrudern übergab.

Zur gleichen Zeit unterhielten sich auch die offiziellen Delegationen, auf vatikanischer Seite geführt von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, miteinander. (rv)

Kardinal Ortega: Dialog-Modell für die Welt

Kardinal Robles OrtegaDas Aufweichen des US-Embargos gegen Kuba zwei Tage vor der Papstreise ist ein außerordentliches Zeichen. So bewertet der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, die Entscheidung Präsident Barack Obamas, Reise- und Geldverkehr zwischen den beiden Nachbarländern in gewissem Maß zu erlauben. „Angekündigt hat er es ja schon bei der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen, es fehlte aber bislang noch an den konkreten Entscheidungen.“ Die seien aber wichtig dafür, dass das Versprochene auch wirklich Realität werde. Kardinal Ortega äußerte sich in einem ausführlichen Interview mit Radio Vatikan kurz vor Ankunft von Papst Franziskus in seinem Bistum. Er glaube, damit sende Obama ein Signal, so Ortega, dass er die Absichten von Papst Franziskus verstanden habe. „Es stimmt, der Papst war kein Vermittler, er hat auch selber gesagt, dass er kein Vermittler gewesen sei, er war aber vielleicht etwas Wichtigeres als ein Vermittler, er war ein Initiator.“ Die Fähigkeit des Papstes, die Herzen der Menschen zu bewegen, sei außergewöhnlich.

So sei auch die Videobotschaft des Papstes von diesem Donnerstag mit „stillem Respekt“ im Land entgegen genommen worden, es sei deutlich geworden, dass hier der Hirte der universalen Kirche spreche und zwar über Liebe, Vergebung und Glauben. Man habe sich daran gewöhnt, dass der Papst empfangen werde wie ein Staatschef und wie der „Heilige Vater“, „aber dieser Papst hat mit der Sprache eines Priesters gesprochen, der mit Menschen spricht, um mit ihnen über das zu sprechen, was das Wichtigste ist.“ Man spreche über den Papst oft als über jemanden, der Einfluss habe in der Welt und dessen Botschaften gewichtig seien. „Das alles ist wahr“, sagt der Kardinal. „Seine moralische Autorität ist außergewöhnlich. Aber der Papst kommt, um unseren Glauben zu stärken an die Liebe Jesu, er kommt als Missionar der Barmherzigkeit, und diese Barmherzigkeit besteht darin, den Nächsten in dessen Realität zu begegnen.“

Volksglauben: Eine lebendige Kirche

Kardinal Ortega wehrt sich gegen die Aussage, die Kirche in Kuba sei eine Minderheit, das stimme nicht. Auch wenn die aktiven Katholiken nicht viele seien, man lasse weiter Taufen, die Menschen kennen Vater Unser und Ave Maria und es gebe einen weit verbreiteten Volksglauben, den man nicht vernachlässigen dürfe. Die soziologische Sicht Westeuropas, Messbesucher zu zählen, komme nicht weit beim Verstehen des Glaubens auf der Insel. Viel Messbesuch gebe es auch in Europa nicht, „in Lateinamerika ist das viel weniger, in Kuba noch viel weniger. Das heißt aber nicht, dass die Leute nicht für Verstorbene beten, Heiligenfeste feiern, in die Kirche kommen oder Wallfahrten zu den verschiedenen Heiligtümern machen. Es gibt eine Religiosität, die vielleicht nicht aufgeklärt ist oder ausgebildet, sie braucht Verkündigung. Aber es ist diese Religiosität, weswegen die Kirche lebendig ist.“ Papst Franziskus kenne diesen Volksglauben und wisse um die Wichtigkeit für das Leben der Kirche. Er kenne die Probleme des Synkretismus, der leider auch immer dabei sei. Deswegen habe er eine Videobotschaft gehabt, welche die Menschen anspreche.

Dialog ist der neue Name für Liebe

Kardinal Ortega empfängt mit Papst Franziskus bereits seinen dritten Papst, seit 1991 ist er Erzbischof von Havanna. Trotzdem sei es ein vierter Papst, welcher der Kirche Kubas quasi ihr Motto gegeben habe, Paul VI. „Er hat gesagt, dass der Dialog der neue Name für die Liebe sei, damit hat er uns einen unvergesslichen Satz hinterlassen. Auch Johannes Paul II. war ein Mann des Dialogs, er ist um die Welt gereist und hat die Kirche der Welt geöffnet. Sein Satz an uns, Kuba möge sich der Welt öffnen und die Welt Kuba, war ein Aufruf an uns zum Dialog.“

Als sich die beiden Präsidenten Kubas und der Vereinigten Staaten vor zehn Monaten die Hände schüttelten, hätten beide Papst Franziskus angesprochen, „er steht am Beginn dieses Dialogs. Papst Franziskus hat dabei eine wichtige und entscheidende Rolle gespielt.“ Das sei in den Augen der meisten Menschen auf Kuba der Neuanfang der Prophezeiung Papst Johannes Pauls II. gewesen. Papst Benedikt hingegen habe eher einen theologischen Weg genommen, um über den Dialog mit der Welt zu sprechen. „Er hat uns damit ein theologisches Monument hinterlassen, das in der Zukunft wichtig sein wird, wenn auch nicht so beliebt wie die Sätze von Johannes Paul II. und Paul VI. Seine Gedanken haben auch tiefen Einfluss auf Papst Franziskus. Er hat aber eine andere Persönlichkeit, er ist Lateinamerikaner, jemand, der unsere Sprache spricht, hier wird er einfach verstanden und das weiß er. Er setzt fort, was die Päpste vor ihm begonnen haben, aber in einem neuen Stil.“

Erst Kuba und dann die Welt

Aber das Ganze geht nicht nur Kuba an. Eindrücklich erinnere er sich an die Rede von Papst Franziskus an das diplomatische Corps im Vatikan. Dort habe er Kuba und die USA zu ihren sich wandelnden Beziehungen beglückwünscht. „Er sagte damals auch, dass er das als Modell für die Welt vorstellen wolle. Deswegen ist diese Reise nicht nur für Kuba und die USA, nicht nur für Lateinamerika. Wir haben das auch bei den Atom-Verhandlungen mit dem Iran gesehen: auch das hat funktioniert. Der US-Außenminister John Kerry hat mir das direkt gesagt, als er praktisch aus Wien von diesen Verhandlungen zu uns kam: Der Papst hat auch da seinen Einfluss gehabt. Der Papst kann noch viel in diesem Sinn in der Welt bewirken und die Welt hat noch viel Kapazität für mehr Menschlichkeit. Diese Reise wird das alles fördern.“

Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord (rv)

Italien: Kardinal De Paolis begeht seinen 80. Geburtstag

Kardinal De Paolis C.S.Der ehemalige Präfekt für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls, Velasio Kardinal De Paolis, begeht heute seinen 80. Geburtstag. Die Leitung dieses Dikasteriums der römischen Kurie hatte er bis September 2011 inne. Mit dem Erreichen des 80. Lebensjahres verliert er sein aktives Wahlrecht in einem Konklave. Das Kardinalskollegium umfasst somit 219 Kardinäle und von diesen sind 119 Eminenzen wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh)

Papst: Weltall interreligiös erforschen

Castel GandolfoEin interreligiöser Ansatz zur Erforschung des Weltalls könnte helfen, die Schöpfung religiös besser zu verstehen. Das sagte Papst Franziskus an diesem Freitag im Vatikan vor den Astronomen der päpstlichen Sternwarte und einigen ihrer Fachkollegen, die zu einem Kongress am Sitz der Sternwarte in Castelgandolfo versammelt waren. „Gerade im interreligiösen Dialog, der heute notwendiger denn je ist, kann die naturwissenschaftliche Forschung über das Universum eine gemeinsame Perspektive bieten, die von Glaubenden und Nichtglaubenden geteilt wird“, sagte der Papst vor den Astronomen.

Besonders würdigte er dabei die Sommerschulen der päpstlichen Sternwarte, die seit 30 Jahren stattfinden. „Sie sind eine wertvolle Möglichkeit für junge Astronomen aus aller Welt, die in einem Dialog miteinander treten und in der Suche nach der Wahrheit zusammenarbeiten.“ Franziskus rief seine Astronomen überdies dazu auf, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Universum mit den Menschen zu teilen, „indem ihr unentgeltlich das weitergebt, was auch ihr unentgeltlich empfangen habt“.

Anlass des Symposions und der Papstaudienz war der 80. Jahrestag der Neugründung der päpstlichen Sternwarte durch Papst Pius XI. im Jahr 1935. Ebenfalls an diesem Freitag gab der Vatikan die Ernennung eines neuen Direktors für die Sternwarte bekannt. Der US-Amerikaner Guy Consolmagno löst den Argentinier Jose Gabriel Funes ab, beide gehören dem Jesuitenorden an.

Die vatikanische Sternwarte befindet sich auf dem Areal der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo, die Papst Franziskus jüngst für Touristen zugänglich gemacht hat. Alle dort beschäftigten Astronomen sind Jesuiten, da die „Specola Vaticana“ seit ihrer Neugründung 1935 dieser Gemeinschaft anvertraut ist. Die astronomischen Beobachtungen werden in einem Observatorium in Tucson in den USA durchgeführt, für das der Vatikan gemeinsam mit einer dort ansässigen Universität aufkommt. Astronomie ist die einzige Naturwissenschaft, die der Vatikan selbst betreibt. (rv)