Kardinal Pell: Ordnung in Vatikan-Finanzen schaffen

Kardinal PellEs wird Zeit, dass die Kurie in Sachen Wirtschaft und Finanzen „Ordnung schafft“. „Denn die nächste Angriffswelle könnte wegen unregelmäßigen Wirtschaftsangelegenheiten kommen“, sagte der Präfekt des Wirtschaftssekretariats, Kardinal George Pell, bei dem Katholikentreffen „Meeting“ in Rimini, die die katholische Bewegung „Comunione e Liberazione“ derzeit durchführt. Der australische Kurienkardinal weist darauf hin, dass im Vatikan „alle sehr hart arbeiten“, damit mehr Transparenz und Klarheit sowie Legalität bei wirtschaftlichen Angelegenheiten herrsche, so Pell.

Der Vatikan hat seine Tätigkeiten in Sachen Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten dahingehend umgeändert, dass der Dienst für die Leidenden und Armen im Mittelpunkt stehe. Das betont der Präfekt des Wirtschaftssekretariats in der norditalienischen Küstenstadt Rimini. Im Allgemeinen sei es aber so, dass der Vatikan bisher „sehr gut“ mit „seinem Geld“ umgegangen sei und das vor allem in moralischer Hinsicht. Dies verdanke der Vatikan der Arbeit vieler professioneller Laien, so Pell in seinem Vortrag in Rimini. „Das Vermögen der Kirche muss dafür verwendet werden, um die guten Taten für die Hilfesuchenden zu ermöglichen“, so der Kurienkardinal wörtlich.

Als „Negativ-Beispiel“ erzählte der australische Kardinal eine Geschichte über einen Priester aus seiner Heimat, der einem Freund eine Wohnung der Kirche für einen niedrigen Mietpreis „verschenkte“. Das sei moralisch falsch, so Pell. Denn das Vermögen der Kirche sei nicht da, um „Freunde einen Gefallen zu tun, sondern um den wahren Armen zu helfen“. Die Gewinne, die der Vatikan oder die Kirche erwirtschaftet, solle nur diesem Zweck dienen. Deshalb brauche die Kirchenverwaltung „kompetente Personen“. (rv)

Tomasi: Muslimische Migranten als Herausforderung

Erzbischof Silvano TomasiDie Ankunft von immer mehr muslimischen Flüchtlingen in Europa kann zur Herausforderung für die christliche und demokratische Identität des Kontinents werden. Das sagte Erzbischof Silvano Maria Tomasi am Wochenende im Interview mit Radio Vatikan. Der ständige Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf kritisiert eine systematische Politik der Ungleichheit zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Ländern. Es gebe einen Willen, diese Ungleichheit beizubehalten.

Neben der politischen Ungleichheit und den multinationalen Beziehungen, die vor allem zum Vorteil der starken Länder arbeiteten, habe die Irak-Invasion 2003 die Situation im Nahen Osten nachhaltig destabilisiert, sodass so viele Menschen nun nach Europa flöhen, so Tomasi. Man müsse das Problem, also die unsichere Lage im Nahen Osten, an der Wurzel packen. Aber als Christ habe man auch die Pflicht, gastfreundlich zu sein. Ganz so einfach sei das aber nicht, gibt Tomasi zu. Man habe eine Pflicht die Flüchtlinge aufzunehmen, aber Europa müsse auch die eigene – nach Tomasi – eine christliche Identität wahren können. „Es gibt muslimische Migranten, die sich mit einem speziellen Problem konfrontiert sehen – sie können die Trennung von Religion und Politik, von Kirche und Staat, wie wir es sagen würden, nicht akzeptieren. Das hat einen direkten Einfluss auf den Integrationsprozess. Und was machen wir da? Wir müssen sagen, dass es Grundwerte gibt, die akzeptiert werden müssen. Dazu gehört die Wahrung des Pluralismus in unserer Gesellschaft, die Trennung von Politik und Religion und die Akzeptanz normaler demokratischer Prozesse, sodass ein friedliches, konstruktives Zusammenleben möglich ist, und die Menschen, die kommen, Teil der Gesellschaft werden und sie bereichern.“

Zudem beklagt Tomasi eine ausgeprägte Gleichgültigkeit gegenüber der Christenverfolgung im Nahen Osten. Abgesehen von Papst Franziskus, der immer wieder an das Leiden erinnere, werde das Geschehen auf internationaler Bühne ignoriert. „Christen sind die am meisten verfolgte religiöse Gruppe in der Welt. Der Westen ist aber gleichgültig gegenüber dem Leiden der Christen. Als ob die Menschenrechte der Christen nicht den gleichen Wert wie andere Menschen hätten. Ich denke, diese Situation ist nicht akzeptabel und wir müssen kontinuierlich darauf pochen, eine öffentliche Meinung hervorzubringen, die es schließlich schafft darauf zu drängen, zu handeln und eine politische Lösung zu finden,“ betont Tomasi.

Konfliktparteien, verschiedene Volksstämme und andere Interessensgruppen an einen Tisch bringen. Nur so könne man das soziale und politische Leben in Ländern wie zum Beispiel Libyen wieder normalisieren. Damit Vereinbarungen eingehalten werden, kann es auch sinnvoll sein, militärische Präsenz der Vereinten Nationen zu zeigen, so Tomasi. (rv)