Papst billigt Bischofsliste für kommende Synode

Bischofssynode 2015Papst Franziskus hat die bisher gewählten Vertreter nationaler Bischofskonferenzen zur nächsten Familien-Synode bestätigt. Der vatikanische Pressesaal hat die entsprechende Liste der Bischöfe und ihrer Vertreter an diesem Samstag veröffentlicht. Von den Konferenzen in den Ländern deutscher Sprache ist lediglich Österreich dabei. Zur Synode reist demnach, wie der Papst nun bestätigte, der Feldkircher Bischof Benno Elbs. Sollte er verhindert sein, vertritt ihn der St. Pöltner Bischof Klaus Küng, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Familienseelsorge zuständig ist. Kardinal Christoph Schönborn von Wien könnte als Mitglied des Synodenrates voraussichtlich an den Beratungen im Vatikan teilnehmen, wenn Papst Franziskus das so entscheidet.

Die Schweiz hat zwar ebenfalls bereits gewählt, und zwar den Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, diese Wahl ist aber noch nicht bei der ersten Gruppe der Bestätigungen. Die Deutsche Bischofskonferenz wählt ihre drei Delegierten bei der kommenden Frühjahrsvollversammlung. Auf der nun veröffentlichten Liste sind die gewählten Delegierten von 28 nationalen Bischofskonferenzen angegeben.

Die 14. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode tritt von 4. bis 25. Oktober 2015 unter dem Thema „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" in Rom zusammen. Im Unterschied zur Außerordentlichen Generalsversammlung, an der ausschließlich die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen teilnehmen, werden bei der Ordentlichen Generalversammlung die Bischofskonferenzen je nach Größe durch einen bis vier gewählte Vertreter repräsentiert. Um einen gemeinsamen, länger anhaltenden Nachdenkprozess anzuregen, hatte Papst Franziskus zwei Bischofssynoden zum selben Thema in zwei aufeinanderfolgenden Jahren verfügt; die Versammlung von 2014 war eine Außerordentliche Generalsversammlung.

(rv 31.01.2015 gs)

Vor 100 Jahren: Die erste Frau im Vatikan

Gudrun SailerEin bemerkenswerter Jahrestag: Vor 100 Jahren kam die erste reguläre weibliche Angestellte in den Papststaat. Die Geschichte der Frauen im Vatikan ist mithin länger, als oft angenommen wird. Radio Vatikan-Redakteurin Gudrun Sailer hat sich in einer Recherche mit dieser bisher unbeachteten Facette jüngerer Kirchengeschichte beschäftigt. Gudrun Sailer, wer war die erste Frau im Vatikan?

„Sie war Römerin, hieß Anna Pezzoli und fing am 1. Februar 1915 in der Floreria Apostolica an, dem päpstlichen Ausstattungsamt für Möbel und Geräte aller Art, auch Textilien, Tapeten undsoweiter. Anna Pezzoli hat augenscheinlich keine große Ausbildung gehabt, sie wurde als Hilfsarbeiterin geführt. Ihre Personalakte liegt im Archiv des vatikanischen Governatorates und sagt sonst nicht viel über Anna Pezzoli. Aber sie war nach allem, was herauszufinden ist, tatsächlich die erste Frau im Vatikan. Erst elf Jahre später kommen die nächsten."

Was waren das für welche?

„Das waren Teppich-Restauratorinnen. An den vatikanischen Museen gibt es ja viele kostbare alte Tapisserien, und 1926 werden die ersten Restauratorinnen geholt. Das sind teils Ordensfrauen, Franziskaner-Missionsschwestern Mariens, teils Laien. Allerdings bleiben diese Frauen in den Museen sozusagen unsichtbar, denn ihre Werkstatt liegt im „Industrieviertel" des Vatikanstaates (obwohl es den 1926 streng genommen noch nicht gibt, er entsteht erst 1929)."

Sie haben sich speziell mit Hermine Speier beschäftigt, die ebenfalls an den Vatikanischen Museen arbeitete. Was ist das Besondere an ihr?

„Hermine Speier war Jüdin. Eine der ersten Frauen im Vatikan – sie stieß 1934 dazu – war eine Nicht-Katholikin, das ist schon ein überraschender Befund. Hermine Speier stammte aus Frankfurt am Main, war promovierte Archäologin, sie hatte in Heidelberg studiert, und wenige Monate vor ihrem Engagement im Vatikan war sie – als Jüdin – vom Deutschen Archäologischen Institut in Rom entlassen worden. Dort hatte sie die Fotothek aufgebaut und geleitet. Genau dieselbe Arbeit erhielt sie im September 1934 im Vatikan."

Frau und Jüdin im Vatikan, gab es da nicht Widerstände?

„Doch, die gab es. Aber Papst Pius XI. hielt seine Hand über Hermine Speier. Er war mit dem Museumsdirektor Bartolomeo Nogara eng befreundet, und Nogara war derjenige, der Hermine Speier an die Museen holte. Das tat er aus „cristiana carità", aus christlicher Nächstenliebe, sie brauchte ja dringend einen Job und konnte nicht nach Deutschland zurück, aus dem damals schon viele Juden flüchteten; aber ihre Qualifikation half auf jeden Fall, ein so singuläres Beschäftigungsverhältnis wie ihres gegen Kritiker zu verteidigen. Sie konvertierte fünf Jahre später, überlebte die Nazi-Besetzung Roms 1943/44 versteckt in einem römischen Nonnenkloster, was ihr der Vatikan vermittelte, und blieb dann ihr ganzes Berufsleben den Päpsten als Arbeitgebern treu."

Mehr über die Geschichte der Frauen im Vatikan hören Sie in unserer Radio-Akademie im Februar, jeweils dienstags. Hier der dazu passende Buchtipp: Gudrun Sailer: Monsignorina. Die deutsche Jüdin Hermine Speier im Vatikan. Aschendorff 2015. (rv)