Papstansprache im Volltext: Interreligiöses Treffen in Albanien

Papst FranziskusLiebe Freunde,
ich bin wirklich froh über diese Begegnung, welche die Verantwortlichen der bedeutendsten in Albanien gegenwärtigen religiösen Bekenntnisse zusammenführt. Mit großer Achtung begrüße ich einen jeden von Ihnen und die Gemeinschaften, die Sie vertreten; und herzlich danke ich Erzbischof Massafra für seine einführenden Worte, mit denen er Sie vorgestellt hat. Es ist wichtig, dass Sie hier beisammen sind: Es ist das Zeichen eines Dialogs, den Sie täglich leben in dem Bemühen, untereinander Beziehungen der Brüderlichkeit und der Zusammenarbeit aufzubauen, zum Wohl der ganzen Gesellschaft.
Albanien hat auf traurige Weise erleben müssen, welche Gewalttaten und welche Tragödien die erzwungene Ausschließung Gottes aus dem persönlichen und dem gemeinschaftlichen Leben verursachen kann. Wenn man im Namen einer Ideologie Gott aus der Gesellschaft ausstoßen will, betet man schließlich Götzen an, und sehr bald verliert auch der Mensch sich selber, wird seine Würde mit Füßen getreten und werden seine Rechte verletzt. Ihr wisst genau, zu welchen Brutalitäten der Entzug der Gewissens- und der Religionsfreiheit führen kann und wie aus dieser Wunde eine von Grund auf erschöpfte Menschheit hervorgeht, weil sie keine Hoffnung und keine geistigen Anhaltspunkte hat.
Eine positive Folge der Veränderungen, die seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschehen sind, bestand auch darin, dass die Bedingungen für eine wirkliche Religionsfreiheit geschaffen wurden. Das hat jeder Gemeinschaft die Möglichkeit gegeben, Traditionen neu zu beleben, die trotz der grausamen Verfolgung nie erloschen waren, und hat allen erlaubt, auch von der eigenen religiösen Überzeugung her einen positiven Beitrag in erster Linie zum moralischen und dann auch zum wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes zu geben.
Tatsächlich ist die Religionsfreiheit – wie der heilige Johannes Paul II. bei seinem historischen Besuch in Albanien 1993 bekräftigte – »nicht nur ein kostbares Geschenk des Herrn für alle, die die Gnade des Glaubens besitzen: Sie ist ein Geschenk für alle, denn sie ist die grundlegende Garantie für jeden anderen Ausdruck von Freiheit […] Nichts erinnert uns so wie der Glaube daran, dass wir, wenn wir einen einzigen Schöpfer haben, auch alle Geschwister sind! Die Religionsfreiheit ist ein Bollwerk gegen alle Totalitarismen und ein entscheidender Beitrag zur menschlichen Brüderlichkeit« (Botschaft an die albanische Nation, 25. April 1993).
Doch man muss sofort hinzufügen: »Die wahre Religionsfreiheit schreckt vor den Versuchungen zu Intoleranz und Sektierertum zurück und fördert Haltungen eines achtungsvollen und konstruktiven Dialogs« (ebd.) Wir können nicht umhin anzuerkennen, dass die Intoleranz dem gegenüber, der andere religiöse Überzeugungen als die eigenen hat, ein besonders heimtückischer Feind ist, der sich heute leider in verschiedenen Gegenden der Welt zeigt. Als Glaubende müssen wir besonders wachsam sein, dass die Religiosität und die Ethik, die wir mit Überzeugung leben und die wir leidenschaftlich bezeugen, sich immer in einem Verhalten ausdrücken, das jenes Geheimnisses würdig ist, das sie zu ehren beabsichtigen. Darum müssen wir all jene Formen, die einen verkehrten Gebrauch der Religion darstellen, mit Entschiedenheit als nicht recht zurückweisen, weil sie weder Gottes noch des Menschen würdig sind. Die echte Religion ist eine Quelle des Friedens und nicht der Gewalt! Niemand darf den Namen Gottes gebrauchen, um Gewalt auszuüben! Im Namen Gottes zu töten, ist ein schweres Sakrileg! Im Namen Gottes zu diskriminieren, ist unmenschlich.
Unter diesem Gesichtspunkt ist die Religionsfreiheit nicht ein Recht, das einzig vom geltenden gesetzgebenden System garantiert werden kann, das dennoch notwendig ist: Sie ist ein gemeinsamer Raum, ein Bereich der Achtung und der Zusammenarbeit, der mit der Beteiligung aller aufgebaut werden muss, auch derer, die keine religiöse Überzeugung besitzen. Ich erlaube mir, auf zwei Haltungen hinzuweisen, die besonders nützlich sein können bei der Förderung dieser Grundfreiheit.
Die erste besteht darin, in jedem Mann und jeder Frau – auch in denen, die nicht der eigenen religiösen Tradition angehören – nicht Rivalen und noch weniger Feinde zu sehen, sondern Brüder und Schwestern. Wer sich seiner eigenen Überzeugungen sicher ist, hat es nicht nötig, sich durchzusetzen und Druck auf den anderen auszuüben: Er weiß, dass die Wahrheit ihre eigene Strahlkraft besitzt. Im Grunde sind wir alle Pilger auf dieser Erde, und auf dieser unserer Reise leben wir in unserer Sehnsucht nach Wahrheit und Ewigkeit nicht als autonome Wesen, die sich selbst genügen – weder als Einzelne noch als nationale, kulturelle oder religiöse Gruppen –, sondern hängen voneinander ab, sind gegenseitig der Sorge der anderen anvertraut. Jeder religiösen Tradition muss es von innen her gelingen, dem Dasein des anderen Achtung zu zollen.
Eine zweite Haltung ist das Engagement zugunsten des Gemeinwohls. Jedes Mal, wenn die Zugehörigkeit zur eigenen religiösen Tradition einen überzeugteren, großzügigeren und selbstloseren Dienst an der gesamten Gesellschaft hervorbringt, ist das eine authentische Ausübung und Entwicklung der Religionsfreiheit. Dann erscheint diese nicht nur als ein rechtmäßig eingeforderter Raum der Unabhängigkeit, sondern als eine Möglichkeit, die mit ihrer fortschreitenden Ausübung die Menschheitsfamilie bereichert. Je mehr man den anderen zu Diensten ist, umso freier ist man!
Schauen wir uns um: Wie viel Not besteht unter den Armen, wie sehr müssen unsere Gesellschaften noch Wege zu einer weiter verbreiteten sozialen Gerechtigkeit, zu einer inklusiven Wirtschaftsentwicklung finden! Wie notwendig ist es für den menschlichen Geist, den tiefen Sinn der Erfahrungen des Lebens nicht aus den Augen zu verlieren und Hoffnung wiederzugewinnen! In diesen Wirkungsbereichen können von den Werten der eigenen religiösen Traditionen inspirierte Männer und Frauen einen wichtigen, ja unersetzlichen Beitrag liefern. Das ist auch für den interreligiösen Dialog ein besonders fruchtbares Feld.
Liebe Freunde, ich ermuntere Sie, die in Albanien bestehende Tradition der guten Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften zu erhalten und auszubauen und sich im Dienst an Ihrem geschätzten Heimatland vereint zu fühlen. Bleiben Sie – für Ihr Land und darüber hinaus – weiterhin ein Zeichen dafür, dass herzliche Beziehungen und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Menschen verschiedener Religionen möglich sind. Und beten Sie auch für mich. Gott segne Sie. (rv)

Presse in Albanien: Angst vor Anschlägen

AlbanienWenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Tirana berichten die Medien in dem kleinen adriatischen Land vor allem über die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen – Handynetze werden ausgeschalten, Extremisten vorab weggesperrt – und über die Erwartungen an den Besuch. Unser Korrespondent vor Ort, Mario Galgano, hat in den albanischen Zeitungen geblättert.
Es mag erstaunen, aber Tatsache ist, dass die albanischen Medien erst einen Tag vor Ankunft des Papstes eingehend über die Reise berichten. Vorher kam die Reise fast gar nicht zur Sprache. Hauptthema in allen Zeitungen und Internet-Portalen ist an diesem Samstag die Frage der Sicherheit.
Wer Albanien besucht, hat einerseits den Eindruck in Italien zu sein: Die Schilder und die Straßen könnten in jeder süditalienischen Stadt stehen und auch die Zeitungen und Internetseiten sehen den italienischen Medien sehr ähnlich – mit Ausnahme der Sprache und des Inhalts.

So berichtet die größte Zeitung des Landes, die „Shqip“ – also „Albanisch“ heißt und der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ gleicht, dass Tirana praktisch unter totaler Absicherung steht. Die Zeitung berichtet, dass mindestens 50 „gefährliche Extremisten“ in den Nachbarländern Kosovo, Mazedonien und Montenegro vorsorglich in Gefängnissen geschickt wurden. Das Handy-Netz auf dem Hauptplatz „Mutter Teresa“ wird während der Papstreise ausgeschaltet, damit Bombenanschläge verhindert werden. Die Angst ist nämlich, dass Terroristen Bomben platzieren, die durch den Anruf eines Handys aktiviert werden.

Neben der Sicherheitsfrage beschäftigen sich die Zeitungen wie beispielsweise das Boulevard-Blatt „Koha Jone“ – auf Deutsch „Tagesthemen“ – mit der Bedeutung des Papstbesuchs für den interreligiösen Dialog in Albanien. In einem ausführlichen Interview mit dem Präsidenten der muslimischen Gemeinschaft namens Skender Bucai sagt dieser: „Papst Franziskus fördert die Harmonie unter den Religionsgemeinschaften“. Auch Regierungschef Edi Rama kommt in der liberalen Tageszeitung „Gazeta shqiptare“ (also „Albanische Zeitung“) zu Wort: der Sozialdemokrat sagt stolz von sich, dass er katholisch sei: „Meine Großmutter hat mich 1964 getauft.“ Er sei zuversichtlich, dass nichts Gefährliches während des Aufenthalts des Papstes passieren werde. (rv)​

Nigeria: 25 Städte in Händen von Boko Haram

NigeriaDie Terrorgruppe Boko Haram hat im Nordosten Nigerias 25 Städte in ihre Gewalt gebracht und marschiert jetzt auf Maiduguri. Das sagt der Bischof der Millionenstadt, Oliver Dashe Doeme. Der Bischof hat sich, zusammen mit mehreren tausend Christen, in eine Pfarrei im Bundesstaat Adamawa in Sicherheit gebracht. Er wirft der nigerianischen Regierung Untätigkeit vor und rechnet damit, dass Maiduguri in die Hände der Islamisten fallen wird. Doeme vergleicht das Vorgehen von Boko Haram mit den Terroristen des „Islamischen Staats“ in Syrien und Irak. Er spricht von einem humanitären Drama: „Tausende von Menschen haben sich in Höhlen, in den Bergen oder Wäldern in Sicherheit gebracht, viele sind auch nach Kamerun geflohen.“ (rv)

Neuer Erzbischof für Chicago und neuer Ständige

Kardinal GeorgePapst Franziskus hat den Rücktritt des Erzbischofs von Chicago, Kardinal Francis George, angenommen. Gleichzeitig ernannte er an diesem Samstag einen Nachfolger für George: Es ist der bisherige Bischof von Spokane, Blase Joseph Cupich. Der aus Nebraska stammende Cupich hat u.a. an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom sowie an der Katholischen Universität von Washington studiert; er ist seit 1975 Priester und seit 1998 Bischof, zunächst von Rapid City in South Dakota und ab 2010 von Spokane im Bundesstaat Washington. Innerhalb der US-Bischofskonferenz ist er derzeit für die Kontakte zu Kirchen in Mittel- und Osteuropa zuständig.

US-Medien nennen den künftigen Erzbischof von Chicago „einen Moderaten, der in kulturellen Auseinandersetzungen zivilisierten Umgangston“ gezeigt habe. Die Personalentscheidung des Papstes trifft auf große Aufmerksamkeit, weil das Erzbistum Chicago vielen als „Flaggschiff des amerikanischen Katholizismus“ gilt. Es war außerdem die erste größere Personalentscheidung von Papst Franziskus für die USA. Der scheidende Erzbischof, Kardinal George, ist 77 Jahre alt und an Krebs erkrankt.

Eine weitere Personalentscheidung des Papstes von diesem Samstag betrifft Europa: Der italienische Geistliche Paolo Rudelli wird Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls beim Europarat in Straßburg. Der 44-Jährige steht seit 2001 im diplomatischen Dienst des Vatikans; bisherige Auslandsstationen waren Ecuador und Polen. Er spricht übrigens auch deutsch. (rv)

D: Ulrich Neymeyr neuer Bischof von Erfurt

© Bistum Mainz

© Bistum Mainz

Erfurt hat einen neuen Bischof. Papst Franziskus hat Ulrich Neymeyr auf den seit fast zwei Jahren leeren Bischofsstuhl berufen. Die Ernennung wurde an diesem Freitagmittag zeitgleich in Erfurt und in Rom bekannt gegeben. Neymeyr ist 57 Jahre alt und war seit 2003 Weihbischof in Mainz. Der gebürtige Wormser folgt in Erfurt auf Bischof Joachim Wanke, der vor knapp zwei Jahren seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen eingereicht hatte. Das ostdeutsche Bistum mit gut 150.000 katholischen Christen, die überwiegend im Eichsfeld leben, wurde seither vom Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke als Diözesan-Administrator geleitet. (rv)

Debatte über Ehe und Familie

HochzeitIn den italienischen Medien ist eine Debatte über die Themen der bevorstehenden Bischofssynode im Gang. Im Oktober tritt im Vatikan eine Synode zum Thema Ehe und Familie zusammen, ein Jahr darauf – im Oktober 2015 – sollen auf einer weiteren Synode auch konkrete Schlußfolgerungen gezogen werden. Die Debatte in italienischen Medien, an der sich auch Kardinäle beteiligen, dreht sich vor allem um die Frage, ob Menschen, die nach einer Scheidung wieder heiraten, zur Kommunion zugelassen werden dürfen. Das ist ihnen nach jetzigem Kirchenrecht verwehrt. Ein Nein zur Wiederzulassung sagen nach Medienberichten fünf Kardinäle in einem Buch, das am 1. Oktober in Italien und den USA veröffentlicht wird: Es sind die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller, Raymond Leo Burke, Walter Brandmüller, Velasio De Paolis und Carlo Caffarra. Müller ist Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation.

Der frühere Präsident des vatikanischen Ökumene-Rats, Kardinal Walter Kasper, mahnt in der Tageszeitung „Il Mattino“, es dürfe auf der Synode keinen „ideologischen Krieg“ geben. Kasper wörtlich: „Die Lehre der Kirche steht gar nicht zur Debatte, aber sie lässt sich vertiefen, sie ist nicht abgeschlossen.“ Es gehe um die „Anwendung der Lehre auf komplizierte Situationen“. „Zielscheibe von Polemiken“ sei gar nicht er, sondern letztlich Papst Franziskus. Kardinal Kasper hofft, „dass die Synode zu einem ernsthaften und ruhigen Meinungs- und Gedankenaustausch führen wird“. (rv)

Vatikan: Kardinäle beraten über Zusammenlegungen von Räten

Kardinal PellDie Neuorganisation der Arbeit des Heiligen Stuhls schreitet langsam, aber beständig voran: Die neun Kardinäle, die Papst Franziskus bei der Kurienreform beraten, arbeiten bereits an einem Vorschlag für die Neufassung der Konstitution „Pastor Bonus“. Das sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Mittwoch vor Journalisten. Die Kardinäle hätten sich bereits auf einen Entwurf zur Einleitung des Papiers geeinigt. „Pastor Bonus“ ist der Grundlagentext für die Arbeitsweise an den Behörden des Heiligen Stuhles.

Der sogenannte K9-Rat ist seit Montag und noch bis Mittwochabend zu seinem sechsten Treffen im Vatikan versammelt. Intensiv hätten die Kardinäle diesmal über die Aufteilung der vatikanischen Räte und ihre Zuständigkeiten gesprochen. Lombardi:

„Zum einen lag der Schwerpunkt auf den Themenbereichen Laien und Familien, die auch Frauen, Jugendliche, geistliche Bewegungen umfasst. Der andere Themenbereit war Gerechtigkeit und Frieden, einschließlich Migranten, Caritas, Gesundheit, Leben und Ökologie, besonders Human-Ökologie. Diese beiden Überthemen wurden verhandelt, um zu sehen, wie man sie an der Kurie besser koordinieren und auf einer großen Basis betrachten kann.“

Damit steht eine mögliche Zusammenlegung verschiedener Räte im Raum. Auf der einen Seite wären demnach der Laien- und der Familienrat betroffen, auf der anderen die vier Räte für Gerechtigkeit und Frieden, Migranten und Krankenpastoral sowie das päpstliche Hilfswerk „Cor Unum“. Die Phase der K9-Beratungen über wirtschaftlich-administrativen Angelegenheiten sei bereits abgeschlossen, erklärte Lombardi und verwies auf die neue vatikanische Wirtschaftsarchitektur, die Kardinal Pell bereits vorgestellt hatte.

Neuerlich betonte Lombardi, der K9-Rat treffe selbst keine Entscheidungen, sondern werde dem Papst Vorschläge unterbreiten. Diese dienten dem Papst als Entscheidungsgrundlage. Franziskus werde sie eventuell zuvor in weitere Beratungen einbringen, um es zum Beispiel mit den Chefs der Kurienbehörden zu besprechen. Diese träfen sich im Herbst zu ihrem turnusmäßigen Gespräch mit dem Papst.

Als Termine für die nächsten Versammlungen des K9-Rates nannte Lombardi 9. bis 11. Dezember und 9. bis 11. Februar 2015. Dem Rat gehören neun Kardinäle aus allen Erdteilen an. Neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin – dem einzigen K9-Mitglied aus der Kurie – gehört dem Gremium Kardinal Reinhard Marx an. (rv)

Kardinal über IS: „Teuflische Dinge“

Kardinal Filoni„Das sind wirklich teuflische Dinge.“ So kommentiert Vatikan-Kardinal Fernando Filoni die Enthauptungen westlicher Geiseln durch Terroristen des „Islamischen Staats“ im Irak. „Niemand darf im Namen Gottes so etwas tun“, sagte Filoni im Gespräch mit CNN. Allerdings wollte sich der Präfekt der vatikanischen Missions-Kongregation, der früher Nuntius im Irak war, nicht darauf einlassen, dass man jetzt „Krieg“ gegen den „Islamischen Staat“ führen müsse: „Der Heilige Vater hat oft Nein zum Krieg gesagt“, so Filoni wörtlich. „Wir reden hier nicht über Krieg, sondern über etwas anderes.“ Es gehe um die „Verteidigung von Menschen, die in Not sind“. Gut ausgerüstete Terroristen seien im Irak über unbewaffnete, „einfache Bauern, Familien und Dorfbewohner“ hergefallen: „Da ist es unsere erste Pflicht, diese Menschen zu verteidigen, aus menschenrechtlichen Gründen, um des Heils der Menschheit willen.“

Filoni hat kürzlich als Sondergesandter von Papst Franziskus Flüchtlinge im Nordirak besucht. Kurdenführer hätten ihm gegenüber angegeben, sie bräuchten lediglich Ausrüstung, nicht etwa ausländische Soldaten, um sich selbst zu verteidigen. Kardinal Filoni wörtlich: „Natürlich hat als erstes die irakische Regierung die Pflicht, sie zu verteidigen. Aber wenn sie dazu nicht imstande ist und sie sich selbst nicht verteidigen können, dann muss jemand anderes diese Aufgabe übernehmen.“ (rv)

Schweiz/Vatikan: Willkommen für den neuen Gardekaplan

SchweizergardeDer neue Kaplan der Schweizergarde, Pascal Burri, stammt aus der Westschweizer Diözese Lausanne-Genf-Fribourg und ist offiziell seit dem 1. September im Amt. Sein Vorgänger Alain de Raemy ist Weihbischof der Westschweizer Diözese geworden. Der Wechsel ist keine große Umstellung für die Gardisten, da beide Priester aus derselben Schweizer Region stammen. So richtig verlassen hat Burri die Schweiz zudem laut eigenen Angaben nicht: Im Vatikan sei er schließlich von 110 jungen Schweizern umgeben, für die er pastoral zuständig sei, so der Kaplan der Schweizergarde.

Die Wohnung des Gardekaplans befindet sich bei der Kaserne der Garde, und zwar im ersten Stock wenige Meter unterhalb der Papstwohnung im Apostolischen Palast. Derzeit besucht Burri einen Deutschkurs, da die Mehrheit der Gardisten Deutsch (oder besser gesagt Schweizerdeutsch) spricht.

„Ich bin seit etwa zwei Wochen da und bin jedes Mal aufs Neue überrascht, was ich hier im Vatikan entdecke. Ich bin beeindruckt, wie engagiert die jungen Gardisten sind und wie viel Herzblut sie in ihre Tätigkeit stecken. Auch musste ich feststellen, dass der Dienst der Gardisten sehr streng ist, aber ihre Antriebskraft ist es, dem Papst und Gott zu dienen.“

Zwei Momente im Jahr sind für den Gardekaplan besonders wichtig – neben der Vereidigung der neuen Rekruten am 6. Mai sind das die Fastenzeit vor Ostern und die jährliche Pilgerfahrt nach Lourdes zur Militärwallfahrt.

„Nächstes Jahr kommt hinzu, dass wir im Juli in die Schweiz gehen, um in Saint-Maurice beim Großen Sankt Bernhard das 1.500-Jahr-Jubiläum des dortigen Klosters zu feiern. Da wollen wir unbedingt dabei sein, weil es ein wichtiger Ort ist für die Schweizer Katholiken. Es geht auch darum, dass die Gardisten den Heiligen Mauritius kennenlernen, einen Märtyrer aus dem 4. Jahrhundert.“

Die Atmosphäre in der Kaserne sei sehr gut, so Kaplan Burri weiter.

„Ich wurde sehr gut aufgenommen, und ich habe gespürt, wie die Gardisten sich darum bemüht haben, dass ich mich hier wohlfühlen kann. Mit ihnen zusammenzuleben und gemeinsam zu essen sind beispielsweise Momente, die uns sicherlich noch mehr vereinen werden. Und wir dürfen nicht vergessen, wo zwei oder drei im Namen des Herrn sich treffen, da ist auch Gott präsent.“

Ein wichtiger Moment im Alltag der Gardisten ist der Besuch der Heiligen Messe in der Gardekapelle, die sich unmittelbar neben der Kaserne befindet. Dort trifft Kaplan Burri ebenfalls die Gardisten, um mit ihnen über Gott zu sprechen und gemeinsam zu beten. (rv)

Kardinal Parolin: „Albanien ist ein Modell“

Kardinal Pietro ParolinDer Papst wird bei seinem Besuch in Albanien am kommenden Sonntag betonen, dass das Land am Rand Europas in mancherlei Hinsicht „ein Modell“ ist. Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin jetzt in einem Gespräch mit Radio Vatikan. Die „Gründungsväter Albaniens“ hätten „auf die Möglichkeit gesetzt, dass sich eine multireligiöse Gesellschaft aufbauen lässt“, so der Regierungschef des Vatikans: „Und die Geschichte hat ihnen recht gegeben.“

„Ich glaube, dass der Papst mit seiner Reise genau dies unterstreichen will! Natürlich hat Albanien in der jüngeren Vergangenheit viel gelitten, weil die Religionsfreiheit unterdrückt wurde und eine atheistische Ideologie die Religionen verfolgte. Aber heute präsentiert sich das Land der Welt als erneuert – auch in seinen Institutionen. Ein neuer Geist belebt es, und vor allem zeigt es sich imstande, in seinem Inneren religiöse Gruppen zusammenleben zu lassen, die trotz aller Verschiedenheiten doch gemeinsam zum Gemeinwohl des Landes beitragen. Das ist wirklich ein großes Beispiel, das der Papst herausstellen möchte, und ich hoffe, dass das in diesem schwierigen Moment, den wir gerade erleben, doch wahrgenommen wird.“

Das religiöse Mosaik Albaniens ist bunt: Orthodoxe, Katholiken, Muslime verschiedener Couleur. Die Katholiken machen nur 15 Prozent der Bevölkerung aus. Während des kommunistischen Regimes, das sich als atheistisch definierte, wurden die Glaubensgemeinschaften im Land unterdrückt – so eine Erfahrung schweißt zusammen. Aber Edmond Godo, Vertreter der albanischen Gemeinschaft in Italien, meint:

„Trotz der 46 Jahre Diktatur ist das religiöse Leben wieder ganz wie früher. Ich muss sagen, das hat etwas von einem Wunder. Wir haben unserer Regierung empfohlen, auf alle Landkarten und Touristen-Broschüren den Satz zu drucken: ‚In Albanien herrscht Religionsfreiheit’. Das ist eine klare Botschaft, die in unserem kleinen Land hoffentlich den Menschen hilft.“ (rv)