Magdeburger Bischof wird Mitglied im vatikanischen Einheitsrat

B_Feige Papst Franziskus hat den Magdeburger Bischof Gerhard Feige zum neuen Mitglied im Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen berufen. Bischof Feige ist bei der Deutschen Bischofskonferenz ebenfalls für die Ökumene zuständig. Weitere neue Mitglieder sind der argentinische Erzbischof Carlos José Ñáñez sowie der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Guatemala, Rodolfo Valenzuela Núñez. Weiter wurden auch mehrere Berater für den Rat bestimmt, darunter ist auch der Prior der italienischen Gemeinschaft von Bose, Enzo Bianchi. (rv)

D: „Bei Christenverfolgung geht es uns zu sehr um uns“

Erzbischof Schick Ob Irak, Pakistan, Nigeria oder andere Länder: Die Christenverfolgung steht nicht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Andere Krisen bekommen in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit, auch unter Christen ist das so. Initiativen, mehr Interesse und Einsatz bei Christen in Mitteleuropa für die bedrängten und verfolgten Christen im Nahen und Mittleren Osten zu wecken, haben aber bislang nur mäßigen Erfolg. Das beklagt der Weltkirchenbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, gegenüber Radio Vatikan. Er nennt es einen Deutschen und zentraleuropäischen „Egozentrismus“, die Christen seien zu sehr auf sich selbst konzentriert.

„Das Problembewusstsein ist nicht groß genug, zum Beispiel wenn Flüchtlingsströme kommen und der Heilige Vater uns mit seinem Besuch in Süditalien darauf aufmerksam macht, dann spüren wir Bedrohung bei uns. Es geht uns zu sehr um uns. Als Christen müssten wir eigentlich wirklich ‚katholisch‘ sein, gerade was Menschenrechte und die Situation der Christen angeht mehr tun.“

Das war einmal anders, in den 70er und 80er Jahren war es völlig normal, sich als Christen für Latein- und Mittelamerika einzusetzen. Was hat sich da geändert?

„Damals war der Horizont weiter als er heute ist. Das ist eigentlich sehr schade, gerade wir Deutschen haben mit unserem Außenhandelsvolumen eine gute Position in der Welt, wir könnten da viel mehr bewirken. Aber wissen Sie, wenn ich Deutschland betrachte und dann die anderen europäischen Staaten und die EU, dann sage ich, dass in Deutschland noch mehr für verfolgte und bedrängte Christen und für Menschen in Notsituationen in Afrika, Asien, im Nahen und Fernen Osten getan als in anderen Staaten. Das darf uns aber nicht nachlässig machen; wir müssen da mehr fordern und wir müssen uns mehr einsetzen.“

Wir hören Nachrichten, dass Klöster, die es seit 1.700 Jahren gibt, von Islamisten besetzt werden und dass Christen aus Mossul vertrieben werden, wo es seit dem Beginn des Christentums Christen gegeben hat, diese Geschichte ist zu Ende. Aber es scheint, dass es irgendwie nicht unsere Geschichte ist und dass wir nicht wirklich beteiligt sind.

„Das ist auch unser verkürzter Geschichtsverstand, dass wir Iran und Irak auch als christliche Mutterländer sehen, das ist bei uns zu weit entrückt. Wir müssten hier viel mehr für die Bildung tun, damit junge Menschen bei uns diese langen christlichen Zusammenhänge besser kennen lernen. Denn ohne ein gesundes Traditionsbewusstsein gibt es auch kein Zukunftsbewusstsein und damit auch kein Einsatz für die Zukunft.
Wichtig wäre aber auch, dass einmal von namhaften Vertretern des Islam für die Christen gekämpft würde. Ich frage mich immer mal, warum es keine Fatwa, die sagt, dass es nicht sein kann, unschuldige Menschen und Christen zu verfolgen und zu töten. Es gibt ja auch Suren im Koran, die das eigentlich verbieten. Da wünsche ich mir auch von islamischer Seite mehr.“

Papst Franziskus hat von der „Ökumene des Leidens“ gesprochen als Fundament für das gemeinsame Eintreten gegen die Christenverfolgung, was müssen wir tun, um diese „Ökumene des Leidens“ auch bei uns ankommen zu lassen?

„Leiden heißt im griechischen ja ‚sympathein‘; wir müssten als erstes Interesse für diese Christen im Irak, im Gazastreifen, in Palästina und Israel finden. Auch in Indonesien und Pakistan ist die Situation ja ähnlich, oder im Sudan oder in Nigeria. Erstens also wirklich das Interesse. Das zweite ist dann, dass man wirklich innerlich mitleidet und das dritte ist dann, dass man intensiv betet. Und dazu gehört für Christen natürlich auch, dass man alle politischen Möglichkeiten, die wir haben, einsetzt damit man Verantwortliche, die etwas dagegen tun können, auch zum Handeln bringt. Es muss auch einen größeren Druck auf die Staaten geben, auf den Irak, auf die Staaten in Afrika, auf Israel und Palästina, dass sie die Christen mehr schützen.“ (rv)

Kardinal Koch: Mehr für verfolgte Christen eintreten

Kardinal Koch Kurienkardinal Kurt Koch hat ein mutigeres Eintreten aller Kirchen für verfolgte Christen in der Welt gefordert. „Ich glaube, wir schweigen zu viel“, sagte Koch, der am Heiligen Stuhl für die Ökumene verantwortlich ist, in einem Interview mit der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ von diesem Sonntag. Die „Ökumene des Leidens“, von der Papst Franziskus spreche, sei „das tiefste und geistlichste Fundament“ des gemeinsamen Eintretens der Kirchen gegen Christenverfolgung. Das gelte gerade für die Ursprungsländer des Christentums in Nahen Osten, „wo die Christen fliehen und in gezwungen werden, wegzugehen, weil sie ermordet werden, wenn sie bleiben“. Es sei „traurig zu sehen, wie nur die leeren Gebäude bleiben und nicht die Menschen“. In Syrien lasse sich aber auch beobachten, wie die Verfolgung die Christen vereine.

Als derzeit schwierigste Herausforderung der Ökumene mit der Orthodoxie benannte Koch die Lage in der Ukraine. Das orthodoxe Patriarchat in Moskau beschuldige die katholische Kirche, nicht klar zwischen Glaube und Politik zu unterscheiden, sagte der Kardinal. Eine Verständigung über die Vorrangstellung des Papstes unter den übrigen Bischöfen ist nach seiner Ansicht gegenwärtig die vordringlichste Aufgabe im katholisch-orthodoxen Dialog. „Wir müssen eine Ausübung des Primats wiederfinden, die auch für andere Kirchen gelten kann“, sagte der Ökumene-Chef des Heiligen Stuhles. Der Primat des Bischofs von Rom sei nach wie vor das größte Hindernis für die Ökumene. Als „großen Schritt nach vorne“ in dieser Frage wertete Koch das Abschlussdokument der Zusammenkunft der internationalen katholisch-orthodoxen Kommission 2007 im italienischen Ravenna. Darin werde auch von orthodoxer Seite festgehalten, dass die Kirche auf lokaler, regionaler und universaler Ebene einen „Ersten“ brauche.

Die katholische Kirche muss nach Kochs Ansicht verstärkt den Dialog mit Pfingstkirchen und evangelikalen Gruppen suchen. Als mittlerweile zweitgrößte christliche Gemeinschaft nach der katholischen Kirchen seien diese eine „wichtige Herausforderung für die Zukunft“. Pfingstkirchen bildeten neben Katholiken, Orthodoxen und Protestanten heute einen „vierten Typ“ innerhalb des Christentums. Koch äußerte sich überzeugt, dass Franziskus im Verhältnis zu Pfingstkirchen und Evangelikalen „manche Tür wird öffnen können, die bisher verschlossen ist“. (rv)

Irak: Gnadenlose Jagd auf Christen

Ignatius Joseph III. Younan Die Attacken der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gegen Christen beginnen mit voller Härte. Am Samstag verbrannten Terroristen den Sitz des syrisch-katholischen Bischofs in Mossul im Irak. Das Gebäude ist restlos zerstört, wie der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan gegenüber Radio Vatikan sagte. Der Patriarch selbst ist in Sicherheit, er hält sich derzeit in Rom auf; Samstagmorgen traf er Erzbischof Dominique Mamberti, den Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten, also den vatikanischen „Außenminister“. Hier der Patriarch im Originalton.

„Die letzten Nachrichten sind desaströs. Wir wiederholen, was wir immer gesagt haben: Man darf Religion und Politik nicht vermischen. Wenn es Feindseligkeiten gibt zwischen Schiiten, Sunniten und anderen, darf das absolut kein Grund sein, schuldlose Christen und andere Minderheiten in Mossul und anderswo zu attackieren. Es ist auch kein Grund, ihre Kultorte, Kirchen, Bischofssitze, Pfarreien zu zerstören, im Namen einer sogenannten Terrororganisation, die weder auf die Vernunft noch auf das Gewissen hört. Unser Bischofssitz in Mossul ist vollständig verbrannt: Manuskripte, Bibliothek, alles. Und sie haben bereits damit gedroht, alle Christen umzubringen, wenn sie sich nicht zum Islam bekehren. Es ist furchtbar. Das ist eine Schande für die internationale Gemeinschaft.“

Christen gibt es inzwischen in Mossul keine mehr, sagte Patriarch Younan. Die letzten rund zehn Familien seien am Freitag geflohen, wobei die Terroristen ihnen noch an der Grenze der Stadt alle Habseligkeiten abgenommen hätten. Younan richtete via Radio Vatikan einen verzweifelten Appell an die Staatengemeinschaft.

„Wir bitten die internationale Gemeinschaft, den Grundsätzen der Menschenrechte treu zu sein, der Religionsfreiheit, der Gewissensfreiheit. Wir Christen sind im Irak, in Syrien und im Libanon zu Hause: wir sind nicht importiert worden, wir sind da seit zwei Jahrtausenden, und so haben wir das Recht, als Menschen und Bürger jener Länder behandelt zu werden. Sie verfolgen uns im Namen ihrer Religion und sie drohen nicht bloß, sondern sie machen ihre Drohungen wahr. Sie brennen nieder und sie ermorden.“

Patriarch Younan zufolge gibt es nur einen Weg, den Terror der Islamisten zu stoppen: Ihnen die Geldflüsse zu entziehen.

„Man muss ihnen alle finanziellen Hilfen streichen. Woher beziehen sie ihre Waffen? Von jenen fundamentalistischen Golfstaaten, unter stillschweigender Billigung westlicher Politiker, weil diese ihr Öl brauchen. Leider ist es so. Es ist eine Schande.“ (rv)

Castelgandolfo: Die Gärten der Päpste

Castel Gandolfo Ein Geschenk an Italienreisende – die Gärten der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo in den Albaner Bergen stehen neuerdings für Gäste offen. Das hat Papst Franziskus so verfügt. Der Pontifex, der aus der Ferne kam, nutzt – anders als seine Vorgänger – die Residenz am Albanersee nicht, und so nahm er gerne den Vorschlag an, die prachtvollen päpstlichen Gärten für Jedermann zu öffnen. Gudrun Sailer machte sich auf den Weg in das Papst-Städtchen südlich von Rom.

Castelgandolfo lockt mit übereinander gestaffelten Reizen: Die biscuitgelbe päpstliche Villa Barberini, die den Päpsten bis vor einem Jahr als Sommerresidenz diente, thront auf einem Hügel, überragt von den beiden aufklappbaren Metallkuppeln der vatikanischen Sternwarte, die hier seit 1936 angesiedelt war. Zu Füßen der Anlage ruht ein dunkelblauer Vulkansee. Kastanien- und Eichenwälder auf den umliegenden Bergen fächeln selbst an den heißesten Augusttagen gute Luft nach Castelgandolfo, und der Wein, der hier wächst, zählt zu den besten der Gegend. Kurz: Der Barberini-Papst Urban VIII. wusste, was er tat, als er hier ab 1624 seine Sommervilla errichtete, die Villa Barberini.

Freilich war er nicht der erste, dem es dieser köstliche Flecken Erde angetan hatte. Anderthalb Jahrtausende zuvor hatte der römische Kaiser Domitian über dem Albaner See einen Palast bauen lassen, von dem noch heute so manches zu sehen ist. Unsere kundige Führerin, Mara, erzählt:

„Kaiser Domitian – er ist im Jahr 51 nach Christus geboren und 81 Kaiser geworden – hatte bereits andere Villen, etwa auf dem Palatin, aber dies hier sollte seine Residenz werden. Eine großartige Residenz, sie reichte von Castelgandolfo bis nach Albano und war sehr luxuriös. Es gab drei Ebenen. Auf der obersten waren Zisternen und die Räume der Diener. Auf mittlerer Ebene der Palast und das Theater, und unten sehen wir einen monumentalen Kryptoportikus, einen Bogengang, der 300 Meter lang war. Heute sind in den Gärten noch 120 Meter davon erhalten.“

Domitian war ein schwieriger Kaiser, misstrauisch gegenüber dem Senat, autoritär. In seiner Residenz suchte er Ruhe und Zerstreuung. Auf einem eigens angelegten künstlichen See fuhr er mit Booten. Und er ließ ein Amphitheater anlegen.

„Hier also bewundern wir die Reste des antiken Theaters. Ungefähr 100 Zuschauer hatten in diesem Halbrund Platz. Ein handverlesener Kreis. Der römische Kaiser begeisterte sich für die alten Griechen, man erzählt sich, er habe Homer aus dem Gedächtnis zitiert. Er spielte auch selber Theater und trug dabei griechische Gewänder.“

Manch Renaissance-Papst hatte eine ausgesprochene Schwäche für solch weltlichen Zeitvertreib der römischen Kaiser – oder zumindest für ihre archäologische Nutzbarkeit. Urban VIII. rief seinen bevorzugten Architekten, Carlo Maderno – jener, der gleichzeitig in Rom die Fassade des Petersdoms baute. Er sollte den antiken Kaiserpalast, der lange Jahrhunderte vornehmlich als Steinbruch gedient hatte, nicht vollends zerstören, sondern mit neuem Leben füllen. Ein Auftrag, der geradezu die heutige Denkmalschutzidee vorwegnimmt. Paul V. unternahm es, die alten Aquädukte wieder instand zu setzen. Der größte päpstliche Fan Castelgandolfos war Alexander VII., der 1655 starb.

„Alexander VII. organisierte wegen seiner Begeisterung für die Antike viele Ausgrabungen hier, dabei wurde das Theater wieder entdeckt, und er ließ auf dem See eine Naumachia veranstalten, eine inszenierte Seeschlacht. Am Ende gab es ein Feuerwerk. Hier wurde Schönheit gefeiert!“

Unter den späteren Päpsten allerdings fiel Castelgandolfo im 18. und 19. Jahrhundert in einen Dornröschenschlaf.

„Für lange Zeit waren die Gärten unbenutzt – ziemlich lange, drei Jahrhunderte. Und man muss auf die Lateranverträge warten, um diese Wiederaneignung zu sehen. Das war 1929. Zunächst gab es verschiedene Pläne für Castelgandolfo: ein Alterssitz für Bischöfe oder ein Heim für Waisenkinder. Dann wurde entschieden, hier den Sommersitz des Papstes her zu verlegen und die Villa auch für Audienzen zu nutzen. Und von da an kommt neues Leben. Straßen zum Beispiel. Große Werke des Herrichtens!“

Sogar einen Bauernhof ließ Papst Pius XI. in Castelgandolfo einrichten, kaum dass die Lateranverträge unterschrieben waren. Mit diesen Verträgen sicherte Italien dem Heiligen Stuhl bestimmte ausgewählte Territorien und somit Unabhängigkeit zu. 44 Hektar Vatikanhügel und 55 Hektar Castelgandolfo waren dabei. Das Areal umfasst drei Paläste, Villa Barberini, Villa Moro und Villa Cybo, die Gärten selbst sind größer als der Vatikanstaat, zu dem sie als exterritoriales Gebiet gehören. Pius schwebte eine Art Selbstversorgerstaat vor, daher der Bauernhof. Der Hühnerstall der Päpste in Castelgandolfo ist anmutig im Jugendstil gehalten, und nebenan liefern glückliche Kühe im Überschuss Milch für die päpstliche Tafel. Was übrig bleibt, wandert in die Regale des Vatikan-Supermarktes.

Antike und Landleben führen eine harmonische Nachbarschaft im Anwesen der Päpste. Die Päpste bis einschließlich Benedikt XVI. hielten sich rund drei Monate im Jahr, von Juni bis September, in Castelgandolfo auf; Benedikt zum letzten Mal 2013 unmittelbar nach seinem Amtsverzicht. Franziskus macht es anders, erklärt der vom argentinischen Papst eingesetzte neue Verwalter von Castelgandolfo Osvaldo Gianoli.

„Ja, die Gärten waren immer die Sommerresidenz der Päpste, einige kamen öfter, einige weniger oft. Sie brauchten es auf gewisse Weise, sich hier sich aufzuhalten. Papst Franziskus hingegen hat mit einem mutigen Akt die Öffnung dieser Gärten verfügt. Er wollte diese Pracht hier mit den Menschen teilen, diesen Frieden, diese Stille, dieses einmalige Erbe.“

55 Angestellte beschäftigt der Papst in Castelgandolfo: Gärtner, Bauern, Techniker; extra ist die Sternwarte, die von Jesuitenpatres betreut wird. Gianoli deutet an, für seine Leute sei die Öffnung der Gärten für auswärtige Besucher etwas wie die Rettung gewesen.

„Das hier in Schuss zu halten, ist unsere Aufgabe. Deshalb haben wir die Umwidmung der Nutzung der Villa gern akzeptiert. Als ich meine Leute bat, die Gärten für die Touristen vorzubereiten, war es so, als würde am nächsten Tag der Papst kommen.“

55 Hektar Grün, mit prachtvollen alten Bäumen, Rosen, Rabatten, Zitrusfrüchte-Garten, antiken Statuen und Aussicht bis zum Meer. Das sind die Gärten, die bisher als Privatbesitz der Päpste gewissermaßen geheim waren und seit März 2014 zahlenden Gästen offenstehen. Eine Besichtigung kann über die Webseite der Vatikanischen Museen gebucht werden, die Führung ist verpflichtend. (rv)

D: Kriminologe unterstützt die Aussagen des Papstes zum Strafvollzug

B_Franziskus2. Papst Franziskus liegt die Situation und die Resozialisierung von Strafgefangenen besonders am Herzen. Bereits kurz nach seiner Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche besuchte Franziskus junge Strafgefangene im römischen Gefängnis Casal del Marmo und wusch ihnen die Füße. Nicht nur durch diesen gewichtigen symbolischen Akt machte Franziskus auf die Würde von Gefangenen aufmerksam. In den vergangenen Wochen hat er sich in Ansprachen zweimal zu den Zielen des Strafvollzugs, zu Buße und Besserung geäußert. Am 21. Juni sagte er im Gefängnis von Castrovillari in Kalabrien:

„Ich wünsche jedem von Euch, dass diese Zeit nicht umsonst, sondern eine kostbare Zeit sei, während der ihr Gott um diese Gnade bittet und empfangt. Auf diese Weise leistet ihr einen Beitrag, in erster Linie euch selbst zu verbessern und gleichzeitig auch der Gemeinschaft, denn im Guten wie im Bösen üben eure Taten Einfluss auf die anderen und auf die ganze Menschheitsfamilie aus.“

Bei einem Besuch des Gefängnisses in Isernia in Mittelitalien kam Papst Franziskus auf die Wirksamkeit von Strafe zu sprechen. Viele Menschen fordern schärfere Strafen, sagte der Papst, wollten dass Straftäter, die Unrecht begangen haben, lange weggesperrt werden. „Das nützt gar nichts, das dient niemandem“, sagte der Papst. Die innere Haltung, die Hoffnung, es besser zu machen und dabei auf die helfende Hand Gottes zu vertrauen, sei entscheidend.

Den Ruf nach härteren Sanktionen in Medien und Öffentlichkeit kennt auch Helmut Kury aus dem badischen Freiburg. Der emeritierte Professor für Kriminologie und studierte Psychotherapeut war unter anderem Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Und er stimmt dem Papst zu:

„Denken Sie beispielsweise an die USA. In einigen Bundesstaaten haben wir nach wie vor die Todesstrafe, andere haben sie längst abgeschafft. Wenn man auf die Kriminalitätsraten der einzelnen Bundestaaten schaut, dann stellt man fest, dass die ohne Todesstrafe niedrigere Kriminalitätsraten haben als die mit Todesstrafe. Da sind wir bereits bei einem wesentlichen Ergebnis der kriminologischen Forschung: dass harte Strafen eben oft nichts bewirken.“

Papst Franziskus, der übrigens alle zwei Wochen mit jungen Gefangenen in Buenos Aires telefoniert, forderte, mehr für die Resozialisierung der Gefangenen zu tun. Helmut Kury:

Das ist etwas, was der Papst völlig zu Recht anspricht. Und es ist sehr begrüßenswert, dass von so prominenter Seite auf die Probleme der Resozialisierung hingewiesen wird.“

Auch Papst Benedikt hat sich während seines Pontifikats zum Strafvollzug geäußert. Am 22. November 2012 forderte er mehr Unterstützung und vor allem Bildungsmaßnahmen im Strafvollzug, insgesamt ein Umdenken. Auch Kriminologe Kury fordert ein Umdenken,

dass wir uns mehr um die Ursachen von Straffälligkeit kümmern. In der Gesellschaft, gerade in westlichen Gesellschaften, in der Medienberichterstattung wird Kriminalität ja oft individualisiert. Man schaut sich den Täter an, aber man schaut nicht nach, warum der Täter zum Täter geworden ist. Da sind wir dann sehr schnell bei den gesellschaftlichen Bedingungen. Das ist etwas, worauf der Papst hinweist. Völlig zu Recht. Viele dieser Täter sind in ihrer Kindheit und Jugend selbst zum Opfer geworden, von schlechter Erziehung, von Misshandlung, von Gewalt in ihren Familien, weil die Eltern vielleicht nicht erziehungsfähig waren und wo die Gesellschaft vielleicht zu wenig getan hat, um diese Kinder oder Jugendlichen in Not zurückzuführen in die Gesellschaft.“

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Seelsorge im Strafvollzug hingewiesen. Diese große Bedeutung der Seelsorge bestätigt auch Helmut Kury:

Sie wissen ja, dass in Deutschland die Psychologen nicht mehr uneingeschränktes Schweigegebot haben. Sie berichten zum Beispiel in Gefangenenkonferenzen, wo über das weitere Leben der Gefangenen entschieden wird. Viele gehen lieber zum Pfarrer und reden mit ihm, weil sie sicher sein können, dass dieser aufgrund seines Beichtgeheimnisses die Information, die er bekommt, nicht weitergibt. Dann kommt hinzu, dass die Pfarrer vielfach auch mehr Zeit haben, um sich um die Gefangenen zu kümmern.“ (rv)

Irak: „Christen und Muslime wurden getäuscht“

IrakDie letzten noch verbliebenen Christen in Mossul sind den Kämpfern des „Islamischen Staates“ regelrecht in die Falle gegangen. Das berichtete gegenüber Radio Vatikan der syrisch-katholische Erzbischof der irakischen Stadt, Yohanna Petros Mouché auf Anfrage. Am Donnerstagabend seien den Christen bei einer Versammlung die Bedingungen mitgeteilt worden, zu denen sie in der Stadt bleiben dürften: Entweder sie treten zum Islam über, oder sie bezahlen eine besondere, im islamischen Recht vorgesehene Steuer für Nichtmuslime. Als dritte Option wurde den Christen das Verlassen der Stadt unter Zurücklassung jedes Eigentums genannt, so der Erzbischof. Die wenigen verbliebenen Familien rüsteten sich jetzt zum Aufbruch. Erzbischof Mouché zufolge haben die Islamisten ihre Taktik gegenüber der Bevölkerung im Vergleich zur Anfangsphase radikal verändert. Sie hätten inzwischen damit begonnen, das Eigentum der Christen zu plündern. In den vergangenen Tagen wurden die Häuser der Christen – und der sunnitischen Muslime – mit Zeichen markiert. „Die Muslime ebenso wie die Christen haben sich geirrt und sind den Terroristen in die Falle gegangen“, schrieb Erzbischof Mouché in seiner Mitteilung. „Was in diesen Tagen geschieht, haben wir noch nie erlebt.“  (rv)
 

Mehr Zusammenarbeit zwischen CTV und RAI

CTV Mit mehr Synergie wollen das Vatikanische Fernsehzentrum CTV und das italienische Staatsfernsehen RAI in der Zukunft Bilder aus dem Vatikan verbreiten. Das sieht eine Übereinkunft aus, die der Leiter von CTV, Dario Edoardo Viganò, und der Generaldirektor der RAI, Luigi Gubitosi, an diesem Donnerstag unterschrieben. Praktisch geht es vor allem um die Übertragung der Generalaudienzen und anderer öffentlicher Auftritte des Papstes, die durch diese Übereinkunft weitere Verbreitung finden sollen. (rv)

Papstbesuch in Korea: Botschaft der Hoffnung für das geteilte Land

Papstreise Korea2014 Mitte August reist Papst Franziskus in ein geteiltes Land, Korea, um dort die Jugend Asiens zu treffen. Er fährt zum IV. Asiatischen Jugendtag im Bistum Daejeon.

„Die Kirche Koreas ist die erste asiatische Kirche, welche Papst Franziskus willkommen heißt. So werden wir zu einer Tür für die Verkündigung in ganz Asien.“ Das sagt Pater Hur Young-yup, Sprecher des Hauptstadtbistums Seoul. Dabei bringe die Kirche des Landes ihre ganz eigene Geschichte mit, die Gründung und das Wachsen der Kirche verlief völlig anders als im Rest Ostasiens, was den Glauben bis heute präge:

„Das Einzigartige der Kirche Koreas ist, dass sie von Laien gegründet wurde, und nicht durch Missionare. Sie war in ihrer Geschichte viele Verfolgungen ausgesetzt, aber unsere Vorfahren haben den Glauben trotzdem bewahrt und weitergegeben, und in dieser Tradition geben auch wir die Frohe Botschaft Jesu Christi weiter.“

Die Kirche Asiens sei wie der Rest der Welt angetan von Papst Franziskus, so der Sprecher weiter. Es sei vor allem seine Einfachheit und seine Art, sich um die Armen zu kümmern, die fasziniere. So sei der Besuch sicherlich auch ein Anlass für die Kirche, über innere Reformen und über den missionarischen Impuls nach außen neu nachzudenken. Aber auch die politische Situation des geteilten Landes könne vom Papstbesuch profitieren, so Pater Hur.

„Der Heilige Vater kommt, um Korea zu besuchen, aber auch um die jungen Menschen Asiens zu treffen. Man kann sagen, dass Korea ein Symbol ist dafür, dass die Welt Frieden und Versöhnung braucht. Deswegen bringt der Besuch des Heiligen Vaters auch eine wichtige Botschaft der Hoffnung und des Friedens in unser Land.“ (rv)

Ukraine: Beileid der katholischen Bischöfe

Ukraine Die römisch-katholischen Bischöfe sprechen den Hinterbliebenen der Opfer in der Ostukraine ihr Beileid aus. Seit Wochen finden Kämpfe zwischen der ukrainischen Armee und den sogenannten prorussischen Separatisten im Osten des Landes statt. Fast täglich gibt es mehrere Tote. „Die unstabile Lage macht uns traurig“, schreiben die katholischen Bischöfe in einem Appell, in der sie die Gläubigen zum Gebet für den Frieden und die Einheit des Landes aufrufen. „Wir knien uns vor jenen Opfern, die für dieses Land ihr Leben gegeben haben“, schreiben die Bischöfe weiter. In dem mehrheitlich orthodoxen Land leben rund eine Million Katholiken des lateinischen Ritus, daneben gibt es über fünf Millionen Gläubige der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche. (rv)