Kanada: Quebec erlaubt Euthanasie

KanadaDie Bischöfe von Quebec sind gegen das neue Euthanasie-Gesetz. Künftig ist es in der größten kanadischen Provinz erlaubt, Erwachsenen auf deren Wunsch sogenannte Todesspritzen zu geben. Das sei ein falsches Zeichen, so Bischof Pierre-André Fournier, Vorsitzender der Bischofskonferenz von Quebec. Vielmehr müsse man die Palliativmedizin fördern, die eine Alternative und vor allem eine Hilfe für Patienten sei, so Fournier. In Kanada verbietet das Strafgesetzbuch eigentlich die Tötung auf Verlangen und die Beihilfe zum Suizid. Somit schafft die Provinz Quebec eine Sonderregelung. Das Gesetz wurde mit 94 Ja- und 22 Nein-Stimmen zu Beginn der Woche gutgeheißen. (rv)

USA: Jesuitenuniversität berät über Ökumene

USASpirituelle Ökumene? Ja, das ist vielen ein Begriff. Ökumene des Leidens? Wohl auch, schließlich spricht Papst Franziskus immer wieder davon. Aber rezeptive Ökumene? Das ist neu. An der von Jesuiten geleiteten Fairfield-Universität im US-Bundesstaat Connecticut beschäftigt sich diese Woche eine internationale Konferenz mit dieser rezeptiven Ökumene: eine Gelegenheit für uns, uns in dieser Hinsicht auf den neuesten Stand zu bringen. Unser Gesprächspartner ist der anglikanische Erzbischof David Moxon, Vertreter des anglikanischen Primas beim Heiligen Stuhl.

„Rezeptive Ökumene heißt ganz einfach Folgendes. Wenn du mit einem Katholiken sprichst, dann sag ihm: Du erzählst mir deinen schlimmsten Albtraum in Sachen Mission, und ich erzähl dir meinen. Es bedeutet also, ehrlich genug zu sein und nicht immer nur zu sagen, warum es so schön ist, anglikanisch bzw. katholisch zu sein, und was wir nicht alles voneinander lernen könnten, sondern zu sagen: Das hier sind meine Wunden. In dem oder dem Punkt sind wir in Schwierigkeiten. Reden wir offen darüber, lassen wir den anderen ausreden, seien wir wirklich interessiert an dem, was da alles so kommt, als Gefährten auf unserem gemeinsamen Weg.“

Moxon leitet das Anglikanische Zentrum in Rom, kommt aber eigentlich aus Neuseeland. Da hat er das schon einmal selbst ausprobiert mit der rezeptiven Ökumene.

„Der katholische Bischof von Hamilton und ich sagten uns ehrlich: Wir sind im Moment nicht imstande, uns um die Bedürfnisse der Armen in der Stadt zu kümmern. Keine Ressourcen, kein Personal, keine Stadtmission… Dann stellte sich heraus: Er hatte ein altes Exerzitienhaus, das nur noch Kosten abwarf und das er verkaufen wollte, und wir hatten viel Personal, das wir irgendwo unterbringen mussten – und da haben wir uns zusammengetan und eine gemeinsame Stadtmission gegründet. Geboren aus dem ehrlichen Eingeständnis, nicht auf der Höhe zu sein.“ (rv)

Fußball-WM in Brasilien: „Verhaltene Freude“

WM2014Demos gegen zu teure Stadienbauten, Kritik am Weltfußballverband Fifa und Unmut über Umsiedlungen und ein bisweilen radikales Durchgreifen der brasilianischen Sicherheitskräfte: „Die Brasilianer haben eigentlich alles getan, dass keiner so richtig Freude an dieser Fußballweltmeisterschaft hat“, würden eingefleischte Fußballfans da wohl salopp sagen. Verhaltene Freude Die Begeisterung über die WM 2014 in Brasilien hält sich in Grenzen – und dies mit gutem Grund, findet der Brasilien-Länderreferent des Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat, Klemens Paffhausen. „Es ist eine verhaltene Freude – das überrascht in der Tat, es zeigt aber auch, dass Brasilien auf einem guten demokratischen Weg ist! Das heißt, man kann sehr gut differenzieren, wo man Begeisterung zeigen kann und wo Kritik angebracht ist. Insofern kann man sehr gespannt sein, wie sich das auch emotional weiterentwickelt. Klar – wenn Brasilien eine gute Partie abgibt, wird die Freude auch überwiegen, aber ich glaube, dass sich die Proteste trotzdem noch vernehmen lassen werden.“ So planten diverse zivile Aktionsgruppen und Bündnisse derzeit für die WM friedliche Demonstrationen an den jeweiligen Spielorten, berichtet Paffhausen. Die Anliegen der Protestbewegung seien dieselben wie schon zur Zeit des Confederations Cup (eine Art Mini-WM) und des Papstbesuches in Rio de Janeiro im vergangenen Jahr. Auch im Blick auf die kommenden Präsidentschaftswahlen in Brasilien im Oktober wollten sich die Bürger Gehör verschaffen: „Im Mittelpunkt stehen immer noch die Themen Bildung, Gesundheit und Sicherheit. Wir haben auf unserer Reise Anfang April allerdings auch festgestellt, dass sich ein Großteil der Kritik an der Fifa selbst entzündet, die ja doch mit ihren eigenen Auflagen soziale Verwerfungen hervorruft. Da sind beispielsweise die ambulanten Straßenverkäufer zu nennen, die nur zwei bis drei Kilometer außerhalb der Stadien Eis und Getränke verkaufen dürfen, weil die Fifa das so vorgibt. Dann gab’s eine Gesetzesänderung: Normalerweise darf in den Stadien kein Alkohol verkauft werden, das hat man nur für die Fifa wieder geändert. Und im Moment ist ja aktuell wieder von Bestechungsvorwürfen bei der Vergabe an Katar und Russland die Rede.“ Paffhausen bezieht sich hier auf Korruptionsvorwürfe im Kontext der Vergabe der kommenden Fußballweltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland bzw. Katar. Brasiliens Kirche sorgt sich um soziale Fragen Brasiliens Kirche stärke der friedlichen Protestbewegung im Land den Rücken, fährt er fort. Diese sei klar zu unterscheiden von gewalttätigen Unruhestiftern wie den sog. „Black Blocks“, die sich leider teilweise unter die friedlichen Demonstranten mischten, erinnert er. Die bischöfliche Aktion Adveniat ziehe mit der Ortskirche an einem Strang, wenn es darum gehe, mit dem Fingen auf die sozialen Missstände im Land zu zeigen: „Es gibt von der Ordensleute- und der Bischofskonferenz verschiedene Aktionen, die bestimmte Missstände aufzeigen, die auch bei den Protesten eine Rolle spielen: Die Fastenkampagne hat das Thema Menschenhandel und sexueller Missbrauch von Kindern. Die Ordenskonferenz ist in einem ökumenischen Netzwerk mit anderen Aktionsgruppen verbunden, wo es auch um die Themen Gesundheit und Bildung geht. Letztlich sind die Themen, die von der Protestbewegung aufgegriffen und in den Mittelpunkt der Kritik gerückt werden, genau die Fragen, bei denen Brasiliens Kirche immer Reformbedarf angemeldet hat. Adveniat übergibt ja auch Petitionen an die brasilianische Regierung, wo es genau um solche Forderungen geht, dass man nicht nur die Spiele im Auge hat, sondern auch den sozialen Fortschritt im Land.“ Aktion gegen Menschenhandel Unter dem Motto „Jogue a favor da vida, denuncie o trafico de pessoas“ – „Spiele für das Leben und zeige Menschenhandel an“ will die brasilianische Kirche in Zusammenarbeit mit der Regierung zum Beispiel gegen Menschenhandel während der WM vorgehen. Dazu findet am Mittwoch in Brasilia eine Demonstration statt – im Rahmen einer nationalen Sensibilisierungskampagne, die gegen das Phänomen mobil machen will. Die internationalen Gäste und die brasilianische Bevölkerung soll melden, wenn sie Zwangsprostitution und Menschenhandel beobachtet. Dazu der Adveniat-Brasilienreferent: „Am Flughafen, in Restaurants und in Hotels hängen die entsprechenden Plakate, auf denen Kontaktnummern angegeben sind. Es ist aber letztlich ein internationales Problem wie beim Drogenhandel auch; das bekommt ein Land allein kaum in den Griff! Und man wird gleichwohl auch sagen müssen: Leider ist das Problem Missbrauch in Brasilien nicht nur ein Problem, was über Touristen in das Land kommt, sondern das Thema häusliche Gewalt ist in den ärmeren Schichten auch ein großes Thema, so dass Adveniat in den letzten Jahren auch verstärkt mit Partnern versucht, dort therapeutisch und bewusstseinsbildend zu wirken.“ Offiziell ist die Prostitution in Brasilien verboten, es gebe jedoch viele Frauen vor allem aus dem armen Nordosten des Landes, die „auf eigene Rechnung“ arbeiteten und im Selbstverkauf die einzige Überlebensmöglichkeit sähen, so Paffhausen gegenüber Radio Vatikan. Auch langfristig Verbesserungen? Aus den brasilianischen Großstädten sollen Prostitution, Drogenhandel, Bandenkriege und andere Auswüchse des organisierten Verbrechens zur Zeit der Fußball-WM verschwinden – so wünscht es die brasilianische Regierung. Können die ergriffenen Maßnahmen hier der brasilianischen Bevölkerung auch langfristig etwas bringen – etwa im Bereich Kriminalitätsbekämpfung? Dazu Paffhausen: „Zumindest hat man das propagandistisch so ausgegeben, dass die Mehrheit der Bevölkerung davon profitieren wird, insbesondere was Infrastrukturen angeht. Da sind allerdings berechtigte Zweifel angebracht: Die Mehrheit der Bevölkerung hat wohl kaum etwas davon, wenn Flughäfen ausgebaut werden oder so viel Geld in Stadien gepumpt wird, so dass sich als Folge auch die Eintrittspreise erhöhen und man wohl kaum mit ausverkauften Rängen rechnen wird… Und was das Thema Sicherheit angeht: Da ist vor allem in Rio de Janeiro schon einiges getan worden über die Befriedungspolizei. Es gab ja ganze Favelas, die fest in der Hand von Drogengangs waren, die sich gegenseitig bekämpft haben – etwa 40 der insgesamt 1.000 Favelas, die man in Rio zählt, sind befriedet. Allerdings zeichnet sich jetzt schon ab, dass die Drogengangs sich nur in die Peripherie zurückgezogen haben und sich im Moment neu formieren! Die letzten Auseinandersetzungen Ende April an der Copa Cabana beispielsweise sind sicher ein Zeichen dafür, dass es wieder härtere Gefechte zwischen Polizei und Drogengangs gibt…“ (rv)