Papst besucht Santa Maria Maggiore und dankt für Nahost-Reise

S_Maria_MaggiorePapst Franziskus hat am Dienstagvormittag in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore gebetet. Mit dem Besuch brachte der Papst Dankbarkeit über seine soeben beendete Heilig-Land-Reise zum Ausdruck, teilte der Vatikan im Anschluss mit. Franziskus habe in der Kirche ein Dankgebet für die „erfolgreiche Pilgerreise“ gesprochen, vor der Muttergottes-Statue einen Blumenstrauß niedergelegt und einige Minuten vor ihr still und kniend gesessen. Das berichtete Kardinal Santos Abril y Castelló, Erzpriester der Basilika. Auch habe der Papst im Anschluss einige Besucher getroffen und sie gegrüßt. Es ist das neunte Mal, dass Franziskus die päpstliche Basilika in seinem Pontifikat besucht. Kurz vor seiner Abreise ins Heilige Land war er auch dort eingekehrt. (rv)

Vatikansprecher: „Peres und Abbas beim Papst, um zu beten“

Pater LombardiDas geplante Treffen des israelischen mit dem palästinensischen Präsidenten im Vatikan wird ein Gebetstreffen und keine eigentliche Friedensverhandlung. Das betont Vatikansprecher Federico Lombardi zum Abschluss der Papstreise ins Heilige Land. Schimon Peres und Mahmud Abbas werden demnächst im Vatikan gemeinsam erwartet, um mit Papst Franziskus für den Frieden in ihrer Region zu beten. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Jesuitenpater Lombardi, dass der Papst das anbieten wolle, was „zu seiner Kernaufgabe“ gehöre, nämlich mit den Mitmenschen zu beten.

„Der Papst ist ein Mann des Glaubens und ein moralischer Religionsführer. Es geht ihm darum, jenes für den Frieden anzubieten, was ihm sehr gelegen ist. Deshalb wird das Treffen nicht eine diplomatische Friedensverhandlung sein, auch wenn das natürlich sehr wichtig wäre, aber das gehört nicht zu seinem Kompetenzbereich, sondern es geht dem Papst darum, gemeinsam mit den Gesprächspartnern vor Gott zu treten und Gott um Beistand zu bitten.“

Ein genaues Datum für das Friedensgebetstreffen sei noch nicht bekannt, so Lombardi weiter. Es werde jedoch sehr bald sein, fügte er an. Zum Gesundheitszustand des Papstes sagte Lombardi:

„Jede Person, die sein Leben voll und ganz dem Glauben widmet und viele Menschen trifft sowie die Freude der Begegnungen spürt, fühlt sich leichter, die schwere Last einer solchen Reise zu tragen. Der Papst hat in diesen drei intensiven Tagen unglaublich viel geleistet und dies auch körperlich. Wir haben ihn mehrmals kniend gesehen u.ä. Aber er hat eine Energie, die ohne Ende scheint. Seine Energiequellen sind sicherlich der Glauben und die Güte Gottes, die ihm in seinem Pontifikat helfen.“ (rv)

„In allen Beziehungen Frieden“: Die Bedeutung der Ökumene in der Papstreise

Kard_KochDank für die Vergangenheit und ein weiterer Schritt in die Zukunft: So bezeichnet der Ökumene-Verantwortliche des Vatikan, Kardinal Kurt Koch, die Begegnung von Jerusalem. Papst Franziskus hatte sich am Sonntag mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen getroffen. Die persönliche Unterhaltung der beiden dauerte länger als vorgesehen – ein Zeichen der Herzlichkeit und dafür, dass sich beide viel zu sagen haben. Im Gespräch mit unserem Korrespondenten Pater Bernd Hagenkord schätzt Kardinal Koch die Wirkungen ein, welche die Begegnung von Jerusalem für die Ökumene hat.

„Diese Begegnung ist ein neuer Schritt in die Zukunft, die Begegnung weiter anzugehen.“

Im Vorfeld ist immer wieder gesagt worden, dass die ökumenische Begegnung das Herzstück der Reise sei, nun hat aber der Papst mit dem Gang zur Mauer in Bethlehem und der Friedensinitiative noch andere Akzente gesetzt. Ist die Ökumene jetzt etwas in den Hintergrund geraten?

„Ich glaube nicht. Die Botschaft des Papstes ist ja ‚In allen Beziehungen Frieden‘. Dazu gehört die Versöhnung mit den Orthodoxen. Das Erreichen der Einheit und auch der eucharistischen Gemeinschaft und das andere hängen eng zusammen. Die Eucharistie ist die Feier der Versöhnung – und dass von da auch Impulse bis in die Politik hinein kommen, ist meines Erachtens nur logisch.“

Aus dem deutschen Sprachraum kommend bedeutet Ökumene vor allem Ökumene mit den Kirchen der Reformation. Was bedeutet das Treffen von Jerusalem für diese Ökumene, für ‚unsere‘ Ökumene?

„Ich glaube, nicht wenige Gründe, die zur Entfremdung zwischen Ost und West geführt haben, gehören auch zu den Vorbedingungen der Reformation in den westlichen Kirchen. Wenn wir hier im Dialog mit den Orthodoxen weiter kommen, bin ich überzeugt, dass wir auch im Dialog mit den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften neue Perspektiven haben.“

Wie wird es im Dialog jetzt in den kommenden Monaten und Jahren weiter gehen?

„Wir unterscheiden ja immer zwischen dem Dialog der Liebe und dem Dialog der Wahrheit. Der Dialog der Liebe hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren sehr verfestigt. Im Dialog der Wahrheit – also im theologischen Dialog – sind einige Probleme neu aufgetaucht. Wir haben die nächste Vollversammlung im kommenden September und ich hoffe, dass wir in den Schwierigkeiten, die jetzt aufgetreten sind, vor allem auch mit der Erklärung des russisch-orthodoxen Patriarchats zum Primat, einige Schritte voran gehen können.“ (rv)

Franziskus in Yad Vashem: „Niemals wieder!“

Papstreise Hl. Land 2014„Niemals mehr o Herr, niemals mehr!“ Mit diesen Worten hat Papst Franziskus in Jerusalem der von den Nationalsozialisten ermordeten Juden gedacht. Seine Ansprache in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem an diesem Montagmorgen war eine Meditation, die um diese drei Begriffe kreiste: Schmerz, Schuld und Erbarmen. Am Ende ging der Papst dabei ins Gebet über.

„Adam, wo bist du? (vgl. Gen 3,9) Wo bist du, o Mensch? Wohin bist du gekommen?“

Yad Vashem – das bedeutet Gedenken an die Namen, an all die Menschen, die in der Shoah ermordet wurden. Sie seien „für immer verankert im Gedächtnis des Allmächtigen Gottes“, hatte Benedikt XVI. hier vor fünf Jahren betont. Das Holocaust-Memorial wurde 1953 durch einen Beschluss der Knesset eingerichtet; zu ihm gehören mehrere Museen, Forschungsinstitute und Orte der Erinnerung an die über sechs Millionen von den Nazis getöteten Juden. Franziskus setzte in seiner Meditation die „Tragödie des Holocaust“ in Bezug zum Sündenfall:

„Der Vater kannte das Risiko der Freiheit; er wusste, dass der Sohn verlorengehen könnte… doch vielleicht konnte nicht einmal der Vater sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen! Jener Ruf ,Wo bist du?‘ tönt hier, angesichts der unermesslichen Tragödie des Holocaust wie eine Stimme, die sich in einem bodenlosen Abgrund verliert… Mensch, wer bist du? Ich erkenne dich nicht mehr. Wer bist du, o Mensch, Wer bist du geworden? Zu welchem Gräuel bist du fähig gewesen? Was hat dich so tief fallen lassen?“

Gott, der seine Schöpfung nicht mehr wiedererkennt – doch nicht die Schöpfung trage die Schuld, der Mensch sei gut gemacht:

„Nein, dieser Abgrund kann nicht allein dein Werk sein, ein Werk deiner Hände, deines Herzens…“

Lange sprach der Papst nicht, doch waren seine Worte intensiv und ernst. Die Meditation erinnerte ein wenig an seine Ansprache auf der Mittelmeerinsel Lampedusa, die Worte, die Franziskus dort für das Leid an die Flüchtlinge fand: ,Kain, wo ist dein Bruder?‘, hatte er damals gefragt. Auch in Yad Vashem meditierte Franziskus über die Abgründe des Menschen, die Versuchung des Bösen.

„Wer hat dich verdorben? Wer hat dich verunstaltet? Wer hat dich angesteckt mit der Anmaßung, dich zum Herrn über Gut und Böse zu machen? Wer hat dich überzeugt, dass du Gott bist? Nicht nur gefoltert und getötet hast du deine Brüder, sondern du hast sie als Opfer dir selber dargebracht, denn du hast dich zum Gott erhoben. Heute hören wir hier wieder die Stimme Gottes: Adam, wo bist du?“

Ausgehend vom alttestamentarischen Buch Baruch verband der Papst das Schuldbekenntnis dann mit der Bitte um Vergebung:

„Ein Übel ist über uns gekommen, wie es unter dem ganzen Himmel noch nie geschehen ist. Jetzt aber, o Herr, höre unser Gebet, erhöre unser Flehen, rette uns um deiner Barmherzigkeit willen. Errette uns aus dieser Ungeheuerlichkeit.“

Aus der Meditation ging der Papst dann über ins Gebet: Gegen Gott hat der Mensch gesündigt, Gottes Erbarmen braucht der Mensch. Die Scham über das Begangene sei eine „Gnade“, so der Papst.

„Denk an uns in deiner Barmherzigkeit. Gib uns die Gnade, uns zu schämen für das, was zu tun wir als Menschen fähig gewesen sind, uns zu schämen für diesen äußersten Götzendienst, unser Fleisch, das du aus Lehm geformt und das du mit deinem Lebensatem belebt hast, verachtet und zerstört zu haben. Niemals mehr, o Herr, niemals mehr!“

Ins Ehrenbuch der Gedenkstätte schrieb der Papst nach seiner Meditation auf Spanisch:
„Mit Scham über das, was der Mensch, der im Bild und der Ähnlichkeit Gottes nach geschaffen wurde, fähig war zu tun; mit der Scham des Menschen, der sich zum Herrn des Bösen gemacht hat; mit der Scham über das, was der Mensch, der sich für Gott hielt, geopfert hat für sich selbst und für seine Brüder. Nie wieder, nie wieder!“
In der „Halle der Erinnerung“ stellte der Papst die Ewige Flamme höher und legte einen Kranz auf dem Mosaikboden nieder, wo die Namen der Vernichtungslager verzeichnet sind. Anschließend betete er mit gebeugtem Haupt still vor einer Steinplatte, unter der die Asche von Opfern der nationalsozialistischen Vernichtungslager begraben ist. Vor seiner Meditation sprach Franziskus kurz mit sechs Überlebenden des Holocaust, wobei er vorab jedem einzelnen – für alle überraschend – die Hände küsste. Begleitet wurde er von Staatspräsident Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Bei seiner Ankunft in Israel hatte Franziskus am Sonntag den Besuch in Yad Vashem als einen „besonderen Moment“ seines Aufenthalts bezeichnet. Die Schoah, der sechs Millionen Juden zum Opfer gefallen seien, bleibe ein Symbol dafür, „wie weit die Ruchlosigkeiten des Menschen gehen, wenn er, durch falsche Ideologien angestiftet, die grundlegende Würde eines jeden Menschen vergisst“, sagte er auf dem Flughafen von Tel Aviv. Er bete zu Gott, dass ein solches Verbrechen nie wieder geschehe. Auch viele Christen und andere seien ihm zum Opfer gefallen. (rv)

Papst in Israel eingetroffen

IsraelPapst Franziskus ist in Israel eingetroffen. Von Betlehem in Palästina her kommend landete sein Hubschrauber am Sonntagnachmittag in Tel Aviv. Dort begrüßten ihn der italienische Präsident Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Von Tel Aviv aus wird der Papst nach Jerusalem weiterreisen, wo er am Sonntagabend mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in der Grabes- und Auferstehungskirche beten will. Am Sonntagmorgen hatte Papst Franziskus knapp sieben Stunden in der Geburtsstadt Jesu Betlehem verbracht. Nach einer Messe auf dem Krippenplatz aß er mit palästinensischen Familien zu Mittag. Anschließend betete er still in der Geburtsgrotte Jesu unter der orthodoxen Geburtskirche. Vor seiner Weiterreise nach Israel besuchte er auch noch palästinensische Flüchtlingskinder in einem Lager in der Nähe von Betlehem. Ihnen sagte er: „Lasst nicht zu, dass die Vergangenheit euer Leben bestimmt. Schaut immer nach vorn. Arbeitet und kämpft, um die Dinge zu erreichen, die ihr wollt. Die Gewalt besiegt man nicht mit der Gewalt. Gewalt besiegt man mit Frieden. Mit Frieden, Arbeit, und mit der Würde, die Heimat voranzubringen. Ich bitte Gott, dass er euch segnet! Und euch bitte ich, für mich zu beten.“ (rv)

Hintergrund: Die Patriarchen

Bernd HagenkordWenn Papst Franziskus den ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. trifft, dann treffen auch verschiedene Kirchenverfassungen und –verständnisse aufeinander, die sich in Titeln wie Patriarch oder Exarch ausdrücken. Ein Hintergrund von P. Bernd Hagenkord:

Patriarch/Patriarchat
Die Patriarchate gingen aus der spätrömischen Verwaltung der Kirche hervor, ab dem 6. Jahrhundert nennt man die führenden Bischöfe „Patriarchen“: Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem (in der Reihenfolge der Ranges). Gemeinsam stellten sie die Einheit der Kirche sicher. Im Zuge der Kirchenspaltungen wurde die Patriarchalleitung der Kirche unwirksam.

Ab dem Mittelalter entstanden weitere Patriarchate, etwa von Georgien, Bulgarien, Rumänien und Moskau. Die katholische Kirche hat außerdem eigene Patriarchate, etwa das von Jerusalem und die Patriarchate der mit Rom unierten Kirchen, z.B. das melkitische, das koptisch-katholische oder das syrisch-katholische Patriarchat. Als Titel führt auch der Erzbischof von Venedig den Titel Patriarch.

Ökumenischer Patriarch
Als „Erster unter Gleichen“ steht der ökumenische Patriarch von Konstantinopel der orthodoxen Christenheit vor, sein vollständiger Titel lautet ‚Erzbischof des Neuen Roms Konstantinopel und Oekumenischer Patriarch‘. Ihm obliegen die Initiierungen aller gemeinsamen Handlungen der orthodoxen Kirche, wie etwa die für 2016 einberufene pan-orthodoxe Synode („orthodoxes Konzil“).

Außerdem ist der Patriarch Oberhaupt der autokephalen (eigenständigen) Kirche von Konstantinopel (Istambul), er muss türkischer Staatsbürger sein (einzige Ausnahme in jüngerer Zeit war Athenagoras I.)

Augenblicklicher Inhaber des Amtes ist Bartholomaios I.

Patriarch von Jerusalem
Der Gastgeber der Begegnung von Bartholomaios und Papst Franziskus ist der Patriarch von Jerusalem, im strengen Sinn der einzige Patriarch von Jerusalem, auch wenn sowohl die lateinische als auch die armenische Kirche eigene Patriarchen haben. Es ist eines der alten Patriarchate aus römischer Zeit.

Augenblicklicher Inhaber des Amtes ist Theophilos III. (rv)

Vollfassung: Papstrede vor Palästinenser-Autoritäten

PalaestinaHerr Präsident, liebe Freunde, ich danke dem Präsidenten, Herrn Mahmoud Abbas, für seine Worte des Willkommens und richte meinen herzlichen Gruß an die Vertreter der Regierung und an das ganze palästinensische Volk. Ich bin dem Herrn dankbar, heute hier mit euch an dem Ort zu sein, an dem Jesus, der Friedensfürst, geboren ist, und ich danke euch für euren herzlichen Empfang.

Der Nahe Osten erlebt seit Jahrzehnten die dramatischen Folgen des Sich-Hinziehens eines Konflikts, der viele schwer zu heilende Wunden verursacht hat, und auch wenn zum Glück keine Gewalt auflodert, führen die Ungewissheit der Situation und die Verständnislosigkeit zwischen den Parteien zu Unsicherheit, Verweigerung der Rechte, Isolierung und Auswanderung ganzer Gemeinden, zu Spaltungen und zu Not und Leiden aller Art.

Indem ich denen meine Nähe bekunde, die am meisten unter den Folgen des Konflikts leiden, möchte ich aus tiefstem Herzen sagen, dass es Zeit ist, dieser Situation, die immer unerträglicher wird, ein Ende zu setzen, und das zum Wohl aller. Mögen sich also die Anstrengungen und die Initiativen zur Schaffung der Bedingungen für einen stabilen Frieden verdoppeln, der auf Gerechtigkeit, auf die Anerkennung der Rechte eines jeden und auf die beiderseitige Sicherheit gegründet ist. Es ist für alle der Moment gekommen, den Mut zur Großherzigkeit und zur Kreativität im Dienst des Guten zu haben, den Mut zum Frieden, der darauf beruht, dass alle das Recht zweier Staaten bejahen, innerhalb international anerkannter Grenzen zu existieren und Frieden und Sicherheit zu genießen.

Ich wünsche mir von Herzen, dass im Hinblick auf dieses Ziel allerseits Initiativen und Taten vermieden werden, die dem erklärten Willen, zu einer wirklichen Übereinkunft zu gelangen, widersprechen, und dass man nicht müde wird, den Frieden mit Entschlossenheit und Kohärenz zu verfolgen. Der Friede wird unzählige Vorteile für die Völker dieser Region und für die ganze Welt mit sich bringen. Es ist also notwendig, sich entschieden zu ihm auf den Weg zu machen, auch indem jeder auf etwas verzichtet.

Ich wünsche dem palästinensischen wie dem israelischen Volk und den jeweiligen Verantwortlichen, diesen glücklichen Aufbruch zum Frieden mit jenem Mut und jener Festigkeit zu unternehmen, die für jeden Aufbruch nötig sind. Der Friede in der Sicherheit und das gegenseitige Vertrauen werden zum beständigen Bezugsrahmen werden, um die anderen Probleme anzugehen und zu lösen, und so Anlass geben für eine ausgewogene Entwicklung, die zum Vorbild für andere Krisengebiete wird.

Es liegt mir am Herzen, auf die aktive christliche Gemeinde hinzuweisen, die ihren bedeutsamen Beitrag zum Gemeinwohl der Gesellschaft leistet und die Freuden und Leiden des ganzen Volkes teilt. Die Christen beabsichtigen, diese ihre Rolle als vollberechtigte Bürger weiterhin auszuüben, gemeinsam mit den anderen Mitbürgern, die sie als Brüder und Schwestern betrachten.

Herr Präsident, Sie sind als Mann des Friedens und als Friedenstifter bekannt. Die jüngste Begegnung im Vatikan mit Ihnen und meine heutige Anwesenheit in Palästina bestätigen die guten Beziehungen, die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Palästina bestehen und von denen ich mir wünsche, dass sie weiter gefördert werden können, zum Wohl aller. In diesem Zusammenhang möchte ich den Einsatz zur Erarbeitung eines Beiderseitigen Abkommens würdigen, welche verschiedene Aspekte des Lebens der katholischen Gemeinschaft im Land betrifft und dabei der Religionsfreiheit besondere Beachtung schenkt. Die Berücksichtigung dieses grundlegenden Menschenrechts ist nämlich eine der unverzichtbaren Bedingungen für den Frieden, für die Brüderlichkeit und für die Harmonie. Sie sagt der Welt, dass es pflichtgemäß und möglich ist, zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen zu einem guten Einvernehmen zu gelangen; sie bezeugt, dass die Dinge, die wir gemeinsam haben, so zahlreich und wichtig sind, dass es möglich ist, einen Weg entspannten, geordneten und friedlichen Zusammenlebens zu finden, indem man die Unterschiede akzeptiert und sich freut, als Kinder eines einzigen Gottes Geschwister zu sein.

Herr Präsident, liebe hier in Bethlehem versammelte Freunde, der allmächtige Gott segne euch; er beschütze euch und gewähre euch die Weisheit und die nötige Kraft, den mutigen Weg zum Frieden fortzusetzen, so dass die Schwerter sich in Pflugscharen verwandeln und dieses Land wieder in Wohlstand und Eintracht erblühen kann. Salam! (rv)

Papstprogramm am Sonntag im Heiligen Land

GrabelkircheAn diesem Sonntag findet der programmierte Höhepunkt dieser ersten Heiliglandreise von Papst Franziskus statt: abends um 18 Uhr (römischer Zeit) steht das Kirchenoberhaupt zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in der Grabeskirche in Jerusalem einem ökumenischen Gottesdienst vor. Ebenfalls anwesend sind die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes, der koptische, der syrische und der äthiopische Erzbischof, der anglikanische und der lutherische Bischof und andere Würdenträger. Davor unterzeichnen Franziskus und Bartholomaios eine ökumenische Erklärung. Bis nachmittags hält sich Franziskus in der Geburtsstadt Jesu, in Betlehem auf. Auf dem Platz vor der Geburtskirche feiert er am Vormittag eine Heilige Messe, die einzige große Messe, die das Programm für Palästina und Israel vorsieht. 10.000 Besucher sind dazu erwartet. Am Nachmittag besucht Franziskus die Geburtsgrotte in Betlehem und trifft anschließend Kinder in einem Flüchtlingslager. Vor den palästinensischen Autoritäten in Betlehem hielt Franziskus noch vor der Messe eine Rede. Danach blieb er kurz und überraschend vor der israelischen Sperrmauer aus dem Papamobil aus und betete einige Momente lang in Stille. Das Mittagessen nimmt Franziskus nicht mit Würdenträgern ein, sondern mit einigen Familien aus Palästina. Nach dem Besuch der Geburtsgrotte macht er sich zum Flüchtlingslager Dheisheh auf, das bereits Johannes Paul II. bei seiner Heiliglandreise 2000 besucht hatte. Dort begrüßt der Papst Kinder. Danach bringt ihn der Hubschrauber nach Tel Aviv und von dort nach Jerusalem zum Ökumenischen Gottesdienst. Das Treffen zwischen Papst und Patriarchen ist der eigentliche Anlass der Reise. Es erinnert an eine Versöhnungsgeste zwischen den Amtsvorgängern Paul VI. und Athenagoras vor genau 50 Jahren. 1964 leiteten sie eine Wende in der Beziehung ihrer seit mehr als 1.000 Jahren getrennten Kirchen ein. (rv)

Papst feiert Messe in Amman – „Frieden kann man nicht kaufen“

Jordanien„Den Frieden kann man nicht kaufen“: Das sagte Papst Franziskus an diesem Samstag bei einer großen Messfeier im Stadion von Amman, Jordanien. Vor Zehntausenden von Menschen, darunter vielen Flüchtlingen aus Palästina, Syrien und dem Irak, predigte der Papst über den Heiligen Geist; seine Sendung sei es, „Harmonie zu schaffen“ und „Frieden zu stiften“.

„Die Verschiedenheit der Menschen und des Denkens darf nicht Ablehnung und Hindernisse auslösen, denn die Vielfalt ist immer eine Bereicherung. Rufen wir darum heute mit brennendem Herzen den Heiligen Geist an, und bitten wir ihn, den Weg des Friedens und der Einheit vorzubereiten.“

Die Voraussetzung für Frieden bestehe in „Zeichen der Demut, der Brüderlichkeit“, so der Papst weiter. Er bete darum, „Groll und Spaltungen aus unserer Mitte zu entfernen“. Wie Jesus, dessen Taufstelle am Jordan in der Nähe von Amman verehrt wird, seien auch die Christen Gesalbte Gottes und „Boten des Friedens“.

„Den Frieden kann man nicht kaufen: Er ist ein Geschenk, das man geduldig suchen und ‚von Hand’ aufbauen muss durch kleine und große Handlungen, die unser alltägliches Leben einbeziehen. Der Weg zum Frieden festigt sich, wenn wir erkennen, dass wir alle das gleiche Blut haben und Teil des Menschengeschlechts sind; wenn wir nicht vergessen, dass wir einen einzigen Vater im Himmel haben und alle seine Kinder sind, geschaffen als sein Abbild, ihm ähnlich.“

Franziskus betete um das „Öl der göttlichen Barmherzigkeit, das die Wunden der Fehler, der Verständnislosigkeiten und der Streitigkeiten heilt“, und ermunterte noch einmal zur „Begegnung mit den Mitmenschen jenseits der Unterschiede von Ansichten, Sprache, Kultur und Religion“. Während der Messfeier empfingen auch etwa 1.400 Kinder ihre erste heilige Kommunion.

„Mein Herz wendet sich auch den zahlreichen christlichen Flüchtlingen aus Palästina, Syrien und Irak zu: Bringt meinen Gruß und meine Nähe in eure Familien und Gemeinden!“

Im Innenraum waren auch etwa 50 Jugendliche aus dem Libanon zu sehen, erkennbar durch ihre Fahnen. Eigens angereist waren offenbar rund 50 Argentinier, fast alle in Nationaltrikots. Die Sicherheitsvorkehrungen beim Einlass waren sehr locker. (rv)

Reise mit Besonderheiten

Papstreise Hl. Land 2014Nur drei Tage wird die Visite von Papst Franziskus im Heiligen Land dauern – sogar nur zwei Tage und vierzehn Stunden nach offizieller vatikanischer Zählung. Trotzdem nimmt sich Franziskus dabei Zeit für gleich vier Begegnungen mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios. Überhaupt weist das Reiseprogramm, das an vielen Punkten die deutliche Handschrift des Papstes selbst trägt, einige Besonderheiten auf.

Klassisch ist der Auftakt in Amman am Samstag: Hier folgt Franziskus den Vorlagen der drei anderen Päpste, die bereits Jordanien besucht haben. Eine Messe im Al-Hussein-Stadion hat auch schon Benedikt XVI. gefeiert. Wie schon 2009 bei Benedikt kommt es auch bei Franziskus nicht zu einem Extra-Besuch in einem jordanischen Flüchtlingslager; dabei liegt in der jordanischen Wüste eines der schlimmsten Lager von Flüchtlingen des syrischen Bürgerkrieges, die es gibt. Immerhin will der Papst einige hundert Flüchtlinge an der Taufstelle Jesu am Jordan treffen. Sehr auffallend ist auch, dass Franziskus in Amman keine Moschee besucht: Johannes Paul II. hatte im syrischen Damaskus die Ommayaden-Moschee betreten, Benedikt XVI. in der Al-Hussein-Bin-Talal-Moschee von Amman eine Grundsatzrede gehalten.

Besonders auffallend im Papst-Programm ist, dass Franziskus erst in die Palästinensergebiete, konkret nach Betlehem, reist – und dann erst nach Israel. Außerdem wird Palästina in den Programmtexten ausdrücklich zum Staat aufgewertet, ein Novum gegenüber den bisherigen Papstreisen. Der Vorrang Betlehems führt dazu, dass Franziskus zur Einreise nach Israel eigens noch einmal nach Tel Aviv fliegt und dafür einen Umweg von insgesamt 125 km per Hubschrauber in Kauf nimmt. Einfacher wäre es gewesen, der Papst würde von Betlehem durch die Sperrmauer ins benachbarte Jerusalem weiterfahren – hier knirscht es im Protokoll-Gebälk.

„Israelische Bedingungen machen Papstreise nach Nazareth unmöglich“

Gegenüber bisherigen Papstreisen gibt es für Franziskus in Jerusalem zwei Neuerungen: einen ökumenischen Gottesdienst in der Grabeskirche und – Balsam für Zionistenherzen – einen Besuch am Grab von Theodor Herzl. Auffallend ist, was fehlt: keine öffentliche Messfeier in Jerusalem, vor allem. Zu Benedikts Messe zwischen Ölberg und Felsendom waren 2009 wegen der horrenden Sicherheitsmaßnahmen längst nicht so viele Christen gekommen wie vorgesehen, daraus hat der Vatikan offenbar seine Schlüsse gezogen. Und kein interreligiöses Treffen, wie es sowohl Johannes Paul II. 2000 als auch Benedikt XVI. 2009 durchgeführt hatten. Beide Male hatte ein und derselbe Islamvertreter die Begegnung mit Hasstiraden gegen Israel zu sprengen versucht – ein drittes Mal will sich das der Heilige Stuhl ersparen.

Dass Franziskus nicht nach Galiläa reist, schmerzt viele Christen. „Es hieß doch ‚Jesus von Nazareth’ und nicht ‚Jesus von Jerusalem’“, sagt sogar ein früherer Sprecher des Lateinischen Patriarchats. Der Lateinische Patriarchalvikar für Nazareth Giacinto-Boulos Marcuzzo macht dafür Israel verantwortlich: „Der Staat Israel hat diesmal mehrere Bedingungen gestellt und neue diplomatische und protokollarische Aspekte eingeführt, darunter den Besuch am Herzl-Grab“, so Marcuzzo im Gespräch mit ‚Oasis’. „Diese Bedingungen haben viel Zeit vom Papst-Programm beansprucht, das macht einen Papstbesuch in Nazareth unmöglich und schränkt auch den pastoralen Aspekt der Reise zugunsten des protokollarischen Aspekts ein.“ (rv)