Vatikan vergibt Forschungspreis für Sozialwissenschaftler

Centesimus-Annus-Pro-PontificeWissenschaftler, die sich mit der Soziallehre der Kirche beschäftigen, sind dazu eingeladen, ihre Arbeiten bei einem internationalen Preisausschreiben des Vatikans einzureichen. Die päpstliche Stiftung „Centesimus Annus – Pro Pontifice“ schreibt zum zweiten Mal einen Forschungspreis aus, wie aus einer Mitteilung der im Vatikan ansässigen Institution hervorgeht. Prämiert werden herausragende Arbeiten, die wirtschaftliche und soziale Fragen aus dem Blickwinkel der katholischen Soziallehre beleuchten. Der Hauptpreis ist mit 30.000 Euro dotiert. Zum ersten Mal verleiht die Stiftung darüber hinaus auch einen Preis in der Höhe von 20.000 Euro für Nachwuchsforscher. Die Beiträge können in sechs Sprachen eingereicht werden, darunter Deutsch. Einsendeschluss ist der 15. April 2014, die Preisverleihung findet 2015 statt. Juryvorsitzender ist der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Aus Deutschland gehören der Jury überdies die Freiburger Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer sowie der Jesuit Peter Schallenberg an, der das Sozialethische Institut der Deutschen Bischofskonferenz in Mönchengladbach leitet.  (rv)
 

Mailänder Kardinal lädt Papst zu Expo 2015 ein

Kardinal ScolaFranziskus hat eine Einladung nach Mailand erhalten. Kardinal Angelo Scola hat den Papst zur Weltausstellung Expo 2015 in seine Bischofsstadt eingeladen. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi mit. Scola war mit einer Delegation aus seiner Erzdiözese an diesem Freitag im Vatikan und traf den Papst zur Privataudienz. Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2015 wird in der norditalienischen Metropole die nächste große Weltausstellung stattfinden. An der Audienz nahm auch der vatikanische Kulturverantwortliche und Kurienkardinal Gianfranco Ravasi teil, der bei der letzten Biennale in Venedig erstmals einen vatikanischen Pavillon ins Rennen schickte. Die Expo 2015 in Mailand widmet sich dem Thema Ernährung, Energie und Nachhaltigkeit.  (rv)
 

Kardinal Koch: „Den Leibrock Christi wieder zusammenfügen“

Kard_KochIst denn Christus zerteilt? Mit dieser Frage aus dem Ersten Korintherbrief beschäftigt sich die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen, die am Samstag beginnt. Es sei für alle Gläubigen eine Last, dass 2.000 Jahre nach dem Wirken Jesu die Christen nicht vereint seien, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der vatikanische Ökumeneverantwortliche, Kardinal Kurt Koch.

„Das Thema der Gebetswoche ist meiner Meinung nach eine große Herausforderung: Natürlich kann Christus nie geteilt sein. Das galt auch für sein Leib, doch trotzdem haben wir in der Geschichte viele Spaltungen und Trennungen. Die provozierende Frage, die die diesjährige Gebetswoche stellt, muss neu die Grundfrage der Ökumene sein, denn die Spaltungen entsprechen nicht dem Willen Christi. Dies müssen wir unbedingt überwinden.“

Dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen war schon immer von diesem Zustand enttäuscht.

„Mich hat als Kind schon immer die Tatsache berührt, dass die Römer in der Passionsgeschichte alles von Jesus untereinander verteilt haben, außer den Leibrock. Sie wollten ihn ganz lassen. Dieser Leibrock ist so in der ganzen Geschichte zum Zeichen der Einheit der Kirche geworden. Mich hat dann besonders berührt, dass wir Christen das gemacht haben, was nicht einmal die römischen Soldaten gemacht haben: diesen Leibrock haben wir zerfetzt. Wir haben nun viel Arbeit vor uns, um diesen Rock wieder zusammenzufügen.“

Der Papst wird voraussichtlich am kommenden Mittwoch bei der Generalaudienz und bei der Vesper in der Basilika St. Paul vor der Mauern zum Abschluss der Gebetswoche über Ökumene sprechen. Kardinal Koch selber war vor wenigen Wochen in Osteuropa und hat in der Ukraine, Rumänien und Russland Vertreter der Orthodoxie getroffen.

„Da müssen wir unterscheiden zwischen dem Dialog der Liebe – also den Beziehungen der Freundschaft und Brüderlichkeit – und dem theologischen Dialog. Da haben wir seit 2010 leider keine Vollversammlung der Gesprächskommission. Wir bereiten uns derzeit auf das nächste Treffen im Herbst in Serbien vor. Nun hat sich allerdings etwas ereignet, was diesen Dialog ein bisschen erschwert. Das russisch-orthodoxe Patriachat hat ein Dokument zur Frage des Primats [der Vorrangstellung des Papstes, Anm.] veröffentlicht. Es handelt sich um eine Stellungnahme zum Dialog, der eigentlich mit allen orthodoxen Kirchen geführt wird. Jetzt müssen wir also den Weg neu suchen in dieser Kommission.“

Doch immerhin hätten auch andere orthodoxe Metropoliten sich dazu öffentlich geäußert, und so könne dieser Alleingang Moskaus als Impuls verstanden werden, fügt Koch hinzu. Allerdings zeigen solche Vorkommnisse, wie „zerteilt“ die Orthodoxie sei. Koch sagte, er hoffe und bete deshalb darum, dass die orthodoxen Schwesterkirchen bald ein Panorthodoxes Konzil durchführen werden, damit die Einheit unter ihnen gestärkt werde.

Auf der anderen Seite das Gespräch mit den Gemeinschaften und Kirchen der Reformation, die sich derzeit auf das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation in drei Jahren vorbereiten. Dazu sagt der Schweizer Kurienkardinal:

„Die Reformation ist ein vielfältiges Phänomen und hat sehr verschiedene Gesichter. Ich denke hierbei an die Reformation in der Schweiz, die etwas ganz anderes war als jene in Deutschland. Die Reformation in den nordischen Ländern waren etwas nochmals ganz anderes, weil dort die Könige die Kirchenzugehörigkeit bestimmten. Das alles unter dem Oberbegriff ,Reformation 2017´ zu bringen, ist nicht so ganz einfach. Immerhin wurde im vergangenen Herbst in Zürich ein Vorbereitungskongress durchgeführt.“

Der Päpstliche Rat für die Einheit der Christen ist auch für das Gespräch mit dem Judentum zuständig. Kardinal Koch findet es positiv, dass in vielen Ländern der Tag vor der Gebetswoche – also diesen Freitag – ein Gedenktag für den Dialog mit dem Judentum durchgeführt wird.

„Der große katholische Theologe Erich Przywara hat einmal gesagt, dass die erste Trennung im Christentum jene gewesen sei zwischen Synagoge und Kirche. Deshalb gehört die Versöhnung zwischen Christen und Juden mit zu den ökumenischen Bemühungen der katholischen Kirche.“

Die Texte zur internationalen Gebetswoche für die Einheit der Christen hat in diesem Jahr eine kanadische Gruppe vorbereitet. In dieser Gruppe sind Vertreter der verschiedenen Kirchen dabei. Bei den Texten handelt sich um Meditationen und Beiträge, die für ökumenische Gottesdienste verwendet werden können. (rv)

Parolin über Papst Franziskus, menschliche Diplomatie und Europa

EB Pietro ParolinDer Chefdiplomat des Heiligen Stuhles wünscht sich viel Menschlichkeit in der Diplomatie. Vatikan-Staatssekretär Pietro Parolin, der im vergangenen November sein Amt antrat, äußerte sich dazu in einem ausführlichen Interview mit dem Vatikan-Fernsehsender CTV. Parolin verriet in dem Gespräch außerdem, welche Prioritäten er bei Papst Franziskus sieht und wie er selbst sein Amt als „zweiter Mann im Staat“ versteht. Radio Vatikan fasst die wichtigsten Aussagen hier zusammen.

Wie Pietro Parolin sein Amt versteht:
„Was für Franziskus Priorität hat, steht auch für mich an erster Stelle“

„Ich muss sagen, dass das Amt des Staatssekretärs ein sehr anspruchsvoller Dienst ist, ein Dienst der sehr viel von mir fordert und auch mit sehr viel Verantwortung verbunden ist. Vor allen Dingen ist es aber ein Dienst, den ich mit sehr viel Leidenschaft ausübe in diesem ,neuen Frühling der Kirche’, den das Pontifikat von Papst Franziskus eingeläutet hat. Meine Priorität als Staatssekretär, also als erster und engster Mitarbeiter des Papstes, kann gar nichts anderes sein als das, was auch für den Papst selbst Priorität hat: Das, worauf er seit den ersten Tagen seines Pontifikats immer wieder zu sprechen kommt und was er uns in ,Evangelii Gaudium’ sagt.“

Priorität des Papstes: Der missionarische Umbruch der Kirche
„Ich würde sagen, für Papst Franziskus ist der missionarische Umbruch der Kirche die oberste Priorität: Eine Kirche, die aus sich herausgeht, wie er selbst ja immer wieder sagt, die ständig in Mission ist. Und diese Charakteristik, diese kirchliche Erneuerung, diese pastorale Umstellung muss auch die römische Kurie betreffen und die kirchliche Diplomatie. Das sind auch die Hauptbereiche der Aktivitäten des Staatssekretärs. Ich hoffe, wie ich hinzufügen möchte, dass wir all dies immer mit dem Herzen tun: Dass wir es für den Herrn tun und es uns so auch gelingt, die Herzen der Menschen zu berühren.“

Neue Kapitel in der Diplomatie-Geschichte des Heiligen Stuhls:
Franziskus’ Gebetswache für den Frieden
„Ich würde sagen, dass wir jeden Tag neue Seiten in der Geschichte der Diplomatie des Heiligen Stuhls schreiben. Neue Kapitel, die an jene der Vergangenheit anknüpfen. (…) Zu den neuen Seiten gehören die vielen verschiedenen Treffen mit Staats- und Regierungs-Chefs, mit Vertretern internationaler Organisationen, die Papst Franziskus begegnen wollen, um mit ihm über die großen Herausforderungen unserer Zeit zu sprechen. Außerdem möchte ich ganz besonders noch einmal an den Fasten- und Gebetstag für den Frieden in Syrien erinnern. Das war eine sehr bedeutende Seite der diplomatischen Aktivitäten des Heiligen Stuhls – ins Leben gerufen von Papst Franziskus selbst, der so die moralische Kraft und Aktivität der Kirche zum Ausdruck gebracht hat.“

Papst Franziskus wird von den Diplomaten gehört
„Papst Franziskus ist in diesem Fall so etwas wie das moralische Gewissen der Menschheit. (…) Eines möchte ich diesbezüglich unterstreichen: Manchmal scheint es, als würde es nicht sofort eine Antwort auf die Appelle des Papstes geben. Ich möchte aber betonen, dass es eine große Sehnsucht nach dem Guten gibt, es gibt wirklich auch sehr große Anstrengungen, tatsächlich Frieden auf der Welt zu schaffen. (…) Ich denke also, dass die Aufrufe von Papst Franziskus – die es übrigens ja auch bei vorherigen Päpsten gab – gut aufgenommen werden und langsam einen Weg zum Gewissen und zum Handeln der Menschheit finden.“

Plädoyer für eine menschliche Diplomatie
„Die Diplomatie muss menschlich sein. Ich denke, in ihrem Zentrum muss der Mensch stehen: Das scheint mir das erste und wichtigste Prinzip. Dazu möchte ich auch sagen, dass Papst Franziskus uns dazu bringt, den Menschen im Zentrum nicht auf abstrakte Art und Weise zu sehen, also den Mensch an sich. Vielmehr muss jeder einzelne Mensch für uns im Zentrum stehen und ganz besonders gilt das für die Armen, für Außenseiter, für schwache und besonders verletzliche Menschen, für die, die keine Stimme haben. (…) Das erfordert erstens eine Begegnung miteinander, das Aus-sich-Herausgehen zu den anderen hin. Zweitens: Solidarität und drittens: sich die Lage der anderen zu Herzen nehmen. Papst Franziskus bemängelt ja nicht umsonst auch immer wieder eine ,Kultur der Gleichgültigkeit’. (…) Letztlich lässt sich sagen: Das Prinzip einer menschlichen Diplomatie ist die Liebe und die Aufmerksamkeit für jeden Menschen auf dieser Welt. “

Hauptaufgabe der Vatikan-Diplomatie: Unterschiede als Bereicherung erkennen
„Ich denke, das ist unsere Aufgabe, ist immer die Aufgabe der Vatikan-Diplomatie gewesen: in diesen Zeiten so vieler Konflikte immer die Begegnung fördern, den Dialog und den gegenseitigen Respekt. Für mich ist das eine der Grund-Herausforderungen der heutigen Zeit (…) – auch in der kirchlichen Diplomatie – dafür zu sorgen, dass Unterschiede politischer, kultureller oder religiöser Natur nicht Gründe für Kämpfe werden, sondern als gegenseitige Bereicherung begriffen werden.“

Auch Europa verdient Aufmerksamkeit
„Selbstverständlich liegt Papst Franziskus als Hirte der Weltkirche die ganze Welt am Herzen. (…) Ich möchte aber etwas zu Europa sagen: Europa ist ein Bereich, der meiner Meinung nach Aufmerksamkeit verdient. Besonders gilt das für die Schaffung eines ,Haus Europa’. Das scheint mir sehr wichtig und etwas, wozu die Kirche einen Beitrag leisten kann: damit dieses Haus auch Werte hat und nicht nur ein rein politisches oder rein wirtschaftliches Konstrukt ist. Damit wichtige Werte geteilt werden, die ja auch ein wenig den Geist des europäischen Grundgedankens inspiriert haben. Selbstverständlich ist unsere Aufmerksamkeit heute mehr auf den Süden der Welt gerichtet, auf die Konflikte dort, wo tatsächlich das Wichtigste ist: Den Frieden wiederzufinden, einen Frieden, der dann die Grundlage der ganzen menschlichen Entwicklung ist.“ (rv)

Vatikan/UNO: Anhörung vor Kinderschutz-Komitee

UNO-FahneDer Vatikan hat eine Delegation zum UNO-Komitee für die Rechte des Kindes nach Genf geschickt. Sie informierte an diesem Donnerstag darüber, was die Kirchenspitze angesichts der Pädophilie-Skandale im kirchlichen Raum in den letzten Jahren getan hat. Es war das erste Mal, dass Spitzenvertreter des Vatikans zu diesem Thema vor einer internationalen Organisation aussagen und sich befragen lassen. Auch Vertreter anderer Staaten treten an diesem Donnerstag vor dem Komitee auf.

Das UNO-Komitee ist für die Umsetzung einer Konvention der Vereinten Nationen über Kinderrechte zuständig. Diese Konvention wurde 1989 beschlossen, 1990 trat der Heilige Stuhl ihr (unter Angabe von drei Vorbehalten) bei. Beobachter des Heiligen Stuhles bei den Genfer UNO-Einrichtungen ist Erzbischof Silvano Maria Tomasi, der die Vatikan-Delegation anführt. Er berichtete vorab im Interview mit Radio Vatikan:

„Das ist die 65. Sitzung dieses Komitees, und auf ihr werden die Berichte von Russland, Deutschland, dem Heiligen Stuhl, Portugal, Kongo und dem Jemen untersucht. Sie alle haben einen Bericht über die Anwendung der Kinderrechte-Konvention auf ihrem Staatsgebiet eingereicht. Die entsprechende Aufforderung war an alle Länder gegangen, die die Konvention unterzeichnet haben, also auch an den Heiligen Stuhl. Das Komitee will Anmerkungen zum Bericht machen und einen Dialog zwischen jedem Staat und den Experten des Komitees in Gang bringen. Der Heilige Stuhl nimmt daran wie die anderen Staaten teil; er hält das für eine gute Gelegenheit, um die Werte und das Prozedere dieser Konvention zu würdigen – für einen guten Moment, um den Schutz von Kindern in der Welt voranzubringen.“

Schon vorab hatte die UNO-Behörde dem Vatikan einen Fragebogen zum Umgang mit Pädophilie-Fällen im kirchlichen Raum zugeschickt. Diesen füllte der Vatikan allerdings nicht aus, weil er aus seiner Sicht nicht juristisch zuständig ist für Delikte und Verbrechen, die außerhalb seines eigenen Gebietes begangen werden. Die 24-seitige Erklärung des Vatikans ist dem Genfer Kinderschutz-Büro im Dezember zugegangen. Erzbischof Tomasi wußte, dass er sich durchaus auf Kritik am kirchlichen Umgang mit dem Thema Kinderschutz gefasst machen musste. Tatsächlich stellte eine der Expertinnen, Sara Oviedo, am Donnerstag in Genf eine Reihe bohrender Fragen an den Kurienmann. Im Vorab-Interview mit uns meinte Tomasi dazu:

„Kritik ist wohlfeil, manchmal hat sie ja auch ein reales Fundament; Verbrechen sind immer schlecht, aber wenn sie sich gegen Kinder richten, dann verschärft das die Sache noch. Der Vorwurf an den Heiligen Stuhl, er habe in der Vergangenheit den Gang der Gerechtigkeit behindert, scheint mir etwas aus der Luft gegriffen. Den Gang der Gerechtigkeit in irgendeinem Land aufzuhalten, trotz seiner legitimen Jurisdiktion, wäre eine ungehörige und ungerechte Einmischung, von wessen Seite auch immer. Der Heilige Stuhl unterstreicht das Recht und die Pflicht jedes Landes, jedwedes Verbrechen gegen Minderjährige strafrechtlich zu verfolgen! Die Kritik, dass man den Gang der Gerechtigkeit da behindern wolle, steht also auf tönernen Füßen, im Gegenteil: Wir wollen, und auch Papst Franziskus insistiert darauf, dass Transparenz herrscht und die Gerechtigkeit zum Zug kommt.“
Franziskus hat am 6. Dezember eine eigene Kinderschutz-Kommission des Heiligen Stuhls eingerichtet. Darauf wies Vatikanvertreter Tomasi in seinem fünfseitigen Bericht, der vom Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde, eigens hin. Der Bericht, den Tomasi im Genfer „Palais Wilson“ vorstellte, führt auch die Anstrengungen des früheren Papstes Benedikt XVI. auf, Kontrolle und Prävention im Bereich Kinderschutz zu verstärken.

„Der Heilige Stuhl erfüllt seine internationalen Verpflichtungen, auch die, die sich aus der Ratifizierung der Kinderrechte-Konvention ergeben. Er wird alle Bemerkungen, Kommentare und Vorschläge der Expertenkommission in Erwägung ziehen. Die neue, von Papst Franziskus eingerichtete Kinderschutz-Kommission wird sich mit den Hinweisen des UNO-Komitees aufmerksam auseinandersetzen.“

Außer Erzbischof Tomasi gehörte auch Weihbischof Charles J. Scicluna zu der Vatikan-Delegation in Genf. Scicluna war lange Jahre Verantwortlicher an der vatikanischen Glaubenskongregation für den Umgang mit Pädophilie-Fällen. Insgesamt ist die Kinderrechte-Konvention von 193 Staaten weltweit unterzeichnet worden; eigentlich sollen sie alle fünf Jahre einen Bericht vorlegen, doch daran hält sich ein Großteil der Staaten nicht. Vatikansprecher Federico Lombardi weist in einer Erklärung an diesem Donnerstag darauf hin, das UN-Kinderschutz-Komitee sei „kein Gericht, das irgendwelche Jurisdiktion hätte, Staaten zu verurteilen, sondern ein von den Staaten selbst eingerichtetes Werkzeug“.  (rv)

„Monotheismus bedeutet nicht automatisch Gewalt“

Vatikanisches DokumentDas theologische Vordenker-Gremium des Heiligen Stuhles widerspricht der These, Monotheismus und Gewalt hingen zwangsläufig zusammen. An diesem Donnerstag veröffentlichte die Internationale Theologische Kommission ein ausführliches Dokument mit dem Titel „Der Dreifaltige Gott, Einheit der Menschen“. Darin weist das der vatikanischen Glaubenskongregation zugeordnete Fachgremium die Monotheismus-Theorie zurück, die im deutschen Sprachraum prominent der Ägyptologe Jan Assmann vertritt. Die Debatte über den „vermeintlichen Zusammenhang“ zwischen Monotheismus und Gewalt habe „nicht wenige Missverständnisse in Sachen Religion hervorgerufen, die das authentisch christliche Denken über den einen Gott verstellt haben“, so die Theologen.

Das Dokument fußt auf der Arbeit einer eigenen Unterkommission in den vergangenen fünf Jahren; zu dieser Unterkommission gehörte auch der Dominikaner Charles Morerod, Bischof von Lausanne-Fribourg-Genf. „Unsere Überlegungen verstehen sich zuerst als vernunftsmäßig argumentiertes Zeugnis, nicht in apologetischer Kontraposition“, stellt die offizielle Zusammenfassung des theologischen Dokuments klar. „Der christliche Glaube erkennt in der Aufstachlung zur Gewalt im Namen Gottes die höchste Form der Korruption der Religion. Diese Überzeugung schöpft das Christentum aus der Offenbarung von Gottes innerstem Wesen, das uns durch Jesus Christus erreicht.“ Allerdings sei sich die Kirche bewusst, „dass das Zeugnis solch eines Glaubens nur in einer Haltung von permanenter Umkehr seinen Ausdruck findet“, begleitet von „notwendiger Selbstkritik“.

Die Theologische Kommission versucht eine Begriffsbestimmung von „Monotheismus“ und warnt davor, ihn „als Gleichheitsbegriff der geschichtlichen Religionen“ zu benutzen, „die die Einheit Gottes bekennen (nämlich Judentum, Islam und Christentum)“. Anders formuliert: Monotheismus ist nicht gleich Monotheismus. Auch eine bloße Gegenüberstellung eines „gewalttätigen Monotheismus“ und eines „vermeintlich toleranten Polytheismus“ sei zu einfach. Die Theologen erklären sich „mit vielen Zeitgenossen, seien sie gläubig oder nicht“, einer Meinung, „dass sowohl Kriege unter Religionen und Konfessionen, als auch der Kampf gegen die Religion einfach sinnlos sind“.  (rv)

Kardinalskommission für IOR erneuert

IORDie Aufsichtskommission für das Institut für Religiöse Werke, das Geldinstitut des Vatikan, ist neu besetzt worden. An diesem Mittwoch gab der Vatikan die von Papst Franziskus für fünf Jahre ernannten Mitglieder bekannt. In der Kommission, die sich ausschließlich aus Kardinälen zusammensetzt, ist in Zukunft auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn vertreten. Weitere Prüfer des Geldinstituts sind Thomas Christopher Collins aus Toronto, Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, der Erzpriester von Santa Maria Maggiore Santos Abril y Castellò sowie der vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin, den der Papst in Kürze in den Kardinalstand erheben wird. Die fünfköpfige Kommission ist für fünf Jahre ernannt. Erst am 16. Februar, kurz vor seinem Rücktritt, hatte Papst Benedikt XVI. die Kommission unter dem Vorsitz des damaligen Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone für fünf Jahre erneuert. Mit dem neuen Pontifikat wurde diese Regelung allerdings aufgehoben. (rv)

Tauran zu Syrien-Verhandlungen: „Entweder ein Resultat oder eine Katastrophe“

Kardinal Tauran„Die Welt erwartet sich von den Syrien-Friedensverhandlungen ‚Genf 2’ etwas sehr Positives – wirkliche Schritte hin zum Frieden.“ Das sagte Kurienkardinal Jean-Louis Tauran im Interview mit Radio Vatikan. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog hatte am Montag im Vatikan hinter verschlossenen Türen die Arbeiten einer Vatikan-Konferenz eröffnet, bei der Wege zum Frieden in Syrien erörtert wurden. ‚Genf 2’, eine internationale Konferenz zum selben Thema, startet in einer Woche in der Schweiz.

„Wir haben alle sehr auf der Notwendigkeit bestanden, dass in Genf alle Akteure aus der Region und darüber hinaus präsent sind.“ – Alle Akteure, also auch der Iran? – „Ja, denn das Nuklearabkommen war ja schon ein sehr positiver Schritt, und man hofft, dass das jetzt „ansteckend“ sein kann. Es ist unerlässlich, dass auch der Iran bei ‚Genf 2’ vertreten ist!“

Dem Papst seien die Ergebnisse der Syrienkonferenz im Vatikan übermittelt worden; jetzt könne Franziskus entscheiden, in welcher Form der Heilige Stuhl den Prozess weiter begleiten soll.

„Ich denke, es wird eine Initiative des Heiligen Stuhls geben, aber was für eine, das lässt sich heute unmöglich sagen. Mit Sicherheit ist jedoch ‚Genf 2’ ein sehr wichtiger Moment: Entweder gibt es dort Resultate, oder es kommt zu einer Katastrophe!“

„Vatikan-Haltung hat Gewicht“

Am Montag – einen Tag nach der Vatikankonferenz zu Syrien – war US-Außenminister John Kerry zu einem Gespräch im Vatikan. Für Tauran ist das ein Zeichen dafür, dass die Stimme des Vatikans im internationalen Konzert nicht untergeht.

„Sie wird gehört, daran besteht kein Zweifel – auch wenn dann nicht immer gleich Fakten folgen. Der Heilige Stuhl ist eine moralische Macht, dahinter steht eine diplomatische Geschichte, die ihr Gewicht hat. Im allgemeinen hört man die Stimme des Heiligen Stuhls. Die große Popularität von Papst Franziskus bringt es mit sich, dass auch die politischen Führer neugierig und ein bisschen beeindruckt sind.“

Der französische Kardinal, der auch lange im vatikanischen Staatssekretariat gearbeitet hat, setzt vor allem auf die UNO, um zu einer Friedenslösung für Syrien zu finden.
„Kapitel sechs und sieben der Charta der Vereinten Nationen zeigen sehr klar, was zu tun ist, wenn der Friede bedroht ist, wie in diesem Fall. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Verantwortlichen der internationalen Gemeinschaft nicht vergessen: Sie haben alle diese Charta unterschrieben!“

In den zwei genannten Kapiteln geht es um die „friedliche Beilegung von Streitigkeiten“ bzw. um „Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen“. Dabei wird detailliert geregelt, unter welchen Bedingungen der UNO-Sicherheitsrat bei einem Konflikt wie dem syrischen „dringende militärische Maßnahmen“ anordnen darf.  (rv)

Diplomat zu Papstrede: „So viele konkrete politische Stellungnahme ist neu“

VatikanAm Montag hat Papst Franziskus die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten zum traditionellen Neujahrsempfang getroffen. Unter ihnen war auch Reinhard Schweppe, der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl. Im Gespräch mit Stefanie Stahlhofen hat er die Begegnung noch einmal Revue passieren lassen.

„Beeindruckend fand ich, dass der Papst sehr zum Punkt gesprochen hat. Es war eine politische Rede, die ungefähr zwei Drittel zu außenpolitischen Themen sehr konkret Stellung genommen hat. Ich denke, das ist etwas Neues, das hat es in der Vergangenheit so nicht gegeben.“

Sie haben ja auch die Ansprachen von Benedikt noch in Erinnerung, was ist jetzt bei Franziskus anders gewesen – wo ist er konkreter geworden und warum?

„Ein Beispiel: Naher und Mittlerer Osten. Franziskus hat sich sehr präzise zu Syrien oder Ägypten geäußert. Und er hat etwas gemacht, was mir aufgefallen ist: Er hat in dem Kontext an einen seiner berühmten Vorhänger erinnert: Benedikt XV., der im ersten Weltkrieg eine Friedensinitiative gestartet hat, die leider keinen Erfolg hatte. Ich habe das ein bisschen als Aufforderung empfunden: Wenn die großen Mächte die in Kürze in Genf zusammen sitzen werden Interesse daran haben, dass sich die vatikanische Diplomatie etwas stärker einschaltet – wir sind dazu bereit.“

Der Papst ist eindringlich auf Syrien eingegangen. Sie selbst haben durch ihre Zeit als Ständiger Vertreter bei dem Büro der Vereinten Nationen und den anderen internationalen Organisationen in Genf Erfahrungen. Wie schätzen Sie die bevorstehende „Genf 2“ Konferenz zu Syrien am 22. Januar ein?

„Die Syrien-Frage ist sehr schwierig. Deswegen ist ein stärkeres Engagement der vatikanischen Diplomatie glaube ich, willkommen. Die Verhandlungen sind festgefahren, ich weiß nicht, ob Genf 2 schon den Durchbruch bringen kann, weil die Positionen verhärtet sind. Der Vatikan hat aber etwas ganz Bemerkenswertes gemacht: Anfang September hat der Papst einen Brief an Putin als den Vorsitzenden der G-20, die damals in St. Petersburg getagt haben, geschrieben. Noch bemerkenswerter als der Brief war der Anhang dazu: Ein Sechs-Punkte-Programm, welche Prinzipien nach Auffassung des Heiligen Stuhls in jeglicher Friedensregelung über Syrien enthalten sein müssten. Das fanden wir sehr bemerkenswert, das war etwas, was wir seit Jahrzehnten vom Heiligen Stuhl nicht gewöhnt sind.“

Glauben Sie denn, dass der Papst damit auch etwas erreicht?

„Ich denke schon. Insbesondere, wenn man in Genf 2 und darüber hinaus nicht weiterkommen sollte, könnte ich mir vorstellen, dass eine Kraft, die in Syrien über große Autorität verfügt und auch Interessen hat – 15 Prozent der syrischen Bevölkerung sind Christen, die katholische Kirche in Syrien ist angesehen – ,Willkommen ist. Das könnte eine Kraft sein, die etwas mehr erreichen kann als die üblichen Teilnehmer.“

Wie finden Sie es, dass sich Franziskus so konkret auch zu politischen Themen äußert, vielleicht sogar stärker noch als Benedikt das getan hat?

„Ich finde das richtig. Die vatikanische Diplomatie ist kompetent. Der Stab ist klein, aber man hat ein weltweites Netz. In der Rede vor dem diplomatischen Corps ging es ja nicht nur über Syrien und Nahost im Allgemeinen, sondern auch über Themen wie Menschenrechte und Umweltschutz, es ging um Flüchtlings- und Migrationsfragen. Das sind alles Themen, bei denen die katholische Kirche eine große Autorität genießt. Ich habe selbst in meiner Zeit als ständiger Vertreter bei der UNO in Genf erlebt, welches Gewicht der vatikanische Vertreter, der dortige Nuntius, hat. Ihm wird nicht unterstellt, wie westlichen, östlichen oder Drittwelt-Vertretern, dass er nur Interessen-Vertreter ist, sondern er steht so ein bisschen über den Parteilichkeiten.“

Franziskus hat sehr viele Themen angesprochen, es ging um sehr viele Länder und Bereiche. Europa hat er dabei aber ausgespart. Warum?

„Er hat es nicht ganz ausgespart, er hat den ersten Weltkrieg genannt. Das war ein bisschen schmerzlich, aber wir haben uns daran zu gewöhnen: Wir sprechen hier von einer Weltkirche. Die meisten Katholiken gibt es in Brasilien, gefolgt von Mexiko. Es ist glaube ich normal, dass der Eurozentrismus etwas zurückgefahren wird. Deswegen können wir gut damit leben, dass in einer Neujahrsansprache Europa nicht so eine große Rolle gespielt hat. Schauen wir mal, was im nächsten Jahr ist.“ (rv)

Vatikan: US-Außenminister zu langem Gespräch im Vatikan

EB Pietro ParolinUS-Außenminister John Kerry hat an diesem Dienstag den vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin getroffen. Das Gespräch dauerte eine Stunde und 40 Minuten, war also außergewöhnlich lang und bedeutend, teilte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi im Anschluss mit. Es ging um den Nahen Osten und speziell Syrien, mit Blick auf die bevorstehende Friedenskonferenz „Genf 2“ am 22. Januar. Parolin habe die große Sorge des Heiligen Stuhles über die Lage in Syrien formuliert und neuerlich darauf hingewiesen, dass das Land eine Verhandlungslösung und dringende humanitäre Hilfen brauche. Überdies hätten Parolin und der amerikanische Außenminister über Afrika gesprochen, so Lombardi weiter. Es sei aber auch um Reformvorhaben in den USA unter der Regierung Obama gegangen, besonders die Gesundheitsreform. So wie zuvor schon die amerikanischen Bischöfe habe Parolin seine Bedenken wegen der nicht gewährleisteten Religions- und Gewissensfreiheit zum Ausdruck gebracht. Daneben hätten der US-Außenminister – der übrigens Katholik ist – und der vatikanische Staatssekretär über die Bekämpfung der Armut in den USA gesprochen. (rv)