Dank an Kurienmitarbeiter: Der stille und notwendige Dienst

B_Franziskus3.Dienst, Professionalität und Heiligkeit: Mit diesen drei Charakteristika hat Papst Franziskus an diesem Samstag die Arbeit der Vatikanmitarbeiter beschrieben. Traditionell empfängt der Papst kurz vor Weihnachten die Mitarbeiter der Kurie zur Weihnachtsbegegnung. In seiner Ansprache dankte er zunächst Erzbischof Pietro Parolin, dem Staatssekretär, der erst vor kurzem seinen Dienst angetreten hatte, dann weitete Franziskus seinen Dank aus.

„Ich habe an diesem meinem ersten Weihnachten als Bischof von Rom das Bedürfnis, euch allen als Arbeitsgemeinschaft wie auch jedem Einzelnen persönlich ein großes „Danke“ zu sagen. Ich danke euch für euren tagtäglichen Dienst: für die Sorgfalt, den Fleiß, die Kreativität; für den nicht immer leichten Einsatz, im Büro zusammenzuarbeiten, einander anzuhören, sich auseinanderzusetzen, die verschiedenen Persönlichkeiten und Qualitäten in gegenseitigem Respekt zur Geltung zu bringen.”

In besonderer Weise danke er einer ganz besonderen Gruppe unter den anwesenden Mitarbeitern der Kurie:

„Ein spezielles, herzliches „Danke“ also an euch, liebe Mitbrüder, die ihr die Kurie verlasst, besonders an diejenigen, die hier jahrelang mit großer Hingabe im Verborgenen gearbeitet haben. Das ist wirklich bewundernswert. Ich bewundere diese Prälaten sehr, die dem Beispiel der alten Kurialen folgen, diesen vorbildlichen Personen… Doch auch heute haben wir solche! Menschen, die mit Sachkenntnis, Genauigkeit und Opferbereitschaft arbeiten und so ihre tägliche Pflicht mit Sorgfalt erfüllen.”

Franziskus’ Vorgänger Benedikt hatte in seinen Ansprachen immer Grundsätzliches angesprochen, so hatte er zum Beispiel die Debatte um das Verstehen des Konzils als Bruch oder Kontinuität in einer seiner Weihnachtsansprachen begonnen. Franziskus hingegen nutzte die Gelegenheit, um über den Charakter des Dienstes in der Vatikan-Verwaltung nachzudenken.

„Aus diesem Vorbild und diesem Zeugnis leite ich die Merkmale des Kurienmitarbeiters – und erst recht des Vorgesetzten – ab, die ich hervorheben möchte: Professionalität und Dienst. Die Professionalität – das bedeutet Sachkenntnis, Studium, Fortbildung… Das ist ein grundlegendes Erfordernis, um in der Kurie zu arbeiten. (…) Und das zweite Merkmal ist der Dienst, der Dienst für den Papst und die Bischöfe, für die Weltkirche und für die Teilkirchen. In der Römischen Kurie erfährt, ,atmet‘ man in besonderer Weise gerade diese zweifache Dimension der Kirche, diese gegenseitige Durchdringung von Universalem und Teilbezogenem; und ich denke, es ist eine der schönsten Erfahrungen derer, die in Rom leben und arbeiten: die Kirche in dieser Weise „wahrzunehmen“.“

Professionalität, Demut und brüderliche Liebe statt Klatsch und Tratsch

Ohne Professionalität rutsche man in die Mittelmäßigkeit herab, so der Papst, Akten würden zu „klischeehaften Informationen“ und zu Mitteilungen ohne eine innerlich treibende, lebendige Kraft. Sie öffneten nicht mehr den Blick auf das Große hin.

„Wenn andererseits die Haltung nicht die des Dienstes für die Teilkirchen und ihre Bischöfe ist, wächst die Struktur der Kurie wie ein schwerfälliges Zollamt, eine bürokratische Untersuchungs- und Kontrolleinrichtung, die dem Wirken des Heiligen Geistes und dem Wachsen des Gottesvolkes keinen Raum lässt.“

Diesen beiden Merkmalen fügte Papst Franziskus noch ein drittes hinzu: Die Heiligkeit des Lebens.

„Wir wissen sehr wohl, dass sie das wichtigste Merkmal in der Rangordnung der Werte ist. Tatsächlich ist sie die Grundlage auch der Arbeitsqualität und des Dienstes. Ich möchte hier auch sagen, dass es in der römischen Kurie Heilige gegeben hat und Heilge gibt. Das habe ich auch mehr als einmal öffentlich gesagt. Heiligkeit bedeutet ein in den Heiligen Geist „eingetauchtes“ Leben, die Öffnung des Herzens für Gott, beharrliches Gebet, tiefe Demut, brüderliche Liebe im Umgang mit den Kollegen. Heiligkeit bedeutet auch Apostolat – ein mit Eifer und in direktem Kontakt mit dem Volk Gottes ausgeübter taktvoller, treuer seelsorglicher Dienst. Das ist unverzichtbar für einen Priester.”

Daran fügte der Papst ein Thema an, dass ihm im Zusammenhang mit der Arbeit der Kurie immer wieder wichtig ist: aus Gewissensgründen müsse man sich dem Tratsch verweigern.

„Wir beharren zu Recht sehr auf dem Wert der Verweigerung aus Gewissensgründen, doch vielleicht müssen wir sie auch anwenden, um uns gegen ein ungeschriebenes Gesetz in unseren Kreisen zu verteidigen, welches leider das des Tratsches ist. Üben wir also alle die Verweigerung aus Gewissensgründen; und beachtet, dass ich hier nicht bloß moralische Erwägungen anstellen will! Der Tratsch verdirbt die Menschen, beeinträchtigt die Arbeitsqualität und schadet dem Betriebsklima.”

Papst Franziskus wies auf den heiligen Josef hin, der „still und notwendig“ an der Seite seiner Familie gestanden habe. Das sage sehr viel über den Dienst für die Kirche, „leben wir also diese Weihnacht in der geistigen Nähe zum heiligen Josef.“ (rv)