Vatikan/Ägypten: Dialog mit Al Azhar rückt wieder in den Blick

Eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Heiligem Stuhl und der Kairoer Al Azhar Universität wird immer wahrscheinlicher. An diesem Dienstag empfing der Vize-Imam der Einrichtung den Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Das gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bekannt. Das „sehr positive und konstruktive Treffen" habe 45 Minuten gedauert und lasse auf eine Wiederaufnahme der Gespräche hoffen. An der Begegnung nahm neben dem Sekretär des Dialogrates, Pater Miguel Ángel Ayuso Guixot, der päpstliche Nuntius in Kairo, Erzbischof Jean-Paul Gobel, teil. Die Al Azhar Universität gilt als die höchste Lehrautorität des sunnitischen Islam. Sie hatte die Gespräche mit dem Heiligen Stuhl im Januar 2011 ausgesetzt, nachdem Papst Benedikt XVI. bei einem Angelusgebet blutige Terroranschläge auf koptische Kirchen in Ägypten verurteilt hatte. (rv)

Beratungen zur Kurienreform wieder aufgenommen

Die acht Kardinäle des Rates, die im Auftrag des Papstes die Kurienreform vorbereiten, tagen wieder: In ihrer am Dienstag begonnenen zweiten Sitzungsrunde nehmen sie die einzelnen päpstlichen Behörden in den Blick. Als erstes beschäftigten sie sich mit der Liturgie- und Sakramentenkongregation, teilte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Dienstag der Presse mit. Papst Franziskus sei bei den bis einschließlich Donnerstag angesetzten Arbeitsgesprächen anwesend, mit Ausnahme des Mittwochvormittag, an dem die Generalaudienz stattfindet. Die Kardinäle, unter ihnen Reinhard Marx aus München, wünschten auch den neuen vatikanischen Staatssekretär zu begrüßen, informierte Lombardi; eine Miteinbeziehung von Erzbischof Pietro Parolin in die Beratungen sei aber nicht vorgesehen.

Nach der dritten Sitzungsperiode des Kardinalsrates am 17. und 18. Februar 2014 liegen möglicherweise genügend Reformvorschläge aus dem Kreis der Acht vor, die Papst Franziskus dem gesamten Kardinalskollegium vorstellen könne. Die Kardinäle aus der ganzen Welt treffen am 22. Februar in Rom zu einem Konsistorium zusammen. Damit sei aber kein Abschluss der Arbeit zur Kurienreform zu erwarten, so Lombardi. Dem Papst und dem Kardinalsrat gehe es nicht um bloße Verbesserungsvorschläge für das Bestehende, sondern um eine tiefgreifende Erneuerung der Kurie.
(rv)

Buchtipp zur Neuerscheinung: Ulrich Nersinger – Tatort Konklave

Buch Tatort KonklaveStrengste Geheimhaltung und verschlossene Türen. Das Konklave gibt sich mehr denn je als ein geheimnisumwittertes Geschehen.

Nichts reizt die Fantasie mehr als das Geheimnisvolle. Das macht das Konklave, mit dem in der katholischen Kirche ein neues Oberhaupt bestimmt wird, selbst für Nicht-Katholiken interessant. Dementsprechend häufig wird es Thema in Romanen und Spielfilmen. Thriller wie Jörgs Kastners „Der Engelspapst" und Mario Giordanos „Apocalypsis" finden reißenden Absatz. Dan Browns „Angels and Demons" kam 2009 als Blockbuster auf die Leinwand und spielte Unsummen an Geldern ein. Doch nicht nur in der Fiktion geht es hinter den verschlossenen Türen spannend zu. Die Wahl eines Papstes wurde in der Geschichte immer wieder begleitet von Gewalttaten, Bestechung und Einflussnahme politischer Mächte. In jüngster Zeit hatte sich die Kirche dann eher der Mittel der technischen Überwachung und der sensationsgierigen Medien zu erwehren. Und trotz aller menschlichen Schwächen, Fehler und Manipulationsversuche gab es mehr als einmal unerwartete, ja erstaunliche Ergebnisse.
Tatort Konklave möchte einen kleinen Einblick in die spannende Welt der Papstwahlen geben und das eine oder andere verschlossene Fenster dem interessierten Leser öffnen. Der Streifzug durch die Historie des Konklave will nichts beschönigen, aber auch keine chronique scandaleuse sein. Er ist ein Stück Kirchengeschichte, die ihre Höhen und Tiefen hat. Und letztendlich aufzeigt, dass Gott der Herr allen Geschehens ist und es vermag, wie es Paul Claudel anmerkt, auf krummen Zeilen gerade zu schreiben.

Zum Autor:
Ulrich Nersinger ist Journalist, Buchautor und ausgewiesener Kenner des Vatikans, der Kurie und der Kirchengeschichte. Der 56-jährige schreibt für verschiedene katholische Zeitschriften, namentlich den Osservatore Romano, den Schweizergardist und die Tagespost. Ulrich Nersinger studierte Philosophie und Theologie in Bonn, St. Augustin, Wien und Rom mit ergänzenden Studien am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie und der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Neben seiner schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit ist er in Selig- und Heiligsprechungsverfahren als Postulator und Untersuchungsrichter zugelassen und Mitglied der Pontificia Accademia Cultorum Martyrum. Im Sommer 2013 wurde er zum Ehrenmitglied der Vereinigung ehemaliger päpstlicher Schweizergardisten ernannt. Ulrich Nersinger lebt in Eschweiler, Deutschland.

Buchtipp
Ulrich Nersinger: Tatort Konklave, Gebunden, 160 Seiten, Verlag Petra Kehl – Rhönstraße 3 – 36093 Künzell, ISBN 978-3-930883-60-8, Preis 16.90 EUR  (vh)

Israels Premier Netanyahu spricht mit Papst über Nahost-Visite

IsraelIsraels Premierminister Benjamin Netanyahu und Papst Franziskus haben über eine mögliche Reise des Papstes ins Heilige Land gesprochen. Franziskus empfing den Politiker an diesem Montag in Privataudienz. Vorrangig sprachen der israelische Premier und Franziskus über die „komplexe politische und soziale Lage im Nahen Osten", hieß es in einem anschließenden Vatikan-Statement. Besonders vertieft wurde bei den „herzlichen Gesprächen" die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern, wobei der Wunsch nach einer „gerechten und dauerhaften Lösung im Respekt der Rechte beider Parteien" geäußert wurde. Anschließend ging es um die Frage des Status der katholischen Kirche in Israel sowie um den Abschluss eines seit längerem angestrebten Abkommens darüber.

Netanyahu sprach nach seiner Begegnung mit Papst Franziskus noch mit dem vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin sowie mit dem Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten, Monsignore Antoine Camilleri. (rv)

Vatikan/Niederlande: Bischöfe zu Besuch

EijkPapst Franziskus hat die katholische Kirche in den stark säkularisierten Niederlanden dazu ermutigt, präsenter in der öffentlichen Debatte zu sein. Das solle aber auf eine positive Weise geschehen, sagte der Papst an diesem Montag den Angehörigen der niederländischen Bischofskonferenz, die dieser Tage zum Ad Limina-Besuch in Rom sind.

„Die Kirche bietet nicht nur unwandelbare moralische Wahrheiten und Haltungen, die gegen den Strom der Welt laufen, sondern sie bietet sie als Schlüssel des menschlich Guten und der gesellschaftlichen Entwicklung. Die Christen haben eine eigene Sendung, um diese Herausforderung anzunehmen. Daher wird die Erziehung des Gewissens vorrangig, besonders durch die Herausbildung eines kritischen Urteils, wobei aber ein positiver Zugang zu den sozialen Wirklichkeiten zu wahren ist: So werden oberflächliche Urteile und Resignation vermieden. In diesem Zusammenhang haben das Zeugnis und das Engagement der Laien in der Kirche und in der Gesellschaft eine wichtige Rolle und müssen stark unterstützt werden!"

In allen Räumen der Öffentlichkeit, „in denen es um den Menschen geht", solle auch die Kirche anwesend sein, um „die Barmherzigkeit Gottes sichtbar zu machen". Das sei wohl nicht immer in der richtigen Tonart geschehen, so der Papst.

„Fragen wir uns: wer uns trifft, wer einen Christen trifft – nimmt er etwas wahr von der Güte Gottes, von der Freude, Christus begegnet zu sein? Die Kirche breitet sich nicht durch Proselytismus aus, sondern durch Anziehungskraft. Sie ist überallhin geschickt, um die Hoffnung zu wecken und zu wahren! Von daher besteht die Notwendigkeit, eure Gläubigen an jene Orte zu schicken, an denen die Zukunft entschieden wird; so können sie ihren Beitrag in die Debatten über die großen sozialen Fragen einbringen, etwa zu Familie, Ehe, Ende des Lebens."

Franziskus bat die niederländischen Bischöfe, Opfern von Missbrauch durch Kleriker sein Mitgefühl auszudrücken; er bete für diese Menschen und ihre Familien. Weiters bestärkte er die Bischöfe auf dem Weg der Aufarbeitung solcher Fälle. Er bat sie, sich besonders um die Priester zu kümmern, auch um jene, die sich von ihrer Berufung entfernt hätten. Franziskus empfing die sieben Diözesanleiter der Niederlande samt ihren Weihbischöfen unter Leitung von Kardinal Willem Jacobus Eijk aus Utrecht. (rv)