Klosterbesuch Franziskus‘: Die innere Klausur und das Gebet

Mit einem Besuch in einem Kloster in Rom feiert Papst Franziskus an diesem Donnerstag den Tag des kontemplativen Ordenslebens, den Tag „pro orantibus". Das auf dem römischen Aventinhügel gelegene Kloster des Heiligen Antonius ist heute ein Benediktinerinnenkloster.

Die Äbtissin des Klosters, Mutter Michaela Porcellato, versichert, dass auch beim Warten auf den Papst der Tagesablauf sich nicht geändert habe: Gebet und Arbeit wechselten sich ab, wie jeden Tag. Aber freuen würde sich die Gemeinschaft schon sehr auf den Gast: „Wir haben unser Gebet intensiviert, unsere innere Sammlung, um diesen Moment der Freue besser auskosten zu können." Das klausurierte Ordensleben ist in der Geschichte der Kirche immer als besonders radikale Form der Nachfolge Christi gesehen worden

„Die Idee der Klausur ist nach dem Zweiten Vatikanum nach den jeweiligen Ordensregeln verändert worden. Natürlich gibt es eine starke Trennung von der äußeren Welt, und auch innere Trennungen. Die Idee der Klausur betrifft vor allem ein Hüten des Herzens. Wir haben auch bei dem Aggiornamento unserer Klausur alles Notwendige beibehalten, um die Grundwerte und die Bedeutung der Klausur, also der Trennung, beibehalten zu können. Wir wollen nicht aus der Welt sein, sondern in größerem Maß mitten in der Geschichte unserer Tage. Wir wollen das tun, indem wir mit der Gnade Gottes die Wurzel des Bösen in uns bekämpfen und wir wollen authentische Zeuginnen sein für das Licht. So wollen wir unseren Dienst als Kloster in der Welt leisten, ohne übrigens unsere Trennung aufzugeben: Das Wort Gottes verkündigen, Gäste und Pilger aufnehmen und die Liturgien der Kirche beten und den Armen zu helfen."

Papst Franziskus beendet fast jede Begegnung mit Menschen mit der Bitte „Betet für mich": Die Haupttätigkeit der Schwestern, das Gebet, bekommt aber selbst unter Christen nicht immer die notwendige Wertschätzung, so Mutter Michaela.

„Weil das Gebet eine schwierige Sache ist: Es setzt den Glauben voraus. Das Gebet ist die Wurzel, der Beginn, der Anfang einer jeden Form der Verkündigung. Es ist nicht immer leicht, meistens wollen wir uns selbst verkündigen anstatt des Reiches Gottes. Die monastische Tradition macht durch die Verbindung von Arbeit und Gebet und vor allem durch die Betonung der Stille und der Einsamkeit klar, wir wichtig bei jeder Form der Verkündigung das Achtgeben auf sich selber ist. Das Licht ist etwas, was aus dem Innern leuchtet, es kommt nicht von außen. Man muss verstehen, dass der Weg des Gebetes kein einfacher ist, denn er bringt eine innere Entkleidung mit sich. Das Gebet nimmt uns alles weg, was Schatten sein könnte, unseren Egoismus. Das Gebet schützt unsere Liebe, das Gebet ist echte Treue, tiefer Glauben."

Papst Franziskus wird gegen 17 Uhr im Kloster eintreffen, er wird mit den Schwestern gemeinsam beten und die Gemeinschaft zu einem Gespräch treffen. Bereits in Castelgandolfo und in Assisi hatte Papst Franziskus klausurierte Schwesterngemeinschaften besucht und mit ihnen gebetet. Sie können die Begegnung live aber ohne deutschen Kommentar auf unserem Vatican Player mitverfolgen. (rv)

Das Zweite Vatikanum und die Ostkirchen: Eine Bilanz

Vingt_TroisAn diesem Dienstagnachmittag beginnt die Vollversammlung der Ostkirchenkongregation im Vatikan. Bis zum 22. November treffen sich alle katholischen Patriarchen und leitenden Bischöfe der mit Rom unierten Ostkirchen sowie die Kardinäle, die Mitglieder der Ostkirchenkongregation sind – unter ihnen auch Kardinal Christoph Schönborn aus Österreich, Kardinal Reinhard Marx aus Deutschland sowie Kardinal André Vingt-Trois aus Frankreich. Die Versammlung steht unter dem Titel „Die katholischen Ostkirchen 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil". Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Dominikanerpater Max Cappabianca, der seit 2009 Mitarbeiter der Ostkirchenkongregation in Rom ist, welche Bedeutung das Konzil für die Ostkirchen hat:

„Im zweiten vatikanischen Konzil hat sich die Wertschätzung verändert. Es ist deutlich gemacht worden, dass die Ostkirchen wirklich Kirchen im eigentlichen Sinn sind, mit ihrer eigenen Tradition. 50 Jahre danach will man jetzt eine Art Resümee ziehen. Es sind ja auch einige Dinge passiert: Zum Beispiel ist vor 20 Jahren das Ostkirchenrecht verabschiedet worden, es sind in der Diaspora neue Bistümer geschaffen worden… Da steht jetzt eine Evaluation an und das wird in diesen Tagen geschehen."

Bei der Versammlung im Vatikan treffen sich Vertreter byzantinischer, koptischer, armenischer und maronitischer Kirchen, die in Einheit mit der katholischen Kirche stehen, also unter anderem den Papst als Oberhaupt anerkennen. Die Ökumene sei deshalb ebenfalls ein wichtiges Thema, da diese katholischen Ostkirchen quasi eine „Brücke" zu den orthodoxen Kirchen seien, so Pater Max. Er geht davon aus, dass aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, welche die Ostkirchen in den verschiedenen Teilen der Welt haben, eine Rolle spielen werden:

„Wenn wir jetzt an den Nahen Osten denken ist das natürlich die Emigration und die schwierige Lage dort. In Osteuropa gibt es jetzt 20 Jahre nach dem Fall der Mauer Veränderungen. In Indien stehen die Ostkirchen vor den Herausforderungen, dort vor Ort. Allen gemeinsam ist die Diaspora: Immer mehr dieser Gläubigen leben in Gebieten die traditionell lateinisch sind. Auch in Deutschland gibt es immer mehr orientalische Katholiken. Das sind neue Herausforderungen: Wie kann die pastoral da geleistet werden? Das sind alles Fragen, die spannende Diskussionen versprechen."

Die Patriarchen und Mitglieder der Ostkirchen-Kongregation treffen Papst Franziskus am Donnerstag. Außerdem feiern die Ostkirchen-Bischöfe den Abschlussgottesdienst des „Jahres des Glaubens" am Sonntag als Konzelebranten gemeinsam mit Franziskus. (rv)

Motu Proprio: Weitere Präzisierungen bei Vatikanischer Finanzaufsicht

IORDer Papst verstärkt das Vorgehen gegen illegale Geldgeschäfte im Vatikan. Mit einem an diesem Montag veröffentlichen Motu Proprio werden erneut die Normen zu Transparenz und Aufsicht verändert, welche die Arbeit der Finanzaufsichtsbehörde des Vatikans, der AIF, regeln. Mit den neuen Regeln, die am 21. November 2013 in Kraft treten werden, wird genauer als bisher zwischen dem Präsidenten, dem Aufsichtsrat und dem Direktorat der Aufsichtsbehörde unterschieden. Die neue interne Struktur soll sicherstellen, dass die Aufgaben der Behörde unabhängig ausüben können. Weiterhin wird ein eigenes Büro für die im Banksektor international übliche „prudentielle Aufsicht" gegründet, wie der Vatikan bekannt gab. Bereits am 8. August hatte der Papst genauere Vorschriften erlassen und damit die von Papst Benedikt XVI. im Dezember 2010 erlassenen Regeln präzisiert. (rv)

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Päpstlicher Dialograt zum König-Abdullah-Zentrum: „Wir erwarten Glaubwürdigkeit“

Mit einer Rede von Kardinal Jean-Louis Tauran, mit Plädoyers zur Überwindung religiös-kultureller Vorurteile sowie der Versicherung der Solidarität mit den Taifunopfern auf den Philippinen ist am Montag in Wien die „Global Forum"-Konferenz des Wiener King-Abdullah Dialogzentrums KAICIID eröffnet worden. Mehr als 490 Teilnehmer aus 90 Ländern nehmen noch bis Dienstagabend daran teil, darunter der Präsident des Lutherischen Weltbunds, Bischof Mounib Younan, der Pariser orthodoxe Metropolit Emmanuel Adamakis und der Präsident des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beratungen (IJCIC), Rabbiner David Rosen. Radio Vatikan fragte den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog nach seinen Eindrücken. Tauran:

„Ich bin beeindruckt von der Qualität der Beiträge hier. Und was wichtig war: Der Akzent wurde auf die Notwendigkeit gesetzt, die Werte dieses Zentrums den jungen Generationen zu vermitteln, insbesondere geht es hier um Unterricht in den Schulen und den Gebrauch der modernen Massenmedien, um eine neue Generation heranzubilden, die sich darüber bewusst ist, dass die Auseinandersetzung ein Reichtum ist – Vielfalt ist Reichtum."

Das von Saudi Arabien finanzierte König-Abdullah-Zentrum will den jungen Generationen nach eigenen Angaben eine „objektive, ehrliche und richtige" Sicht auf Angehöriger anderer Religionen und Ethnien vermitteln.

Religion ohne Angst und Überlegenheitsgefühl
Vatikan-Vertreter Tauran hob die Wünsche des Papstes für ein Gelingen der Konferenz hervor und zeigte sich in seiner Ansprache besorgt über die Missachtung der Menschenwürde durch die Wirtschaft. In der globalisierten Welt würden Menschen oft nur nach ihrem Erscheinungsbild und ihrer ökonomischen Leistung beurteilt. Bedroht sei die Würde des Menschen aber auch von gewissen Entwicklungen in der Biotechnologie, wo der Mensch als bloßes Objekt behandelt werde. Eine der Aufgaben des KAICIID-Dialogzentrums könnte sein, der „Intelligenz des Herzens" Gehör zu verschaffen, sagte der französische Kurienkardinal. Die innere Intelligenz „inspiriert uns, zu respektieren, was Gott in jedem menschlichen Herz vollbringt, und gleichzeitig das Geheimnis zu respektieren, das jedes menschliche Wesen darstellt". Dieses Hören des Herzens führe auch dazu, absolut zu vermeiden, dass die Religion „Furcht verbreitet und mit der Sichtweise der eigenen Exklusivität und der eigenen Überlegenheit einhergeht".

Neben Kardinal Tauran ist vom päpstlichen Dialograt der spanische Combonianer-Ordensmann Pater Miguel Angel Ayuso Guixot bei der Konferenz mit dabei. Der Sekretär des päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Die Unterstützung des Heiligen Stuhls für diese Initiative und den saudischen Monarchen versteht sich als Ermutigung dazu, auf dem Weg weiterzugehen, die Menschenwürde anzuerkennen und zu schützen, ebenso wie die dazugehörenden fundamentalen Rechte, insbesondere die Religionsfreiheit. (…) König Abdullahs Initiative wird von den Regierungen von Österreich und Spanien unterstützt, unter Mitwirkung des Heiligen Stuhls als Beobachter. Und jeder erwartet, dass hier eine ehrliche Sicht und Glaubwürdigkeit vermittelt wird."

KAICIID-Generalsekretär Faisal A. Bin Muammar erinnerte bei der Konferenzeröffnung am Montag daran, dass am Beginn der saudischen Dialoginitiative die Begegnung des Monarchen des wahabitischen Königreichs, König Abdullah Bin Abdulaziz, mit Papst Benedikt XVI. am 6. November 2007 gestanden sei. Bin Muaammar verwies auf das Spezifische, das Wien als Standort des KAICIID mit sich bringe: „Wien ist die Stadt der Musik und der Dirigenten, und auch im Dialog müssen wir wie Dirigenten vorgehen. Wir müssen mit der Musik vertraut sein, wir haben sie aber nicht selbst geschrieben." Der frühere saudische Vize-Bildungsminister hob hervor, dass aktuell die Katastrophe auf den Philippinen zeige, wie stark die Menschheit über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg verbunden sei. Es gelte, diese Kräfte der Zusammengehörigkeit durch Austausch von Expertise zu stärken und zu mobilisieren.

Proteste christlicher Menschenrechtsgruppen
Die Eröffnung des „Global Forum" des KAICIID war von Protesten von christlichen Menschenrechtsgruppen vor dem Konferenzort, dem Wiener Hotel Hilton-Stadtpark, begleitet. Kritiker des Zentrum sehen das deklarierte Anliegen der Einrichtung im krassen Widerspruch zur eingeschränkten Religionsfreiheit in Saudi-Arabien selbst: Drei Millionen Christen – vor allem philippinische Gastarbeiter – haben dort kein Recht auf Kirchen und ein öffentliches religiöses Leben. (rv)

D: Kirche verfolgt den Verlauf der Koalitionsgespräche mit

Radio VatikanDie katholische Kirche in Deutschland nimmt das Ringen der Politik um eine mögliche große Koalition genau in den Blick. „Wir beobachten alle Politikfelder, die jetzt auf dem Tisch liegen, von Mindestlohn über Familien- und Jugendpolitik bis hin zur Rüstungs- und Entwicklungshilfepolitik." Das sagt Karl Jüsten vom Katholischen Büro Berlin. Radio Vatikan traf ihn an diesem Freitag in Rom, wo der Geistliche an der ersten Vatikantagung für Parlamentsseelsorger teilnahm.

„Wir versuchen, die Ideen, die schon seit Jahren von der Kirche vertreten werden, mit einzubringen. Etwa in der Entwicklungspolitik, dass wir an den Milleniumszielen festhalten, etwa am Ziel zur Erreichung der Bekämpfung des Hungers und der Armutshalbierung. Wir treten nach wie vor auch in der Familienpolitik dafür ein, dass wir die Familien besser ausstatten, dass insbesondere den Familien besser ermöglicht wird, nach ihrem eigenen Lebensplan leben zu können: Da fordern wir etwa einen besseren Ausbau des Betreuungsgeldes. Wir könnten aber noch viele andere Politikfelder hinzufügen, wo wir darauf achten, dass da christliche Positionen sich wiederfinden."

Jüsten ist als Leiter des Katholischen Büros in Berlin die Kontaktperson der Bischöfe zur Bundespolitik; er hat protokollarisch den Rang eines Ministers. Wir fragten ihn, wie sehr die Stimme der katholischen Kirche derzeit in der deutschen Politik gehört wird.

„Wir haben ja ein sehr gutes Staat-Kirche-Verhältnis, und wir werden eigentlich zu allen Fragen, zu denen wir uns äußern wollen, auch gehört. Manchmal werden wir auch aufgefordert, zu bestimmten Fragen Stellung zu nehmen. Es ist nicht immer so, dass man hundertprozentig unserer Auffassung folgt, aber als beachtlich wird unsere Stimme doch sehr wahrgenommen, etwa im Bereich des Lebensschutzes, zuletzt bei der sog. Präimplantationsdiagnostik oder eben wenn es jetzt um die Migrationsfragen geht. Und da hilft uns natürlich auch, dass wir als Kirche vor Ort sehr gute Arbeit leisten und dass wir da natürlich auch eine besondere Expertise einbringen können, etwa wenn es darum geht, Flüchtlinge in unserem Land zu integrieren wie zurzeit die Syrer."

Womit Jüsten ein aktuelles Anliegen der beiden großen Kirchen in Deutschland aufgreift: Die katholische und evangelische Kirche fordern eine Verdopplung der Zahl der Syrienflüchtlinge, die Deutschland aufnehmen soll. Bislang war eine Aufnahme von nur 5.000 Kriegsflüchtlingen aus der Region zugesagt worden.

„Wir können ja nicht alleine Jordanien und der Türkei, den Nachbarländern Syriens, das Problem der Flüchtlinge überlassen! Sondern da muss Europa als Wertegemeinschaft auch zu seinen Werten stehen und den Menschen, die jetzt in diese Not geraten sind, auch konkret helfen. Es ist ja auch damit zu rechnen, dass die Syrer nach Beendigung der Kriegshandlungen auch wieder in ihr Land zurückwollen. Wir hoffen natürlich, dass diese Kriegshandlungen bald ein Ende haben…"

Von Bundesinnenminister Friedrich seien „ganz gute Signale" gekommen, dass Deutschland möglicherweise doch mehr Menschen aus Syrien aufnehmen wolle, so Jüsten: „Er verweist allerdings auf Europa, so dass wir jetzt die dicken Bretter bohren müssen und die Europäische Union davon überzeugen müssen, mehr zu tun."

Eine andere Forderung der Kirchen an die deutsche Politik betrifft Deutschlands boomende Rüstungsexporte. Dazu Jüsten:

„Beide Kirchen in Deutschland treten schon seit Jahren für eine sehr restriktive Rüstungsexportpolitik ein, und vor allem auch dafür, dass transparent gemacht wird, was mit Rüstung passiert. Grundlegend treten wir dafür ein, dass natürlich keine Waffen in Krisengebiete exportiert werden und dass wir sehr restriktiv in Deutschland damit umgehen."

Deutschland war zuletzt auch in die Kritik geraten, Chemikalien nach Syrien geliefert zu haben, wie sie in Chemiewaffen zu finden waren, die im Bürgerkrieg gegen die syrische Bevölkerung eingesetzt wurden. Hier müsse man folgende Frage stellen, so Jüsten:

„Sind das wirklich Produkte, die als Waffen oder als waffenfähiges Material exportiert wurden oder waren sie für etwas anderes gedacht? Das ist manchmal nicht so ganz einfach und nur holzschnittartig zu beantworten."

Müsste die deutsche Politik bei solchen Exporten besser darüber informiert sein, wozu solche Substanzen eingesetzt werden können – etwa in Bürgerkriegssituationen? Dazu Jüsten:

„Solche Art von Verfolgung können Politiker natürlich nicht machen, das müssen die entsprechenden Behörden tun, das müssen Geheimdienste tun, die Polizei, das müssen die Genehmigungsbehörden vor allem tun. Was für uns aber noch wichtiger ist, dass das Parlament aktiv in die Entscheidungen miteinbezogen wird, wohin welche Waffen exportiert werden. Bisher ist das alleine Sache der Regierung, bisher wird das Parlament erst sehr viel später informiert. Wir fordern eine enge Einbeziehung des Parlamentes, und da gibt er Koalitionsvertrag nun Einiges her, es wird etwas besser, aber noch nicht so gut, wie wir’s wirklich haben wollen: nämlich dass das Parlament wirklich mit einbezogen wird!"

Prälat Karl Jüsten ist seit März 2000 Leiter des Katholischen Büros Berlin. Das Büro gibt zum Beispiel Stellungnahmen ab zu Gesetzesvorhaben, die den Bereich Bioethik, Familie, Migranten und Religionsfreiheit betreffen. Jüsten ist auch Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, welche die deutsche Öffentlichkeit über Ziele, Institutionen und Aktivitäten der Vereinten Nationen informiert. (rv)

Mexiko: Papst warnt vor schädlichem Klerikalismus

OuelletIn einer Videobotschaft an die Teilnehmer einer Wallfahrt nach Guadalupe in Mexiko hat Papst Franziskus vor Klerikalismus gewarnt. Dieser sei selbstreferentiell und verhindere die Orientierung auf Jesus hin. Deswegen sei eine Priesterausbildung nötig, die zur Begegnung und zur menschlichen Nähe befähige, damit die Seelsorger die Herzen der Menschen entzünden könnten. Diese Aufgabe dürften die Hirten der Kirche nicht delegieren. Desweiteren mahnte Franziskus eine stärker missionarische Haltung an. Die Christen sollten sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sich nicht in sich verschließen und selbstzufrieden sein. Mission bedeute nicht, den Menschen neue Lasten aufzubürden. Sie erfordere viel Geduld und die Fähigkeit, sich angesichts von „Unkraut" nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. – Die Wallfahrt zum Abschluss des Jahrs des Glaubens wird von der Päpstlichen Lateinamerikakommission unter Vorsitz von Kardinal Ouellet und den sog. Columbusrittern" veranstaltet. (rv)

Irak: Patriarch vermutet Absicht hinter Vertreibung der Chris

Es könnte einen Plan geben, die christlichen Familien aus dem Irak zu vertreiben. Das befürchtet der chaldäische Patriarch Louis Sako im Gespräch mit Radio Vatikan. Während es derzeit keine aktuellen Verfolgungen von Christen gäbe, risse der Strom der Flüchtenden nicht ab, er könne nicht verstehen, warum das so sei. „Ja, es gibt Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten, aber im Augenblick ist keine Aggression gegen Christen gerichtet," so Sako.

„Wenn alle Christen gehen, was bleibt dann noch übrig? Es bleiben nur einzelne Familien, die nichts mehr tun können, das wäre sehr fragil. Es hat in unserer Geschichte immer Probleme gegeben, auch Verfolgungen, aber unsere Vorväter haben das Land nicht verlassen. Es braucht das christliche Zeugnis, das ist auch eine Aufgabe für uns. Wir sind schließlich auch Verkünder des Evangeliums."

Es gebe eine vermehrte und zunehmend freie Vergabe von Visa für die Nachbarländer, dahinter vermutet der Patriarch Absicht.

„Vielleicht steckt da ein Plan dahinter, denn in den vergangenen Schwierigkeiten, die wir erlebt haben, waren die Botschaften nicht so freizügig mit der Vergabe von Visa. Die Menschen gehen jetzt nach Syrien, in den Libanon, in die Türkei, nach Jordanien und es gibt viele Menschen dort, die sie erwarten."

Die Kirche im Irak dagegen ermutige die Menschen, zu bleiben. Dazu tue man alles, was in ihrer Macht stehe, um bei Arbeit oder Unterkunft zu helfen. Man könne keine Wunder wirken, so Sako, es brauche viel Geduld und Vertrauen in die Zukunft. (rv)

Tauran über Dialog mit Islam: „Ich bin ein Realist“

Kardinal TauranFünfzig Jahre Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam: Kardinal Jean-Louis Tauran hat die beachtliche bereits zurückgelegegte Wegstrecke gewürdigt. Die wirklich bedeutenden Schritte des Dialogs mit dem Islam sind dabei laut Tauran die Begegnung an der Basis, vor Ort.

„Denn der interreligiöse Dialog spielt sich nicht hier im Vatikan ab, sondern in den Ortskirchen. Sehr wichtig sind auch große Begegnungen wie die Friedenstreffen von Assisi. Mittlerweile haben wir regelmäßigen Kontakt mit verschiedenen Dioalogeinrichtungen in Libyen, Ägypten und bald, wie ich hoffe, im Irak. Das alles schafft ein neues Klima, und ich denke, dass alle Gläubigen zusammenstehen müssen, um zunächst ihren eigenen Glauben zu leben – und in der Folge zu verstehen und zu respektieren, dass jemand, der anderes glaubt als ich, nicht notwendigerweise ein Feind ist, sondern ein Partner, ein Pilger zur Wahrheit so wie ich selbst."

Vor einem Jahr öffnete in Wien ein Zentrum für interreligiösen Dialog seine Pforten, bei dem der Heilige Stuhl Beobachterstatus hat: das Zentrum König Abdallah Ben Abdelaziz für den interreligiösen und interkulturellen Dialog, kurz Kaiciid. Es ist eine Gründung Österreichs, Spaniens und vor allem Saudi Arabiens, dessen König Namensgeber der Einrichtung ist. Tauran sprach sich dafür aus, „diesen Kanal zu nutzen", um bestimmte Situationen zu lösen, ohne Furcht, auf Hindernisse zu stossen. Gleichzeitig fügte Tauran hinzu:

„Ich bin ein realistischer Mann. Das Baby beginnt zu laufen, man muss es unterstützen."

Anfang nächster Woche wird das Kaiciid in Wien eine Konferenz ausrichten, die darauf zielt, den jungen Generationen ein objektives, ehrliches und richtiges Bild des anderen zu vermitteln. Bildungsminister aus mehreren Ländern werden daran teilnehmen.

Einige kritische Beobachter halten den christlich-islamischen Dialog für eine Einbahnstraße: Nur der christliche Part bewege sich. Es sei richtig, stimmt Tauran zu, dass die meisten Dialoginitiativen bisher von Christen ausgingen. Der Kardinal weist aber auch auf das Dokument namens „Common Word" hin, jenen Brief islamischer Gelehrter, der nach Papst Benedikts missverstandener Regensburger Rede entstand, in der Benedikt über Glaube und Vernunft nachdachte.

„Das war das erste Mal, dass eine Initiative von den Muslimen ausging, das muss man anerkennen. 38 Islam-Gelehrte, die dann zu 138 wurden, schrieben dem Papst jenen Brief; sie legten die Prinzipien des Islam dar und wünschten sich mehr gegenseities Verständnis und eine Beziehung zwischen Islam und Christentum, die sich auf die Liebe Gottes und des Nächsten stützt. Frucht dieser lobenswerten Initiative war die Schaffung eines islamisch-christlichen Forums, das heute noch besteht. Auch wenn es sehr kompliziert ist: Man muss sich treffen, einander in die Augen blicken und sehen, dass man am Ende viele Dinge gemeinsam hat."

Der Weg sei noch lang, sagte der Sekretär des Dialogrates, Miguel Angel Auyuso Guixot, „aber mit Papst Franziskus geht dieser Weg in Dialog und Freundschaft weiter". Tauran erzählt:

„Papst Franziskus ist als Erzbischof Bergoglio zu mir gekommen und hat mich gebeten, ihm eine gute Ausbildungsstätte für Islam-Studien für einen Priester aus Buones Aires zu nenen. Er wollte jemanden in seiner Diözese, der mit Muslimen zu sprechen versteht und sich sachlich auskennt. Das bezeugt sein Interesse. Im übrigen hat Franziskus von Beginn seines Pontifikates an diesen Aspekt des interreligiösen Dialogs betont. Es gibt keine Alternative zum Dialog."

Der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog äußerte sich am Dienstag bei der Präsentation eines Buches von 2.000 Seiten, in dem sämtliche 909 päpstliche Dokumente zum

Papsttelegramm zum Tod von Kardinal Bartolucci

Papst Franziskus hat ein Beileidstelegramm an die Angehörigen des am Montag in Rom verstorbenen Kardinals Domenico Bartolucci geschickt. Er denke mit großer Zuneigung an Bartolucci, der ein „lieber und geschätzter Priester" gewesen sei sowie ein „hoch geehrter Komponist und Musiker", schreibt Franziskus. Der Kardinal, der auch viele Jahre lang Domkapellmeister des Vatikan war, habe es verstanden, den Glauben besonders durch die geistliche Musik zu vermitteln, die aus dem Glauben erwachse und diesen ausdrücke, so der Papst weiter.
Domenico Bartolucci, der zweitälteste Kardinal der katholischen Weltkirche starb im Alter von 96 Jahren. Das Kardinalskollegium zählt nun noch 200 Mitglieder. Davon sind 109 jünger als 80 Jahre und damit zur Papstwahl berechtigt. Ältester Kardinal ist mit 97 Jahren Fiorenzo Angelini, früherer vatikanischer Gesundheitsminister. (rv)

Erstmals Petrus-Reliquien öffentlich ausgestellt

Zum Abschluss des „Jahres des Glaubens" will der Papst erstmals Reliquien des Apostels Petrus öffentlich zeigen. Das schreibt Erzbischof Rino Fisichella, der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, in der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano". Demnach sollen die Reliquien am 24. November, dem Christkönigssonntag und feierlichen Abschluss des Jahres des Glaubens, zur Verehrung ausgestellt werden. Welche Überreste genau gezeigt werden, gab Fisichella nicht an, er schrieb von „Reliquien, welche die Tradition als diejenigen des Apostels anerkennt". Fisichella hielt an diesem Samstag eine Predigt am Petrusgrab vor norditalienischen Pilgern. Über die Bedeutung des Apostelgrabes sagte er ihnen:

„Hättet ihr die Möglichkeit, hier acht Meter hinunterzusteigen, dann würdet ihr das Grab sehen können. Zirka im Jahr 160 oder 170 erhielt ein römischer Priester namens Gaio einen Brief von weit weg mit der Frage, für wen haltet ihr euch eigentlich? Wir in Pamphilien haben die Gräber so vieler Märtyrer. Gaio antwortet: Wir haben hier in Rom die Trophäe der Apostel. Genau deshalb sind wir auch heute hier: Hier ist das Zeichen dessen, der sein Leben gegeben hat, der wirklich geglaubt hat. Und immer noch sind wir eingeladen, vom Papst, der verschiedene Namen hat und doch immer Petrus ist. Ob er Benedikt heißt, Franziskus, Pius, Johannes Paul, Klemens: Alle sind sie Petrus. Und das geht uns an. Er ist Petrus. Er ist hier, uns um Glauben zu stärken; gerade hier am Grab des Apostels."

Die ersten archäologischen Grabungen am Petrusgrab unter den Grotten des Petersdomes fanden auf Anordnung von Papst Pius XII. ab 1940 statt. Ob die dabei geborgenen menschlichen Knochen wirklich zu dem Jünger Jesu gehören, ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. (rv)