Schweiz: Kirchen gegen Verschärfung des Asylgesetzes

SchweizDie Kirchen der Schweiz sagen „Nein" zu Verschärfungen des Asylgesetzes. Am 9. Juni stimmen die Schweizer darüber ab, ob die Asylregelung geändert werden soll. Vertreter der römisch-katholischen, reformierten und christkatholischen Kirchen wollten ein klares Zeichen setzen und haben an diesem Donnerstag zu einer Pressekonferenz eingeladen. Ort des Treffens war ein Asylzentrum bei Bern. Die Kirchen sind keine politischen Parteien, aber wenn es um die Würde des Menschen gehe, dann müsse man Klartext sprechen, so die Medienmitteilung der Kirchenvertreter. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der Generalsekretär der bischöflichen Kommission „Justitia et Pax", Wolfgang Bürgstein, weshalb alle Kirchen gemeinsam gegen die Verschärfung des revidierten Asylgesetztes sind.

„Also die inzwischen schon in Kraft getretenen, dringlichen Maßnahmen zur Verschärfung des Asylrechts beinhalten in der Tat positive Aspekte, aber auch negative. Und die Kirchen in der Schweiz sind sich einig darin, dass die Negativpunkte bei Weitem die positiven Aspekte überwiegen. Als wirklich bedenklich stufen die Kirchen ein, dass die Möglichkeit, auch bei Schweizer Botschaften im Ausland einen Asylantrag zu stellen, abgeschafft wird. Das verschlechtert die Situation momentan vor allem für Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea."

Die Gewährung von Asyl sei ein Akt der Humanität und Solidarität. Die Konkurrenz politischer Überzeugungen ende dort, wo die Menschlichkeit selbst auf dem Spiel stehe, betont Bürgstein.

„Was die Kirchen auch kritisieren: Wir haben jetzt bereits die zehnte Asylrechtsreform, und an dem Grundproblem, dass Menschen flüchten müssen, dass sie ihre Heimat verlassen, einer ungewissen Zukunft entgegen, in einem anderen Land, in einem anderen Kontinent, das ändert auch eine restriktive Asylpolitik nicht. Und den Kirchen ist es vor allem wichtig, dass man in dieses Klima der Angst und der Verunsicherung, – und zum Teil wird dieses Klima ja auch geschürt – einen anderen Ton einbringt, dass wir andere Schwerpunkte setzen. Und dass wir den Menschen sagen: Es ist wichtig, vor allem für die Kirchen, hinter all diesen Zahlen auch die Menschen und ihr konkretes Schicksal zu sehen."

Asylsuchende stünden in der Schweiz immer mehr unter dem Generalverdacht, sie seien kriminell und nur darauf aus, den Sozialstaat auszunutzen.

„Die stärkste oder die größte politische Partei in der Schweiz ist die Partei, die mit dem Thema Asyl, Asylsuchende und Ausländer ihre großen Erfolge erzielt hat. Und man muss natürlich neidlos anerkennen, dass diese Partei in den letzten zehn Jahren zumindest dieses Thema in ihrem Sinne sehr gut bearbeitet hat. Die Angst vor den Fremden, vor den Ausländern, vor den Asylsuchenden wird auch ein Stück weit geschürt. Die Medien spielen dabei sicherlich mit eine Rolle. Und durch die direkte Demokratie in der Schweiz sind die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auch immer wieder aufgefordert, zu einer Verschärfung oder zu einer bestimmten Reform des Asylrechts ihre Stimme abzugeben und zu entscheiden, ob sie damit einverstanden sind oder nicht. Von daher ist das Thema meines Erachtens bei den Menschen sehr präsent und spielt in der Schweiz tatsächlich eine bedeutende Rolle." (rv)

Franziskus und die Ostkirchen

Großerzbischof SchewtschukAn diesem Sonntag ist Ostern, und zwar für die christlichen Kirchen im Osten, die sich nach dem Julianischen Kalender richten und nicht, wie die römisch-katholische, nach dem Gregorianischen. Für die über 20 mit Rom unierten Ostkirchen ist es das erste Osterfest mit Papst Franziskus. Der Papst kennt die Spiritualität der byzantinischen Kirchen sehr gut, wie das Oberhaupt der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, weiß. Er war mehrere Jahre lang Bischof der Ukrainer in Buenos Aires, als Jorge Mario Bergoglio römisch-katholischer Erzbischof der argentinischen Hauptstadt war. Im Gespräch mit der US-Nachrichtenagentur CNS sagt Seine Seligkeit Schewtschuk:

„Papst Franziskus ist ein Papst der Ökumene. Das heißt konkret: er will eine authentische und tiefe Freundschaft mit allen christlichen Kirchen aufbauen. Das gilt insbesondere für die Beziehung mit unseren orthodoxen Mitbrüdern. Er stand den Ostkirchen schon immer sehr nahe. Ihm ist die Authentizität wichtig."

Die Westkirche mit dem Gregorianischen Kalender und die Ostkirchen mit Julianischen Kalender: oft fällt das Osterfest der beiden Kirchen nicht auf denselben Termin. Das sei für Gläubige der Ostkirchen im Westen nicht immer leicht, so Schewtschuk. Das hatte er in Argentinien erfahren, als er zum Bischof für die ukrainische griechisch-katholische Gemeinschaft ernannt wurde. Neben Organisationsproblemen an Festtagen gibt es auch viele andere Herausforderungen.

„Als ich in dieser neuen Umgebung ankam, war es nicht einfach für mich. Ich suchte jemanden, der mir helfen konnte. Ich brauchte eine Führung. Ich war dann sehr glücklich, als der Erzbischof von Buenos Aires meine Stütze wurde. Ich hatte einen Mann vorgefunden, der sehr bescheiden und immer gesprächsbereit war. Ich konnte immer auf ihn zählen, wenn ich Hilfe brauchte."

Viele Christen der Westkirchen – ob Katholiken oder Protestanten – kennen die Ostkirchen nicht oder nur oberflächlich, so Schewtschuk weiter.

„Wir kennen uns gegenseitig sehr schlecht. Katholiken wissen oft wenig über Orthodoxe, und umgekehrt wissen Orthodoxe wenig über Katholiken. Die Mission der mit Rom unierten Kirchen ist es, dieses gegenseitige Kennenlernen zu fördern. Wir werden auf jeden Fall den Heiligen Vater in dieser Hinsicht unterstützen. Das ist eine einzigartige Aufgabe und zwar den einen Körper Christi zu formen und zu stärken, das heißt, eine Kirche mit einem Hirten."

Bevor Schewtschuk nach Argentinien berufen wurde, war Kardinal Bergolio persönlich für die ukrainisch griechisch-katholische Gemeinschaft in Argentinien zuständig. Zu den frühen Mentoren des zum Benedikt-Nachfolger gewählten argentinischen Kardinals Jorge Mario Bergoglio gehörte der ukrainische Ordenspriester und spätere griechisch-katholische Bischof Stepan Czmil (1914-1978). Bergoglio habe als Student in Buenos Aires gemeinsam mit Czmil Gottesdienste im byzantinischen Ritus zelebriert. (rv)

„Papst emeritus Benedikt ist zufrieden, in den Vatikan zurückzukehren“

Pater LombardiBenedikt XVI. ist zufrieden, in den Vatikan zurückzukehren und das Provisorium eines Lebens in Castelgandolfo zu verlassen. Das sagt Vatikansprecher Pater Federico Lombardi im Gespräch mit Radio Vatikan. Am Donnerstag gegen 16.30 Uhr wird Benedikt mit dem Hubschrauber aus Castelgandolfo anreisen, im Vatikan werden ihn die zuständigen Obrigkeiten begrüßen. Neben Kardinaldekan Angelo Sodano und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone werden ihn auch einige weitere Mitarbeiter von Vatikanstaat und Heiligem Stuhl in Empfang nehmen. „Dann wird er mit dem Auto in die neue Residenz fahren, wo ihn Papst Franziskus begrüßen wird", erklärt Pater Lombardi den weiteren Ablauf. Wie vorgesehen, werde der emeritierte Papst in das Haus in den vatikanischen Gärten einziehen, das zu diesem Zweck umgebaut worden ist.

„Das ist ein kleines Haus – ein Kloster, wie sie wissen – in dem normalerweise sechs Personen wohnen werden. Neben dem Papst emeritus werden dort Erzbischof Gänswein und die vier Memores [Laienschwestern], die schon lange Zeit beim Papst waren, dort wohnen. Es ist zwar klein, aber gut vorbereitet worden. Es gibt zum Beispiel ein Arbeitszimmer und eine kleine Bibliothek. Und wenn sein Bruder, Prälat Georg Ratzinger, zu Besuch kommen will, gibt es dort auch Platz für ihn."

Seit seinem Amtsverzicht hatte Benedikt XVI. in Castelgandolfo gelebt, der Sommerresidenz in den Albaner Bergen, während dieses neue Domizil für ihn vorbereitet worden ist.

„Der Papst ist zufrieden, in den Vatikan zurück zu kehren, denn das ist jetzt die normale Situation für ihn. Er wird normal leben. Ich glaube, dass er spazieren gehen kann und auch Besuch empfangen kann und so weiter. Aber das hängt von ihm ab und davon, wie er sein Leben gestalten will."

In den vergangenen Wochen war viel über die Gesundheit des emeritierten Papstes spekuliert worden. Es gebe keinen Grund zu einer besonderen Sorge, so Lombardi.

„Es verläuft alles sehr normal. Er ist ein Mann, der nicht jung ist, er ist alt und die Stärken gehen langsam zurück. Aber es gibt keine besondere Krankheit. Er ist ein alter Mann, der gesund ist."
(rv)