Papst an Bischöfe: „Werdet keine Funktionäre!“

Bischöfe sind nicht Ausdruck einer Struktur. Sie dürfen keine Funktionäre werden. Orientierung für Bischöfe müsse das Wohl des Volkes Gottes sein: Drei Aussagen Papst Franziskus’ aus einer Meditation, die er an diesem Donnerstagabend anlässlich der Versammlung der italienischen Bischofskonferenz in der Petersbasilika hielt. Bischöfe als von Christus eingesetzte Hirten müssten den weltlichen Versuchungen widerstehen, so der Papst. Dazu brauche es Wachsamkeit.

„Die fehlende Wachsamkeit lässt, wie wir wissen, den Hirten lau werden; sie lässt ihn abgelenkt sein, vergesslich und sogar unduldsam werden; sie verführt ihn mit der Aussicht auf Karriere, sie schmeichelt dem Geld und den Kompromissen mit dem Geist der Welt; sie macht faul, lässt den Hirten zum Funktionär werden, zu einem Geistlichen, der mit sich selbst beschäftigt ist, mit der Organisation und den Strukturen, anstatt mit dem wahren Wohl des Volkes Gottes. Er läuft so Gefahr, wie der Apostel Petrus den Herrn zu verleugnen, auch wenn er formal in seinem Namen handelt und spricht; er verdunkelt die Heiligkeit der hierarchischen Mutter Kirche, macht sie weniger fruchtbar."

Auf den Text des Evangeliums anspielend, in dem Jesus Petrus drei mal fragt, ob er ihn liebe, sagte der Papst, dass diese Lauheit und dieses Funktionärssein wie eine neue Verleugnung Jesu sei, auch wenn man in seinem Namen auftrete und handle. Der Kern des Amtes dagegen sei Hingabe an Jesu Auftrag und an die Gemeinde. Das sei der „Lackmustest" für den Hirtendienst, so der Papst. Bischöfe seien nicht „Ausdruck einer Struktur oder einer organisatorischen Notwendigkeit". Das zeige sich auch in der Ausübung der Autorität, die Brüderlich geschehen müsse.

„Hirte sein bedeutet aber auch,(…) fähig zu sein, die stille Geschichte dessen zu hören, der leidet und die Schritte derer zu stützen, die sich fürchten, sie zu machen; bereit, auf zurichten, zu ermutigen und neu Hoffnung zu schenken. Aus dem Teilen mit den Armen geht unser Glauben immer gestärkt hervor: Lassen wir also jede Form von Vermessenheit beiseite und knien wir vor denen nieder, die der Herr unserem Dienst anvertraut hat."

In seiner Antwort auf die Grußworte des Vorsitzenden der Konferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, wies Franziskus auf die Aufgaben der Bischöfe im Dialog mit den verschiedenen Institutionen aus Kultur, Politik und sozialem Leben hin. Er nannte ebenfalls die Aufgabe, die Zahl der Bistümer des Landes zu reduzieren, wofür die Bischofskonferenz eine Kommission eingerichtet habe. „Geht in Brüderlichkeit voran", ermutigte er die Versammelten. (rv)

Deutschland/Vatikan: Kardinal Marx vom Papst empfangen

Kardinal MarxKardinal Reinhard Marx ist an diesem Donnerstag vom Papst im Vatikan empfangen worden. Der Erzbischof von München kam in seiner Funktion als Präsident der EU-Bischofskommission (COMECE), er wurde von den Mitgliedern des COMECE-Präsidiums begleitet. Der Kardinal von München und Freising gehört zu den acht Kardinälen, die Papst Franziskus bei einer Reform der römischen Kurie beraten sollen. Das erste Treffen der Gruppe ist für Anfang Oktober geplant. (rv)

Vatikan: Kardinal Vallini als Generalvikar von Rom bestätigt

Kardinal ValliniPapst Franziskus hat Kardinal Agostino Vallini im Amt als Generalvikar für das Bistum Rom bestätigt. Das ergibt sich aus einem lateinischen Schreiben, das der Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlichte. In dem Brief bekräftigt Franziskus auch, dass er sich vor allem als Bischof von Rom verstehe. Er wiederholt auch seine Worte beim ersten öffentlichen Auftritt nach der Papstwahl, dass der Bischof von Rom den „Vorsitz in der Liebe" über die „Gemeinschaft aller Kirchen" führe. Bei diesem ersten Auftritt am 13. März hatte Franziskus auf seinen Wunsch Kardinal Vallini an seiner Seite. Vallini leitet seit 2008 im Auftrag des Papstes – damals noch Benedikt XVI. – das Hauptstadtbistum. (rv)

Syrien: Entführte Erzbischöfe wie vom Erdboden verschluckt

SyrienVor genau einem Monat wurden in Syrien zwei orthodoxe Erzbischöfe von Aleppo entführt – und immer noch weiß keiner Genaues über ihren Verbleib. Antoine Audo ist der katholisch-chaldäische Bischof der Stadt. Er hat an einem Gebetstreffen für die Entführten in der griechisch-orthodoxen Kathedrale von Aleppo teilgenommen.

„Es war eine traurige Atmosphäre; einige Menschen hatten Tränen in den Augen, einige schluchzten. So ist unsere Lage hier. Alle fragen: Wo sind sie? Wann wird man sie wieder freilassen? Das ist für alle die große Frage."

Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Yohanna Ibrahim und sein syrisch-orthodoxer Amtsbruder Boulos Yazaji waren von Bewaffneten festgenommen worden, als sie von einer Fahrt zur türkischen Grenze zurückkamen. Für die Entführung hat bislang keine der syrischen Rebellengruppen die Verantwortung übernommen. Bischof Audo sagt zu Radio Vatikan:

„Wir haben wirklich keinerlei klare Information über die Geiselnehmer. Allerdings haben wir den Eindruck, dass es keine Geldfrage ist, weil keine Geldforderung eingegangen ist. Es muss sich um ein wirklich kompliziertes Problem handeln, und vielleicht auf einem hohen Level."

Er selbst könne sich „wegen der Entführungsgefahr nicht mehr frei in Aleppo bewegen", sagte Audo. Und weiter: „Wir müssen unsere Fahrten jetzt immer genau vorausplanen." An diesem Freitag, 24. Mai, treffen sich melkitische Priester und Bischöfe in ihrer Kathedrale in Aleppo zu einem Einkehrtag. Dabei soll besonders für die entführten Kirchenleute – es sind nicht nur die Bischöfe, sondern auch mehrere Priester – gebetet werden. (rv)

Vatikan-Finanz-Aufsichtsbehörde legt Jahresbericht vor

VatikanDie Anzeige verdächtiger Finanztransaktionen im Vatikanstaat ist im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen. Das sei vor allem ein Indiz für das zunehmende Funktionieren der Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Vatikanstaat. Das sagte René Brülhart, Direktor der Vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF), an diesem Mittwoch bei der Vorstellung des AIF-Jahresberichtes 2012 vor Journalisten:

„Im Jahr 2012 wurden uns sechs Verdachtsfälle gemeldet, wir wollen hier nicht ins Quantitative hineingehen, aber es ist schon ein Anzeichen dafür, dass das System, das man hier seit Ende 2010 begonnen hat, zu funktionieren beginnt, und das ist eigentlich ein sehr ermutigendes Zeichen."

Verdachtsmomente seien beispielsweise eine Nichtübereinstimmung von Kundenprofil und Finanzgebaren, plötzliche überhöhte Transaktionen oder ähnliches. Brülhart machte aber auch deutlich, dass es sich bei den Transaktionen des Heiligen Stuhles eben um den Finanzverkehr einer besonderen Art von Institution handele:

„Es geht hier nicht um Banken oder Fondsunternehmen oder Versicherungsgesellschaften, die auf einem freien Markt tätig sind, sondern es geht wirklich darum, wie der Heilige Stuhl seine Institutionen auch entsprechend mit einer finanziellen Struktur, mit einem finanziellen Umfeld unterstützen kann."

Um den Finanzverkehr dieser Strukturen auf korrekte Weise zu regeln, seien in den vergangenen Jahren einige wichtige Schritte unternommen worden, unter ihnen beispielsweise das durch Benedikt XVI. Ende 2010 erlassene Motu Proprio zur Vorbeugung und Abwehr illegaler Aktivitäten im Bereich des Finanz- und Währungswesens und die damit einhergehende Einrichtung der Finanzaufsichtsbehörde AIF:

„Es ist hier nicht per se ein wirtschaftlich gebundenes Umfeld, das wir haben, sondern es geht insbesondere darum, dass die Kirche gewisse Dienstleistungen braucht, die auch ermöglicht werden müssen. Dort muss man dann auch ein entsprechendes Verständnis schaffen und vor allem auch verstehen wo mögliche Risiken bestehen. Die stehen selbstverständlich auch in Zusammenhang mit gewissen Ländern, wo Sie vielleicht eher einen erhöhten Bargeldverkehr haben und wo es auch ein bisschen schwieriger ist, das zu kontrollieren."

Und genau da setze die Arbeit seiner Behörde an, so Brülhart. Um eine adäquate Kontrolle zu gewährleisten, müsse die Unabhängigkeit des Kontrollorgans garantiert sein und das sei im Vatikan der Fall.

Langfristig bemüht sich der Vatikan um eine Aufnahme auf die so genannte „Weiße Liste" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dieses Verzeichnis umfasst Staaten, deren Finanzgeschäfte internationalen Transparenz-Standards genügen. Im vergangenen Juli hatte der Vatikan eine einschlägige Prüfung durch das Expertenkomitee des Europarats Moneyval bestanden, die für eine derartige Aufnahme förderlich ist; nur in wenigen Kernpunkten waren Mängel konstatiert worden.

„Wir sind zur Zeit daran, diese Mängel, die vor allem den Aufsichtsbereich betreffen, aufzunehmen und im Rahmen gesetzlicher Anpassungen in den nächsten Monaten aufzuarbeiten und freuen uns, im Dezember dieses Jahres Moneyval dann wieder entsprechend Bericht zu erstatten."

Der an diesem Mittwoch vorgestellte Jahresbericht der Finanzaufsichtsbehörde geht insbesondere auf ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr ein. Darin wird die stetig zunehmende Zusammenarbeit mit Behörden auf internationaler Ebene, aber auch innerhalb des Vatikanstaates selbst hervorgehoben. Mehrere Absichtserklärungen für eine zukünftige engere Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern seien im Laufe des Jahres unterzeichnet worden, ein Trend, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen soll. (rv)

Dono di Maria: Ein Armenhaus im Vatikan

VatikanplatzAm Dienstagnachmittag macht Papst Franziskus einen besonderen Besuch: er wird dafür die Vatikanmauern nicht verlassen müssen und dennoch eine andere Welt betreten. Er besucht nämlich die Casa „Dono di Maria", eine Auffangstation für die Ärmsten der Stadt Rom, die von den Missionarinnen der Nächstenliebe geleitet wird. Das Haus feiert an diesem 21. Mai seinen 25. Jahrestag; es wurde seinerzeit von Papst Johannes Paul II. und der Seligen Mutter Theresa von Kalkutta, der Gründerin des Frauenordens, eingeweiht. Das Projekt dieses Armenhauses, das direkt neben der Glaubenskongregation liegt, war Johannes Paul II. sehr wichtig. Dies gab er selbst in seiner Eröffnungsansprache vom 21. Mai 1988 zu verstehen:

„Ihr könnt die Freude und Emotion nachvollziehen, die ich in diesem Moment fühle, in dem ich ein Projekt realisiert sehe, das mir seit langem am Herzen lag: eine „Herberge für die Ärmsten", hier, innerhalb der Vatikanmauern, wo das Zentrum der Kirche selbst ist. […] Diese wird im Rahmen des Möglichen denen Aufnahme bieten, die in diesem Rom keinen Schlafplatz für die Nacht haben, die insbesondere keinerlei familiäre und menschliche Zuneigung haben, die sie in ihrem harten Kampf um das Leben unterstützen könnte."

Heute bietet das Haus eine tägliche Armenspeisung für hunderte von Frauen und Männern, einen Schlafplatz für die Nacht für etwa 50 bis 70 Frauen sowie eine ärztliche Basisversorgung für Frauen. In seiner Eröffnungsansprache unterstrich Johannes Paul II., dass das Haus seinem Wunsch entspreche, zumindest eine teilweise Lösung für das gravierende Problem der Obdachlosigkeit in Rom zu bieten. Er vertraute das Haus dem Schutz der Maria an und wandte sich anschließend an Mutter Theresa, die bei der Realisierung des Projektes tatkräftig mitgeholfen hatte:
„Ein Wort des besonderen Dankes möchte ich schließlich an Mutter Theresa von Kalkutta richten, die von Anbeginn an mit Interesse und Hingabe die gesamte Realisierungsphase des Projekts begleitet hat; ihren Töchtern wurde die Leitung und die Assistenz für die Armen anvertraut. Ihre allseits bekannte Aufmerksamkeit für die Ärmsten unter den Armen bietet die allerbesten Vorzeichen für den Beginn dieser Aktivität." (rv)

Vatikan: Kein Exorzismus durch Papst Franziskus

Pater Lombardi PressekonferenzDer Heilige Stuhl hat auf Nachfrage von Journalisten klar gestellt, dass Papst Franziskus am Sonntag nach der Messe auf dem Petersplatz keinen Exorzismus vorgenommen hat. Der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, antwortete mit seinem Dementi auf italienische Presseberichte, die das Gebet des Papstes für einen Gläubigen, als öffentlichen Exorzismus ausgelegt hatten. Pater Lombardi wörtlich: „Der Papst hat keinesfalls einen Exorzismus vornehmen wollen. Vielmehr hat er, wie er es häufig für die Kranken und Leidenden tut, die sich ihm vorstellen, für eine leidende Person beten wollen, die ihm vorgeführt worden ist." Der Fernsehsenders TV2000 hatte sich an Exorzisten gewandt, die die Handauflegung und den Gesichtsausdruck des Papstes bei seinem Gebet als klares Indiz für Exorzismus gewertet hatten. Der Fernsehsender hatte sich mittlerweile für die Meldung entschuldigt, die „nur in Teilen richtig" gewesen sei. (rv)

Papst Franziskus weiht neue Nachrichtenapp ein

MissioPapst Franziskus hat einen neuen vatikanischen Nachrichtendienst für Smartphones eingeweiht: Während einer Audienz für die Direktoren der Päpstlichen Missionswerke und die Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Fides am vergangenen Freitag hatte der Papst mit einem Klick auf seinem iPad die neue App „Missio" freigeschaltet. Dies gab der vatikanische Pressesaal an diesem Montag bekannt. Die App beinhaltet alle Nachrichten, die auf der Seite „news.va" erscheinen, Fotos, Filme und Predigten des Papstes sowie die Nachrichten des Fidesdienstes in acht Sprachen, darunter auch deutsch. Die App ist kostenlos über iTunes, App Store und Google Play erhältlich. Auch Radio Vatikan ist bereits seit mehreren Monaten mit einer App für Smartphones auf dem Markt; unter „radio vaticana" finden Sie die ebenfalls kostenlose Applikation für die gängigen Smartphone-Betriebssysteme. Sie können sich auf diese Weise stets über Nachrichten, Papst-Termine und Live-Kommentare auf dem Laufenden halten sowie unsere Sendungen hören. (rv)

Papst zu Pfingsten: Heiliger Geist bedeutet Neuheit, Harmonie und Mission

B_Franziskus3.In seiner Predigt zu Pfingsten hat sich Papst Franziskus an diesem Sonntagvormittag mit der Apostelgeschichte (2,1-11) und besonders mit dem Wirken des Heiligen Geistes befasst. Die Messe feierte Papst Franziskus auf dem Petersplatz und der davorliegenden Via della Conciliazione gemeinsam mit mehr als 200 000 Gläubigen aus den neuen geistlichen Gemeinschaften. Im Zusammenhang mit dem Wirken des Heiligen Geistes betonte Franziskus vor allem drei Dinge: Neuheit, Harmonie und Mission.

Zunächst fasste Franziskus noch einmal zusammen, was in der Apostelgeschichte erzählt wird: Die Apostel waren in Jerusalem versammelt, als plötzlich ein Brausen vom Himmel her kam und das Haus erfüllte; dann ließen sich „Zungen wie von Feuer" auf den Aposteln nieder. Im Geist und im Herzen wurden die Apostel mit dem Heiligen Geist erfüllt, betonte Franziskus. Dann eröffnete sich ein völlig unerwartetes Bild: Eine große Menschenmenge strömte zusammen – völlig verwundert, denn jeder hörte die Apostel in seiner eigenen Sprache reden.

Neuheit: Sind wir mutig oder sind wir eingeschlossen in vergängliche Strukturen?

Zum „Neuen" beim Wirken des Heiligen Geistes erklärte Franziskus, dass Neues den Menschen immer ein wenig Angst macht: sie wollen lieber alles unter Kontrolle haben, sie sehnen sich nach Sicherheit, wollen das Leben möglichst nach ihren Mustern planen. Dieses Verhalten zeigten die Menschen auch gegenüber Gott:

„Oft folgen wir ihm, nehmen ihn an, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Es fällt uns schwer, uns in vollem Vertrauen ihm hinzugeben und zuzulassen, dass der Heilige Geist die Seele unseres Lebens ist und die Führung über all unsere Entscheidungen übernimmt. Wir haben Angst, Gott könne uns neue Wege gehen lassen, uns herausführen aus unserem oft begrenzten, geschlossenen, egoistischen Horizont, um uns für seine Horizonte zu öffnen."

Die gesamte Heilsgeschichte zeige aber: wenn Gott sich offenbart, dann bringt er Neues, er verwandelt und verlangt, dass man ihm völlig vertraut: schließlich handelt Gott aus Liebe zu den Menschen und er will nur das Beste für sie, betont Franziskus. Jeder müsse sich deshalb selbst kritisch fragen: „Bin ich offen für die „Überraschungen Gottes" oder verschließe ich mich vor der „Neuheit des Heiligen Geistes"?

„Sind wir mutig, die neuen Wege zu beschreiten, die die Neuheit Gottes uns anbietet, oder verteidigen wir uns, eingeschlossen in vergängliche Strukturen, die ihre Aufnahmefähigkeit verloren haben? Es wird uns gut tun, diese Fragen im Tagesverlauf immer vor Augen zu haben."

Harmonie: Geist der Einheit
Als zweiten Punkt führte der Papst aus, dass der Heilige Geist ein Geist der Einheit und der Harmonie sei:

„Einer der Kirchenväter verwendet einen Ausdruck, der mir sehr gefällt: Der Heilige Geist ‚ipse harmonia est’ – ist selbst die Harmonie. Nur er kann die Unterschiedlichkeit, die Pluralität, die Vielfalt erwecken und zugleich die Einheit bewirken. Auch hier gilt: Wenn wir selbst die Verschiedenheit schaffen wollen und uns in unseren Parteilichkeiten, in unseren Ausschließlichkeiten verschließen, führen wir in die Spaltung; und wenn wir selbst nach unseren menschlichen Plänen die Einheit herstellen wollen, schaffen wir letztlich die Einförmigkeit, die Schematisierung."

In diesem Zusammenhang müsse sich jeder Fragen: „Bin ich offen für die Harmonie des Heiligen Geistes, indem ich jede Ausschließlichkeit überwinde? Lasse ich mich von ihm leiten, indem ich in und mit der Kirche lebe?" Schließlich sei es die Kirche, die Christen mit Gott verbinde unterstrich Franziskus – und warnte eindringlich davor, sich auf gefährliche „Parallelwege" zu begeben.

Mission: „Geht bis an die Ränder des Daseins!"
„Der Heilige Geist ist die Seele der Mission" – das erläuterte Papst Franziskus schließlich zum Ende der Predigt als dritten wichtigen Punkt beim Wirken des Heiligen Geistes. Wie bereits in vorhergehenden Predigten rief Franziskus in diesem Zusammenhang dazu auf, das Evangelium zu verkünden und dabei bis an die Ränder des Daseins zu gehen. Jeder müsse sich fragen: Verschließe ich mich in mir selbst oder in meiner Gruppe, oder erlaube ich, dass der Heilige Geist mich für die Mission öffnet?

Jeder solle deshalb beten: „Veni Sancte Spiritus! – Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!". (rv)

Jesuitenorden: Neuer Präsident des internationalen Verbandes der Generaloberen

JesuitenDer Generalobere des Jesuitenordens, Adolfo Nicolas, ist neuer Präsident des internationalen Verbands von Generaloberen. Der Spanier tritt damit an die Stelle seines Landsmanns José Rodriguez Carballo. Dieser ist Franziskaner und war bis vor kurzem Generalminister der Franziskaner. Aus diesem Amt scheidet er jedoch aus, weil ihn Papst Franziskus zum zweiten Verantwortlichen der Ordenskongregation berufen hat. An diesem Samstag erhält Rodriguez Carballo im spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela die Bischofsweihe. Adolfo Nicolas steht seit 2008 an der Spitze des Jesuitenordens. Er ist der 29. Nachfolger des heiligen Ignatius von Loyola. (rv)