Vatikan: Papst gegen „Babysitter-Kirche“

VatikanPapst Franziskus hat vor einer „Babysitter-Kirche" gewarnt, in der die Gläubigen passiv bleiben und auf eine Betreuung warten. Jeder Getaufte müsse Christus mit Worten und Taten bezeugen, sagte er an diesem Mittwoch bei seiner Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Nur so werde die Kirche wirklich zur „Mutterkirche" und die Gläubigen zu ihren Söhnen und Töchtern. Franziskus feierte die Messe diesmal mit Mitarbeitern der Vatikanbank IOR. In seiner Predigt hob er auch hervor, dass die Glaubensverkündigung keine Angelegenheit von Amtsträgern und Fachleuten sei. Jeder Getaufte besitze die erforderlichen Voraussetzungen dafür. (rv)

Papst Franziskus bemängelt Umsetzung des Zweiten Vatikanum

B_Franziskus2.„Der Heilige Geist drängt zum Wandel, und wir sind bequem": Papst Franziskus hat in seiner Predigt am Dienstag Morgen deutlich Stellung bezogen und die mangelhafte Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils beklagt. Das sei vor allem ein geistliches Problem, so der Papst:

„Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung. Er bewegt uns, er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche, weiter zu gehen. Aber wir sind wie Petrus bei der Verklärung, ‚Ah, wie schön ist es doch, gemeinsam hier zu sein.’ Das fordert uns aber nicht heraus. Wir wollen, dass der Heilige Geist sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen. Aber das geht nicht. Denn er ist Gott und ist wie der Wind, der weht, wo er will. Er ist die Kraft Gottes, der uns Trost gibt und auch die Kraft, vorwärts zu gehen. Es ist dieses ‚vorwärts gehen’, das für uns so anstrengend ist. Die Bequemlichkeit gefällt uns viel besser."

Wir seien heute viel zu zufrieden mit der angeblichen Anwesenheit des Heiligen Geistes, und diese Zufriedenheit sei eine Versuchung. Das gelte zum Beispiel mit Blick auf das Konzil:

„Das Konzil war ein großartiges Werk des Heiligen Geistes. Denkt an Papst Johannes: Er schien ein guter Pfarrer zu sein, aber er war dem Heiligen Geist gehorsam und hat dieses Konzil begonnen. Aber heute, 50 Jahre danach, müssen wir uns fragen: Haben wir da all das getan, was uns der Heilige Geist im Konzil gesagt hat? In der Kontinuität und im Wachstum der Kirche, ist da das Konzil zu spüren gewesen? Nein, im Gegenteil: Wir feiern dieses Jubiläum und es scheint, dass wir dem Konzil ein Denkmal bauen, aber eines, das nicht unbequem ist, das uns nicht stört. Wir wollen uns nicht verändern und es gibt sogar auch Stimmen, die gar nicht vorwärts wollen, sondern zurück: Das ist dickköpfig, das ist der Versuch, den Heiligen Geist zu zähmen. So bekommt man törichte und lahme Herzen."

Dasselbe gelte für das eigene geistliche Leben: Der Heilige Geist dränge zu einem Leben gemäß dem Evangelium, aber wir seien zu bequem, wir widersetzten uns dem. Dem Heiligen Geist dürfe man sich aber nicht widersetzen, denn er mache die Menschen frei, er gebe ihnen die Freiheit der Kinder Gottes und bringe sie auf dem rechten Weg voran.

Geburtstagsmesse
Papst Franziskus feierte die Messe anlässlich des 86. Geburtstages für Benedikt XVI. Zum Beginn des Gottesdienstes, den der Papst mit einigen Mitarbeitern des Governatorats des Vatikanstaates in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta feierte, sagte Franziskus:

„Heute ist der Geburtstag von Benedikt XVI., feiern wir diese Messe für ihn, damit der Herr mit ihm sei, ihm Trost spende und ihm Halt gebe!" (rv)

Saudischer König schreibt dem Papst

Saudi_ArabienDer saudische König Abdullah hat Papst Franziskus eine persönliche Botschaft geschickt. Überreicht wurde sie dem Papst an diesem Mittwoch vom saudischen Botschafter in Italien, Saleh Mohammad al Ghamdi. Über die Begegnung am Rande der Generalaudienz und über den Inhalt des Briefes machte der Vatikan keine genaueren Angaben.

Abdullahs Brief an Papst Franziskus ist ein weiterer Tabubruch des „Hüters der Heiligen Stätten" des Islam. Der strengen wahabitischen Grundrichtung des Staates entsprechend sind in Saudi-Arabien keine Messfeiern, es ist noch nicht einmal das Zeigen christlicher Symbole in der Öffentlichkeit erlaubt, und Saudi-Arabien unterhält auch keinerlei diplomatische Beziehungen zum Vatikan.

Dennoch hat der König in den letzten Jahren mehrfach Signale der Öffnung an die katholische Kirche geschickt. Das spektakulärste Zeichen war schon das erste: seine Audienz bei Papst Benedikt im Herbst 2007. Nur ein Jahr nach der Regensburger Rede des deutschen Papstes, die in Teilen der islamischen Welt für Aufruhr gesorgt hatte, suchte Abdullah den Papst im Vatikan auf.

Im vergangenen Jahr wurde dann auf seine Initiative hin ein islamisches Zentrum für interreligiösen Dialog in Wien eingerichtet, bei dem der Vatikan von Anfang an mit dabei ist. Dieses nach Abdullah benannte Zentrum hatte dem neuen Papst unmittelbar nach seiner Wahl Glückwünsche geschickt. (rv)