Kongo: Der Krieg um Goma

Im Kongo entwickelt sich durch den erneuten Ausbruch von Gewalt in diesen Tagen eine menschliche Tragödie. Das sagen afrikanische Kirchenführer, die sich am Wochenende in Kinshasa getroffen haben, um über die Krise in und um Goma in Nordkivu herum zu beraten. Die Präsidenten und Caritas-Chefs von 34 afrikanischen Ländern unterzeichneten eine Erklärung, welche die Einnahme der Stadt durch die Rebellen der Gruppe „M23" verdammt.

Gegenüber Radio Vatikan berichtet der Leiter der Caritas in Goma, Pater Oswald Musoni, von der Notlage der Menschen.

„Viele Menschen sind immer noch in Auffanglagern und sie sind in Not, denn sich brauchen alles, was man zum Leben braucht, vor allem anderen Lebensmittel. Im Augenblick regnet es auch noch, was die Situation noch schlimmer macht. Es ist sehr schwer für sie. Es gibt Organisationen, die dort helfen wollen, aber leider sind das nur wenige und die werden auch noch durch den Krieg daran gehindert. Die Menschen leiden, es ist sehr schwer für sie."

Im Mai war der Krieg im Ostkongo erneut ausgebrochen, über 300.000 Menschen sind auf der Flucht. In der vergangenen Woche hatten dann Rebellen die Millionenstadt Goma eingenommen. Die Kämpfe bewegen sich derzeit täglich von Goma weg. Die Rebellen erobern in alle Richtungen täglich neue Gebiete und Städte. Der Staat ist im Ostkongo fast nicht präsent, die Regierungsarmee befindet sich immer mehr auf dem Rückzug. (rv)

Vatikan/Philippinen: Was der Westen lernen kann

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag die sechs neuen Kardinäle in Audienz empfangen. Am Samstag hatte das Konsistorium mit der Erhebung in den Kardinalsstand stattgefunden, am Sonntag hatte das Kardinalskollegium mit dem Papst die Messe zum Fest Christkönig gefeiert. Es war ein dezidiert weltkirchliches Konsistorium, das erste seit 85 Jahren, in dem zum Beispiel kein Italiener unter den neuen Kardinälen war.

Einer der neuen ist der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle. Gegenüber Radio Vatikan spricht er davon, dass er seine Kardinalserhebung auch als Zeichen für die Kirche Asiens sehe, ihre Rolle in der Weltkirche zu übernehmen.

„Ich höre häufig von der Angst einiger Kirchen, die daran gewöhnt waren, die Mehrheit zu sein, in der Gesellschaft einflussreich zu sein. Die fürchten die abnehmenden Zahlen und den schwindenden Einfluss. Wenn ich das höre, denke ich mir immer, dass das die Geschichte der Kirche Asiens während der ganzen letzten 2.000 Jahre war. Wir verfallen nicht in Panik. Man muss damit leben. Wir haben unsere Hoffnung in den Auferstandenen und die Hilfe des Heiligen Geistes, der weht, wo er will. Ich sage meiner Kirche, dass vielleicht die Zeit gekommen ist, dass wir unsere Erfahrung mit den Kirchen, die diese Angst haben und nicht gewöhnt sind, die Minderheit zu sein, teilen können." (rv)

Universale Dimension: Ein Papst, ein Hindu, ein Muslim und ein Kommunist sind sich einig

„Es waren starke Momente des Gebetes und der tiefen Gemeinschaft, die wir in diesen wirklich universalkirchlichen Momenten erlebt haben, ein Zeichen der Hoffnung für alle Völker." Papst Benedikt XVI. blickte an diesem Montag in einer Audienz für die neuen Kardinäle und ihre Begleitungen auf die Feiern des Wochenendes zurück, er hatte sechs Bischöfe aus Indien, Kolumbien, Nigeria, dem Libanon, den Philippinen und den USA zu Kardinälen erhoben. Es war ein dezidiert weltkirchliches Konsistorium, das erste seit 85 Jahren, in dem zum Beispiel kein Italiener unter den neuen Kardinälen war.

Auch die Weltkirche und ihre Gäste sehen diese weite Dimension des Konsistoriums und der neuen Kardinäle. Das bestätigen die Gäste, die von weither angereist waren. Es sei ein historischer Moment für Indien, sagt Swami Gururethnam Jnana Thapasw, ein asketischer Hindu. „Für jeden von uns, der der Frieden, Harmonie und den Geist jenseits der Religonen sucht, war dies ein besonderer Moment. Und ich bin stolz, dabei sein zu können." Eine weitere in Indien vertretene Religion stimmt zu: „Das Konsistorium war ein wirklich spiritueller Moment", sagt Imam Jamaluddin Maulavi Mankada, ein muslimischer Geistlicher. „Baselios Cleemis [einer der neuen Kardinäle] arbeitet seit Jahren in Kerala für religiöse Harmonie. Es ist wichtig für unsere Zeit, dass wir die anderen Religionen kennen und mit ihnen arbeiten. Es ist unsere Pflicht, über die Streitigkeiten hinaus zu gehen und für die ganze Menschheit und uns für die Welt einzusetzen." Und selbst die marxistische Politikerin K. Chandrika, Bürgermeisterin der Hauptstadt des Bundesstaates Kerala Thiruvanathapuram, stimmt zu: „Es war ein Symbol religiöser Harmonie. In unserer Gruppe waren Swamis, also Hindu-Lehrer, Imame und Kommunisten wie ich. Das gibt uns eine wichtige Botschaft: Die der Einheit und Geschwisterlichkeit der Menschen. Ich habe das ganz deutlich in der Ansprache des Papstes gespürt. Er hat uns Versammelten allen eine starke Botschaft des Friedens mitgegeben. Ich freue mich von ganzem Herzen darüber, das Konsistorium war wirklich ein himmlisches Ereignis." (rv)

„Nicht von der Logik der Macht faszinieren lassen“

Christsein bedeutet, „sich nicht von der weltlichen Logik der Macht faszinieren zu lassen". Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag bei einer Messfeier im Petersdom. Zusammen mit den sechs neuen Kardinälen, die er am Samstag ernannt hatte, beging er das Christkönigsfest am letzten Sonntag des Kirchenjahres. Dabei ermunterte er dazu, gegenüber den „Interessen der Welt und ihrer Mächte immer den Vorrang Gottes und seines Willens hervortreten zu lassen". Das Reich Gottes sei ein „völlig anderes Reich als die irdischen", so Benedikt XVI. wörtlich.

„Es ist klar, dass Jesus keinerlei politische Ambitionen hat. Nach der Brotvermehrung wollten die Menschen ihn in ihrer Begeisterung über das Wunder ergreifen, um ihn zum König zu machen, um die römische Macht umzustürzen und so ein neues politisches Reich zu errichten, das als das sehnlich erwartete Reich Gottes angesehen worden wäre. Doch Jesus weiß, dass das Reich Gottes ganz anderer Art ist, sich nicht auf Waffen und auf Gewalt gründet. Und so ist es gerade die Brotvermehrung, die einerseits zum Zeichen seiner Messianität wird, aber andererseits einen Wendepunkt in seinem Wirken darstellt: Von jenem Moment an wird der Weg zum Kreuz immer deutlicher; dort, in der äußersten Liebestat, wird das verheißene Reich, das Reich Gottes aufleuchten."

Jesus sei kein politischer Revolutionär gewesen, hob Benedikt XVI. in seiner Predigt hervor. In seinem Gespräch mit Pilatus, dem römischen Statthalter, habe er gezeigt, dass das Reich Gottes „mit der scheinbaren Schwachheit der Liebe, die das Leben hingibt", errichtet werde.

„Die Macht des wahren Messias – eine Macht, die niemals untergeht und niemals vernichtet wird – ist nicht die Macht der Reiche der Erde, die entstehen und vergehen, sondern die der Wahrheit und der Liebe. Damit verstehen wir, dass das Königtum, das Jesus in den Gleichnissen angekündigt und vor dem römischen Statthalter unverhüllt und ausdrücklich offenbart hat, das Königtum der Wahrheit ist, das einzige, das allen Dingen ihr Licht und ihre Größe verleiht."

Der Papst rief dazu auf, sich immer wieder aufs Neue zum Reich Gottes zu bekehren. Die Bitte „Dein Reich komme" im „Vater Unser" bedeute so viel, wie zu Jesus zu sagen: „Herr, gib, dass wir dein sind, lebe in uns, sammle die verstreute und leidende Menschheit, damit in dir alles dem Vater der Barmherzigkeit und der Liebe unterworfen sei", so Benedikt XVI.

Traditionell feiert der Papst am Tag nach einem Konsistorium, also nach der Schaffung neuer Kardinäle, eine feierliche Messe mit den neuen „Senatoren" der Kirche. Die sechs neuen Kardinälen kommen aus dem Libanon, Nigeria, Indien, Kolumbien, den Philippinen und den Vereinigten Staaten. Es war – das ist außergewöhnlich – das zweite Konsistorium in diesem Jahr und das erste seit Jahrzehnten, in dem kein Italiener unter den neuen Kardinälen ist. Das war zuletzt unter Pius XI. vor dem Zweiten Weltkrieg „passiert".

Bei den am Samstag ernannten neuen Kardinälen handelt es sich im einzelnen um Luis Antonio Tagle, Erzbischof der philippinischen Hauptstadt Manila; John Olorunfemi Onaiyekan, Erzbischof von Abuja in Nigeria; Ruben Salazar Gomez, Erzbischof der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Außerdem erhielten der maronitische Patriarch Bechara Rai aus dem Libanon und der syromalankarische Großerzbischof Baselios Cleemis Thottunkal aus Indien die Kardinalsinsignien. Auch der Amerikaner James Michael Harvey, bislang Präfekt des Päpstlichen Hauses, zog in das oberste Beratergremium des Papstes ein. Ihnen überreichte der Papst während der feierlichen Zeremonie am Samstag im Petersdom Kardinalshut, Ring und das Pergament mit ihrer Titelkirche.
(rv)