Maronitische Patriarch Beshara Rai sucht das Gespräch mit der schiitischen Hisbollah

In der Nähe von Beirut unterhielt sich der designierte Kardinal am Freitag mit einer Delegation der Partei, die in einigen westlichen Hauptstädten als Terrorgruppe eingestuft wird. Dabei ging es ihm wie bei einem Treffen mit christlichen Politikern kurz zuvor darum, die Blockade der innenpolitische Lage im Libanon aufzusprengen. Der Leiter des politischen Rates der Hisbollah, Sayyed Ibrahim Amin al-Sayyed, erklärte nach der Begegnung mit Erzbischof Rai, man sei sich einig darin, „im Fall von Konflikten auf Dialog zu setzen". Es stimme aber nicht, dass auch die Möglichkeit zu einer „neutralen Regierung" der nationalen Einheit ausgelotet worden sei. Rai hat den Hisbollah-Vertreter offenbar zu seiner Kardinalserhebung am 24. November nach Rom eingeladen. Der Mord an einem Geheimdienstchef hat den Libanon in eine Krise gestürzt. Mitte September hatte Papst Benedikt XVI. das Land besucht. (rv)

Kardinal Sarah beendet Libanonreise

Kardinal Robert Sarah ist wieder in Rom. Der Leiter des Päpstlichen Hilfswerks Cor Unum war in den letzten Tagen im Auftrag des Papstes zu einer Syrien-Friedensmission unterwegs. Wegen der Kämpfe in Damaskus und anderen Teilen Syriens hat Sarah allerdings keinen syrischen Boden betreten, sondern sich nur im Libanon aufgehalten. Dort traf er sich u.a. mit Präsident Michel Suleiman und der Synode der maronitischen Bischöfe. Am Sitz der Beiruter Caritas leitete der aus Guinea stammende Kurienkardinal eine Sitzung von etwa zwanzig katholischen Hilfswerken, die in Syrien und anliegenden Ländern arbeiten. Im Bekaa-Tal hat Kardinal Sarah mit vielen Flüchtlingen aus Syrien gesprochen; dabei dankten ihm auch viele Muslime aus Syrien für das Engagement des Papstes. Im Gespräch mit der Vatikanzeitung Osservatore Romano erklärte Sarah, er sei „tief beeindruckt von der großen Würde dieser Flüchtlinge". Die Christen könnten Entscheidendes leisten für eine Versöhnung unter den streitenden Parteiungen in Syrien. (rv)

„Warum dann nicht auch die Polygamie?“

„Ein Vater und eine Mutter": So heißt eine Vatikan-Stellungnahme gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften an diesem Wochenende. Sie kommt von Jesuitenpater Federico Lombardi, dem Sprecher von Papst Benedikt, und ist sein Editorial für Radio Vatikan.

„In den letzten Tagen gab es drei besorgniserregende Ereignisse, was die Ehe-Gesetzgebung angeht. In Spanien hat das Verfassungsgericht eine Beschwerde gegen das derzeitige Gesetz zurückgewiesen. In diesem Gesetz fehlt jeder Hinweis auf den Unterschied zwischen Mann und Frau, es spricht einfach von Partner A und B. Dabei bleibt es also. In Frankreich wiederum hat die Regierung einen Gesetzesentwurf präsentiert, der im Eherecht auch eine Ehe zwischen zwei Partnern desselben Geschlechts einführen soll. Und in den USA haben einige der Referenden, die es in mehreren Bundesstaasten zeitgleich zu den Präsidentenwahlen gegeben hat, zum ersten Mal eine Mehrheit für gleichgeschlechtliche Ehen ergeben."

Damit sei klar, dass es in westlichen Ländern eine Tendenz gebe, „das klassische Bild der Ehe als eines Bundes zwischen einem Mann und einer Frau zu ändern, besser gesagt: es über Bord zu werfen". Das klassische Ehebild solle „gegenüber anderen Arten von Partnerschaft" seinen rechtlich privilegierten Status einbüßen.

„Das ist keine Neuigkeit; wir hatten schon verstanden, worauf das hinauslaufen soll. Und trotzdem bleibt die Sache unverständlich. Denn man muss sich doch mal fragen, ob das denn wirklich dem Empfinden der jeweiligen Bevölkerung entspricht und warum man in einer längerfristigen Perspektive des Gemeinwohls keine Logik darin zu erkennen vermag? Das sagt ja nicht nur die katholische Kirche; auch der Großrabbiner von Frankreich, zum Beispiel, hat das jetzt in einem Positionspapier gut ausgeführt. Es geht ja gar nicht darum, ungerechte Diskriminierungen von Homosexuellen zu vermeiden – daran wäre ja nichts falsch, aber man muss und kann solche Diskriminierungen auf andere Weise abbauen! Es geht doch einfach darum, eine Ehefrau und einen Ehemann als solche öffentlich anzuerkennen, und dass die Kinder, die zur Welt kommen, wissen und sagen können: Ich habe einen Vater und eine Mutter!"

Eine monogame Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gesellschaftlich anzuerkennen, ist für Pater Lombardi „eine Errungenschaft der Zivilisation".

„Wenn das nicht so ist – warum sollte man dann nicht auch die Polygamie als freie Entscheidung der Einzelnen anerkennen? Man sollte also von der Kirche nicht erwarten, dass sie darauf verzichtet, die Gesellschaft zur Anerkennung eines spezifischen Ranges für die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau zu drängen!" (rv)