Vatikan: Neue Mitglieder der Kommission für den Dialog mit dem Islam

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Freitag neue Mitglieder der Kommission für den Dialog mit dem Islam ernannt. Darunter sind auch der deutsche Jesuitenpater Felix Körner, der als Professor an der päpstlichen Universität Gregoriana lehrt, und die Bamberger Islamwissenschaftlerin Rotraud Wieland. Die Kommission ist dem Rat für den interreligiösen Dialog zugeordnet und auch von dessen Präsidenten, Kardinal Jean-Loius Tauran, geleitet. (rv)

Vatikan stellt Details des Prozesses gegen Gabriele vor

Im Fall „Vatileaks" wird noch im September der Prozess gegen Paolo Gabriele und Claudio Scharpelletti eröffnet werden. In einer Pressekonferenz an diesem Freitag ging Vatikansprecher Pater Federico Lombardi genauer auf die technischen Details dieses Prozesses ein. Der erste Verhandlungstag wird der 29. September sein, das Gericht – bestehend aus den drei Richtern Giuseppe Dalla Torre, Paolo Pappanti Pelletier und Venerando Marano – wird um 9.30 Uhr zusammen treten. Einen genauen Zeitplan gibt es im Augenblick und könne es auch noch nicht geben, führte Lombardi aus. Das hinge vom Verfahren selbst und von der Verteidigung ab. In jedem fall fänden die Verhandlungen aber an Vormittagen statt.

Wie bei Gerichtsprozessen allgemein üblich werde es keine Audio- oder Videoaufzeichungen geben, der Prozess werde auch nicht in Ton oder Bild übertragen, auch lasse die Größe des Raumes nur eine begrenzte Anzahl von Journalisten zu, der Vorsitzende des Gerichtes habe – neben den Vatikanjournalisten von jeweils einem vom Osservatore Romano und von Radio Vatikan – acht Journalisten zugelassen. Nach den Verhandlungen werde es aber Pressekonferenzen geben. (rv)

Italien: Kardinal Baldelli verstorben

Heute ist im Alter von 77 Jahren der Italiener Fortunato Kardinal Baldelli verstorben. Baldelli war von 02.09.2011 bis 05.01.2012 Großpönitentiar des Vatikan in Rom. Er wurde 2010 durch Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsstand erhoben und hatte die Diakonie S. Anselmo all´Aventino. Mit seinem Tod umfasst das Kardinalskollegium insgesamt 205 Purpurträger und von diesen sind 116 wahlberechtigt bei einem künftigen Konklave. (vh)

Deutschland: DBK-Vorsitzender fordert von Muslimen klare Distanzierung

Angesichts der gewalttätigen Proteste in der islamischen Welt hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, eine klare Distanzierung der Muslime gefordert. „Der Islam muss sich von jeder Form des Fundamentalismus lossagen. Töten im Namen Gottes ist eine Sünde gegen Gott", sagte der Konferenzvorsitzende und Freiburger Erzbischof der Zeitung „Bild". Zur Meinungsfreiheit gehöre auch, die Freiheit des anderen einschließlich seines religiösen Bekenntnisses zu respektieren, so der Erzbischof. „Zu häufig – auch bei uns in Deutschland – wird die Schmerzgrenze überschritten." Kritisch zur Diskussion äußerte sich der italienische Kardinal Camillo Ruini in einem Radiointerview: „Wenn wir die Beleidigungen des Islams nur deshalb beklagen, weil sie zu Tötungen und Unruhen führen, dann zeigen wir damit, dass uns der Respekt vor Religion nicht wirklich interessiert, sondern nur der Schutz unserer praktischen Interessen." Der frühere Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz erklärte weiter: „Die Ereignisse dieser Tage sollten uns nicht nur dem Islam gegenüber sensibler machen, sondern allen Religionen gegenüber." (rv)

Piusbrüder sehen keine Basis für Einigung mit Rom

Die schismatisch orientierte Piusbruderschaft sieht drei Punkte, die einer möglichen Einigung mit Rom „im Weg stehen". Das sagte der deutsche Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Franz Schmidberger, jetzt in einem Videointerview, das am Dienstagabend im Internet veröffentlicht wurde.

„Zunächst einmal geht es darum, dass wir weiterhin auch gewisse Irrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils an den Pranger stellen dürfen – dass wir also mit offenen Karten spielen können. Zweitens, dass wir ausschließlich die liturgischen Bücher von 1962 benutzen dürfen, insbesondere das Missale. Und drittens, dass in der Bruderschaft immer ein Bischof aus unseren Reihen seinen Platz haben muss."

Der Vatikan hatte bereits klargestellt, dass man nicht von so genannten „Irrtümern des Konzils" sprechen könne. Es dürfe lediglich eine – auch in anderen Fragen legitime – Diskussion geben.

Die drei von Schmidberger genannten Bedingungen seien unlängst auf einem Generalkapitel der Piusbruderschaft formuliert worden, sagte der Distriktobere. Er widersprach nicht der Darstellung des Fragestellers, dass eine Rückkehr der Piusbrüder in die katholische Kirche mittlerweile in weite Ferne gerückt scheine.

„Den Umschwung brachte das Treffen zwischen unserem Generaloberen Bischof Fellay und Kardinal Levada, dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, am 13. Juni in Rom, wo Levada Fellay eine neue Lehramtliche Erklärung unterbreitet hat, die einerseits den von Bischof Fellay vorgeschlagenen Text aufnimmt, andererseits aber doch sehr wesentliche Änderungen dort einführt, die für uns wirklich ein Problem darstellen. Das ist natürlich eine völlig neue Situation."

Den Text der sogenannten Lehramtlichen Präambel hat der Heilige Stuhl vorerst nicht veröffentlicht. Wie Schmidberger sagte, hätten sich die Piusbrüder beim Papst erkundigt, ob „dieser Nachschub an Forderungen wirklich mit ihm abgesprochen sei". Daraufhin habe Benedikt XVI. versichert, „dass das wirklich sein eigenes Ansinnen sei, dass diese Forderungen von uns erfüllt werden".

„Es geht dabei in ganz besonderer Weise um die Anerkennung der Rechtmäßigkeit der neuen Liturgie; zweitens geht es um die Tatsache, dass man wohl in Nuancen die eine oder andere Formulierung des Konzils diskutieren könne, aber die grundsätzliche Bereitschaft müsse von unserer Seite aus vorhanden sein, die Kontinuität anzuerkennen, also, das Zweite Vatikanum in der ungebrochenen Reihe aller anderen Konzilien und Lehraussagen der Kirche zu sehen. Und das geht also nun wirklich nicht." (rv)

Stichwort Bischofssynode zur Neuevangelisierung

Papst Benedikt XVI. hat für Oktober 2012 zur 13. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode eingeladen. Vom 7. bis 28. Oktober treffen hundert Bischöfe aus aller Welt und Delegierte aller Ostkirchen unter der Leitung des Papstes in Rom zusammen. Die Weltbischofssynode fällt damit in die Zeit des 50. Jahrestages der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 2012. Mit diesem Tag beginnt auch das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens". Die Vollversammlung der Synode steht unter dem Thema „Die Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens".

Thematische Grundlage für die Beratungen der Bischofssynode bildet ein Arbeitspapier aus dem Vatikan, das so genannte „Instrumentum laboris", das am 19. Juni 2012 erschienen ist. Auch Initiativen des 2010 gegründeten „Päpstlichen Rats zu Förderung der Neuevangelisierung" sollen in die Synode mit einfließen. Von deutscher Seite nehmen an der Synode der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode und der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst teil. Kardinal Joachim Meisner von Köln wurde direkt vom Papst als Synodenvater ernannt. Aus Österreich kommt – neben Kardinal Christoph Schönborn als ernanntem Synodalen – der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, aus der Schweiz der Bischof von Basel, Felix Gmür.

Was ist eine Bischofssynode?

Die Bischofssynode ist ein Beratungsorgan des Papstes, das 1965 von Papst Paul VI. durch das Motu Proprio Apostolica Sollicitudo eingerichtet wurde. Im Zug des II. Vatikanischen Konzils reifte die Idee der Synode als Element der kollegialen Beratung des Papstes durch die Bischöfe.
Papst Paul VI. am 22. September 1974 über die Bischofssynode:

„Sie ist eine kirchliche Einrichtung, die wir im Blick auf die Zeichen der Zeit, mehr aber noch mit dem Versuch, den göttlichen Plan und die Verfassung der katholischen Kirche in ihrer ganzen Tiefe zu deuten, nach dem II. Vatikanischen Konzil beschlossen haben mit dem Ziel, die Einheit und Zusammenarbeit der Bischöfe der ganzen Welt mit dem Apostolischen Stuhl durch gemeinsames Studium der Lage der Kirche und die einträchtige Lösung all jener Fragen bezüglich ihrer Sendung zu fördern. Sie ist kein Konzil, kein Parlament, sondern eine Synode besonderer Art."

In Fragen von gesamtkirchlichem Belang gibt es die „Ordentliche Generalversammlung". In aktuellen Belangen tritt die „Außerordentliche Generalversammlung" zusammen, die sich unter anderem aus den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zusammensetzt. In Fragen von regionaler oder thematischer Bedeutung gibt es die „Sonderversammlung".

Die Bischofssynode ist nicht entscheidungsbefugt und unterscheidet sich damit vom allgemeinen Konzil. Die Synode unterstützt den Papst bei der Bewahrung der Einheit der Gesamtkirche durch gegenseitige Information und Beratung im Bezug auf Glaube, Sitte und Disziplin. In der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode werden die Bischofskonferenzen je nach Größe durch gewählte Vertreter repräsentiert. Auch Delegierte der Ostkirchen und Ordensgemeinschaften nehmen an der Synode teil. Zuletzt gab es ein solches Zusammentreffen 2008 zum Thema „Das Wort Gottes im Leben und der Sendung der Kirche". Die Synode untersteht dem Papst direkt und unmittelbar. Er leitet sie selbst oder durch einen Delegierten und bestimmt den Gegenstand der Beratung. Als ständiges Organ im Dienst der Synode dient das Generalsekretariat. Unter Leitung eines vom Papst ernannten Generalsekretärs, stellt es eine Verbindung zwischen den verschiedenen Versammlungen der Synode her. (rv)

Vatikan: Prozessbeginn Ende September

Ende des Monats beginnt der Prozess gegen Paolo Gabriele. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Montag bekannt. Der frühere päpstliche Kammerdiener soll für den Diebstahl zahlreicher geheimer vatikanischer Dokumente verantwortlich sein. Mitangeklagt ist ein Informatiker aus dem Staatssekretariat, Claudio Sciarpelletti, wenn auch im weit geringerem Ausmaß. Prozessauftakt wird am 29. September um 9.30 Uhr sein, verfügte der Präsident des Tribunals der Vatikanstadt, Giuseppe dalla Torre. Schauplatz ist der Audienzsaal des Vatikangerichts, wenige Meter hinter dem Petersdom. Die Betroffenen seien bereits informiert, hieß es in der Mitteilung. Nach Vatikanrecht ist die Verhandlung öffentlich. Einer der beiden Verteidiger Paolo Gabrieles hatte sein Mandat Ende August wegen Meinungsverschiedenheiten in der Verteidigungslinie zurückgelegt. (rv)

Erzbischof Müller: Die Polarisierungen überwinden

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller will die Polarisierungen in der Kirche überwinden helfen. Das sagte er im Interview mit Radio Vatikan. Mitte September beginnt im Vatikan traditionsgemäß das Arbeitsjahr nach den Ferien, für Erzbischof Müller ist es das erste Jahr in dieser Position in Rom. Er war am 2. Juli zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt worden. Pater Bernd Hagenkord hat mit ihm gesprochen.

Herr Erzbischof, ganz neu ist Ihnen die Glaubenskongregation ja nicht, sie sind ja bereits Mitglied gewesen, aber seit etwas über 80 Tagen haben Sie das Amt des Präfekten inne. Sind Sie schon in Ihrem neuen Amt und in Rom angekommen?

„Mental bin ich glaube ich schon angekommen, aber die Bücher und manche Einrichtungsgegenstände müssen noch etwas warten. Aber letztlich kommt es ja darauf an, was man hier zu tun hat und welchen Einsatz man erbringt für die Kirche. Wir wissen ja, dass viele Vorurteile gegen diese Kongregation bestehen. Aber die haben wenig mit der Realität zu tun."

Die Kongregation hat auch schwierige Aufgaben, im Gespräch waren jetzt der Konflikt mit den US-amerikanischen Schwestern und andere Dinge. Haben Sie das Gefühl, dass Sie sich da schon eingearbeitet haben oder braucht das noch seine Zeit, bis die Dinge auf Ihrem Schreibtisch angekommen sind?

„Bei dem Posten, den ich erhalten habe, kann man nicht viel Zeit darauf verwenden, sich einzuarbeiten. Man muss glaube ich schon schwimmen können, bevor man ins Wasser geworfen wird. Es war ja kein völliger Neuanfang, als Bischof hat man ja auch viel mit diesen Fragen zu tun. Auch vorher schon als Theologe. Ich war ja auch fünf Jahre als Mitglied der Glaubenskongregation tätig, insofern sind mir die Themen, die hier ankommen, nicht unvertraut."

Auf Ihrem Schreibtisch liegen auch andere unschöne Dinge, so gehört auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in die Glaubenskongregation. Wie weit ist Ihrem Eindruck nach der Vatikan dabei?

„Wie immer sind wir an der Spitze: Es muss immer und überall um die Menschen gehen, die Opfer solcher furchtbaren Übergriffe geworden sind. Es muss auch um die Täter gehen, um vorbeugend – soweit das überhaupt möglich ist – tätig zu sein. Trotzdem muss auch die Würde des Täters gewahrt werden. Was in der Öffentlichkeit im Sinne von Lynchjustiz gefordert wird, das ist eine Rechtsvorstellung, die auf dem Niveau von Hexenprozessen stehen geblieben ist. In Sachen Missbrauch gehen unsere Glaubenskongregation und in vielen Ländern die einzelnen Bistümer sehr konsequent vor, und hier sind wir, wie ich glaube, beispielhaft."

Sie beginnen Ihr erstes Arbeitsjahr gleich mit dem Paukenschlag Bischofssynode, aber Sie haben sicherlich auch persönliche Vorstellungen. Was wäre Ihr persönlicher Wunsch für dieses erste Jahr?

„Ich habe persönlich natürlich Überlegungen angestellt, wie ich diesen Posten ausfüllen kann. Ich bin ja, so glaube ich, nicht vom Heiligen Vater hergerufen worden, um eine bürokratische Stelle zu besetzen, sondern als Theologe. Deswegen habe ich die Überlegungen angestellt, woran es im kirchlichen Leben krankt.
In vielen Ländern gibt es eine Polarisierung: Traditionalisten gegen Progressisten oder wie man das immer nennen mag. Das muss überwunden werden, wir müssen in der Kirche eine neue und grundlegende Einheit finden. Eine Einheit in Christus, nicht eine programmatisch hergestellte Einheit, die dann von einem Parteiredner beschworen wird. Wir sind nicht irgendwie eine menschliche Gemeinschaft um ein Parteiprogramm herum oder eine wissenschaftliche Forschergemeinschaft, sondern unsere Einheit ist uns geschenkt. Wir glauben an die eine in Christus geeinte Kirche. Und wenn man an Christus glaubt, wirklich glaubt, und die ganze kirchliche Lehre nicht nur instrumentalisiert und einzelne Punkte für seine eigene Ideologie herausgreift, sondern sich vorbehaltlos auf Christus einlässt, dann ist auch die Einheit der Kirche wichtig. Dann wird die Kirche nicht, so wie es in vielen Stellen der Heiligen Schrift heißt, durch Eifersucht und Geltungstrieb der einzelnen auseinander gerissen. Das ist eine Grundidee und ein Vorhaben von mir: die innerkirchlichen Spannungen zu reduzieren." (rv)

Die Abschiedsrede des Papstes beim Flughafen von Beirut

Wir dokumentieren die Verabschiedungsrede des Papstes beim Flughafen in Beirut, vom 16. September 2012.

Herr Präsident,
meine Herren Präsidenten des Parlaments und des Ministerrats,
Vertreter des Parlaments und der Regierung,
Eure Seligkeiten und Brüder im Bischofsamt,
werte Vertreter des öffentlichen und des religiösen Lebens,
liebe Freunde!

Da nun der Augenblick des Abschieds gekommen ist, verlasse ich mit Wehmut den geliebten Libanon. Ich danke Ihnen, Herr Präsident, für Ihre Worte und dafür, daß Sie zusammen mit der Regierung – deren Vertreter ich grüße – die Organisation der verschiedenen Ereignisse während meines Aufenthalts bei Ihnen durch die Leistung der verschiedenen Dienste des Staates und des privaten Bereichs auf bemerkenswerte Weise unterstützt haben. Ich danke auch Patriarch Bechara Boutros Raï und allen anwesenden Patriarchen sowie den orientalischen und lateinischen Bischöfen, den Priestern und den Diakonen, den Ordensmännern und Ordensfrauen, den Seminaristen und den Gläubigen, die sich aufgemacht haben, um mich zu empfangen. Mein Besuch war so, als wäre Petrus zu euch gekommen, und ihr habt mich mit der Herzlichkeit empfangen, die ein Wesenszug eurer Kirchen und eurer Kultur ist.

Mein Dank geht besonders an das ganze libanesische Volk, das ein schönes und reiches Mosaik darstellt und es vermocht hat, dem Nachfolger des Petrus durch den vielgestaltigen und besonderen Beitrag jeder Gemeinde seinen Enthusiasmus zu bekunden. Herzlich danke ich den ehrwürdigen Schwesterkirchen und den protestantischen Gemeinschaften. Ein besonderer Dank gilt den Vertretern der muslimischen Gemeinschaften. Während meines gesamten Aufenthalts konnte ich feststellen, wie eure Anwesenheit zum Gelingen meiner Reise beigetragen hat. Die arabische Welt und die ganze Menschheit werden gesehen haben, wie sich Christen und Muslime vereinen, um den Frieden zu feiern. Im Nahen Osten ist es Tradition, den Gast, der sich auf der Durchreise befindet, mit Aufmerksamkeit und Respekt zu empfangen; und das habt ihr getan. Dafür danke ich allen. Aber im Hinblick auf Achtung und Respekt habt ihr eine Ergänzung vorgenommen; sie ist mit einem dieser berühmten orientalischen Gewürze vergleichbar, das den Geschmack der Speisen bereichert: Eure Wärme und eure Herzlichkeit haben mir darauf Geschmack gemacht wiederzukommen. Dafür danke ich euch besonders. Möge euch Gott dafür segnen!

Während meines allzu kurzen Aufenthaltes, dessen Anlaß ja vor allem die Unterzeichnung und Übergabe des Apostolischen Schreibens Ecclesia in Medio Oriente war, konnte ich den verschiedenen Teilen eurer Gesellschaft begegnen. Es gab Gelegenheiten, die eher offiziellen Charakter hatten, und andere, die von größerer Vertraulichkeit geprägt waren, Augenblicke von großer religiöser Dichte und inbrünstigem Gebet, und noch weitere, die vom Enthusiasmus der Jugend geprägt waren. Ich danke Gott für diese mir gewährten Gelegenheiten, für die anspruchsvollen Begegnungen, die ich haben konnte, und für das Gebet, das von allen und für alle im Libanon und im Nahen Osten dargebracht wurde – jedes Gebet, unabhängig von seinem religiösen Ursprung oder dem religiösen Bekenntnis, aus dem es kommt.

In seiner Weisheit hat Salomon den König Hiram von Tyrus bewegt, zum Bau eines Haus für den Namen des Herrn, eines Heiligtums für immer (vgl. Sir 47,13), beizutragen. Und Hiram, an den ich bei meiner Ankunft erinnert habe, sandte Holz, das von Zedern aus dem Libanon stammte (vgl. 1 Kön 5,22). Mit Vertäfelungen aus Zedernholz, die mit eingeschnitzten Blütenranken verziert waren, wurde der Innenraum des Tempels ausgestattet (vgl. 1 Kön 6, 8). Der Libanon war im Heiligtum Gottes, gegenwärtig. Könnte der heutige Libanon, könnten seine Bewohner doch weiterhin im Heiligtum Gottes anwesend sein! Könnte der Libanon weiterhin ein Ort sein, wo die Männer und Frauen in Eintracht und in Frieden miteinander zu leben vermögen, um der Welt nicht nur das Zeugnis von der Existenz Gottes – das war das erste Thema der vergangenen Synode – zu geben, sondern ebenso das Zeugnis von der Gemeinschaft zwischen den Menschen – dem zweiten Thema der Synode wie es auch immer um ihre politische, gemeinschaftliche und religiöse Sensibilität steht!

Ich bete zu Gott für den Libanon, damit er im Frieden lebe und mutig allem widerstehe, was ihn zerstören oder bedrohen könnte. Ich wünsche dem Libanon, daß er weiterhin die Vielfalt religiöser Traditionen zuläßt und daß er nicht auf die Stimme jener hört, die sie verhindern wollen. Ich wünsche dem Libanon, daß er die Gemeinschaft unter allen seinen Bewohnern stärkt, was auch immer ihre Herkunft und Religionszugehörigkeit sei, indem er alles entschieden zurückweist, was zum Auseinanderbrechen führen könnte, und sich mit Entschlossenheit für die Brüderlichkeit entscheidet. Da gibt es gottgefällige Blüten, Tugenden, die möglich sind und für die es angebracht wäre, sie durch tiefere Verwurzelung zu festigen.

Die Jungfrau Maria, die von den Gläubigen der hier anwesenden Konfessionen mit frommer Hingabe und Zärtlichkeit verehrt wird, ist ein zuverlässiges Vorbild, um auf dem Weg zu einer gelebten und glaubwürdigen Brüderlichkeit voranzukommen. Das hat der Libanon gut verstanden, als er vor einiger Zeit den 25. März zum Feiertag erklärt hat und damit allen seinen Bewohnern gestattet, ihre Einheit in froher Gelassenheit leben zu können. Möge die Jungfrau Maria, deren alte Heiligtümer in eurem Land so zahlreich sind, euch weiterhin begleiten und inspirieren!

Gott segne den Libanon und alle Libanesen! Er möge nicht aufhören, sie an sich zu ziehen, um sie an seinem ewigen Leben teilhaben zu lassen! Er erfülle sie mit seiner Freude, seinem Frieden und seinem Licht! Gott segne den ganzen Nahen Osten! Auf jeden und auf jede von euch rufe ich aus ganzem Herzen die Fülle göttlicher Segnungen herab. لِيُبَارِك الربُّ جميعَكُم [Gott segne euch alle!].
(rv)

Ökumenisches Treffen mit dem Papst im Libanon

Vertreter christlicher Konfessionen haben den Papst am Sonntagnachmittag im Libanon getroffen. Bei der ökumenischen Begegnung sprachen sie über die Lage der Ökumene und die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Konfessionen im Nahen Osten. Unter den Teilnehmern des Treffens war auch der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan. In seinem Patriarchatssitz in Charfet fand die ökumenische Zusammenkunft statt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Younan, dass es die gemeinsame Aufgabe von Ost und West sei, auf eine Achtung der Religions- und Meinungsfreiheit hinzuarbeiten. Der Westen müsse den Christen im Orient helfen, bei internationalen Organisationen eine konsequente Haltung in Sachen Menschenrechte einzufordern. „Heuchlerisch" sei der Verweis von Europäern, dass im Nahen Osten ein anderes Denken gelte. Er warnte auch davor, die Schwierigkeiten im Dialog mit dem Islam zu unterschätzen. Hinsichtlich der christlichen Ökumene sei der Orient dem Westen voraus. „Als Getaufte im Nahen Osten können wir unseren Glauben nicht bezeugen, wenn wir nicht in echter Gemeinschaft leben", sagte der Patriarch. Man dürfe nicht „jammern und wie manche sagen, die Christen müssten sich wieder vereinen: Wir sind schon geeint", so Younan. Zugleich räumte er ein, auf pastoraler Ebene gebe es noch viel zu tun.

Hintergrund
Der Anteil der Christen im Libanon ist in den vergangenen acht Jahrzehnten von 54 auf jetzt rund 40 Prozent gesunken. Stärkste Gruppe ist die mit Rom verbundene maronitische Kirche. An zweiter Stelle stehen die Griechisch-Orthodoxen. Den Rest bilden griechisch-katholische Melkiten, Armenisch-Orthodoxe und katholische Armenier, Syrisch-Orthodoxe und Syrisch-Katholische, Assyrer und Chaldäer, Protestanten, Kopten und Römisch-Katholische. (rv)