Presseschau zum zweiten Reisetag

In der lateinamerikanischen Presse ist nach dem enthusiastischen Empfang für den Papst weiter sehr positiv über den Papstbesuch die Rede. Die ersten beiden Programmpunkte des Papstes am Samstag, der Höflichkeitsbesuch beim mexikanischen Präsidenten Felipe Calderon und der Gruß an die Kinder in Guanajuato, sind durch Presse, Fernsehen und Webnachrichtendienste über den ganzen Erdball verbreitet worden. Die Medienpräsenz übertrifft sogar die stets mit großer Aufmerksamkeit begleiteten Reisen Johannes Paul II..

Das Treffen des Papstes mit dem Staatspräsidenten ist ausführlich in der mexikanischen Presse verbreitet worden, wobei besonderes Gewicht auf die Nachricht gelegt wurde, dass über die Notwenigkeit, das neue Gesetz zur Regelung des Handels von Leichtfeuerwaffen (AAT) rasch zu verabschieden, große Einigkeit besteht. Ebenso intensiv wurde über das Treffen des vatikanischen Staatssekretärs Tarcisio Bertone mit politischen Autoritäten berichtet, das zeitgleich zum Treffen des Papstes mit Calderon stattfand. Bei dieser Begegnung fiel auf, dass weniger innenpolitische Themen angesprochen wurden, sondern vielmehr Themen wie der G20 und die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise.

Im Einzelnen:

A. M. – Las noticias como son
Die Zeitung öffnet mit einem Foto, das den Papst bei seinem Bad in der Menge bei seiner Ankunft zeigt. Besonderes Gewicht wird auf die Worte von Papst Benedikt während der Pressekonferenz auf dem Hinflug zum Drogenhandel gelegt, weitere Artikel sprechen von den zahlreichen, großteils jugendlichen Freiwilligen, die beim Papstbesuch aushelfen. Im Mittelteil erscheint ein großes Foto, das einen segnenden Papst Benedikt zeigt: „Herzlich willkommen Heiliger Vater und Freund. Danke dafür, dass du Friede und Freude in unsere Herzen getragen hast", so der Untertitel.

EL HERALDO
Auch El Heraldo zeigt sich begeistert. Ein ganzseitiges Fotos des Papstes wird übertitelt mit "Die Hoffnung im Dunkel. Benedikt" „Ich bete für die Opfer der Gewalt". Weitere Titel sind: Die Euphorie in Leon bei der Begrüßung des Papstes, Mexiko vertraut sich der Heiligen Jungfrau an, Religionsfreiheit: ein Grundrecht, und viele weitere Artikel, deren Duktus durchgehend enthusiastisch ist.

CORREO
Eine weitere Zeitung bebildert die Ankunft des Papstes, der die ihn erwartende Menge am Flughafen begrüßt. Das Foto ist betitelt: Ich bin glücklich, hier zu sein – „Gebet für die Opfer".
Im Innenteil findet sich ein offener Brief eines Opfers von Missbrauch durch Padre Maciel, den Gründer der Legionäre Christi.
Weitere Fotos, die unter dem Motto stehen „Ich komme als Pilger der Nächstenliebe", sind in einer Beilage abgedruckt.
In den Nachrichten aus der Welt gibt es noch einen Hinweis auf die Worte des Papstes: „Der Marxismus auf Kuba hat nicht funktioniert".

MILENIO
Die Zeitung legt den Hauptakzent auf den Aspekt des Drogenhandels. Auf der ersten Seite werden die Worte des Papstes wiedergegeben, mit denen er die katholische Kirche in der Verantwortung sieht, alles Mögliche gegen den Drogenhandel zu unternehmen und hofft, dass die Idolatrie der Drogen demaskiert werde. Auch dieses Blatt wirft einen Blick nach Kuba und führt die Worte des Papstes im Zusammenhang mit dem Marxismus an. Weitere Themen sind die Begrüßungsworte des mexikanischen Präsidenten, in denen er die Gewalt im Land, aber auch die Religionsfreiheit anspricht. Im Innenteil werde diese und weitere Themen vertieft. Die Weiterreise des Papstes zu seiner Residenz Miraflores ist dabei ebenso Thema wie der Enthusiasmus bei seiner Ankunft am Flughafen – 700.000 Besucher säumten den Weg des Papstes vom Flughafen nach Leon – und die extremen Sicherheitsvorkehrungen, die für den Papstbesuch getroffen worden sind. (rv)

Weiter nach Kuba: „Kubas Kirche wirkt im Innern“

Welchen Akzent wird Papst Benedikt XVI. auf Kuba setzen, wo er am Montag eintreffen wird? Erzbischof Angelo Becciu vom vatikanischen Staatssekretariat war zwischen 2009 und 2011 Päpstlicher Nuntius auf Kuba und ist aktuell mit dem Papst in Lateinamerika unterwegs. Das Verhältnis zwischen Heiligem Stuhl und kubanischem Staat sei „immer gut" gewesen, gibt der Erzbischof im Interview mit dem vatikanischen Fernsehsender CTV an. Er verweist dabei auf die ein dreiviertel Jahrhundert währenden diplomatischen Beziehungen beider Staaten. Die „wahre Messlatte" für ihr Verhältnis seien jedoch die Beziehungen zwischen kubanischer Kirche und der Landesführung, sagte der Kuba-Experte:

„Insbesondere mit Papst Johannes Paul II. sind die Beziehungen sehr viel reibungsloser und effizienter geworden, denn Kubas Kirche hat heute einen größeren Aktionsraum. Sie ist sozusagen aus der Sakristei herausgekommen, wohin sie verbannt war, und hat eine größere Aktivität im Bereich der Katechese und im karitativen Bereich entwickelt. Das ist es vor allem, was die Kirche groß gemacht hat, ihr Einsatz wurde zum Anziehungspunkt für viele Menschen, die sich von ihr abgewandt hatten oder sie erst gar nicht kannten. Kurz gesagt: es gibt einen ehrlichen Dialog, in dem die Kirche den Regierenden das sagen kann, was sie denkt und was sie zum Wohl des kubanischen Volkes verwirklicht sehen will."

Auch wenn sich in einem Teil des politischen Lagers hartnäckig Widerstand gegen die Kirche gehalten habe, habe Papst Johannes Pauls Besuch auf Kuba viel Misstrauen abbauen können, blickt der Nuntius auf die vergangenen Jahre zurück. Benedikts Vorgänger besuchte die Insel im Jahr 1998. Bei vielen kubanischen Politikern hat es laut Becciu eine regelrechte „Verhaltensänderung" gegeben. Er selbst habe Mitglieder der Nationalversammlung getroffen, die die soziale Arbeit der Kirche durchaus wertschätzten, erzählt der Erzbischof: Sie begriffen das „genuine Anliegen der Kirche" als verwandt mit eigenen Überzeugungen:

„Zwei Mitglieder der kubanischen Nationalversammlung haben mir gegenüber einmal ihre Bewunderung der katholischen Kirche zum Ausdruck gebracht. Sie waren beeindruckt von der karitativen Arbeit des Ortspfarrers, der Armen zu essen gab. Einer von ihnen erzählte dann, er habe mit einem Parteigenossen über die Frage diskutiert, ob man diese Arbeit der Kirche erlauben und ob sie nicht exklusiv dem Staat vorenthalten bleiben sein solle. Er selbst war dagegen und sagte: ,Warum tun wir diese Arbeit nicht? Seien wir doch zufrieden mit diesen Werken der Kirche!’"

Überzeugend sei etwa der Einsatz der Kirche auf Kuba im Jahr 2008 nach dem schweren Hurrikan gewesen, so der Erzbischof. In dieser Notsituation hätten Kirche und Staat im Übrigen auch zusammengearbeitet, um Verletzte und Obdachlose zu unterstützen. Dass der Spielraum der Kirche auf Kuba aufgrund eingeschränkter Mittel und Rechte sehr eingeschränkt ist, ist dem Vatikanvertreter natürlich auch klar. Er deutet die Unbeirrbarkeit von Kubas Kirche jedoch als Faszinationspunkt:

„Auch wenn der Kirche Mittel vorenthalten werden und sie keine Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen halten darf, setzt sie ihren Weg fort, der durch Gottes Geist und der Kraft des Evangeliums erfüllt ist. Und das hat das Herz vieler Menschen verändert, die die Kirche heute bewundern."

Lateinamerika spiele mit seinem hohen Katholikenanteil eine entscheidende Rolle in der Weltkirche, erinnert der Erzbischof weiter. Papst Benedikt hatte bei seiner Ankunft in Mexiko den Kontinent als eine Art „Hoffnungsmotor" für die Welt umschrieben: Hoffnung verändert das Leben, sagte Benedikt, und zwar ganz konkret. Der Besuch des Papstes in Lateinamerika könne bei den Katholiken dort diese Kraft des Glaubens wieder vergegenwärtigen, fügt Becciu an, der auch an das Problem der Sekten denkt:

„Wir wissen, dass in Lateinamerika Sekten und neue religiöse Vereinigungen ein Problem darstellen. Viele lassen sich von diesen neuen Gruppen verführen, die wir nur schwer ,kirchlich‘ nennen können. Das Phänomen nährt sich aber durch Christen und Katholiken, die die Kirche verlassen. Für diese Menschen kann es eine Hilfe sein, die Worte des Papstes zu hören und seine Anwesenheit zu spüren, um der wahren Kirche treu zu bleiben." (rv)

Mexikanischer Kardinal: „Papst stärkt unsere Identität“

Die Papstreise steht auch im Zeichen der Unabhängigkeitsfeiern in Lateinamerika. Aus kirchlicher Sicht stand die Unabhängigkeitserklärung Mexikos im Jahr 1821 ja zunächst unter einem ungünstigen Stern: So unterstützte die katholische Kirche die Kolonialmacht Spanien und exkommunizierte mit dem Priester Miguel Hidalgo und Jose Maria Morelos zwei führende Gestalten der Unabhängigkeitsbewegung. Vor diesem Hintergund dürfte es für die mexikanischen Katholiken besondere Symbolkraft haben, dass der Papst seine Visite im Dezember bei einem Gottesdienst ankündigte, der dem Gedenken an die Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten gewidemet war.

Der mexikanische Kurienkardinal und emeritierte Präsident des Päpstlichen Gesundheitsrates, Javier Lozano Barragán, sagte dazu im Interview mit Radio Vatikan:

„Der Papstbesuch richtet sich an ganz Lateinamerika, nicht nur an das mexikanische Volk, denn der Papst ist ja auch wegen den Unabhängigkeitsfeiern der Völker dort vor Ort. Benedikt kommt, um unsere Identität zu bestärken und uns der Zukunft zu öffnen."

Der „Parque Guanajuato Bicentenario", in dem Benedikt XVI. in wenigen Stunden die große Messe mit Gläubigen feiert, wurde eigens für die Jubiläumsfeiern angelegt. Der geistliche Höhepunkt der Mexiko-Station des Papstes findet in Mexiko am Morgen statt, nach europäischer Zeit ist dann Sonntagabend.
Neben der spirituellen Stärkung des ganzen Kontinentes kann der Papstbesuch in Mexiko auch Anstoß dazu sein, die internationale Verflechtung des Landes hervorzuheben und einmal „genauer" hinzusehen, meint Kardinal Barragán. Er nennt Beispiele:

„Was die sozialen Probleme Mexikos betrifft, die mit der Weltwirtschaftskrise zu tun haben: die sind nicht geringer als die in Europa. Unser Wirtschaftswachstum lag im Jahr 2011 allerdings bei 2,5 Prozent, das ist in keinem Land in Europa so passiert. Es wäre also falsch zu sagen, soziale Probleme und Mexiko gehören zwangsläufig zusammen. Unser Problem ist die weltweite Drogenmafia, die sich in Mexiko konzentriert. Mexiko hat eine 3.500 Kilometer lange Grenze mit den Vereinigten Staaten, es gibt ungefähr 20 Millionen Drogenkonsumenten. Hier kommen die wichtigsten Drogenbosse der Welt hin, mit denen leider auch der Waffenhandel erblüht ist. Das ist ein sehr ernstes Problem, wie auch die Geldwäsche in den Vereinigten Staaten und der Menschenhandel. All das ist gegen das menschliche Leben, gegen die nationale Souveränität. Der Papstbesuch ist also ein Anlass, unsere internationalen Beziehungen grundlegend zu prüfen, um auf dem Weg des Lebens zu bleiben." (rv)

Benedikt XVI. in León: „Tragt Geist von Aparecida weiter“

Geistlicher Höhepunkt am zweiten Tag des Papstes in Mexiko: die große Freiluftmesse mit mehreren Hunderttausend Gläubigen im Parco Bicentenario. Mit dem Papst konzelebrierten rund 250 Kardinäle und Bischöfe sowie rund 3.000 Priester, die mexikanischen Bischöfe sowie die Vorsitzenden der 22 lateinamerikanischen und karibischen Bischofskonferenzen. Ebenso waren Bischöfe vom gesamten amerikanischen Kontinent vertreten. Christine Seuß berichtet.

Die summende Erwartung, die sich unter den teilweise seit gestern Abend schon versammelten Gläubigen ausgebreitet hatte, wich froher Ehrfurcht, als der Papst am Sonntagmorgen Ortszeit in León seine Messe begann. 60 Musiker und 200 Chorsänger untermalten die Liturgie. Gläubige, die keines der heiß begehrten Tickets für die Messe mehr ergattern konnten, verfolgten alles auf großen Bildschirmen. Mit den Worten „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz" aus Psalm 51,12 blickte der Papst in seiner Predigt auf das kommende Osterfest voraus.

„Dieser Ausruf macht uns die Intensität deutlich, mit der wir uns vorbereiten müssen, um nächste Woche das große Geheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn zu feiern. Das Wort führt uns auch dazu, tief in das menschliche Herz zu schauen, besonders in den Zeiten, in denen Schmerz und Hoffnung beieinander liegen, wie sie das mexikanische Volk und auch die anderen Völker Lateinamerikas gerade durchleben."
Bei seiner Ankunft habe er „ganz nah" das Christkönigsmonument auf dem Gipfel des Cubilete gesehen, erzählte der Papst, der bei dieser Reise ein Mosaik mit einem Christkönig-Motiv für den Wallfahrtsort stiftet. Der Papst erinnert in dem Kontext an seinen Vorgänger auf dem Stuhl Petri, der Mexiko mehrmals besuchte:
„Der selige Papst Johannes Paul II. konnte auf seinen Reisen in euer Heimatland diesen für den Glauben des mexikanischen Volkes symbolträchtigen Ort nicht besuchen, obwohl er es sich sehnlichst gewünscht hatte. Sicher wird er sich heute vom Himmel aus freuen, dass mir der Herr die Gnade gewährt hat, jetzt mit euch zusammen zu sein, so wie er auch die vielen Millionen Mexikaner gesegnet hat, die kürzlich seine Reliquien in allen Regionen des Landes verehrt haben."
Im Bicentenario-Park würdigte Papst Benedikt XVI. weiter die Unabhängigkeit, die das Land vor 200 Jahren erlang. Die mexikanische Nation habe „viele verschiedene Elemente in einem doch gemeinsamen Ziel und Streben geeint", so der Papst:
„Wollen wir auch heute Christus um ein reines Herz bitten, wo er Wohnung nehmen kann als Fürst des Friedens dank der Macht Gottes, die die Macht des Guten ist, die Macht der Liebe."

„Die Müdigkeit des Glaubens überwinden"

Mit Blick auf das historische Bischofstreffen von 2007, das Benedikt XVI. selbst eröffnet hatte, rief der Papst zu einer erneuten Evangelisierung des Kontinents auf. Auch in Lateinamerika gelte es dem Glauben neuen Schwung zu verleihen, so der Papst:

„Die Misión Continental, die jetzt von Diözese zu Diözese auf diesem Kontinent durchgeführt wird, hat genau das Ziel, diese Überzeugung zu allen Christen und kirchlichen Gemeinschaften zu bringen, damit sie der Versuchung eines oberflächlichen und gewohnheitsmäßigen, manchmal bruchstückhaften und unzusammenhängenden Glaubens widerstehen. Auch hier muss man die Müdigkeit des Glaubens überwinden und die Freudigkeit des Christseins, des Getragenseins von dem inneren Glück, Christus zu kennen und seiner Kirche zuzugehören, wiedererkennen‘".
Das kommende „Jahr des Glaubens", das Benedikt selbst initiierte, sei für die gesamte Kirche Aufforderung zu einer „echten und erneuerten Umkehr zum Herrn", so der Papst. Das Glück des Glaubens verleihe auch die nötige Kraft, die es brauche, um Christus auch „in bedrängenden Situationen menschlichen Leidens" zu dienen, so der Papst weiter.

Abschließend bat Benedikt XVI. die Jungfrau Maria um Schutz und Fürsprache für „ihre geliebten Söhne und Töchter in Mexiko und Lateinamerika,…

„… damit Christus in ihrem Leben herrsche und ihnen helfe, mutig den Frieden, die Eintracht, die Gerechtigkeit und die Solidarität zu fördern. Amen." (rv)

Mexiko: Presseschau

Mit vielen Farbfotos und Sonderbeilagen haben die mexikanischen Zeitungen am Freitag vor der Ankunft des Papstes über den Besuch aus Rom berichtet. „Willkommen", titelt „A.M.-Las noticias como son" auf Seite eins unter einem riesigen Foto Benedikts. Im Innenteil beschäftigt sich das Blatt vor allem mit den Sicherheitsvorkehrungen – eine Schlagzeile lautet „Der Papst wird eingekesselt" – und mit den durchweg hoffnungsvollen Erwartungen der Menschen in León. Die Zeitung schätzt, dass bis zu 600.000 Menschen an der Messe des Heiligen Vaters im „Parco del Bicentenario" teilnehmen werden.

„Benedictus – Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn." Diese Schlagzeile hat sich der „Heraldo" aus León einfallen lassen. Die erste Seite zeigt ein Foto der zentralmexikanischen Stadt und nennt sie „León, ein Heiliger Stuhl". Doch ein Artikel beschäftigt sich auch mit dem Thema „Ein Besuch in schwieriger Zeit"; der Papst treffe auf ein erschöpftes Land, in dem die Armen immer ärmer, die Reichen hingegen immer reicher würden. „El Heraldo" vermerkt auch einen Hackerangriff auf die Webseiten, die sich mit der Papstreise beschäftigen, darunter auf die Seite benedictomexico.mx, die die Bischofskonferenz des Landes eingerichtet hat. Die Menschen im Bundesstaat Guanajuato erhofften sich vom Papst „eine Botschaft der Hoffnung und der Versöhnung" sowie klare Worte gegen Ungerechtigkeit, Elend und Drogenhandel.

Gewohnt kritisch positioniert sich die Zeitung „Milenio": Sie sieht den Papst in einer derzeit „polemischen Phase" nach Mexiko kommen. Benedikt XVI. treffe auf ein Land, das sich in einer Debatte über eine Verfassungsreform befinde und mitten im Wahlkampf stecke. Zudem überschatteten unbeachtete Missbrauchsvorwürfe gegen den Ordensgründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado, die Reise, meint „Milenio". Es sei schade, dass es nicht zu einem Treffen Benedikts mit Missbrauchsopfern von Marcial Maciel komme. Der Vatikan weist darauf hin, dass keine Bitte um ein solches Treffen bei den mexikanischen Bischöfen eingegangen sei. Auf der Titelseite zitiert das Blatt aus einer Umfrage: „72 Prozent der Mexikaner hoffen, dass der Papst über die Gewalt im Lande spricht."

„El Universal" stellt den „Papst, der aus Deutschland kommt", in einem ausführlichen Porträt vor. Seine Reise nach Lateinamerika sei eine „religiöse Herausforderung", denn Themen des Kontinents wie eine Legalisierung von Abtreibung und die rechtliche Aufwertung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, wie es sie etwa in Mexiko-Stadt gibt, beunruhigten den Vatikan.

Mit einem großen „Bienvenido" auf der Titelseite begrüßt „El Sol de Leon", die führende Lokalzeitung in der Gastgeberstadt, den Papst. Sie lässt den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Christopher Pierre, die erwartete zentrale Botschaft des Besuches so zusammenfassen: „Der Wunsch, in einer Gemeinschaft zu leben, ist größer als die Gewalt."

„Benedictus" heißt ein Papstreise-Sonderheft, das in diesen Tagen an jedem Kiosk im Bundesstaat Guanajuato angeboten wird. Es stellt ausführlich das Programm der Reise vor und bietet Interviews mit den zivilen und religiösen Autoritäten aus Guanajuato, León und Silao – also den drei Städten, die Benedikt XVI. in Mexiko besucht. (rv)

Lombardi in Mexiko: „Religiosität des Herzens“

Es war ein fulminanter Auftakt mit ganz viel „Herz": Hunderttausende Menschen haben Papst Benedikt XVI. am Freitag bei seiner Ankunft im zentralmexikanischen Bundesstaat Guanajuato jubelnd empfangen.

Die Herzlichkeit und Begeisterung, mit denen die mexikanischen Gläubigen den Papst empfingen, zeugten von einer „Religiosität des Herzens", sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi im Interview mit unserem Kollegen vor Ort:

„Ich erinnere mich, dass auch bei den Reisen Papst Johannes Paul II. diese Mauern aus stetig feiernden Menschen entlang der Straßen standen. Das erzählt uns etwas von der herzlichen Teilnahme dieses großen Volkes am Papstbesuch. Der Heilige Vater hat im Flugzeug vom ,Herzen‘ gesprochen und gesagt, dass in einer echten Religiosität immer auch ein Bereich des Herzens da sein muss, nicht nur der des Geistes. Das ist sicher die marianische und volkstümliche Dimension der mexikanischen Religiosität, die es zu schützen und zu reinigen gilt – es ist eine Religiosität des Herzens, und das sieht man."

Der Papst war in seiner Begrüßungsrede am Flughafen auch auf das Problem des organisierten Verbrechens in Mexiko zu sprechen gekommen. Seit 2006 sollen laut Angaben von Menschenrechtsorganisationen über 50.000 Menschen dem Drogenkrieg zum Opfer gefallen sein. Gerade vor diesem Hintergrund kommt Benedikt XVI. als „Pilger des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe" – die päpstliche Botschaft falle in den mexikanischen Herzen auf fruchtbaren Boden, so Pater Lombardi:

„Der Papst kennt gut die Umstände, unter denen das mexikanische Volk lebt. Es gibt hier die Gewalt, das tägliche Blutvergießen unzähliger Menschen, das sehr betroffen macht. Es gibt viele Menschen, die ihre Angehörigen, Kinder und Lieben verloren haben. Dieses Thema betrifft jeden. Der Papst will die Menschen zum Glauben ermutigen, dass sie etwas tun können, um ihre eigene Situation zu verändern."

Auch die Religionsfreiheit in Mexiko war in der ersten Papstansprache am Samstag Thema. Die Katholiken müssten „Sauerteig" in der Gesellschaft sein, zu den grundlegenden Menschenrechten gehöre das Recht auf umfassende Religionsfreiheit, erinnerte der Papst. Erst Anfang der 90er Jahre war der katholischen Kirche in Mexiko dank einer Verfassungsreform der Status einer Rechtspersönlichkeit und damit mehr gesellschaftliche Wirkungsmacht zugesprochen worden. Pater Lombardi geht auch auf den aggressiven Antiklerikalismus in der Zeit des Bürgerkrieges von 1926 bis 1929 ein; Papst Pius XI. hatte der Christenverfolgung in dieser Zeit allein drei Enzykliken gewidmet, in denen er die Gewalt gegen Priester und die Unterdrückung der katholischen Kirche in Mexiko anprangerte.

„Mexikos Kirche hat graduell an Wirkungsspielraum zurück gewonnen, in einem Land, dass laizistisch, doch zugleich demokratisch sein will. Religionsfreiheit heißt nicht nur Kultfreiheit, sondern auch Ausdrucksmöglichkeiten in öffentlicher und gemeinnütziger Form. Das Land hat ja hinsichtlich dieses Themas eine konfliktreiche und spannungsgeladene Geschichte: Es gab Moment großer Unterdrückung und auch des Martyriums der Gläubigen. Man hat jedoch einen langen Weg der Versöhnung beschritten, und Johannes Paul II. hat hier in den vergangenen Jahrzehnten einen großen Beitrag geleistet! Er hat dabei geholfen, die diplomatischen Beziehungen zwischen Mexiko und dem Heiligen Stuhl wieder aufzunehmen."

Papst Johannes Paul II. Besuch in Mexiko im Jahr 1979 – der erste von Benedikts Vorgänger – hatte eine Wende im mexikanischen Staat-Kirche-Verhältnis in Mexiko eingeleitet: Dem jungen Papst aus Polen gelang es, hunderttausende Mexikaner zu mobilisieren, was die katholische Kirche bis heute selbstbewusster und mutiger werden ließ, zum Beispiel beim Ansprechen sozialer Missstände und auch politischer Maßnahmen, um diese zu lösen. So ist zum Beispiel das harsche Vorgehen des mexikanischen Präsidenten Felipe Calderon gegen die Drogenmafia im eigenen Land bei der Kirche nicht unumstritten. Erst in diesen Tagen noch hatte der Bischof von Saltillo, Raul Vera Lopez, schwere Rechtsverstöße und Menschenrechtsverletzungen beim Kampf der Regierung gegen das organisierte Verbrechen beklagt. (rv)

Vatikan/Kuba: „Papstbesuch wird Demokratisierungsprozess anstoßen“

Der Papstbesuch auf Kuba wird den Demokratisierungsprozess in dem sozialistischen Land anstoßen. Davon zeigt sich der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa" überzeugt. Dass die Visite von der kubanischen Regierung politisch instrumentalisiert werden könnte, glaubt Bertone nicht. Die Regierung und das kubanische Volk würden im Gegenteil größte Anstrengungen unternehmen, um den Papst mit der ihm gebührenden Hochachtung zu empfangen, fügt Bertone an. Seit dem historischen Besuch von Papst Johannes Paul II. auf Kuba hätten sich Dialog und Kooperation zwischen Kubas Staat und Kirche verbessert, so der Kardinalstaatssekretär. Als konkretes Beispiel nennt Bertone die verbesserte Priesterausbildung. Viel zu tun gebe es allerdings noch im Bereich der kirchlichen Schulen und Einrichtungen. Papst Johannes XXIII. hatte den damaligen kubanischen Revolutionsführer 1962 exkommuniziert, nachdem dieser die Verstaatlichung aller katholischen Schulen und Krankenhäuser angeordnet hatte. (rv)

Neue „Gebrauchsanweisung“ für die Vatikanbibliothek

Es ist so etwas wie ein Schlüssel zu jahrtausendaltem Wissen: Das neue Handbuch zum Handschriften- und Münzkundebestand der Vatikanbibliothek. Zwölf Jahre lang haben der Direktor der vatikanischen Handschriftenabteilung, Paolo Vian, und der Altphilologe Francesco D’Aiuto an dem zweibändigen Werk gearbeitet; jetzt wurde es publiziert.

Immer zugänglicher wird sie, die Handschriftensammlung der Vatikanbibliothek. 80.000 Dokumente umfasst sie, darunter einige der seltensten Manuskripte der Welt, die ältesten davon aus dem 4. Jahrhundert. Vor gut einem Jahr hatte man mit der Digitalisierung der Bestände begonnen, „Konservierung" war das Anliegen. Das neue Handbuch hilft dem Besucher beim „Finden", erklärt Cesare Pasini, Direktor der Vatikanbibliothek, im Interview mit uns.

„Es ist eine Berufung, diese Bestände zu öffnen. Wir sagen oft: Konservieren wir diese Werke der Menschheit für die Menschheit. Aber wie soll man sie öffnen, wenn man nicht Instrumente dafür an die Hand gibt? Genau das ist unsere Tradition und unsere Mission. Es ist schön, den Menschen dabei zu helfen, sich Wissen anzueignen. Zuallererst helfen wir natürlich Wissenschaftlern, darunter einige, die schon vertraut sind mit der Bibliothek, aber auch eben jene, die sich die Sammlung neu erschließen und dabei unsere Hilfe brauchen. Niemand will die Bestände einer Bibliothek unter Verschluss halten; das würde dem Geist der Einrichtung widersprechen."

Nach Geheimniskrämerei und exklusivem Wissensverschluss hört sich das freilich nicht an. Im Gegenteil: Schon dem Bibliotheksgründer Papst Nikolaus V., der die Handschriftensammlung im Jahr 1447 begann, habe es am Herzen gelegen, die Bibliothek „dem allgemeinen Gebrauch von Männern der Wissenschaft" zur Verfügung zu stellen. Pasini:

„Dieser damals erste – ja grundlegende und grandiose – Schritt dieses Papstes ist mit der Zeit zu einer immer größeren Bereitschaft (zur Öffnung, Anm. d. Red.) geworden – was die Öffnungszeiten der Bibliothek angeht, die Besucher aus aller Welt und eben die Instrumente, mit denen man sich die Bibliothek erschließen und in ihr etwas suchen kann. Das Handbuch, das jetzt veröffentlicht wurde, komplettiert sozusagen diesen Weg der Hilfestellung und Öffnung, den die Bibliothek beschreiten will." (rv)

Papst beruft Mixa in Gesundheitsrat

Papst Benedikt gibt dem früheren Augsburger Bischof Walter Mixa eine neue Aufgabe: Er berief ihn an diesem Mittwoch als Mitglied in den Päpstlichen Gesundheitsrat. Der 1941 in Oberschlesien geborene Mixa war katholischer Militärbischof, Bischof von Eichstätt und schließlich von 2005 bis 2010 Bischof von Augsburg. Nach anhaltenden Medienberichten über Misshandlung von Jugendlichen und Veruntreuung von Geldern bot er am 21. April 2010 dem Papst seinen Rücktritt an, um – so wörtlich – „weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen". Am 8. Juli desselben Jahres wurde Konrad Zdarsa Mixas Nachfolger in Augsburg.

Der Päpstliche Rat, der besonders die Koordinierung der Seelsorge an kranken Menschen im Blick hat, wurde 1985 von Johannes Paul II. begründet. Die Mitglieder beraten den Präsidenten und die geschäftsführenden Mitarbeiter in ihrer Aufgabe, die Seelsorge an Kranken und die Arbeit der weltweit rund 120.000 katholischen Einrichtungen im Gesundheitswesen zu begleiten. Jedes Jahr im Dezember veranstaltet das Dikasterium eine Fachtagung im Vatikan. Präsident des Rates ist Erzbischof Zygmunt Zimowski, Sekretär ist Jean-Marie Musivi Mupendawatu. Zusammen mit Bischof Mixa wurde der Erzbischof von Durban/Südafrika, Kardinal Wilfrid Fox Napier, neu in den Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst berufen.

Der emeritierte Bischof Walter Mixa wohnt in Gunzenheim im Bistum Eichstätt und arbeitet dort in der Seelsorge mit. Sein Rücktritt war im Frühjahr 2010 unter öffentlichem Druck erfolgt. In unbestätigten Zeitungsberichten wurde ihm vorgeworfen, er habe ein Alkoholproblem und sei jungen Klerikern gegenüber zudringlich geworden. Ferner gab es Anschuldigungen, Mixa habe als Stadtpfarrer im bayerischen Schrobenhausen in den 70er und 80er Jahren Heimkinder geschlagen. Auch habe es in einer von ihm betreuten Waisenhausstiftung finanzielle Unregelmässigkeiten gegeben. Im Mai 2010 erklärte ein Untersuchungsbericht die Vorwürfe bezüglich der Heimkinder im Wesentlichen für zutreffend; Mixa hingegen beteuerte seine Unschuld. (rv)

„Papst wird über Drogenkrieg und Korruption sprechen“

Benedikt XVI. wird auf seiner Reise nach Mexiko, die er in dieser Woche antritt, unter anderem über den Drogenkrieg und über Korruption sprechen. Das kündigte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in einem Interview mit dem mexikanischen Fernsehen an. Dem Papst gehe es darum, dass sich vor allem die Jugendlichen in Mexiko nicht entmutigen oder von schnellem Geld anlocken ließen. Ein weiteres wichtiges Thema für den Papst werde während seiner Reise der Schutz des menschlichen Lebens und der Institution der Ehe sein.

Auch der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga erwartet sich von Benedikt XVI. in Mexiko „eine klare Ansage" an „Drogenhändler, die sich für katholisch ausgeben". Das sagte der Präsident von „Caritas International" im Interview mit der Nachrichtenagentur afp. Mit Blick auf Benedikts Weiterreise nach Kuba meinte der Kardinal, er erhoffe sich „eine Freilassung aller politischen Gefangenen und eine weitere allmähliche Öffnung, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in politischer und sozialer Hinsicht". Nach Ansicht des kubanischen Regimes gibt es im Land keine politischen Gefangenen mehr; oppositionelle Quellen sprechen hingegen von ungefähr fünfzig Häftlingen, die aus politischen Gründen auf Kuba in Haft seien.

In Mexiko, der ersten Etappe von Benedikts Lateinamerikareise, sollen in der Stadt Leon über 13.000 Sicherheitskräfte für die Sicherheit des Papstes sorgen. Das meldet eine mexikanische Online-Zeitung. Leons Erzbischof Jose Guadalupe Martin Rabago rief die Gläubigen auf, ohne Angst an den Papstveranstaltungen teilzunehmen. Seit 2006 kamen laut Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen mehr als 50.000 Menschen im mexikanischen Drogenkrieg ums Leben. Der Schwerpunkt der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Mafia sowie den rivalisierenden Banden untereinander liegt allerdings im Norden des Landes. (rv)