Vatikan/D: Neuer Bischof für Görlitz

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag Wolfgang Ipolt zum neuen Bischof von Görlitz ernannt. Ipolt, 1954 in Gotha geboren und seit 2004 Leiter des Erfurter Priesterseminars, folgt Konrad Zdarsa nach. Zdarsa war im Juli 2010 zum Bischof von Augsburg ernannt worden. Das Bistum Görlitz ist mit rund 30.000 Katholiken das zahlenmäßig kleinste in Deutschland. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hob in einem Gratulationsschreiben Ipolts „tiefe Glaubensüberzeugung" und „reiche seelsorgerliche Erfahrung" hervor. „Gerade in der Zeit des Kommunismus, als das kirchliche Leben in der damaligen DDR an seiner Entfaltung gehindert wurde, entschlossen Sie sich, dem Ruf Gottes zu folgen", betonte Zollitsch. Er bat den designierten Bischof, „die guten Kontakte der deutschen Katholiken in das Nachbarland Polen zu pflegen". Auch der Görlitzer Diözesanadministrator Hubertus Zomack erklärte, das Bistum erhoffe sich von seinem künftigen Bischof eine Fortführung der Verbindungen mit Polen „in bewährter Weise" sowie „neue Impulse in der Seelsorge".

Ipolt sagte auf Anfrage, seine Bischofsweihe sei noch vor dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. geplant, der vom 22. bis 25. September stattfindet. Der genaue Termin stehe jedoch noch nicht fest. Er kündigte an, die Brückenfunktion der Görlitzer Bischöfe vor allem zu Polen fortführen zu wollen. Als seine wichtigste Aufgabe im Bistum Görlitz bezeichnete es der künftige Bischof, die Christen zu ermutigen, ihren Glauben auch in der extremen Minderheitenlage weiterzugeben.

Ipolt wurde am 30. Juni 1979 in Erfurt zum Priester geweiht und war von 1979 bis 1983 Kaplan in Worbis und von 1983 bis 1985 Kaplan in der Berliner Corpus Christi-Gemeinde. 2001 wurde er zum nichtresidierenden Domkapitular des Erfurter Domkapitels ernannt, Ende 2004 zum Leiter des Erfurter Priesterseminars, der einzigen Priesterausbildungsstätte im Gebiet der ehemaligen DDR. (rv)

San Marino: Papstbesuch stärkt in Krisenzeiten

Papst Benedikt XVI. besucht am Sonntag die Diözese San Marino-Montefeltro. Auf dem Programm stehen ein Gottesdienst im Stadion des Kleinstaates, ein Treffen mit der Regierung der Republik San Marino und eine Begegnung mit Jugendlichen im italienischen Teil des Bistums. Der Bischof der Diözese, Luigi Negri, rechnet mit rund 22.000 Teilnehmern bei den Feierlichkeiten. Das würde bedeuten, dass jeder dritte Sanmarinese den Papst sehen wolle, sagte Negri bei einem Treffen mit Politikern der Republik.

Die Menschen seien im Grunde ihres Herzens gläubig – trotz aller Schwierigkeiten in einer säkularen Welt, betonte der Ortsbischof von San Marino und dem italienischen Bistumsteil Montefeltro im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Diese Menschen hier wurden tief getroffen von der Welle des Säkularismus und des Anti-Katholizismus. Mir scheint, dass diese Welle in gewisser Weise die Vernunft für sich gewinnt. Auch wenn die Menschen also im Herzen den Glauben spüren, mit dem Verstand argumentieren sie, denken sie mit den Massenmedien. Der Papst wird bei seinem Besuch jeden Einzelnen spüren lassen, dass alle wirtschaftlichen und sozialen Krisen – über die Konjunkturschwäche hinaus – letztlich von einer anthropologischen Krise ausgehen. Nur eine Menschheit, die aufwacht und sich zu ihrer Menschlichkeit bekennt, hat die Kraft, die Krise in ihren einzelnen Punkten anzugehen."

San Marino gilt als älteste bestehende Republik der Welt. Als Gründungsdatum San Marinos wird der 3. September 301 angesehen. Marinus, ein Steinmetz aus dem heutigen Kroatien, soll damals vor der Christenverfolgung aus Rimini in die rund 25 Kilometer entfernten, nahezu unzugänglichen Wälder geflohen sein. Auf den dort thronenden, knapp 800 Meter hohen Kalkfelsen Titano soll er weitere verfolgte Christen geführt haben. Nach dem Toleranzedikt des römischen Kaisers Galerius im Jahr 311 wurde Marinus zum Diakon geweiht und erhielt den Berg als Geschenk. Auf seine letzten Worte vor dem Tod im Jahr 366 begründete sich die Republik: „Ich lasse euch zurück als von beiden Menschen Freie." Dies verstanden die Sanmarinesen im Sinne einer Unabhängigkeit von Römischem Reich und Kirchenstaat.

Der Besuch des Papstes gebe die Gelegenheit, die Prinzipien, auf denen die Republik gründet, herauszustellen. Die Außenministerin von San Marino, Antonella Mularoni, nennt Frieden, Toleranz und Verteidigung der Menschenrechte.

„Es sind die christlichen Werte, auf denen die Republik San Marino stets ihr Leben und ihre Existenz aufgebaut hat. Diese Werte, auch der Respekt vor anderen und Verantwortung sind die Flagge, die wir international vor uns her tragen."

Die Republik hat heute rund 31.000 Einwohner. Zwar hat das Land keine Staatsverschuldung, doch die Bevölkerung leidet unter der Wirtschafts- und Konjunkturkrise. Die Arbeitslosigkeit ist hoch – entsprechend der Situation im umgebenden Italien, dem wichtigsten Handelspartner. Der Papst wird viel für einen Weg aus der Krise sagen können, meint Außenministerin Mularoni:

„Natürlich gelten im Bereich der Wirtschaft andere Regeln, keine Gebote, die direkt auf den Glauben zurück gehen. Aber Christ zu sein, erlaubt eine andere wirtschaftliche Entwicklung, eine Wirtschaft die mehr Achtung hat vor den Bedürfnissen, den Rechten und den Interessen aller."

Radio Vatikan berichtet am Sonntag in den Magazinsendungen von der Reise Benedikts XVI. nach San Marino. Die Messe am Vormittag können Sie mit deutschem Kommentar im Internet und über die Partnersender verfolgen. (rv)