Kardinal Scherer: „Neuevangelisierung geht die ganze Kirche an“

Neuevangelisierung heißt nicht, dass das, was bisher auf dem Feld der Evangelisierung geschah, falsch und ungenügend war. Neuevangelisierung ist aber auf einen neuen Kontext angelegt. Zu diesem Ergebnis kamen die Mitglieder des päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung bei ihrer ersten Arbeitssitzung im Vatikan. Odilo Scherer, Erzbischof von Sao Paolo, sagte uns:

„Vieles wurde getan, die vergangenen Generationen haben das ihre getan für das kirchliche Leben, das Evangelium, die Mission. Neuevangelisierung bedeutet, dass auch wir tun sollen, was uns angeht in dieser Zeit, in dieser Generation, und in dieser Gegenwart mit ihren neuen Problemen der Gesellschaft, die neue Umgebung, kulturelle und religiöse Umgebung, die wir erleben."

Und noch einen Punkt hebt der brasilianische Kardinal hervor: Der päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung ist zwar vor kurzem erst errichtet, aber die Neuevangelisierung selbst muss ein missionarisches Tun der ganzen Kirche sein.

„Neuevangelisierung bedeutet nicht, dass manche Organisationen etwas tun sollen, sondern die ganze Kirche. Deshalb ist die sie eine Bewegung, die die ganze Kirche irgendwie bewegen muss, damit die ganze Kirche sich neu vornimmt, das Evangelium zu verkünden. Wie der Papst gesagt hat: das Evangelium ist immer dasselbe, aber wir wollen dies neu der Welt weitergeben. Wir haben es als Geschenk bekommen von der vorhergegangenen Generation und wollen es weitergeben, es ist ein Gut, nicht nur für uns, sondern für die ganze Menschheit." (rv)

Vatikanbank erhält eingefrorene Gelder zurück

Die Vatikanbank IOR bekommt 23 Millionen Euro zurück, die im Zug von Geldwäsche-Ermittlungen gegen das Institut gesperrt worden waren. Grund für die Entscheidung der römischen Staatsanwaltschaft waren die im April in Kraft getretenen strengeren Vorschriften zur Überwachung von Finanzgeschäften im Vatikan. Papst Benedikt XVI. hatte die neuen Finanzgesetze als Reaktion auf die Vorwürfe gegen das IOR erlassen. Im September hatten die Ermittler zwei Konten mit Einlagen in der Höhe von 23 Millionen Euro gesperrt, die das vatikanische Geldinstitut bei zwei verschiedenen italienischen Banken unterhielt. Gleichzeitig hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen IOR-Chef Ettore Gotti Tedeschi und den Generalsekretär der Bank, Paolo Cipriani, eingeleitet. Die italienische Staatsanwaltschaft gab nun bekannt, die neugeschaffene vatikanische Finanzaufsichtsbehörde habe die Zusammenarbeit mit ihrem italienischen Pendant aufgenommen und die nötigen Informationen über die seinerzeit beanstandete Transaktion geliefert. Ob damit die Ermittlungen gegen den Präsidenten und den Generalsekretär des IOR ebenfalls hinfällig geworden sind, blieb zunächst unklar. (rv)

Kardinal von Zagreb: „Kroatien ist offen für EU“

An diesem Wochenende reist Benedikt XVI. nach Kroatien – und die Vorbereitungen der Kirche dort sind geradezu fieberhaft. Bischöfe und Priester wollen die Gelegenheit nutzen, um neue Schubkraft für die Kirche zu bekommen… und vielleicht sogar fürs ganze Land.
„Die Erwartungen in Kroatien sind sehr groß. Kaum wurde die Papstreise offiziell angekündigt, haben wir als Kirche auf Diözesenebene wie auf nationaler Ebene ein Vorbereitungsprogramm gestartet. Jedes Bistum hat versucht, in sein Programm vor allem junge Leute und Familien mit einzubeziehen." Das erzählt der Erzbischof von Zagreb, Kardinal Josip Bozanic. Er hat dafür gesorgt, dass Benedikt XVI. in der kroatischen Hauptstadt vor allem auf Familien und Jugendliche treffen wird: eine Verjüngungskur für die Kirche.
„Die jungen Leute, die den Heiligen Vater treffen werden, sind in der Regel erst nach dem Fall des kommunistischen Regimes geboren worden. Sie teilen also die Vorstellungen und Gefühle der anderen Jugendlichen Europas – aber sie sind auch sehr sensibel für die spirituellen Werte und die Initiativen der Kirche. Oft sind es heute die jungen Leute, die das Leben in den Pfarreien beleben, mit Gebetskreisen oder Wallfahrten…"
Alle zwei Jahre organisiert Kroatiens Kirche ein nationales Jugendtreffen, diesmal stößt auch der Papst dazu. Das nationale Familientreffen hingegen wurde eigens für den Besuch aus Rom arrangiert. Benedikt wird auf ein lebendiges Kroatien treffen, das in die EU drängt:
„Kroatien ist offen für die Europäische Union und bereitet sich auf den Beitritt vor! Auch wir als Kirche sind offen dafür, weil Kroatien doch eigentlich immer schon im Bannkreis europäischer Zivilisation gelebt hat. Uns sind die Schwierigkeiten wie die Möglichkeiten völlig klar, die der Beitritt mit sich bringen kann. Uns geht es um Austausch: Kroatien liegt in einer europäischen Region, in der es auch viele Orthodoxe und Muslime gibt, es kann ein Ort des ökumenischen und des interreligiösen Dialogs sein. Kroatien ist dazu berufen, Brücke in Europa zu sein."
Sehr brückenhaft klingt denn auch das Motto, das sich Kroatiens Bischöfe für den Besuch ausgedacht haben: „Gemeinsam in Christus". Leitbild in den nächsten Tagen wird die Figur des Bekennerkardinals Alois Stepinac: Benedikt will am Grab des Seligen beten, der 1960 in einem Kerker des Tito-Regimes starb.
„Für die Kirche in Kroatien ist Kardinal Stepinac ein Modell der Treue zu Christus, zur Kirche und zum Heiligen Stuhl. Er war ein wahrer Hirte: Er verteidigte die Rechte jedes Menschen und jedes Volkes, jedes Verfolgten. Er stand mit seinem ganzen Leben für die christliche Hoffnung ein. Und um nicht gegen sein Gewissen zu handeln, ging er bis zum Martyrium." (rv)