Vatikan: Wohnort, Staatsbürgerschaft, Zutritt

Wer wohnt eigentlich so alles im Vatikan, wer darf zum steuerfreien Tanken an der Schweizergarde vorbeirollen, und wer genießt das Privileg, Inhaber eines vatikanischen Reisepasses zu sein? Das alles regelt ein neues Gesetz, das Papst Benedikt in diesem Jahr erlassen hat und das am 1. März 2011 in Kraft getreten ist. Wir haben das zum Anlass genommen, mit dem Koordinator dieses Gesetzes über das Leben hinter den vatikanischen Staatsmauern zu plaudern.
Bischof Giorgio Corbellini ist ein Mann, der sich mit vielen weltlichen Dingen herumschlagen muss. Er weiß Bescheid über Tank-Karten, Residenzregelungen und die Feinheiten vatikanischer Rahmengesetze, aber auch über Beleuchtungskosten für den Petersdom bei Papstmessen oder das Einziehen von Zwischendecken in alten Palazzi, um mehr Raum zu schaffen. Bischof Corbellini ist Vizegeneralsekretär im vatikanischen Governatorat. Das ist der Regierungssitz des Vatikanstaates, und weil dieser Staat klein ist, kann man das Governatorat mit Fug und Recht – und doch auch wieder nicht – mit einer Stadtverwaltung vergleichen. Jedenfalls: Es geht, anders als beim Heiligen Stuhl, oft um sehr Konkretes.

Wohnen im Vatikan
„ Niemand hat ein Recht darauf, im Vatikan zu wohnen", stellt Bischof Corbellini klar. Aber manche haben die Pflicht.
„Konkret die Schweizergardisten. Sie müssen, ob ledig oder verheiratet, im Vatikan wohnen.
Weiters residieren hier Kardinäle und Bischöfe. Einige von ihnen sind sozusagen psychologisch dazu verpflichtet. Abgesehen vom Papst sind das der Kardinalstaatssekretär und die gesamte Spitze des Staatssekretariates: der Substitut, der „Außenminister", der Assessor der Ersten Sektion, der Sekretär der Zweiten Sektion. Denn die Art ihrer Arbeit ist in einem Maß fordernd, dass ein Wohnsitz im Vatikan ihnen die Dinge sehr erleichtert. Konkret: Es spart ihnen viel Zeit."
444 Personen wohnen zurzeit im Vatikanstaat. Alle, die dieses Privileg genießen bzw. dieser Pflicht gehorchen, tun das, weil sie in Diensten des Papstes stehen. Auf sehr verschiedene Weise. Die sechs Klausurnonnen im Kloster „Mater Ecclesiae" beispielsweise sind dazu da, Tag und Nacht für den Heiligen Vater und sein Wirken zu beten. Andere Kategorien von Bewohnern residieren im Vatikan, weil man im Fall des Falles auf ihr rasches Eingreifen zählen will.
„Denken wir an den Kommandanten der Gendarmerie. Oder an bestimmte Techniker, wie der Verantwortliche der elektro-technischen Werkstatt, weil in jedem Moment ein Gebrechen auftreten kann, wo man sofort Abhilfe schaffen muss. Und als eine von mehreren Ordensgemeinschaften: die Barmherzigen Brüder, die die Vatikan-Apotheke betreiben."
Auch die vielsprachigen Beichtväter von Sankt Peter wohnen im Vatikan, ebenso eine Reihe von Weltpriestern, vornehmlich mit Dienstort Staatssekretariat. Etliche residieren im vatikanischen Gästehaus, der Domus Sancta Marta. Das ist bequem, hat aber den Haken, dass man, wenn der Papst stirbt, von einem Tag auf den anderen seinen Wohnsitz räumen und einem papstwählenden Kardinal überlassen muss.
„Die Kanoniker von Sankt Peter wohnen auch im Vatikan, das sind meist ältere Priester, die besonders über die Feierlichkeit der Liturgien in der Basilika wachen sollen. Und wie gesagt Bischöfe und Kardinäle, die klarerweise Personal beschäftigen, Ordensschwestern oder andere Bedienstete. Diese erhalten auch immer anstandslos die Residenzerlaubnis."
Anstandslos die Residenzerlaubnis erhalten auch Kinder – die Kinder der Schweizergardisten nämlich, derzeit 17, außerdem die Knaben im Teenageralter, die im Petersdom ministrieren. Sie wohnen in einem „Preseminario" genannten Internat innerhalb der Vatikan-Mauern.
Beim Aufstieg auf den Vatikanhügel in den Gärten fällt, gleich hinter dem Petersdom, ein etwas isoliert liegendes, sehr idyllisches Gebäude in den Blick, das so genannte Gärtnerhaus Diese Bleibe hat nun einen neuen Mieter bekommen, weiß Bischof Corbellini:
„Früher hat der Chefgärtner hier gewohnt. Jetzt nicht mehr. Sein Häuschen, ein sympathisches mittelalterliches Bauwerk mit einem kleinen Turm, wurde dem Chefredakteur des Osservatore Romano zugewiesen. Der jetzige Chefgärtner wohnt in Castelgandolfo, auch dort gibt es ja päpstliche Gärten. Und jeden Morgen kommt er zur Arbeit hierher."
Miete wird im Vatikan keine bezahlt, weil es sich durch die Bank um Dienstwohnungen handelt. Muss das Badezimmer neu gemacht werden, ist das Sache des Governatorates. Geht nur der Wasserhahn kaputt, ruft man auf eigene Kosten den Klempner, muss ihn aber bei der Gendarmerie anmelden und hoffen, dass er zum vereinbarten Zeitpunkt kommt. Denn:
„Wenn man Besuch erhält, muss diese Person etliche Kontrollpunkte von Schweizergarde und Gendarmerie durchlaufen. Die Gendarmerie lässt sie nur dann durch, wenn der Gastgeber auch von diesem Besucher weiß und einverstanden ist."
Kurz: Wer gerne spontane Gäste hat, ist im Vatikan weniger gut aufgehoben. Und wer selbst einmal nach Mitternacht, womöglich nach einer fröhlichen Geburtstagsparty, nach Hause kommt, kann das nicht ungesehen tun, sondern muss einen von zwei Bereitschaftsposten der Schweizergarde passieren. Bischof Corbellini wird leise:
„Unter uns gesagt, die bequemsten Wohnungen im Vatikan sind die in der Glaubenskongregation, denn dieser Palazzo hat ein Tor in den Vatikan und eines nach Italien!"

Vatikanische Staatsbürgerschaft
Nicht jeder, der im Vatikan wohnt, ist deswegen schon Vatikan-Bürger. Die vatikanische – unter Anführungszeichen – Staatsbürgerschaft ist im Regelfall eine zweite Staatsbürgerschaft neben der ursprünglichen, die beibehalten wird.
„Nach dem jetzigen Recht sind Vatikanbürger: alle Kardinäle, die im Vatikan und in Rom wohnen. Das war schon früher im Lateran-Vertrag so geregelt. Weiters die Diplomaten des Heiligen Stuhles. Außerdem jene, die im Vatikanstaat wohnen, insofern sie hier Dienst leisten und die Staatsbürgerschaft annehmen möchten, und auch die Ehepartner und Kinder dieser Personen".
Vatikanische Staatsbürger können sich derzeit 572 Personen nennen. Nur sie erhalten den vatikanischen Pass. Wobei es „den vatikanischen Pass" streng genommen nicht gibt, denn der Papststaat stellt vier verschiedene Typen von Pässen aus. Das Governatorat für diejenigen, die im Vatikanstaat residieren. Das Staatssekretariat hingegen macht Diplomatenpässe sowie Dienstpässe, entweder permanente oder zeitlich begrenzte für bestimmte Missionen. Die Pässe, die das Staatssekretariat ausstellt, tragen auf der Titelseite keinen Staatsnamen, sondern bloß das Wappen des Heiligen Stuhles. Vatikan-Pässe sind Dokumente mit integriertem Mikrochip, die den neuesten internationalen Sicherheitsnormen folgen.

Zutritt zum Vatikan
Ein beträchtlicher Teil des Vatikanstaates ist für Jedermann fast ohne Wenn und Aber zugänglich: Der Petersplatz immer außer nachts, der Petersdom nach einer Sicherheitskontrolle und die Vatikanischen Museen nach dem Lösen einer Eintrittskarte. Rund 18 Millionen Menschen besuchten nach Angaben der Vatikan-Gendarmerie 2010 den Petersdom. An den Gottesdiensten mit dem Papst und den Generalaudienzen nahmen im selben Jahr 2.270.000 Personen teil. Die Museen wollten 4.600.000 Besucher sehen. Doch auch in den etwas „exklusiveren" Teil des Vatikans drängen immer mehr Leute, gerne auch mit dem Wagen. 2010 registrierte die Gendarmerie 2.100.000 eingelassene Vehikel. Nicht gerechnet die Fußgänger. Corbellini:
„Bürger und Residierende haben uneingeschränkt Zutritt. Alle Angestellten erhalten einen Ausweis, außerdem können auch andere Personen eingelassen werden, die in den Büros zu tun haben. Wenn sie öfter dienstlich kommen, bekommen sie ebenfalls einen Ausweis. Auch das diplomatische Personal aus dem Ausland, das beim Heiligen Stuhl akkreditiert ist, hat Zugang zum Vatikan. Sei es für Kontakte mit Büros oder aus anderen Gründen."
Sehr beliebt unter diesen anderen Gründen: Das Vatikan-Kaufhaus. Es ist im repräsentativen Bahnhofsgebäude untergebracht, und bei der Fahrt dorthin lässt sich die Schönheit der päpstlichen Gärten erahnen. Feilgeboten werden luxuriöse Markenkleidung von Armani bis Burberry, Taschen und Schuhe, Zigaretten, Parfum, Schmuck und Uhren, alles steuerfrei. Gedacht waren diese Angebote ursprünglich, selbst wenn sie in einem gewissen Widerspruch zu den bescheidenen Vatikangehältern stehen, für Angestellte und ihre Familien. Diese dürfen auch im staatseigenen Supermarkt, der so genannten „Annona", einkaufen und an zwei Tankstellen steuerfreies Benzin zapfen – was sich lohnt.
„Nun, das Benzin ist wirklich billig. Ich muss sagen, es war früher noch billiger, 33 Prozent unter dem Niveau Italiens. Heute sind es nur 20 Prozent – um die Kassen des Staates zu begünstigen. Der Vatikan-Supermarkt hingegen ist nicht günstig. Klarerweise können wir nicht mit Großmärkten konkurrieren. Wir kaufen 10.000 Flaschen Öl, eine Supermarktkette kauft 10 Millionen. Bei uns setzt man auf Qualität. Es soll Leute geben, die nur dann Fleisch essen, wenn es aus dem Vatikan kommt!"
Nobel-Kaufhaus, Tankstelle, Supermarkt: Hier nimmt der Vatikanstaat den Vorwurf der Geschäftemacherei in Kauf. Monsignor Corbellini ruft in Erinnerung, dass man ja auch hohe Kosten habe.
„Denken wir nur, was es jedesmal kostet, den Petersplatz für eine Generalaudienz herzurichten. Da kommen ja nicht hundert Personen, sondern 12.000. Jede Woche die Stühle hin- und wieder wegzustellen, das sind jedesmal Zehntausende Euro. Alle Feiern im Petersdom bezahlt der Vatikanstaat, mehr noch, immer wenn der Papst sich im Vatikan aufhält, sind alle Ausgaben zu Lasten des Governatorates. Andererseits sind diese Einkaufsmöglichkeiten für die Angestellten ein großer Vorteil, zeitlich wie wirtschaftlich. Andernfalls bestünde nicht dieser brennende Wunsch nach unserem Ausweis für die Einkäufe, besonders fürs Benzin. Im Übrigen bemühen sich die Leute oft um diesen Ausweis und haben gar nicht die Absicht, ihn zu benutzen. Der Vatikan-Ausweis ist ein Statussymbol!" (rv)

Ukraine: Neues Oberhaupt der griechisch-kath. Kirche (Ukraine)- noch geheim

Kardinal Lubomyr Husar hatte aus Gesundheitsgründen Anfang Februar den Kirchenvorsitz als Großerzbischof der griechisch-kath. Kirche niedergelegt. Zu der Wahl seines Nachfolgers berichtete Radio Vatikan (kap) folgendes:

"Die ukrainische griechisch-katholische Kirche hat ein neues Oberhaupt. Es wurde an diesem Donnerstag in einer geheimen Stichwahl in Kiew gewählt. Das bestätigte ein Sprecher der mit Rom unierten Kirche gegenüber Kathpress. Das Wahlergebnis ist vorläufig unter Verschluss. Es wird der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation übermittelt und muss vom Papst bestätigt werden. Die Amtseinführung des neuen Großerzbischofs von Kiew ist bereits für kommenden Sonntag vorgesehen. Der eigentlich auf Lebenszeit gewählte Kiewer Großerzbischof, Kardinal Lubomyr Husar, hatte Anfang Februar aus Gesundheitsgründen sowohl den Kirchenvorsitz als auch die Leitung der Großerzdiözese mit Zustimmung des Papstes niedergelegt".

Paris: Vorhof will Herz der Kultur erreichen

In der „Unesco" in Paris wird an diesem Donnerstag Nachmittag die Vatikan-Stiftung „Vorhof der Völker" feierlich eröffnet. Der Päpstliche Kulturrat erweckt mit dieser Initiative zum Dialog mit Atheisten in gewisser Weise das frühere Vatikan-Sekretariat für die Nichtglaubenden zum Leben, das in den neunziger Jahren im Kulturrat „aufgegangen" war. Stefan Kempis berichtet aus Paris.
Dass das Gespräch mit den Nichtglaubenden in der Pariser Unesco begonnen wird, macht klar: Der Vatikan zielt von Anfang an hoch. Er will das Herz der zeitgenössischen Kultur erreichen, für das die Kultur- und Wissenschaftsorganisation der Vereinten Nationen steht. Auch die weiteren Stationen des Gesprächs am Freitag, nämlich Sorbonne-Universität und „Académie francaise", zeigen, dass der Heilige Stuhl sich mit der Gottesfrage direkt an die intellektuelle Szene von Paris wendet, die noch von altem Ruhm aus den Zeiten Sartres zehrt. Innerkirchlich wirkt es schlau, dass das „Centre des Bernardins", an dem auch schon der Papst zu Besuch war, von Anfang an mit eingebunden ist: Diese Einrichtung versucht nämlich im Herzen von Paris täglich den Brückenschlag des Katholischen hinüber in die akademische und intellektuelle Stadt, sie könnte das Anliegen des „Vorhofs der Völker" hier verstetigen.
Aufhorchen lässt, dass die Planer noch nicht einmal ein Grußwort des Ortsbischofs, also Kardinal André Vingt-Trois, vorgesehen haben – kein Affront, denn das „Institut Catholique de Paris" macht ja mit in diesen Tagen, aber doch ein kleines Signal. Den Vorwurf, der Vatikan rede mit Atheisten und Agnostikern, ohne in ausreichender Weise die Ortskirche zu beteiligen, gab es schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Damals führte Kardinal Franz König das Päpstliche Sekretariat für den Dialog mit den Nichtglaubenden und suchte das Gespräch mit marxistischen Herrschern und Denkern hinter dem Eisernen Vorhang. Auch die islamischen und jüdischen Institutionen oder die Kirchen der Reformation sind beim Start des „Vorhofs der Völker" nur Zuschauer. (rv)

Indonesien: Christenverfolgung nimmt zu

 Die Christenverfolgung in dem Land hat stark zugenommen. Das berichtet die Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker in einer Pressemeldung von diesem Mittwoch. Demnach habe sich die Zahl der Übergriffe auf Christen in 2010 vervierfacht: Von 75 christenfeindliche Aktionen seien 43 Anschläge auf Kirchen oder willkürliche Schließungen von Gotteshäusern gewesen, so der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Der Trend setze sich offenbar fort, so Delius weiter mit Verweis auf jüngere Vorfälle: Im Februar 2011 seien allein auf der Insel Java drei Kirchen niedergebrannt worden, nachdem ein Christ wegen angeblicher Blasphemie zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Auch am Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog hatte man zuletzt eine Radikalisierung der indonesischen Gesellschaft befürchtet. Die Einführung eines Blasphemiegesetzes auch in Indonesien schloss Pater Markus Solo vom Päpstlichen Dialograt im Gespräch mit Radio Vatikan nicht aus.
Noch dramatischer als die Lage der Christen in Indonesien sei die Lage der Ahmadiyya-Muslime, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker weiter. Ihnen sei Glaubensausübung komplett untersagt, ihre Moscheen würden geschlossen, Gläubige bedroht, vertrieben oder zur Konversion zum sunnitischen Islam gezwungen. (rv)

Kardinal Koch: Moskau, „noch viele offene theologische Fragen“

 Katholiken und Orthodoxe sind Verbündete und keine Konkurrenten. Das sagt uns der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Kurt Koch, nach seinem jüngsten Besuch in Moskau. Vergangene Woche traf der Schweizer Kurienkardinal den Moskauer Patriarchen Kyrill I. in Russland, um sich über den Stand der Ökumene auszutauschen. Mario Galgano mit Einzelheiten.
Der ökumenische Dialog besteht vor allem in den persönlichen Beziehungen zwischen den Gläubigen. Das betont Kardinal Kurt Koch. Deshalb sehe er seine Aufgabe als Ökumene-Verantwortlicher des Papstes darin, wichtige Vertreter anderer christlicher Kirchen und Gemeinschaften zu treffen und mit ihnen über die Zukunft des Christentums zu sprechen. Das galt auch in Moskau.
„Es war eine sehr herzliche Begegnung. Ich habe Kyrill erstmals als Patriarchen getroffen. Kurzum, es war mein Antrittsbesuch in Moskau. Denn es war mein Anliegen, möglichst bald nachdem ich im November in Konstantinopel beim Ökumenischen Patriarchen war, auch den russisch-orthodoxen Patriarchen zu besuchen. Wir haben sehr offen miteinander gesprochen. Es war sein Anliegen, meine Meinung zum Stand der Ökumene zu erfahren."
Katholiken und Orthodoxe haben sehr viel gemeinsam, sagt Kardinal Koch. Er ortet aber auch offene Arbeitsfelder:
„Was die konkrete Ökumene mit der russisch-orthodoxen Kirche betrifft, so ist mir deutlich geworden, dass wir noch einige Arbeit vor uns haben. Das betrifft vor allem den theologischen Dialog."
Mehrmals traf Kardinal Koch den russisch-orthodoxen Metropoliten Hilarion Alfejew. Er ist Außenamtsleiter und somit der „Zweite Mann" des Moskauer Patriarchats nach Kyrill. Hilarion hat eine sogenannte „Strategische Allianz" zum Schutz grundlegender Werte des Christentums in Europa ins Leben gerufen und sucht dabei den Schulterschluss mit dem Papst. Kardinal Koch hält die „Strategische Allianz" für ein taugliches Vorhaben und sagt, er habe mit Hilarion vor allem zwei Aspekte vertieft: den Namen und das genaue Ziel des Bündnisses.
„Für mich kann das, was Metropolit Hilarion vorhat, nur legitim sein, wenn es ein Schritt auf die volle kirchliche Gemeinschaft ist und nicht eine Alternative darstellt."
Auch an der Bezeichnung „Strategische Allianz" kann man noch feilen, meint Kardinal Koch.
„Ein Projekt braucht einen guten Namen. Und wenn man von strategischer Allianzspricht, dann klingt das eher militärisch. Daher müsste man meiner Meinung nach dieses Projekt anders benennen."
Hilarion habe ihm da letztlich zugestimmt, sagt Koch. Man wolle nicht gegen, sondern für etwas eintreten.
„Es geht nicht darum, gegen verschiedene Tendenzen in der Gesellschaft zu kämpfen, sondern die grundlegenden Werte des christlichen Glaubens in der heutigen Welt zu bezeugen. Das ist ja genau der Weg, den Papst Benedikt XVI. eingeschlagen hat. Er sagt immer wieder, dass unsere Kirche oft als Verbotsinstitution wahrgenommen werde. Das stimmt aber gar nicht. Wir haben etwas Positives zu verkünden. Erst vor dem Hintergrund dieses Positiven können dann möglicherweise gewisse Verbote ausgesprochen werden."
Eine Schlüsselrolle in der Beziehung zwischen der römisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche spielt die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in der Ukraine: Moskau sieht sie als Hürde in der Beziehung zu Rom. Diese Woche wählt die griechisch-katholische Kirche in Kiew ein neues Oberhaupt. Vorher möchte sich Kardinal Koch zu dieser delikaten Frage nicht äußern, zumal er auch einen Besuch in der Ukraine ins Auge fasst. Ein Termin für diese Visite ist aber noch nicht bekannt. (rv)

Frankreich: Streit zwischen Bischof und Piusbruderschaft

Die Justiz soll einen Streit zwischen einem Bischof und der Piusbruderschaft schlichten. Bischof Alain Planet von Carcassonne und Narbonne verweigerte der Bruderschaft den Zugang zu einem katholischen Marienheiligtum. Er hatte erklärt, die Piusbruderschaft sei eher eine politische als eine religiöse Bewegung. Bereits früher hatte die extreme Rechte „Front National" versucht, sich des Wallfahrtsortes zu bemächtigen, kritisierte der Bischof. Bereits 2007 sei Front-National-Führer Jean-Marie Le Pen gegen den erklärten Willen des Bischofs dort eingezogen. Der Bischof befürwortete den Eingriff der Justiz. (rv)

Vatikan: Mehr Philosophie für Theologen

Theologen werden zukünftig in ihrer Ausbildung mehr Philosophie studieren. Das hat der Präfekt der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholewski, bekannt gegeben. Konkret verlängert sich das Bachelor-Studium an den kirchlichen Fakultäten der Welt von zwei auf drei Jahre. In den ersten zwei Jahren des Theologiestudiums sollen künftig 60 Prozent der Semesterwochenstunden der Philosophie vorbehalten sein. Diese und andere Neuerungen sind in einem vatikanischen „Dekret zur Reform der kirchlichen Studien der Philosophie" festgelegt. Die Reform gilt für alle Universitäten und Hochschulen weltweit, die katholische Theologen ausbilden. (rv)

Bischof von Tokio: „Angst vor Nuklearkatastrophe geht um“

Auch über eine Woche nach dem Erdbeben und Tsunami in Japan ist die Lage in den betroffenen Gebieten immer noch prekär. Während Spezialisten versuchen, am Atomkraftwerk Fukushima eine drohende Atomkatastrophe abzuwenden, bemühen sich Caritas und Regierung um das Errichten von Notunterkünften für die über eine halbe Million Obdachlosen. Viele von ihnen sind inzwischen auch in Tokio eingetroffen. Der Erzbischof der japanischen Hauptstadt, Peter Takeo Okada, sagt gegenüber Radio Vatikan:
 „Einige Kirchen sind zerstört worden und müssen neu errichtet werden. Besonders die Diözesen Sendai und Saitama haben sehr gelitten. Hier in Tokio haben wir nicht so viele Probleme. Wir bereiten die Notunterkünfte und Zelte für die obdachlos gewordenen Menschen vor – damit die Leute endlich wieder eine Art Bleibe bekommen. Und wir sammeln Spenden für die Notleidenden. Es gibt viele Gerüchte über eine mögliche Nuklearkatastrophe. Davor haben die Menschen große Angst. Die Regierung tut ihr Bestes, und wir vertrauen ihr."
Auch der Jesuitenpater Arun D Souza berichtet von der um sich greifenden Angst in der Bevölkerung vor einer atomaren Katastrophe. Der Geistliche indischer Herkunft hält sich derzeit für einen Studienaufenthalt in Japan auf. „Von den grundlegendsten Dingen bis zu einem Plan für den Wiederaufbau wird hier jetzt alles gebraucht", so der Pater im Gespräch mit dem römischen Pressedienst Asianews. „Doch um die seelischen Wunden zu heilen, braucht es das Gebet – und keine Angst", so der Geistliche weiter.
In Lebensmitteln aus der Umgebung des Atomkraftwerkes Fukushima wurde eine gefährliche Strahlenbelastung nachgewiesen. Die Gegend um das Atomkraftwerk ist eine der wichtigsten Regionen für den Anbau von Reis, Gemüse und Obst. Auch in Tokio wurde in Lebensmitteln Spuren radioaktiver Substanzen gefunden. (rv)

Kardinal Maradiaga zur Hilfe für Japan

 Seit der größten Katastrophe in der Geschichte Japans sind mehr als eine halbe Million Menschen ohne Heim und feste Bleibe. Viele der Obdachlosen müssen die Nächte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in Notunterkünften verbringen. Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga ist Präsident von Caritas Internationalis. Anlässlich des Kongresses „Treffpunkt Weltkirche", der gestern in Würzburg zu Ende gegangen ist, haben wir mit dem Kardinal über unsere Pflicht zu helfen gesprochen.
„Wir haben die Informationen über Japan von der lokalen Caritas bekommen. Die Caritas in Japan wächst ja stetig. Nur leider ist die Diözese, die am schwersten vom Tsunami verwüstet worden ist, die Diözese jenes Bischofs, der neuer Präsident von Caritas Asien ist. Allein schon deshalb sind wir verpflichtet, so viel wie möglich zu tun, um ihnen zu helfen. Ich habe Leute sagen hören, Japan sei reich, die können sich selbst helfen. Das ist aber kein christliches Kriterium. Wir fragen nicht, wer reich ist und wer nicht. Wir fragen: Wer leidet? Und das machen wir, weil wir Katholiken sind. Es ist unser Glaube, der uns zum Helfen bringt. Und daher rufen wir von der Caritas Internationalis dazu auf, Japan zu helfen." (rv)

Kard. Koch: „Situation in Libyen äußerst tragisch“

 In Libyen haben die westlichen Truppen in der Nacht auf Montag eine zweite Angriffswelle gestartet. Das meldet Reuters. Die deutsche Regierung lehnt weiterhin eine Beteiligung an dem Einsatz ab. Eine offizielle Stellungnahme des Vatikans für oder gegen einen Einsatz gibt es bisher nicht. Der Papst rief am Sonntag beim Angelusgebet zum Schutz der Zivilbevölkerung auf. Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch befürwortet einen internationalen Einsatz in Libyen, solange das Ziel eines solchen Vorhabens der Schutz der lokalen Bevölkerung sei. Das sagt er gegenüber Radio Vatikan an diesem Montag:
„Ich finde die Situation in Libyen äußerst tragisch. Vor allem bewegt mich die Hilflosigkeit der internationalen Staatengemeinschaft, diesem Phänomen entgegenzuwirken. Jetzt hat man versucht, zumindest ein Flugverbot durchzusetzen. Das kommt aber zu spät. Es ist ein großes Ärgernis, wie die ganze Welt zuschaut, wie ein Diktator sein eigenes Volk umbringt. Das zeigt aber einmal mehr, dass wir glauben, klug zu sein, indem wir die Vergangenheit beurteilen, doch unklug sind, die Zeichen der Gegenwart zu erkennen." (rv)