Italien: Kath. Medien im Streik gegen Mediengesetz

Am Streik gegen ein Mediengesetz der Regierung Silvio Berlusconis beteiligen sich auch die katholischen Medien Italiens. Der bischöfliche Pressedienst gibt an diesem Freitag keine Nachrichten heraus, die vatikanischen Informationsdienste Fides und Misna melden nicht, die kircheneigene Zeitung Avvenire erscheint nicht: insgesamt rund 40 konfessionelle Organe schlossen sich der Aktion an. Der Protest richtet sich gegen ein neues Pressegesetz, das „unrechtmäßige" Zitate aus Telefonmitschnitten und Ermittlungsunterlagen unter teils drastische Strafen stellen will. Insgesamt soll das Abhören auch für die Justiz schwieriger gemacht werden, ein Schlag gegen den Kampf gegen die Mafia, fürchten die Medien. Außerdem dürfe man über laufende Gerichtsverfahren nicht mehr berichten, so das Vorhaben des Gesetzes. Misna betonte in einer Erklärung, das geplante Abhörgesetz behindere in ungerechtfertigter Weise die Recherche und behindere die Medien in ihren Aufgaben, die ihnen auch nach der katholischen Soziallehre zukämen. Zu dem „Tag des Schweigens" – so der Name der Aktion – hatte der nationale Journalistenverband FNSI aufgerufen. Lediglich die Medien, an denen die Familie von Silvio Berlusconi beteiligt ist, beteiligten sich nicht. Dazu gehören die Tageszeitung „Il Giornale" und der rechtskonservative „Libero". (rv)

Belgien: Kardinal klagt wegen Verletzung des Justizgeheimnisses

Die katholische Kirche in Belgien kommt nicht zur Ruhe: Der ehemalige Erzbischof von Mechelen-Brüssel, Kardinal Godfried Danneels, hat Anzeige wegen Verletzung des Justizgeheimnisses erstattet. Was in den vergangenen Stunden über ihn in den Medien veröffentlicht wurde, schädige den Ruf des Kardinals auf irreparable Weise. Das teilte der Kardinal mit. Belgische Medien berichteten von angeblich pädophilen Bildern auf seinem PC. Es stellte sich hingegen heraus, dass es sich um ein einziges Bild handelt und zwar ein Kunstwerk, das von einer Webseite des öffentlich-rechtlichen flämischen Fernsehsenders VRT automatisch und ohne Wissen des Kardinals auf dessen Computer geladen worden ist. Der Pressesprecher der belgischen Bischofskonferenz, Eric de Beukelaer, glaubt aber nicht, dass eine Verschwörung gegen die Kirche im Gang ist.
„Ich spreche auch nicht von einem Streit zwischen der Kirche und der Justiz. Das Ganze wird sehr dramatisch und personalisiert dargestellt. Die Bischöfe möchten aber eine ruhige Atmosphäre. Wie der Heilige Vater bereits gesagt hat, soll die Justiz in solchen Angelegenheiten ihre Arbeit verrichten aber nicht im Sinne eines Streits. Die Oberhirten möchten einzig, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt."
Die Brüsseler Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag ausdrücklich klargestellt, dass gegen Kardinal Danneels nicht wegen Besitz von Kinderpornografie ermittelt werde. Die Staatsanwaltschaft werde nun selbst Ermittlungen einleiten, um das Leck für die Veröffentlichungen von Ermittlungs-Details zu schließen.
„Es wurden vertrauliche und vor allem falsche Informationen in den Medien veröffentlicht. Es war für uns peinlich, als man den Bischöfen vorwarf, sie hätten irgendetwas mit dem Fall Dutroux zu tun gehabt. Das war ja eine sehr schlimme Angelegenheit in Belgien. Die Sachlage war ganz anders und wir haben das auch erklären können. Dann kam diese Geschichte mit dem bizarren Photo auf dem Computer von Kardinal Danneels. Daraufhin hat eben der Kardinal eine Klage eingereicht, aber nicht gegen die Justizbehörde sondern gegen diejenigen, die solche Informationen in die Welt gesetzt haben. Wir wissen aber nicht, wer diese falsche Informationen den Medien zugespielt hat." (rv)