D: „Deutschlands Muslime müssen sich als Religionsgemeinschaft beweisen“

Deutschlands Muslime brauchen eine verfassungsrechtliche Vertretung als Religionsgemeinschaft. Und sie müssen das Grundgesetz, wie etwa die Trennung von Staat und Religion, geschlossen akzeptieren. Daran erinnert der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban mit Blick auf die Deutsche Islamkonferenz (DIK). Der Migrationsforscher sagte im Gespräch mit Radio Vatikan: „Die Muslime müssen dem Gesetzgeber, den Gerichten, der Bevölkerung in Deutschland beweisen, dass sie religiöse Institutionen sind und keine politischen. Das ist bis heute nicht passiert. Und wenn sie wirklich religiöse Organisationen werden, setzt das voraus, dass ein Prozess der Säkularisierung bei ihnen stattgefunden hat, auch eine theologische Arbeit. Davon sind sie aber sehr weit entfernt."

Ein zweites Problem der Muslime in Deutschland sei organisatorischer Natur, so Ghadban. Die deutsche Politik müsse sich mit Verbänden auseinandersetzen, die jeweils unterschiedliche Richtungen des Islam verträten und untereinander uneinig seien. Darüber hinaus seien weit nicht alle Muslime in Verbänden organisiert. Die auf der aktuellen Islamkonferenz anwesenden Vereine könnten also nicht als Vertretung der 4 Millionen Muslime in Deutschland gelten, auch wenn sie Entscheidungsmacht hätten:

„Diese Organisationen vertreten im besten Fall 15 Prozent der Muslime. Wenn zwei Dachorganisationen ausfallen, ist das ein geringer, aber bedeutender Teil, weil diese Organisationen das Religiöse verwalten, das heißt, sie besitzen die Moscheen. Ich gehe davon aus, dass mit diesen beiden Dachverbänden 450 Moscheegemeinden ausgeschlossen werden." (rv)

Ergebnis 11. Voting: Burka- bzw. Niqab-Verbot?

Abstimmung:
Sollte in Deutschland das Tragen einer Burka bzw. Niqab verboten werden?

Umfragedauer 01.05. – 20.05.2010
Gesamtstimmen bisher: 75

Ja, unbedingt 65
Ja, aber nur in öffentl. Einrichtungen 4
Nein, überhaupt nicht 3
Ist mir egal 3

 

Neues 12. Voting:

Kirchenaustritte?!

Zum Voting   >>>Abstimmen

Südafrika: Schwestern am Ball

Südafrika importiert vor der Fußball-WM „Millionen von Kondomen“ aus Großbritannien: Das sagt Erzbischof Buti Joseph Tlhagale von Johannesburg. Der Kirchenmann ist zutiefst besorgt, dass das Fußballereignis auch zu einem Fest des Menschenhandels wird. Nach seinen Schätzungen werden etwa 40.000 weibliche oder männliche Prostituierte eigens für die WM ins Land gebracht. Da sei es geradezu „heuchlerisch“, dass die südafrikanische Regierung über alles den Slogan decke: „Die Menschen zuerst“. Stefan Kempis berichtet.

„Dass der traurige Menschenhandel ein Ende finde, von dem leider Millionen von Frauen und Kindern betroffen sind“: Das war die Gebetsmeinung des Papstes für diesen Monat Mai. Doch kaum ist der Mai vorbei, startet im Juni die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika – und damit der nächste große Sklavenmarkt. Zumindest befürchten das viele Ordensfrauen: Sie haben ein Netzwerk gegen Menschenhandel, Ausbeutung und Prostitution geschaffen. Eine von vielen: die Salesianerin Bernadette Sangma.
„In Südafrika sind die verwundbarsten Personen die, die vom Land kommen – die kann man leichter hereinlegen, weil sie ja kaum Zugang zu Informationen haben und häufig gar nicht lesen können. Wir befürchten also, dass vor allem Menschen vom Land das Opfer von Menschenhändlern werden – und vor allem junge Leute. Das liegt daran, dass die Regierung angeordnet hat, die Schulen während der ganzen Zeit der Weltmeisterschaft geschlossen zu halten. Die Schüler haben also die ganze Zeit frei und werden damit zu leichten Opfern.“
Die Schwestern, die beim Netzwerk mitmachen, wissen aber, dass sie während des Weltcups nicht nur in Südafrika selbst wachsam sein müssen.
„Uns ist klar, dass es auf dem Gebiet der sexuellen Ausbeutung auch Nachfrage nach Exotik gibt; also könnte es auch zu Menschenhandel nach Südafrika aus sogar sehr entlegenen Gebieten kommen – aus Osteuropa, Thailand oder einigen lateinamerikanischen Ländern.“
Schwester Bernadette, die aus Indien stammt, koordiniert das Netzwerk, dem Ordensfrauen aus fast zwanzig verschiedenen Gemeinschaften angehören. Es heißt „Talita kum“ – mit diesen Worten erweckte Jesus einmal (nach Schilderung des Markus-Evangeliums) ein totes Mädchen zum Leben. Schwester Bernadette hat eine Botschaft an alle Fußballfans:
„Ich würde ihnen gerne sagen, dass es bei der Weltmeisterschaft um das Spiel gehen sollte. Sie sollten sich doch bitte neben der Freude, die sie zu Recht am Fußball haben, nicht auch noch irgendwie auf sexuelle Ausbeutung einlassen!“
Die Bitte geht natürlich auch an die Fußballer selbst. Erst vor drei Wochen wurde bekannt, dass der französische Top-Spieler Frank Ribéry zu den Kunden einer nordafrikanischen Prostituierten gehörte: Offenbar ließ er die Minderjährige auch ins Trainingslager einfliegen, wenn er im Ausland spielte.
„Wenn die Fans und natürlich die Spieler sich nicht auf sexuelle Ausbeutung einlassen würden, dann wäre schon 95 Prozent aller Präventionsarbeit geleistet! Und sie würden sich nicht zu Komplizen machen, wenn so vielen Menschen Leid zugefügt wird.“
Ribéry wurde übrigens vom französischen Teamchef Domenech trotz des Skandals für die WM am Kap nominiert. (rv)

Vatikan: Papst empfängt CCEE-Vertreter

Nach der großen Solidaritätsdemo von Sonntag und der erfolgreichen Portugalreise, haben Vertreter des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in dieser Woche einen gestärkten Papst erlebt. Sie wurden gleich am Montag in Privataudienz empfangen. Wie sieht die Situation der katholischen Kirche in Europa aus, wie lässt sich das Evangelium verkünden? Darüber legten die Vertreter dem Papst Bericht ab. Der Generalsekretär des Rates, Pater Duarte da Cunha, beschrieb die Audienz so:
„Es war ein gutes Treffen mit dem Heiligen Vater, man konnte wirklich noch seine Freude nach der Portugalreise spüren. Wir hatten auch die Möglichkeit, mit ihm über die aktuellen Schwierigkeiten zu sprechen, über Europa, das sich immer weiter entfernt von seinen christlichen Wurzeln. Der Papst hat darauf bestanden, auf die Evangelisierung zu setzen und weiter zu hoffen, um von den Wurzeln her eine neue Gesellschaft der Nächstenliebe aufzubauen. Er war sehr aufmerksam, als wir ihm unsere Anliegen schilderten.“

Zu der aktuellen Krise meinte da Cunha:
„Die Kirche muss jetzt nach vorne blicken, es gibt viel zu tun und wir dürfen da nicht still stehen bleiben. Wir haben unsere nächste Vollversammlung im Oktober und Hauptthemen werden da die Demographie und die Familie sein: Was bestimmt das Familienleben? Außerdem sprechen wir über den ökumenischen Prozess mit den Orthodoxen, nicht dogmatisch oder theologisch, sondern vielmehr über die soziale und ethische Komponente, die unsere Gesellschaft betrifft. Wir sind nur ein kleines Sekretariat, wir können nicht alles tun, aber zumindest versuchen wir, etwas zu tun.“ (rv)